Karriereentscheidungen: So treffen Sie die richtige Wahl

Von einer Entscheidung kann viel abhängen. Einmal falsch abgebogen, schon ist es mit der Karriere vorbei. Endstation. Karrieresackgasse. So denken viele – und denken falsch. Die Anzahl potenzieller Karriereentscheidungen nimmt enorm zu, und genau deshalb sind sie keinesfalls endgültig oder fatal. Ob Studienwahl oder Berufswahl, Beförderung oder Downshifting – keine Entscheidung ist so final, dass sie sich nicht immer noch korrigieren ließe. Schlimmstenfalls verlieren Sie Zeit, vielleicht auch etwas Geld. Jedoch nur, um neuen Anlauf zu nehmen. Immerhin: Es gibt ein paar Tipps und Tricks, wie Sie die richtigen Karriereentscheidungen früher finden und treffen…

Karriereentscheidungen Berufswahl Jobwahl Tipps

Karriereentscheidungen: Warum sie in Summe zunehmen

Früher war der Karriereplan für Arbeitnehmer weitgehend abgesteckt: Erst die Ausbildung, in selteneren Fällen ein Studium, danach der Job und: arbeiten, arbeiten, arbeiten. Meist in dem gleichen Betrieb, 40 Berufsjahre lang.

Das hat die Lebenskarriere extrem plan- und überschaubar gemacht. Aber vorbei.

Karriereentscheidungen - Karriereverlauf: Theorie und Realität

Die moderne Arbeitswelt ist wesentlich schnelllebiger und unvorhersehbarer. Heute machen zwar immer noch die meisten Berufseinsteiger eine Ausbildung oder es wird ein Studium absolviert. Aber die gesamte Berufsleben in diesem Beruf Job bleiben, ist eine Ausnahme. Nicht wenige legen zwei bis drei Karrieren hin – mal inklusive Selbstständigkeit, mal als Quereinsteiger, mal als Aussteiger.

Das bedeutet zugleich: Arbeitnehmer treffen heute wesentlich mehr Karriereentscheidungen als noch die Generationen vor ihnen. Beispiele hierfür gibt es zuhauf:

  • Der Vorgesetzte bietet Ihnen von heute auf morgen eine verantwortungsvollere Position im Team an.
  • Der Anruf eines Headhunters verspricht unerwartete Karrierechancen.
  • Sie haben sich auf mehrere Stellen beworben und erhalten gleich mehrere Zusagen.
  • Der gelernte Beruf macht Ihnen keinen Spaß mehr, aber Sie könnten sich weiterbilden.
  • Ihr Jobprofil gibt es bald nicht mehr, weil Maschinen das übernehmen. Aber was machen Sie jetzt?

Überall gibt es Weichen und Wendungen. Das Arbeitsleben samt der dazugehörigen Karriereverläufe ist flexibler geworden. Es gibt eine größere Toleranz gegenüber weniger geradlinigen Karrierewegen und Brüchen im Lebenslauf. Aber das bedeutet gleichzeitig, mehr Verantwortung für sich selbst zu übernehmen – und mehr Entscheidungen treffen zu müssen. Das bringt Freiheiten und Möglichkeiten, aber auch Verunsicherung oder Überforderung.

Welche Karriereentscheidung ist die richtige?

Es gibt ein schönes Bonmot, dessen Herkunft leider unbekannt ist:

Nichts ist schlimmer, als die Karriereleiter empor zu klettern, um oben festzustellen, dass man sie an der falschen Wand angelehnt hat.

Das ist zweifellos richtig – aber auch extrem angsteinflößend. Denn verschwiegen wird dabei, dass man unterwegs und jederzeit herunterklettern und neu ansetzen oder auch mal die Leiter überspringen und wechseln kann (um im (Sprach-)Bild zu bleiben).

Keine Frage, wir hätten es gerne einfach und eindeutig: Triff eine richtige Wahl und der Rest läuft dann schon. Doch das ist genauso naiv wie falsch. Karriere war und ist noch nie ein Automatismus gewesen. Sie wird gemacht – und zwar hauptsächlich von uns selbst.

Um eine richtige Karriereentscheidung treffen zu können, ist es viel essenzieller, das Ziel zu kennen. Nur wer weiß, wo er am Ende hin will, kann seiner Karriere eine Richtung geben und damit erst eine „richtige“ Wahl treffen. Alles andere ist zwar auch eine Entscheidung, aber auch so zielführend wie der Wurf einer Münze. Hinzu kommen die zwei Kernprobleme jeder Entscheidung:

  • Einschränkung

    Eine Wahl FÜR etwas, ist immer auch eine Wahl GEGEN die Alternativen. Deswegen erleben wir so häufig dabei auch Verlustängste oder die Angst (jetzt) etwas zu verpassen (im Fachjargon: die Fear Of Missing Out – kurz: FOMO). Aber man kann nunmal nicht gleichzeitig professioneller Keynote-Speaker, Koch und Schauspieler werden. Da müssen Sie sich letztlich für eine Laufbahn entscheiden. Zumindest für eine zeitlang.

  • Ungewissheit

    Ein Restrisiko bleibt immer. Erst in der Rückschau merken wir, ob eine Wahl richtig oder falsch war. Garantien gibt es nicht, allenfalls Wahrscheinlichkeiten. Deshalb haben Entscheidungen viel mit Wetten gemein. Darin liegt aber auch eine große Chance: So manch vermeintlich falsche Entscheidung stellt sich im Laufe der Jahre als Glücksfall heraus. Oder wie wir immer schreiben: „Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist nicht immer die Gerade, manchmal ist es auch die Krumme.“

So begleitet uns bei jeder Karriereentscheidung in der Regel ein Bauchgefühl. Mal ein gutes, mal ein ungutes. Und das ist auch gut so: Ihre Intuition ist zumindest eine wertvolle Orientierungshilfe für Karriereentscheidungen. Ganz darauf verlassen sollten Sie sich aber bitte nie.

Unrealistische Ängste überwinden

Tatsächlich gibt es Karriereentscheidungen, die ein ganz mieses Bauchgefühl hervorrufen, obwohl sie nachweislich zu einer besseren beruflichen oder privaten Situation beitragen. Objektiv betrachtet scheint es eine schlechte Karriereentscheidung, solche Vorzüge auszuschlagen, nur weil da dieser innere Kritiker Angst vor Veränderung hat oder davor, es doch nicht zu schaffen.

Solche Bauchschmerzen hängen häufig nicht mit realen Bedingungen zusammen, sondern mit vagen Annahmen und einem geringen Selbstbewusstsein. In dem Fall lassen Sie sich aber bitte gesagt sein: Es sind jene Entscheidungen, die wir NICHT getroffen haben, die wir am Ende des Lebens am meisten bereuen – nie die angeblich „falschen“. Oder wie es Scott McNealy, einer der Gründer von Sun Microsystems, einmal sinngemäß formuliert hat: „Ich verwende deutlich weniger Zeit und Energie darauf, eine richtige Entscheidung zu treffen, als vielmehr dafür zu sorgen, dass jede von mir getroffene Entscheidung sich richtig entwickelt.“

Wer am Scheideweg steht und seine Hausaufgaben gemacht hat (also objektiv – soweit möglich – Vorteile und Nachteile abgewogen), der sollte nicht auf die Ungewissheit und seinen Bauch hören, sondern seinem Verstand trauen. Überwindung und Mut zur eigenen Entscheidung können ungeheuer befreiend wirken. Nicht selten gibt uns das sogar neuen Schwung. Und umso leichter werden uns künftige Karriereentscheidungen fallen.


Anzeige

Gute Karriereentscheidungen treffen: Tipps und Tricks

Jobwechsel, Branchenwechsel, Weiterbildung, Sabbatical, Auswandern, Selbstständig machen – es gibt unzählige Schritte und Karriereentscheidungen. Für jede einzeln einen Empfehlung zu geben, würde den Rahmen eines Artikels sprengen. Das ist eher etwas für ein Buch (oder eine Buchreihe).

Es muss aber auch nicht sein. So gibt es durchaus auch ein paar allgemeine Empfehlungen (vulgo: Tipps und Tricks), die Sie für und vor einer Karriereentscheidung nutzen können und die diese erleichtern können:

  • Bestimmen statt bewerten

    Fokussieren Sie bei Ihrer Karriereentscheidung nicht auf Kategorien wie „richig oder falsch“, „gut oder schlecht“. Das ist zu eindimensional und lässt sich auch erst nach Jahren verifizieren. Formulieren Sie lieber ein genaues Ziel für sich (was Sie machen möchten, was Sie erreichen möchten, wo Sie einmal stehen wollen) und finden Sie dann den Weg dorthin – zur Not auch Umwege. Oder anders formuliert: Fragen Sie sich, ob Sie Ihre Karriereentscheidung heute wirklich Ihrem Ziel von morgen oder übermorgen näher bringt.

    Das deckt sich mit den Forschungsergebnissen des Stanford-Professors Baba Shiv. Der konnte zeigen, dass wir mit rationalen Analysen einer Entscheidung zwar näher kommen, die Wahl selbst erleichtern sie aber nicht. Wesentlich wichtiger für eine erfolgreiche Entscheidung sei, dass wir auch dauerhaft zu ihr stehen können. Hilfreich hierbei ist auch die 10-10-10-Methode:

    10 10 10 Methode Bessere Entscheidungen Zeitreise Szenarien

  • Entscheiden statt analysieren

    Es gibt eine Paralyse durch Analyse. Heißt: Wer sich zu sehr (und zu lange) auf den Auswahlprozess und seine Wahl konzentriert, wird bald feststellen, dass er immer noch nichts erreicht hat. Eine Entscheidung ist eben nur der Anfang – eine Art Doppelpunkt. Für den Erfolg aber entscheidender ist, dass Sie handlungsfähig werden und bleiben. Das aber gelingt nicht durch die Fokussierung auf die Optionen, sondern durch Anpacken und Umsetzen der erforderlichen Aktivitäten danach.

    Das bedeutet nicht, dass Sie nichts mehr abwägen und abschätzen sollten, aber eine Reise (Karrieren sind so etwas wie eine Reise) beginnt mit dem ersten Schritt – nicht mit dem Imaginieren derselben. Oder wie wir an anderer Stelle geschrieben haben: Labern Sie Ihre Idee nicht zu Tode.

  • Wissen statt glauben

    Nicht wenige Menschen glauben nicht an den eigenen Erfolg oder daran, dass sie es selbst in der Hand hätten, was aus ihnen wird und welchen Weg sie letztlich gehen. Die Ursachen dafür können völlig unterschiedlich sein, allen gemein aber ist: Es sind reine Glaubenssätze, die diese Menschen blockieren – keine Tatsachen. Um diesem Gift des Zweifels etwas entgegen zu setzen, helfen eigentlich nur Belege: Führen Sie dazu ein Erfolgstagebuch.

    Schon ein kleiner Eintrag am Tag reicht aus. Beim Durchblättern werden Sie nicht nur feststellen, was Ihnen schon alles gelungen ist – Sie lernen auch, was Ihnen liegt, was Ihre Leidenschaft auflodern lässt und so, welchen Karriereweg Sie einschlagen sollten.

  • Wagen statt bedenken

    Manchmal müssen Sie sich auch einfach mal etwas (zu-)trauen. Den Stoff für neue Erfolgserlebnisse müssen sich die meisten Menschen selbst beschaffen. Es ist keine Bringschuld, sondern eine Holschuld. Der einzige Weg dazu, ist die eigene Komfortzone zu verlassen und sich – buchstäblich – neue Herausforderungen zu suchen.

    Es muss ja nicht gleich der große Wurf, die radikale Veränderung sein. Auch kleine Schritte führen zum Ziel. Grübeln dagegen nicht.

Lassen Sie sich von der Simplizität dieser Tipps nicht täuschen: Wir wissen Vieles, setzen aber trotzdem nur wenig davon um. Und nur weil es einfach klingt, kann die Umsetzung bei der nächsten Karriereentscheidung enorme Überwindung kosten. Wagen Sie es dennoch – es lohnt sich!


Was andere dazu gelesen haben