Karrierehemmnis: Arbeitsbienen werden nicht befördert

Sie schuften, übernehmen jede anfallende Aufgabe mit großer Motivation, bleiben wenn nötig länger und geben 120 Prozent für Ihren Job. Ein Karrierehemmnis? Auf den ersten Blick eher die optimale Einstellung und beste Voraussetzung für den nächsten beruflichen Schritt und eine Beförderung. Trotzdem geht diese immer an Kollegen, die weniger leisten und geringere Erfahrung haben. Ein Problem vieler Leistungsträger, das zu großem Frust führt. Denn tatsächlich kann ausgerechnet gute Leistung ein Karrierehemmnis sein. Wir erklären die Gründe und zeigen, was Sie tun können, um trotzdem endlich auf der Karriereleiter aufzusteigen…

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Karrierehemmnis: Einsatzbereitschaft und gute Leistung blockieren den Erfolg?

Egal, wo Sie suchen oder wen Sie fragen: Auf die Frage „Was qualifiziert für eine Beförderung?“ gibt es immer die gleichen Antworten. Gute Leistungen präsentieren, besonderes Engagement zeigen, Verantwortung für Aufgaben oder gleich ganze Projekte übernehmen und mit Eigeninitiative sowie Verlässlichkeit punkten…

Die klassische Kombination für beruflichen Erfolg Wer aufsteigen will, muss dem Vorgesetzten beweisen, dass er alles mitbringt. So wird sich abgerackert und geleistet – nur um doch wieder übergangen zu werden. Aber wie kann das sein? Leider können genau diese Anstrengungen der Grund dafür sein. Sie geben 120 Prozent und führen das Team fast im Alleingang zum Erfolg – und sind darin so gut, dass Ihr Ehrgeiz und Ihre guten Leistungen zum Karrierehemmnis werden.

Wie kann Leistung den Aufstieg verhindern?

Was vollkommen widersprüchlich klingt, ist für viele Realität und einfach zu erklären. Ihr Chef steht vor der Entscheidung, jemanden aus seinem Team zu befördern. Natürlich denkt er dabei an Sie! Er weiß sehr genau, welchen Beitrag Sie leisten. Genau das ist die Crux dabei: Wenn er Sie befördert und Sie neue und andere Aufgabenfelder erhalten, geht damit auch der Leistungsträger des Teams verloren. Vielleicht nehmen Sie ihm in der aktuellen Position sogar einige seiner Aufgaben ab, wodurch er weniger Stress hat und trotzdem beste Ergebnisse präsentieren kann.

So mancher Chef möchte darauf nicht verzichten. Zudem entsteht ein Leistungsvakuum in der Abteilung, das erst wieder gefüllt werden kann. Geht die Beförderung an einen anderen Kollegen, erspart der Vorgesetzte sich einige Unannehmlichkeiten. Spricht das für Ihren Chef und zeugt von guter Führungsarbeit? Ganz sicher nicht, doch das Problem liegt trotzdem bei Ihnen, denn Sie werden sich wohl kaum damit abfinden wollen, für den Rest der Karriere – oder zumindest bis die Führungskraft wechselt – auf dieser Position festzustecken.

Karrierehemmnis: Schlechte Leistung ist keine Alternative

Zu gute Leistung steht der Beförderung im Weg? Dann scheint es die logische Konsequenz zu sein, die eigene Performance ein wenig zurückzuschrauben, nicht so sehr als Leistungsträger in Erscheinung zu treten und so eben doch bei der Auswahl in Betracht gezogen zu werden. Leider klappt auch das in den meisten Fällen nicht. Zum einen braucht es einen anderen herausragenden Leistungsträger, der dem Chef auffällt – der aber nicht befördert wird. Und es braucht den nötigen Chef, der entsprechend handelt. Honoriert die Führungskraft tatsächlich gute Leistungen, sind Sie plötzlich weit weg von der angestrebten Beförderung.

Nicht zu unterschätzen: Das Vorgehen kann Sie selbst zutiefst unglücklich machen. Sie sind ehrgeizig, wollen es zu etwas bringen und sich den eigenen Aufstieg erarbeiten. Stattdessen müssen Sie es durch Psychospielchen versuchen und sogar eigene Leistungen zurückschrauben. Nicht Ihre Vorstellung von Karriere machen.

Außerdem sollten Sie sich fragen: Wollen Sie wirklich in einem Unternehmen erfolgreich sein, das die Entscheidung bewusst gegen die beste Leistung trifft? Einige steigen unverdient auf, die besten Mitarbeiter stecken fest. Das spricht nicht für den Arbeitgeber, bei dem Sie Ihre weitere Karriere planen.


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So überwinden Sie das Karrierehemmnis

Gibt es keine Lösung gegen das Karrierehemmnis? Sie müssen sich nicht mit der Situation abfinden oder hoffen, dass der Chef möglichst schnell einen neuen Job annimmt. Auch ein eigener Jobwechsel sollte nur die letzte Option sein, wenn nichts funktioniert und Sie trotz guter Leistungen beim aktuellen Arbeitgeber Ihre beruflichen Ziele nicht erreichen können. Zum Glück gibt es andere Wege, um das Karrierehemmnis zu überwinden – damit Fleiß und Energie bei der Arbeit mit der wohlverdienten Beförderung belohnt werden:

  • Machen Sie Ihre beruflichen Ziele klar
    Sprechen Sie offen an, dass Sie eine Beförderung anstreben, mehr Verantwortung tragen wollen und größere Ziele haben, die Sie in der jetzigen Position nicht realisieren können. Nun kann Ihr Chef Sie nicht mehr einfach ignorieren, sondern braucht zumindest eine passende Begründung – wenn Sie wirklich gute Leistungen bringen, wird genau das sehr schwierig. Durch den höheren Druck sollten Sie aber auf einen möglichen Jobwechsel vorbereitet sein, wenn der Chef die Entwicklung weiterhin verhindert.
  • Gehen Sie eine Hierarchieebene höher
    Der Chef denkt nur an sich, weil Sie seine Arbeit erleichtern? Dann überspringen Sie diese Stufe und wenden sich gleich an den nächsthöheren Posten. Oder anders formuliert: Sind die Entscheidungen Ihres Chefs nicht nachvollziehbar und Sie fühlen sich benachteiligt, wenden Sie sich gleich an seinen Chef. Höhere Hierarchieebenen sind eher dazu bereit, talentierte Mitarbeiter und Leistungsträger zu fördern – schon um diese im eigenen Unternehmen zu halten. Meetings sind eine gute Gelegenheiten, um nicht nur vor dem eigenen Chef, sondern auch vor höheren Positionen zu glänzen.
  • Sorgen Sie für einen Ersatz
    Vorgesetzte sträuben sich gegen den Verlust des einzigen Leistungsträgers. Eine Lösung: Finden Sie einen passenden Ersatz für Ihre Leistungen und Aufgaben. Binden Sie einen Kollegen in Projekte und Entscheidungen ein und zeigen Sie, worauf es dabei ankommt. So ist dieser perfekt vorbereitet und die Lücke, die Sie hinterlassen, kann leichter geschlossen werden. Das nimmt dem Chef die Angst und Sie bekommen die überfällige Beförderung.

Sichtbarkeit zählt mehr als Leistung

Der Unternehmensberater und Buchautor Harvey Coleman fand bei seinen Studien heraus, dass es vor allem drei Erfolgsschlüssel sind, die bei Beförderung oder mehr Gehalt den Ausschlag geben. Die eigene Tagesarbeit und Leistung zählt dabei jedoch nur zu 10 Prozent. Wichtiger sind die Beliebtheit und Sympathie (30%) – das meiste Gewicht aber hat die Sichtbarkeit (60%). Kurz: Nicht was Sie machen, ist entscheidend, sondern wer davon weiß.
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Karrierehemmnis: 8 weitere Gründe, warum Sie nicht befördert werden

Leider kann es einige weitere Gründe geben, warum Sie nicht befördert werden. Es liegt nicht immer an Ihrer Leistung, ein „Ich bin offensichtlich zu gut in meinem Job…“ könnte somit die falsche Schlussfolgerung sein. Auch die folgenden Karrierehemmnisse könnten dafür verantwortlich sein, dass nicht Sie, sondern Kollegen befördert werden.

1. Sie haben nicht die nötigen Qualifikationen

Sie bringen gute Leistungen im aktuellen Job, doch für höhere Positionen fehlen die Qualifikationen und Kompetenzen. Für Führungsarbeit brauchen Sie schließlich mehr als fachliches Wissen in Ihren Job. Sieht Ihr Chef die notwendigen Führungsqualitäten bei Ihnen nicht, wählt er für die Aufgabe jemand anderen aus.

2. Ihre Leistungen bleiben unbemerkt

Tolle Ergebnisse, erfolgreiche Projekte, zufriedene Kunden – aber weiß Ihr Chef auch davon? Längst nicht jeder Vorgesetzte bekommt automatisch mit, was Sie geleistet haben. So tragen Ihre Erfolge vielleicht gar nicht zu Ihrer Beförderung bei, weil sie unbemerkt bleiben. Sorgen Sie aktiv dafür, dass der Chef informiert wird. Das können Zwischenberichte im Meeting oder Feedbackgespräche sein.

3. Sie sind schon zu lange in Ihrer Position

Mehr Erfahrung in Ihrer Position erhöht die Wahrscheinlichkeit für die nächste Beförderung? Das stimmt nicht: Tatsächlich wird die Wahrscheinlichkeit für beruflichen Aufstieg sogar deutlich ab, wenn Sie schon zu lange auf ein und derselben Stelle sind. Dies wird als Klebeeffekt bezeichnet. Spätestens nach drei bis fünf Jahren sollte sich beruflich etwas verändern. Sonst besteht das Risiko, dass Sie – zumindest bei diesem Arbeitgeber – auf Ihrer Position versauern.

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4. Sie fragen zum falschen Zeitpunkt

Es ist an der Zeit, den nächsten beruflichen Schritt zu machen, also einen Termin mit dem Chef machen und das Thema ansprechen? Dabei sollten Sie auf den richtigen Zeitpunkt achten. Wer zur falschen Zeit fragt, hat kaum eine Chance. Es muss eine freie Position auf höherer Hierarchieebene gebe, das nötige Budget für die verbundene Gehaltserhöhung muss vorhanden sein… Zudem sollte es keine plötzliche Forderung sein, sondern das Ergebnis eines Prozesses. Suchen Sie lieber frühzeitig das Gespräch und fragen Sie: Wie kann ich meine Beförderung vorbereiten?

5. Sie werden nicht als Führungspersönlichkeit wahrgenommen

Wenn Sie bisher ausschließlich in der ausführenden Rolle aufgetreten sind – also Aufgaben übernehmen und Ergebnisse produzieren – hat der Chef vielleicht ein sehr positives Bild von Ihnen, aber nicht dass einer Führungskraft. Zeigen Sie schon in jetziger Position, dass Sie mehr können. Beteiligen Sie sich an der Organisation, bringen Sie eigene Ideen ein, um Abläufe zu verbessern oder treffen Sie eigenständige Entscheidungen, die dem Chef beweisen, dass Sie in einer höheren Position gut aufgehoben sind.

6. Sie haben keine eigene Meinung

Vor dem Aufstieg wollen Sie den Chef auf Ihre Seite bringen, also stimmen Sie seinen Ideen zu, unterstützen alle Vorhaben und machen alles, was verlangt wird. Ein typischer Ja-Sager. Damit erreichen Sie leider das genaue Gegenteil. Gerade in Führungspositionen müssen Sie klar Stellung beziehen, Ihre Meinung vertreten und auch unliebsame Entscheidungen treffen und durchsetzen. Ihr Verhalten zeigt aber, dass Sie genau das nicht können.

7. Sie haben keine wichtigen Kontakte

Es ist zum Teil unfair, doch Kontakte sind weiterhin ein wichtiger Erfolgsfaktor. Unabhängig von Leistung und Qualifikation gehen Beförderungen immer wieder an Kollegen, die besonders gut vernetzt sind oder einfach einen guten Draht zum Chef haben. Fehlt Ihnen ein solches Netzwerk, ist es ein echtes Karrierehemmnis.

8. Sie warten nur passiv ab

„Ich bringe gute Leistung und habe alle Qualifikationen für die nächste Stufe, also wird der Chef mich berücksichtigen…“ In dieser Überzeugung warten Sie ab – und brauchen eine Menge Geduld. Zurückhaltung und passives Abwarten bringt Sie Ihrem Ziel nicht näher. Sie müssen das Vorhaben selbst in die Hand nehmen und aktiv werden. Sprechen Sie Ihren Aufstiegswunsch an und machen Sie mit dem Chef einen klaren Plan, wie Sie diesen umsetzen.

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