Kind oder Karriere: Muss man sich entscheiden?
Ist es überhaupt möglich, Kind und Karriere zu vereinbaren oder müssen Sie sich von Anfang an zwischen Kind oder Karriere entscheiden? Eine erfolgreiche Karriere ist auch mit Nachwuchs realistisch. Kinder sind kein Ausschlusskriterium für eine berufliche Laufbahn und das Erreichen Ihrer professionellen Ziele.
Das große Aber: Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nicht leicht. Die Doppelbelastung kostet nicht nur Zeit und Kraft. Meist haben berufstätige Eltern das Gefühl, dass ein Bereich zu kurz kommt.
Frauen sind stärker betroffen als Männer
Statistiken zeigen deutlich: Frauen sind deutlich stärker betroffen, wenn es um das Thema Kind und Karriere geht. In der großen Mehrheit der Familien sind es die Mütter, die länger Elternzeit nehmen und nach der Rückkehr häufig in Teilzeit arbeiten, um weiterhin ausreichend Zeit für Familie und Kind zu haben.
Auch wenn beide Elternteile berufstätig sind, übernehmen Mütter den Großteil der Care-Arbeit. So müssen sich vor allem Frauen fragen, wie sie Kind und Karriere vereinbaren, ohne einen wichtigen Lebensbereich vernachlässigen zu müssen.
Der richtige Zeitpunkt für Kind und Karriere
Um Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen und mögliche Probleme zu minimieren, beginnt die Planung bereits mit der Wahl der Lebensphase. Wann ist der richtige und beste Zeitpunkt, um eine Familie zu gründen? Dahinter steht der Wunsch, durch den perfekten Zeitpunkt die Vereinbarkeit von familiären und beruflichen Aufgaben zu erleichtern.
Leider gibt es einen solch idealen Zeitpunkt nicht – zumindest nicht als allgemeine Grundregel. Wann für Sie persönlich der Moment passt, können nur Sie selbst entscheiden und herausfinden. Eltern betonen, dass man nie wirklich bereit für Kinder ist und es deshalb nichts bringt, auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. Letztlich hat jede Phase Vor- und Nachteile.
Zeitpunkte für Kind und Karriere: Vor- und Nachteile
Früh eine Familie gründen
- Volle Aufmerksamkeit auf das Kind
Sie widmen sich voll und ganz der Betreuung und Erziehung der Kinder. Berufliche Verpflichtungen sind gering und spielen nur eine kleine Rolle. Ist das Kind älter und die Betreuung gesichert, konzentrieren Sie sich auf Ihren Job und die Karriereziele. - Keine berufliche Pause
Bekommen Sie Kinder, bevor Sie in der Karriere stehen, müssen Sie diese nicht in der Mitte unterbrechen. Fragen nach Rückkehr und Arbeitszeitmodellen stellen sich nicht.
- Später Einstieg in die Karriere
Während Kollegen bereits den Berufseinstieg hinter sich haben und auf der Karriereleiter emporklettern, stehen Sie noch am Anfang. Das wirkt sich verzögernd auf die weitere Entwicklung aus. - Weniger finanzielle Sicherheit
In jungen Jahren fehlt die finanzielle Absicherung. Sie konnten noch keine Rücklagen bilden. Auch das Elterngeld hängt vom bisherigen Gehalt ab. In der Betreuungszeit erhalten Sie entsprechend weniger.
Spät eine Familie gründen
- Gute berufliche Situation
Sie haben Ausbildung oder Studium gemacht, erste Berufserfahrung gesammelt und sich einen festen Platz bei Ihrem Arbeitgeber erarbeitet. Nach einigen Jahren stehen Sie mitten im Berufsleben und sind auch als Persönlichkeit gewachsen. - Erste Ziele erreicht
Im Job haben Sie bereits erste Ziele erreicht – mehr Verantwortung, Gehaltserhöhungen oder eine Beförderung. Es entsteht weniger das Gefühl, Sie hätten Ihre Karriere vernachlässigt. - Bessere finanzielle Situation
Ausschlaggebendes Argument sind oft die Finanzen. Zu einem späteren Zeitpunkt können Sie besser planen, haben Ihre Ein- und Ausgaben im Blick und idealerweise Rücklagen für die Betreuungszeiten, die den Verdienstausfall ausgleichen.
- Schwierige Rückkehr
Nach einer beruflichen Auszeit ist die Rückkehr in den Job nicht leicht. Wenn Sie mehrere Jahre in Elternzeit waren, steigen Sie vielleicht in die alte Position ein – haben aber nicht zwangsläufig sofort dieselben Möglichkeiten. - Berufliche Nachteile
Umfragen bestätigen, dass gerade berufstätige Mütter negative Auswirkungen auf die Karriere befürchten und bemerken. So werden zum Beispiel Führungspositionen anderweitig besetzt.
Der Trend zeigt: Die meisten entscheiden sich für eine spätere Familiengründung. Sowohl Mütter als auch Väter sind bei der Geburt des ersten Kindes im Durchschnitt älter als noch vor 10 oder 15 Jahren.
4 Herausforderungen bei Kind und Karriere
Klar ist: Es ist eine große Herausforderung, wenn Sie Kind und Karriere erfolgreich vereinbaren wollen. Beide Bereiche erfordern Zeit, Energie und eigentlich volle Aufmerksamkeit – wodurch es immer zu Problemen und Schwierigkeiten kommt.
Einige Herausforderungen sind typisch und zeigen sich trotz individueller Unterschiede in fast allen Familien, die Kind und Karriere zusammenbringen wollen:
1. Betreuung
Sie können Kind und Karriere nur vereinbaren, wenn die Betreuung für den Nachwuchs geklärt ist. Was einfach klingt, ist in der Praxis eine große Aufgabe. Wann wollen Sie beruflich wieder in welchem Ausmaß einsteigen? Haben Sie einen Kita-Platz? Ab wann beginnt dort die Betreuung? Wie lange sind die täglichen Betreuungszeiten? Wer holt das Kind beispielsweise um 14 oder 15 Uhr ab? Es ist eine logistische Herausforderung.
2. Schlechtes Gewissen
Eltern, die sich beruflich einbringen und erfolgreich sein wollen, haben oftmals ein schlechtes Gewissen dem eigenen Kind gegenüber. Sie geben Ihr Kind in eine Betreuung, um arbeiten zu gehen – das ist auch eine emotionale Belastung. Hinzu kommen Vorwürfe und Stigmatisierung von außen, wenn andere Ihre Entscheidung nicht nachvollziehen können. Motto: „Nur eine Rabenmutter oder ein Rabenvater stellt die eigene Karriere vor sein Kind.“
3. Finanzielle Sorgen
Ein Kind ist eine unermessliche Bereicherung – aber gleichzeitig teuer. Die meisten Berechnungen ergeben: Bis zur Volljährigkeit kostet ein Kind ungefähr 150.000 Euro. Höhere Lebenshaltungskosten, vielleicht eine größere Wohnung, Kinderbetreuung, Kleidung und zahlreiche andere Ausgaben müssen finanziert werden. Gleichzeitig fällt nach der Geburt ein Teil des Einkommens weg. Ohne Planung drohen finanzielle Schwierigkeiten.
4. Doppelte Belastung
Die doppelte Belastung darf nicht unterschätzt werden. Kinder erfordern volle Aufmerksamkeit, verdienen Zuneigung und Zeit. Gleichzeitig müssen Sie berufliche Erwartungen erfüllen, Verpflichtungen nachkommen und volle Leistung abliefern – nicht leicht, wenn ein Kleinkind die ganze Nacht wach war und die Eltern kein Auge zugetan haben.
Kind und Karriere: Was Unternehmen tun können
Einfach und reibungslos ist es nie, wenn Sie Kind und Karriere vereinbaren. Es braucht Kompromisse, Flexibilität, Belastbarkeit und den Willen sowie die Motivation, beide Bereiche zu vereinen, ohne dass einer davon zu kurz kommt. Arbeitgeber sollten berufstätige Eltern mit der Aufgabe und Verantwortung nicht alleine lassen.
Passende Maßnahmen von Unternehmen erleichtern die Vereinbarkeit von Kind und Karriere. Wir zeigen Beispiele und wichtige Instrumente, die Arbeitnehmern mit Kindern helfen und familienfreundliche Arbeitgeber ausmachen:
- Flexible Arbeitszeiten
Durch flexible Arbeitszeiten können berufstätige Eltern den Tagesablauf besser planen und beide Bereiche koordinieren. Statt feste Arbeitszeiten von 9 bis 17 Uhr festzulegen, helfen Regelungen zu Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit. - Homeoffice
Ähnlich der flexiblen Arbeitszeit ermöglicht die Arbeit im Homeoffice eine bessere Vereinbarkeit von Kind und Karriere. Das spart nicht nur lange Pendelwege. Durch Remote Work wird zuhause gearbeitet, während ältere Kinder beaufsichtigt werden. - Eingliederung
Maßnahmen zu einer guten und strukturierten Rückkehr an den Arbeitsplatz sind gerade für Mütter ein wichtiger Punkt. Nach einer längeren Elternpause sind mit dem Schritt große Unsicherheiten verbunden. Schaffen Arbeitgeber hier gute Rahmenbedingungen, werden Mitarbeitern Sorgen abgenommen und das Employer Branding gestärkt. - Betreuung
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Große Arbeitgeber unterstützen Eltern mit einem Betriebskindergarten, doch schon ein Betreuungsangebot in den Kita- oder Schulferien ist eine wichtige Maßnahme. Finanzielle Unterstützung ist durch Zuschüsse zu den Betreuungskosten möglich. Zuschüsse zur Kinderbetreuung vom Arbeitgeber sind in unbegrenzter Höhe steuerfrei (siehe: steuerfreie Extras) - Schnelle Lösungen
Neben festen Maßnahmen wünschen sich berufstätige Eltern vor allem schnelle und einfache Lösungen im Notfall. Beispiel: Ist das Kind krank, brauchen Eltern sofort eine Möglichkeit, um die Situation zu lösen.
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