Definition: Was ist der Effort-Effekt?
Der Effort-Effekt beschreibt in der Psychologie die zwei gegensätzlichen Wirkungen von Lob und Anerkennung:
- Positiv
Lob für eine Anstrengung oder gute Leistungen fördert die Motivation und erwünschtes Verhalten. - Negativ
Lob für Talent oder hohe Intelligenz senkt künftiges Engagement und die Leistungsfähigkeit.
Eingeführt wurde der Begriff „Effort-Effekt“ von der US-Psychologin Carol Dweck. Laut ihren Studien fördert richtiges Loben der Bemühungen ein Wachstumsdenken (siehe: Growth Mindset), weil Menschen glauben, durch Übung und harte Arbeit mehr zu erreichen.
Dem gegenüber steht das Fixed Mindset: Glauben Menschen, ihr Erfolg hängt allein von ihren Fähigkeiten und Talenten ab, strengen sie sich weniger an.
Effort-Effekt Beispiel: Achtung falsches Lob!
Die meisten Eltern wollen ihre Kinder fördern und zu zu selbstbewussten Menschen erziehen. Deshalb loben sie ihre Kinder häufig – leider oft falsch! Die positiven Absichten wirken am Ende negativ, und die Kinder entwickeln ein falsches Verhältnis zu ihrer Selbstwirksamkeit und ihren Möglichkeiten.
Beispiel: Wer seinem Kind häufig sagt, wie intelligent und klug es ist, tut ihm langfristig keinen Gefallen. Der Nachwuchs verliere dadurch die Kontrolle über das eigene Handeln, warnt Dweck. Das Selbstbild basiere dann maßgeblich auf unveränderbaren Konstanten – wie eben Talent und IQ.
Dadurch aber entsteht eine massive Angst vor Fehlern – und bei einem ersten Scheitern fallen die Kinder gar ins Bodenlose: Offenbar haben sie doch kein Talent oder sind dumm?!
Beispiel und Langzeitstudie zu Lob in der Schule
Carol Dweck erforscht das Phänomen des Effort-Effekts seit Jahrzehnten. Bei einer Studie (PDF) bekamen Fünftklässler eine einfache Aufgabe. Einem Teil der Schüler wurde gesagt, sie seien besonders intelligent, die andere Gruppe wurde für Leistungsfähigkeit, Anstrengung und Willensstärke gelobt.
Ergebnis: Wurden die Kinder für ihre Bemühungen gelobt, entwickelten sie bei schwierigen Aufgaben mehr Ehrgeiz, Ausdauer und können besser mit Niederlagen umgehen. Nach einem Loblied auf die Intelligenz oder das Talent vermieden sie hingegen Herausforderungen, um nicht dumm dazustehen, strengten sich weniger an oder gaben leichter auf.
Effort-Effekt: Wachstum oder Fixierung?
In der Forschung zum Effort-Effekt beschreibt Carol Dweck immer wieder zwei verschiedene Denkweisen, die den Erfolg von Menschen massiv beeinflussen: Wachstum oder Fixierung. Das jeweilige Mindset (growth, fixed) entscheide darüber, warum manche Menschen deutlich mehr erreichen als andere:
-
Wachstumsorientierung (Growth Mindset)
Wachstumsorientiertes Denken betrachtet das Leben als eine Reihe von Herausforderungen und Chancen, um daran zu wachsen und sich weiterzuentwickeln.
-
Fixierung (Fixed Mindset)
Menschen mit einer fixierten Denkweise sind überzeugt, dass sie selbst wenig bis gar nichts an ihrer Lage ändern können. Kurz: Anstrengung zahlt sich nicht aus. Zugleich verhindert die Fixierung auf ein gottgegebenes Talent die persönliche Entwicklung.
Die größten Grenzen setzt uns unser eigenes Denken. Wer für seine Beschränkungen kämpft, wir sie behalten.
Auswirkungen: Wie wirkt der Effort-Effekt im Job?
Zwar bezieht sich der Effort-Effekt zunächst auf das Loben von Kinder. Doch werden diese irgendwann erwachsen und gehen einem Beruf nach. Die Auswirkungen von falschem Lob in der Kindheit zeigen sich allerdings auch noch Jahre später – auch im Job.
Mitarbeiter, die glauben, ihr Erfolg basiere allein auf ihrer überragenden Intelligenz oder besonderen Talenten, werden mitunter arrogant, gehen aber kaum noch Risiken ein, weil der Misserfolg an Ihrem Image und Selbstbild kratzt. Fehler werden verleugnet oder die Schuld delegiert.
Es sind Menschen, die sich und ihrem Erfolg meistens selbst im Weg stehen und keinerlei (Selbst-)Verantwortung übernehmen. Noch schlimmer aber ist, dass Sie verlernt haben, an ihre Möglichkeiten zu glauben und dafür zu kämpfen (siehe: Selbstglaube).
Effort-Effekt vermeiden: 3 Tipps
Wer andere lobt, muss den Effort-Effekt kennen! Das gilt für Eltern genauso wie für Führungskräfte. Die Wirkung des Effekts zeigt: Gute Absicht allein reicht nicht.
Sie müssen richtig loben, um Menschen nachhaltig zu motivieren und das Selbstbewusstsein zu stärken und steigern. Wie das geht? Drei Tipps und Beispiele:
1. Loben Sie Einsatz und Engagement
Achten Sie darauf, was Sie Ihren Kindern oder Mitarbeitern sagen. Achten Sie auf die richtigen Botschaften: Statt die Intelligenz oder das Talent zu rühmen, konzentrieren Sie sich besser auf das Engagement und die Anstrengungen, um eine Aufgabe zu bewältigen.
Beispiele:
- „Diese Hausaufgabe war lang und kompliziert. Ich bewundere wirklich, wie du dich konzentriert hast und gelöst hast!“
- „Sie haben sich wirklich hervorragend für dieses schwierige Projekt eingesetzt. Ich weiß ihre Anstrengungen wirklich zu schätzen!“
2. Äußern Sie Kritik nur konstruktiv
Egal, ob Ihr Kind oder ein Mitarbeiter einen Fehler gemacht hat: Geben Sie hierauf nur konstruktive Kritik. Bedeutet: Das Feedback muss helfen, das Problem zu verstehen und gleichzeitig mögliche Lösungen für die Zukunft enthalten. Eine rein verärgerte Reaktion ist dagegen tabu.
Beispiele:
- „Das ist jetzt nicht so schön, dass du den Kakao verschüttet hast. Das nächste Mal machst du einfach den Becher nur halb voll, dann passiert das nicht mehr.“
- „Die Präsentation ist leider nicht so gut gelaufen. Was halten Sie von einer Weiterbildung für eine bessere Rhetorik und Körpersprache vor Publikum?“
3. Setzen Sie richtige Ziele
Achten Sie auf die Ziele, die Sie Ihren Kindern oder Mitarbeitern setzen. Ein angeborenes Talent ist kein Ziel, die Erweiterung von Fähigkeiten und Wissen hingegen schon! Setzen Sie motivierende und realistische Ziele und fördern Sie die Entwicklung neuer oder vorhandener Fähigkeiten.
Beispiele:
- „Das ist ein wirklich schönes Bild geworden! Versuche vielleicht, beim nächsten Bild noch mehr Farben einzusetzen und damit zu spielen…“
- „Ihr Konzept zum Thema ist wirklich gelungen. Beim nächsten Mal könnten Sie den Text sogar noch etwas stärker strukturieren und Grafiken einbauen…“
Was andere dazu gelesen haben