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Working Out Loud: Tipps für offene Zusammenarbeit

Working Out loud (WOL) bedeutet sichtbares Arbeiten. Die Methode verfolgt einen radikalen Ansatz: Statt wie früher Wissen emsig zu horten, teilen Unternehmen es. Diesem neuen Mindset gehen Veränderungen in der Arbeitswelt und Gesellschaft voraus: Bloggen und Netzwerken haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, so findet ein fachlicher Austausch auf breiter Ebene statt. Wir erklären, wie genau die Working Out Loud Methode funktioniert und zeigen, welche Vorteile sie bringt…



Working Out Loud: Tipps für offene Zusammenarbeit

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Definition: Was bedeutet Working Out Loud?

Unter Working Out Loud ist eine Methode und Arbeitsauffassung zu verstehen, die auf offenes und gemeinsames Arbeiten ausgerichtet ist. Wissen ist Macht: Das alte Credo, sein Know-how und damit Wissensvorsprung für sich zu behalten, weicht einem neuen Verständnis. Große Unternehmen wie Siemens, Daimler oder Bosch setzen auf eine offene, vernetzte Arbeitshaltung.

Weg von Silo-Wissen, hin zu geteiltem Know-how. Es gilt: Nicht wer sein Wissen hütet, kommt voran, sondern wer es mit anderen teilt. Working Out Loud geht auf einen Blogartikel von Bryce Williams zurück. Darin beschrieb er die Idee von WOL in einer simplen Gleichung:

Working Out Loud = Observable Work + Narrating Your Work

Oder im Deutschen: Working Out Loud = Beobachtbare Arbeit + Über die Arbeit sprechen

Große Bekanntheit erlangte diese Form der Zusammenarbeit zusätzlich durch das Buch Working Out Loud: For a better career and life von John Stepper. Im Kern geht es darum, Wissen und Erfahrungen miteinander zu teilen. Ziele sind mehr Kollaboration, bessere Gruppendynamik und eine gemeinsame Ideen- und Lösungsfindung. Indem man neue Netzwerke aufbaut, findet ein Wissenstransfer statt.

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Methode: 5 Working Out Loud Prinzipien

In seinem Buch beschreibt John Stepper, wie sich die Methode des Working Out Loud nutzen lässt. Sie können damit berufliche Aufgaben bewältigen, persönliche Ziele erreichen, neue Themenbereiche erlernen oder Fähigkeiten entwickeln. Stepper stellt insgesamt fünf Prinzipien auf, an denen sich WOL orientieren soll:

1. Beziehungen (Relationships)

Beim Working Out Loud geht es um Beziehungen und ein aktives Netzwerk – und zwar mit einer menschlichen Note. Eine Gruppe steht in engem und regelmäßigem Kontakt, tauscht sich über Wissen, Erfahrungen, Meinungen und Ideen aus. Wichtig ist, dass jeder sich einbringt, selbst mit groben Entwürfen oder unfertigen Ideen. Es geht nicht ums Aufrechnen, etwa wer welchen Nutzen daraus zieht.

2. Großzügigkeit (Generosity)

Working Out Loud funktioniert, indem jeder bereit ist, andere am Wissen teilhaben zu lassen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Das baut Vertrauen auf und intensiviert die Beziehungen. Erst wenn alle bereit sind, die anderen großzügig am eigenen Wissensschatz teilhaben zu lassen, profitieren alle Beteiligten, lernen voneinander und entwickeln Lösungen.

3. Sichtbare Arbeit (Visible Work)

Hier geht es nicht um Selbstdarstellung, um als erfolgreich zu gelten oder sich einen guten Ruf zu erarbeiten. Vielmehr geht es darum, die eigene Arbeit für andere sichtbar und damit verständlich zu machen. Durch die sichtbare Arbeit werden Zusammenhänge deutlich und es entsteht größeres Verständnis.

4. Zielgerichtetes Verhalten (Purposeful Discovery)

Jeder Teilnehmer verfolgt beim Working Out Loud ein bestimmtes Ziel. Dies kann die Lösung für ein Problem sein, der Erwerb von neuem Wissen oder einer Fähigkeit. Das Verhalten sollte stets auf dieses Ziel ausgerichtet sein und die Frage verfolgen: Wie komme ich meinem persönlichen Ziel näher?

5. Wachstumsorientiertes Denken (Growth Mindset)

Teilnehmer sollten Working Out Loud nutzen, um über den eigenen Tellerrand zu schauen. Lassen Sie sich auf das ein, was andere beizutragen haben. Erkennen Sie Möglichkeiten statt nur Probleme und öffnen Sie sich für neue Bereiche. Es ist erlaubt und erwünscht, beim WOL kreativ zu sein und neue Wege zu gehen. Die Teilnehmer verlassen dabei Ihre Komfortzone und gelangen vom Fixed zum Growth Mindset.

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Vorteile: Darum lohnt sich Working Out Loud

Die Methode bietet zahlreiche Vorteile, die zum Erfolg führen können:

  • Neue Kompetenzen

    Working Out Loud fördert Einstellungen und Fähigkeiten, die in der heutigen Arbeitswelt gefragt sind. So lernen die Teilnehmer, zielstrebig vorzugehen und selbstständig nach Lösungen zu suchen. WOL unterstützt eine offene und neugierige Herangehensweise und fördert gesellschaftliche Werte wie altruistisches Verhalten und die Teilhabe anderer am eigenen Wissen. Letztlich eröffnet diese Art des Lernens gemeinsamen Nutzen für alle und fördert ein besseres Miteinander.

  • Geschützte Atmosphäre

    In einem WOL-Circle gibt es eine geschützte Atmosphäre. Hier können Teilnehmer neues ausprobieren, üben, Ideen und Ansätze testen und herausfinden, was funktioniert und was nicht. Dabei können Rückschläge und Fehler passieren, ohne größere Auswirkungen zu haben. Nicht jeder Versuch muss gleich zum Erfolg führen. Die WOL-Circles bieten die richtige Atmosphäre, um ein Risiko einzugehen.

  • Direktes Feedback

    Die kleine Gruppe liefert direktes Feedback für Ihre Ideen. Was ist gut? Woran sollten Sie noch einmal arbeiten? Was haben Sie vielleicht vergessen? Dank dieser sofortigen Rückmeldungen in der Gruppe lassen sich Veränderungen vornehmen, um die Entwicklung zu verbessern und Ziele schneller zu erreichen. Gleichzeitig erlernen die Teilnehmer einen besseren Umgang mit Kritik.

  • Langfristige Beziehungen

    Dass ein Netzwerk viele Vorzüge bietet und in vielen Situationen hilfreich sein kann, hat sich inzwischen herumgesprochen. Beim Working Out Loud bauen Sie langfristige und stabile Beziehungen auf. Die gegenseitige Unterstützung stärkt das Vertrauen. Wer miteinander und voneinander lernt, entwickelt eine stabile Beziehung zueinander. Oft halten diese Verbindungen weit über die 12 Wochen des WOL-Circles hinaus.

  • Weniger Fehler

    Für Arbeitgeber ist Working Out Loud ein interessanter Ansatz. Know-how ist nicht mehr nur auf einzelne Mitarbeiter begrenzt, sondern einem größeren Teil der Belegschaft zugänglich und ist somit in verschiedenen Bereichen nützlich. So lassen sich dieselben Fehler vermeiden und bessere Entscheidungen treffen.

Kritik an WOL

Es lässt sich nur wenig Kritisches zu Working Out Loud finden, der Hype um die Methode scheint groß. Aber wo Licht ist, da gibt es auch Schatten. Einige Kritikpunkte:

  • Schwierige Planung

    Müssen sich drei oder fünf Teilnehmer aus völlig unterschiedlichen Zusammenhängen organisieren, erschwert das die Terminfindung. Vor allem bei bis dato völlig fremden Personen setzt Working Out Loud eine hohe Motivation voraus.

  • Halbgare Ideen

    Ähnlich wie beim Brainstorming wird dazu ermutigt, offen jede Idee vorzutragen. Das kann zu einer wahren Informationsschwemme führen. Vor allem ist eine Vielzahl an Ideen noch unausgegoren.

  • Verschleierte Interessen

    Wertschätzung und gegenseitiges Unterstützen sind zweifelsohne wichtige Sozialkompetenzen beim Beziehungsaufbau, die Working Out Loud fördert. Aber so völlig uneigennützig ist es eben nicht. Schließlich knüpft jeder konkrete Erwartungen an seine Hilfe – auch wenn er in Vorleistung geht.

Hinzu kommt, dass Working Out Loud – auch wenn es nicht um „lautstarkes Arbeiten“ im Wortsinne geht – dennoch eher extrovertierte Persönlichkeiten anspricht.

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Ablauf: Der WOL-Circle in 12 Wochen

Die Umsetzung von Working Out Loud erfolgt in einem sogenannten WOL-Circle. Dieser Kreis besteht aus einem selbstorganisiertem Team von drei bis fünf Teilnehmern. Über insgesamt 12 Wochen treffen sich die Teilnehmer einmal wöchentlich digital oder analog für eine Stunde. Beim Working Out Loud verfolgt jeder sein individuelles Ziel, das privater oder beruflicher Natur sein kann. Mit den Übungen aus den Circle-Guides entwickeln alle Beteiligten gemeinsam Ansätze für die jeweils individuellen Ziele und finden mögliche Antworten auf offene Fragen. Nach John Stepper stehen die Treffen dabei unter den folgenden Gesichtspunkten:

  1. Schärfe deine Aufmerksamkeit

    Die Anfangsphase ist geprägt vom gegenseitigen Kennenlernen. Sie beantworten für sich drei einfache Fragen: 1. Was versuchen Sie zu erreichen? 2. Wer ist mit meinem Ziel verbunden? 3. Was kann ich tun, um die Beziehung zu stärken? Dann erstellen Sie eine Liste mit Personen, die Sie diesem Ziel näher bringen. Nach diesem Prinzip verfahren alle Circle-Mitglieder.

  2. Biete deine ersten Beiträge an

    Im nächsten Schritt geht es darum, die Beziehung zu vertiefen. Working Out Loud praktiziert einen wertschätzenden Umgang, das heißt, Sie ermutigen beispielsweise andere Teilnehmer, Ihre Arbeit zu veröffentlichen und unterstützen diese dabei. Gleiches gilt umgekehrt.

  3. Mach drei kleine Schritte

    Beim dritten Circle-Meeting geht es um die Frage, wie Sie weitere Mentoren und Unterstützer für Ihre Sache finden können. Diese ergänzen Sie auf Ihrer Kontaktliste. Als weiteren Punkt bieten Sie Ihrerseits einen Beitrag an.

  4. Erlange Aufmerksamkeit

    In dieser Woche geht es darum, wie sich Aufmerksamkeit erlangen lässt. Sie tauschen sich dazu mit den anderen Working Out Loud-Teilnehmern aus, wie Sie mit wichtigen potenziellen Kontakten in Kontakt treten können.

  5. Mach es persönlich

    Sie verfeinern die eigene Kommunikation dahingehend, dass Sie auf einer persönlichen und wertschätzenden Ebene kommunizieren. Im Working Out Loud Circle thematisieren Sie, ob Sie Ihre Ideen so umsetzen oder anpassen sollten.

  6. Werde sichtbar

    In dieser Woche erhöhen Sie Ihre Sichtbarkeit. Mit Posts, Mails oder persönlichen Wortbeiträgen (zum Beispiel Kommentaren in sozialen Netzwerken) treten Sie an die Öffentlichkeit. Außerdem analysieren Sie die möglichen Erfolge.

  7. Sei zielgerichtet

    Im siebten Circle-Meeting überprüfen Sie das Bisherige: Sind Sie (und die Circle-Mitglieder) auf einem guten Weg? Dann können Sie weitere Anschlussziele formulieren, wie es von einem bestimmten Punkt aus weitergehen soll.

  8. Mach es zur Gewohnheit

    Routinen sind wichtig, um neue Gewohnheiten zu etablieren. Deshalb sollen sich die Teilnehmer im Working Out Loud in dieser Woche überlegen, mit welchen sinnvollen Routinen sie ihre Ziele unterstützen können. Ebenfalls wichtig: Wie lassen sich Probleme und Rückschläge überwinden?

  9. Entwickle mehr eigenständige Beiträge

    Sie haben nun ein Netzwerk von Kontakten, die Ihnen zuhören und als Multiplikatoren arbeiten können. Mit dem neunten Treffen arbeiten Sie stärker in Richtung eigener Beiträge und erhöhen Ihre Sichtbarkeit. Solche Schritte mögen anfangs für Nervosität sorgen. Aber das Feedback der anderen hilft, mehr Vertrauen und Sicherheit bei zukünftigen Beiträgen zu entwickeln.

  10. Werde systematischer

    Je systematischer Sie vorgehen, desto einfacher werden Ihnen bestimmte Schritte fallen. In der zehnten Woche üben Sie sich in der Verwaltung Ihrer Kontakte und machen sich Gedanken zu neuen Beiträgen.

  11. Stelle dir die Möglichkeiten vor

    Das vorletzte Meeting dient dazu, sich einen Überblick zu verschaffen: Welche Unterstützung haben Sie erfahren, an welchem Punkt stehen Sie? Mit der Hilfe der anderen eröffnen sich nun neue Möglichkeiten – welche Ziele würden Sie gerne weiter verfolgen?

  12. Reflektiere und feiere

    In der letzten Woche sollten Sie Ihr Ergebnis begutachten: Was haben Sie wie erreicht? Welche neuen Fähigkeiten haben Sie erworben? Die Zeit sollten Sie auch nutzen, um das Erreichte zu feiern.

Circle Guides

Zur Orientierung bietet John Stepper auf seiner Homepage kostenlose Circle-Guides, die zeigen, womit sich die Teilnehmer Woche für Woche beschäftigen können.



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