Definition: Offenheit in der Psychologie
Der Begriff Offenheit (englisch = openness, open-mindedness) hat unterschiedliche Bedeutung. Ist eine bestimmte Person für Signale offen, bedeutet es, dass sie eine generelle Empfangsbereitschaft für Kommunikation und Erfahrungen besitzt. Sie verfügt über die Bereitschaft, sich mit einer Person oder einer Sache unvoreingenommen auseinanderzusetzen.
Als Empfänger hat Offenheit diese Synonyme:
- Anteilnahme
- Aufgeschlossenheit
- Aufnahmebereitschaft
- Aufmerksamkeit
- Entdeckerfreude
- Empfänglichkeit
- Freundlichkeit
- Interesse
- Neugier
- Neugierde
- Unvoreingenommenheit
- Wachheit
- Zugänglichkeit
Die Psychologie ordnet die Eigenschaft Offenheit zusammen mit Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus als eine der fünf Hauptdimensionen einer Persönlichkeit dem Fünf-Faktoren-Modell zu, Big Five genannt.
Als Sender bestimmter Signale ist Offenheit (englisch = frankness) ein anderes Wort für:
- Aufrichtigkeit
- Deutlichkeit
- Ehrlichkeit
- Freimut
- Freimütigkeit
- Geradlinigkeit
- Lauterkeit
- Offenherzigkeit
- Wahrhaftigkeit
- Wahrheit
Hier wird ein eher unbekümmertes, freimütiges Naturell beschrieben, das allerdings auch mit brutaler Ehrlichkeit manche Zeitgenossen tendenziell verprellt. Stichwort: Ich kann so billige Fummel ja nicht tragen, aber Dir steht er hervorragend…
Ein Persönlichkeitsmerkmal mit Zukunft
Die Psychologie bescheinigt Personen mit hohen Offenheitswerten (Openness) häufig eine rege Phantasie, dass sie ihre eigenen Gefühle – positive wie negative – deutlich wahrnehmen und an vielen persönlichen und öffentlichen Vorgängen interessiert sind. Demnach sind sie…
- erfinderisch
- experimentierfreudig
- intellektuell
- künstlerisch interessiert
- neugierig
- phantasievoll
- wissbegierig
Wer eine starke Ausprägung dieses Charakterzuges hat, ist häufig weniger angepasst, hinterfragt bestehende Normen und kann sich leichter auf ungewöhnliche soziale, ethische und politische Wertvorstellungen einstellen. Sie machen sich frei von Meinungen anderer und verhalten sich häufig unkonventionell.
Ihre Neugier lässt sie neue Handlungsweisen erproben und Abwechslung ist ihnen immer willkommen, da sie Routine fürchterlich finden.
Umgekehrt Menschen, die eine nur schwach ausgeprägte Offenheit besitzen; sie sind eher konservativ, konventionell und vorsichtig. Sie bevorzugen das Bekannte und Bewährte, schätzen Traditionen. Verurteilung von Andersartigen und eine gewisse Verklemmtheit können die Folgen sein.
Zitate Offenheit: Gefordert, aber nicht immer willkommen
- Offenheit ist ein Luxus der Freiheit, den sich nur derjenige leisten kann, der genug Stärke nicht nur für die Folgen hat, sondern auch für den eventuellen Missbrauch. (Christa Schyboll)
- Wer offen ist für alles – dem bleibt nichts verschlossen. (Klaus Ender)
- Offenheit ist ein Schlüssel, der viele Türen öffnen kann. (Ernst Ferstl)
- Wir sind so gewohnt, uns vor anderen zu verbergen, dass wir uns schließlich vor uns selber verbergen. (François VI. Duc de La Rochefoucauld)
- Offenheit verdient immer Anerkennung. (Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck)
- Deine Offenheit ehre ich wie deinen Mut und Freigebigkeit. Aber sind nur Tugenden, wo sie hingehören. (Johann Wolfgang von Goethe)
- Wir schätzen die Menschen, die frisch und offen ihre Meinung sagen – vorausgesetzt, sie meinen dasselbe wie wir. (Mark Twain)
Offenheit als Wesensmerkmal am Arbeitsplatz
Es gibt wie gesagt auch Offenheit als eine Form der Direktheit, die mehr preisgibt als für denjenigen gut ist. Denn zu viel Offenheit im Job kann Sie Kopf und Kragen kosten.
Die Art der Offenheit, die wir hier meinen, nämlich als Persönlichkeitsmerkmal der Big Five, kann Ihnen im Job von großen Nutzen sein. Das wird sich spätestens dann zeigen, wenn Sie sich für einen Beruf entscheiden, in dem kreatives Denken und eine flexible Geisteshaltung gefragt sind.
Klassischerweise ist das besonders in der Werbung, der Forschung und in der Kunst der Fall. Jemand mit niedrigen Offenheitswerten hingegen wird sich in Berufen wohlfühlen, in denen Routine und weniger Kreativität an der Tagesordnung sind.
Wenn Sie derzeitig mit Ihrem Beruf hadern, lohnt es sich zu überlegen, ob er Ihrer Persönlichkeit nahe kommt?
Psychotests zur Selbstanalyse
Hier haben wir eine Vielzahl an psychologischen Tests zusammengetragen, die Ihnen eine erste Orientierung zu den wichtigsten Fragen geben können.
Das Fünf-Faktoren-Modell eignet sich aber auch zur Fremdbeschreibung, das heißt für Personaler, dass sie anhand von erstellten Persönlichkeitsprofilen festlegen können, welcher Charaktertypus besonders gut zum Unternehmen passen würde.
Genauso gut sind Persönlichkeitstests, die auf den Big Five basieren dazu geeignet, ein besseres Verständnis für die unterschiedlichen Charaktere im Team zu gewinnen. Dieses Wissen ist wertvoll, wenn man Arbeitsfelder neu strukturieren will, aber es eignet sich auch für die individuelle Potenzialentwicklung.
Auch für die Auswahl geeigneter Führungskräfte eignen sich die Big Five. Denn für gewöhnlich sind dort Eigenschaften wie beispielsweise erhöhte emotionale Belastbarkeit, größere geistige Offenheit, Beweglichkeit, geringeres Entgegenkommen, Entscheidungsfreude und Risikobereitschaft von Bedeutung. Welches Persönlichkeitsprofil letztlich aber genau bei einer Führungskraft gefragt ist, hängt eben vom Unternehmen und dem Tätigkeitsbereich selbst ab.
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