Definition: Was ist Pflichtbewusstsein?
Pflichtbewusstsein ist eine Charaktereigenschaft von Menschen, die sich ihren Zusagen, Aufgaben und Verantwortungen stark verpflichtet fühlen und diesen deshalb (fast) immer nachkommen. Es ist das stark ausgeprägte Bewusstsein dafür, die eigenen Pflichten erfüllen zu müssen. Wer pflichtbewusst ist, hält sein Wort und tut alles dafür, um seinen Verpflichtungen nachzukommen.
Im Job zeigt sich Pflichtbewusstsein beispielsweise in einer sorgfältigen und disziplinierten Arbeitsweise. Aufgaben werden nach bestem Wissen und Gewissen erledigt. Auch fühlen sich pflichtbewusste Mitarbeiter ihrem Arbeitgeber gegenüber zu Leistungen und Loyalität verpflichtet. Sie melden sich seltener krank, geben immer ihr Bestes und erledigen gewissenhaft, was ihnen aufgetragen wird.
Pflichtbewusstsein Synonym & Englisch
Synonym zum Pflichtbewusstsein werden die Begriffe Pflichtgefühl, Gewissenhaftigkeit, Pflichteifer, Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit oder auch Ethos verwendet. Das Gegenteil ist Rücksichtslosigkeit, Verantwortungslosigkeit oder auch Egoismus. Auf Englisch heißt es conscientiousness oder sense of duty.
Pflichtbewusstsein als Persönlichkeitsmerkmal
In der Psychologie spielt das Pflichtbewusstsein als ein zentrales Persönlichkeitsmerkmal eine Rolle. Im Modell der Big Five ist es eines der fünf Persönlichkeitsmerkmale, die in unterschiedlichen Ausprägungen den menschlichen Charakter definieren. In den Big Five wird das Synonym Gewissenhaftigkeit verwendet.
Gemäß den Big Five haben Menschen mit einem starken Pflichtbewusstsein einige typische Eigenschaften. Sie sind:
- zuverlässig
- organisiert
- planend
- sorgfältig
- überlegt
- verantwortlich
- selbstbeherrscht
Pflichtbewusste Menschen demonstrieren in jeder Lage Verbindlichkeit. Man weiß, dass man sich auf sie verlassen kann. Zu der Charaktereigenschaft gehören auch Genauigkeit, Zielstrebigkeit und Selbstkontrolle.
Wer weniger pflichtbewusst ist, ist häufiger spontan, unbekümmert oder impulsiv. Solche Menschen sehen eigene Pflichten weniger streng und gestatten sich selbst mehr Freiheiten.
Vor- und Nachteile von Pflichtbewusstsein
Pflichtbewusstsein gilt als Tugend und ist eine geschätzte Eigenschaft. Sie hat einige große Vorteile, kann jedoch auch ein paar Nachteile mitbringen – gerade wenn sie sehr stark ausgeprägt ist. Wir stellen die Vor- und Nachteile gegenüber:
Vorteile von Pflichtbewusstsein
- Vertrauen
Pflichtbewusstsein führt häufig zu mehr Vertrauen. Zu wissen, dass man sich jederzeit auf eine andere Person verlassen kann, macht es sehr leicht, dieser zu vertrauen. Fragen Sie sich einfach selbst: Wem würden Sie Ihr neues Auto eher anvertrauen – einem pflichtbewussten oder einem eher fahrlässigen Freund? - Sympathie
In zwischenmenschlichen Beziehungen macht Pflichtbewusstsein sympathisch. Wir wollen wissen, woran wir sind und nicht ständig überlegen, wie sich unser Gegenüber wohl beim nächsten Mal verhält. Pflichtbewusste Menschen lassen sich besser einschätzen und machen es leichter, sie zu mögen. - Erfolg
Ohne Pflichtbewusstsein bleibt Erfolg aus. Im Job ist ein großes Pflichtgefühl ein wichtiger Erfolgsfaktor. Es sorgt dafür, dass Sie gute Ergebnisse liefern und alles tun, um Projekte erfolgreich abzuschließen. Auch zeigt es sich in Ihrer gesamten Einstellung zum Job und kommt bei Arbeitgebern gut an.
Die Auswirkungen auf den Erfolg sind sogar wissenschaftlich belegt. Eine Langzeitstudie von Terrie E. Moffitt von der Duke University zeigte: Geringes Pflichtbewusstsein und schwach ausgeprägte Selbstkontrolle senken die Chancen auf beruflichen Erfolg. Bei diesen Teilnehmern kam es häufiger zu Schulabbrüchen. Das Schicksal ist aber nicht unausweichlich. Es ist möglich, im Laufe seines Lebens an der Eigenschaft zu arbeiten und diese zu stärken – Tipps dazu am Ende des Artikels.
Nachteile von Pflichtbewusstsein
- Einschränkungen
Je größer das Pflichtbewusstsein, desto häufiger müssen Sie sich selbst bremsen oder einschränken. Positiv ausgedrückt ist dies Disziplin, doch müssen Sie auf Dinge verzichten, die Sie gerne tun würden, um Ihr Pflichtbewusstsein zu befriedigen. Das kann teilweise zu Frust und Unzufriedenheit führen. - Stress
Da Sie sich an alle Verpflichtungen gebunden fühlen, kommt es zu Stress. Im Job alles erledigen, zuhause viel Zeit mit Partner und Familie verbringen, dem Freund beim Umzug helfen, zusätzlich noch ehrenamtlich engagieren… Es kann ganz schön anstrengend sein, wenn Sie sehr pflichtbewusst sind. - Starrheit
Spontan am Abend mit den Freunden in die Kneipe? Mit der Partnerin ein verlängertes Wochenende machen? In vielen Situationen steht ein großes Pflichtbewusstsein der Spontanität im Weg. Alles richtet sich immer an den Aufgaben und Pflichten aus. Spontane Entscheidungen sind nicht möglich.
Zu großes Pflichtbewusstsein kann gefährlich sein
Das umstrittene Milgram-Experiment zeigt: Zu viel Pflichtbewusstsein kann gefährliche Folgen haben. Im Experiment des Psychologen Stanley Milgram sollten Teilnehmer auf Anweisung (vermeintliche) Stromstöße als Bestrafung erteilen, wenn andere Teilnehmer im Nebenraum einen Fehler machten. Ganze 62 Prozent der Probanden folgte den Forderungen des Versuchsleiters und gibt mit den Stromstößen bis ans Maximum – auch wenn der Schauspieler im Nebenraum schrie und große Schmerzen simulierte.
Hohes Pflichtbewusstsein scheint Autoritätsgläubigkeit zu begünstigen. Auf sozialen Druck von Autoritäten schalten pflichtbewusste Menschen ihre Bedenken aus. Das geht so weit, dass sie sogar gegen ihre eigenen moralischen Werte und Normen handeln.
Tipps für mehr Pflichtbewusstsein
Mangelt es Ihnen manchmal am nötigen Pflichtbewusstsein? Die Erkenntnis ist bereits der erste Schritt, um daran etwas zu ändern. Vielleicht können Sie selbst nicht einmal etwas dafür. Ein Teil der Persönlichkeit ist bereits angeboren, der Rest wird durch Umwelteinflüsse bestimmt und oft schon im frühen Kindesalter geprägt. Es ist jedoch nie zu spät, um pflichtbewusster zu werden. Diese 4 Tipps helfen dabei:
1. Fangen Sie klein an
Für den Anfang sollten Sie kleine Schritte machen, um sich nicht gleich mit der Situation zu überfordern. Gehen Sie nicht gleich unzählige Verpflichtungen ein, denen Sie allen nachkommen wollen. Das kann nur schiefgehen und frustriert. Konzentrieren Sie sich zu Beginn auf einzelne Pflichten. Das können Zusagen an Ihren Partner oder Freunde sein. Auch der Job ist ein guter erster Schritt, um pflichtbewusst zu handeln. Mit der Zeit können Sie weitere Bereiche hinzufügen.
2. Behandeln Sie jede Verpflichtung gleich
Bei echtem Pflichtbewusstsein gibt es keine Ausnahmen. Sie können im Job beispielsweise nicht nur bei den Aufgaben pflichtbewusst sein, die Ihnen Spaß machen – und bei den anderen ToDos ungenau und schludrig arbeiten. Wenn Sie einmal anfangen und sich einzelne Punkte heraussuchen, werden Sie nie mehr Pflichtbewusstsein entwickeln. Behandeln Sie deshalb jede Verpflichtung gleich, auch wenn es bei manchen schwerer fällt.
3. Denken Sie an Ihre Mitmenschen
Fragen Sie sich immer wieder: Wem schade ich, wenn ich meine Pflichten nicht erfülle? Das können der Arbeitgeber, die Kollegen, Ihre Familie, Freunde oder andere Menschen sein. Mit der nötigen Empathie wird es Ihnen mit dieser Perspektive leichter fallen, pflichtbewusst zu handeln. Erinnern Sie sich beispielsweise daran, dass ein guter Freund sich auf Sie verlässt. So können Sie den inneren Schweinehund überwinden und Ihren Verpflichtungen nachkommen.
4. Belohnen Sie sich für Ihr Pflichtbewusstsein
Gerade in der ersten Zeit sind positive Anreize ein gutes Mittel. Pflichtbewusstsein geht oft mit Stress, Verzicht oder Überwindung einher. Nehmen Sie der Eigenschaft diesen negativen Beigeschmack, indem Sie ans Ende eine Belohnung stellen. Gönnen Sie sich ein leckeres Essen oder machen Sie sich auf eine andere Art eine kleine Freude.
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