Hexaco-Modell: Was sind die 6 Faktoren der Persönlichkeit?

Das Hexaco-Modell ist einer Weiterentwicklung der sogenannten „Big Five“ – der fünf Faktoren, die in der Persönlichkeitsanalyse den Charakter eines Menschen beschreiben. Hinzu gekommen ist beim Hexaco-Modell eine sechste Eigenschaft – der H-Faktor: Honesty-Humility (Ehrlichkeit-Bescheidenheit). Wir erklären das neue Persönlichkeitsmodell und welche Bedeutung es hat…

Hexaco Modell Persoenlichkeit Big Five 6 Statt 5 Eigenschaften Grafik

Definition: Was ist das Hexaco-Modell?

Das Hexaco-Modell ist ein neues, sechsdimensionales Modell der menschlichen Persönlichkeit – und damit eine Weiterentwicklung der klassischen Big Five (auch: OCEAN-Modell). Zu dem klassischen Fünf-Faktoren-Modell ist damit eine neuer, sechster „H-Faktor“ hinzugekommen: Honesty-Humility (Ehrlichkeit-Bescheidenheit).

Entwickelt wurde das Hexaco-Modell von den beiden kanadischen Psychologen Kibeom Lee und Michael C. Ashton. Sie stellten im Jahr 2000 erstmal das Hexaco-Persönlichkeitsinventar (Hexaco-PI) vor (Buch: „The H Factor of Personality“). Die dazugehörigen Einstufungs- und Persönlichkeitstests gibt es in drei Versionen:

  • Eine 100-Fragen-Version, die in 20 Minuten absolviert werden kann. Sie eignet sich für die meisten Studien.
  • Eine 60-Fragen-Version, die als Kurzversion in 12 Minuten beantwortet werden kann. Sie ist für eine erste grobe Einstufung geeignet.
  • Eine 200-Fragen-Version, die auf Anfrage direkt von den Wissenschaftlern bezogen werden kann. Sie eignet sich für umfangreichere Studien und exakte Facetten der sechs Persönlichkeitsmerkmale.

Wofür steht HEXACO?

Der Name für das Hexaco-Modell ist ein Akronym. Er setzt sich aus den Anfangsbuchstaben (mit Ausnahme von X für „E-x-traversion) der jeweiligen Eigenschaften zusammen:

  1. Honesty-Humility (H) – Ehrlichkeit-Bescheidenheit
  2. Emotionality (E) – Emotionalität (Neurotizismus)
  3. Extraversion (X) – Extraversion
  4. Agreeableness (A) – Verträglichkeit
  5. Conscientiousness (C) – Gewissenhaftigkeit
  6. Openness to Experience (O) – Offenheit

Gleichzeitig bedeutet das griechische Wort „hexa“ auf Deutsch: sechs – und gibt somit ebenfalls die Anzahl der Dimensionen in der Persönlichkeitsanalyse an.

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Unterschied: Vom Big-Five- zum Hexaco-Modell

Das Hexaco-Modell basiert im Wesentlichen auf den lange bekannten „Big Five“ – dem bis heute einzig wissenschaftlich anerkannten Modell in der Persönlichkeitspsychologie. Die letzten fünf Charaktereigenschaften bei HEXACO unterscheiden sich also kaum von den Merkmalen im OCEAN-Modell.

Big Five Ocean Modell 5-Faktoren-Modell

Das Akronym OCEAN steht für folgende Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale:

1. Offenheit (für Erfahrungen)

Das Merkmal steht für Eigenschaften wie:

  • wissbegierig
  • erfinderisch
  • neugierig
  • intellektuell
  • phantasievoll
  • experimentierfreudig
  • künstlerisch interessiert

Stark ausgeprägt: Diese Menschen sind offen für neue Erfahrungen und interessiert an fremden Kulturen. Sie hinterfragen Entwicklungen und bestehende Normen kritisch und setzen sich mit neuartigen sozialen, ethischen und politischen Wertvorstellungen auseinander. Sie bilden sich ihr Urteil unabhängig von anderen, verhalten sich häufig unkonventionell und bevorzugen Abwechslung.

Schwach ausgeprägt: Wer hingegen nur wenig Offenheit besitzt, ist eher konservativ und vorsichtig und bevorzugt das Bekannte und Bewährte. Diese Personen wirken auf andere oftmals rückschrittlich oder gutbürgerlich und schlicht.

2. Gewissenhaftigkeit

Das Merkmal steht für Eigenschaften wie:

  • organisiert
  • sorgfältig
  • planend
  • strukturiert
  • effektiv
  • vorausschauend
  • verantwortlich
  • zuverlässig
  • überlegt

Stark ausgeprägt: Betroffene Menschen zeichnet ein hohes Maß an Selbstkontrolle, Genauigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Zielstrebigkeit aus. Diesen Eigenschaften wird ein maßgeblicher Einfluss auf den späteren beruflichen Erfolg zugeschrieben.

Schwach ausgeprägt: Wer weniger gewissenhaft ist, fällt durch seinen unbekümmerten und tendenziell spontanen Lebenswandel auf. Diese Typen neigen zu nachlässigem und leichtsinnigem Verhalten, weshalb ihnen häufiger Fehler passieren.

3. Extraversion

Das Merkmal steht für Eigenschaften wie:

  • gesellig
  • selbstsicher
  • aktiv
  • begeisterungsfähig
  • gesprächig
  • energisch
  • heiter
  • optimistisch

Stark ausgeprägt: Wer extravertiert (umgangssprachlich: extrovertiert) ist, hält sich gerne in Gegenwart anderer auf, mag die Gesellschaft in Gruppen und auf Versammlungen. Zwischenmenschliche Kontakte werden groß geschrieben, das Netzwerken fällt diesen Persönlichkeiten ausgesprochen leicht.

Schwach ausgeprägt: Eher scheu oder sogar schüchtern sind Menschen mit geringen Extaversion bzw. hohe Intraversion (umgangssprachlich: introvertiert). Diese Menschen haben kein Problem mit dem Alleinsein, arbeiten gerne für sich und unabhängig von anderen. Bei ihren sozialen Kontakten sind sie wählerisch, lieben Qualität statt Quantität und können im Extrem regelrecht zurückgezogen und menschenscheu sein.

4. Verträglichkeit

Das Merkmal steht für Eigenschaften wie:

  • freundlich
  • kooperativ
  • harmoniebedürftig
  • verständnisvoll
  • wohlwollend
  • warmherzig
  • kompromissbereit
  • mitfühlend

Stark ausgeprägt: Aufgrund des starken Harmoniebedürfnisses kommen verträgliche Menschen sehr gut mit anderen Persönlichkeitstypen zurecht. Sie sind oft altruistisch, kooperationswillig und hilfsbereit. Sie glauben, dass ihr Verhalten bei anderen Gegenseitigkeit bedingt; Konflikten gehen sie aus dem Weg.

Schwach ausgeprägt: Ist dieses Merkmal schwach ausgeprägt, sind Betroffene eher konfliktfreudig und konfrontativ. Sie sehen sich in permanenter Konkurrenz zu anderen und treten entsprechend aggressiv, streitsüchtig und misstrauisch auf.

5. Neurotizismus

Im Hexaco-Modell heißt dieses Merkmal „Emotionalität“ und steht für Eigenschaften wie:

  • ängstlich
  • betroffen
  • beschämt
  • labil
  • unsicher
  • verlegen
  • nervös
  • erschüttert
  • traurig

Stark ausgeprägt: Ist dieses Persönlichkeitsmerkmal stark ausgeprägt, handelt es sich um einen Menschen, der leicht aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen ist. Neurotische Menschen sorgen sich leicht, sind hochsensibel und stressanfälliger im Vergleich zu anderen. Gleichzeitig ermöglicht ihnen die Eigenschaft, anderen mit größerer Empathie zu begegnen.

Schwach ausgeprägt: Bei schwacher Ausprägung handelt es sich um emotional stabile Menschen, die nichts so leicht umhaut. Sie zeichnet große Ruhe und Gelassenheit aus.

6. Ehrlichkeit-Bescheidenheit

Der neue, sechste H-Faktor bildet im Hexaco-Modell den wesentlichen Unterschied zu den genannten Big Five. Ashton und Lee beschreiben solche Menschen folgendermaßen:

  • Stark ausgeprägt
    Eine Person mit starken H-Werten wird niemanden manipulieren, um einen persönlichen Vorteil daraus zu ziehen. Diese Menschen befolgen faire Regeln, sind kaum an Geld oder verschwenderischem Luxus interessiert und haben kein ausgeprägtes Statusdenken.
  • Schwach ausgeprägt
    Anders Menschen, bei denen diese Eigenschaft gering ausgeprägt ist: Sie werden alles versuchen, um an ihr Ziel zu kommen, andere manipulieren und mit Schmeicheleien einlullen. Die wichtigste Person in ihrem Leben sind sie selbst. Daher haben sie wenig Hemmungen, Regeln zu brechen. Unter dieser Ausprägung finden sich zahlreiche Psychopathen, Soziopathen und Narzissten (siehe: D-Faktor).

Auch wenn Ehrlichkeit und Bescheidenheit grundsätzlich positive Eigenschaften und Tugenden sind, haben Sie nicht nur Vorteile. Insbesondere im Job können sie dazu führen, dass betroffene Menschen ihr Licht unter den Scheffel stellen und sich damit manchen Weg verbauen.

Qualität setzt sich leider nicht immer durch. Sie benötigt zuweilen etwas Unterstützung durch Selbstmarketing und Selbstpositionierung.

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Warum Persönlichkeitsanalyse?

Persönlichkeitsanalysen wie das Hexaco-Modell, Big Five, DISG-Modell oder MBTI-Test werden vor allem in der Eignungsdiagnostik, Bewerbung und Personalauswahl eingesetzt. Sie dienen dort als Entscheidungshilfe, um herauszufinden, ob und wie gut Kandidaten auf eine Stelle oder zum Unternehmen und ins Team passen. Damit bildet die Persönlichkeitsdiagnostik eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche und langfristige Besetzung – zum Beispiel im Rahmen eines Assessment-Center.

Gleichzeitig werden Persönlichkeitstests im Coaching und zur Persönlichkeitsentwicklung eingesetzt, teils auch in der Psychotherapie und klinischen Psychiatrie zur Erkennung psychischer Erkrankungen.


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