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Statusdenken: Status quo und Statusspiele im Job

Alle Menschen sind gleich, aber einige sind gleicher. Und das zeigen sie auch. Statusdenken halt. Wir wollen in unserem sozialen Umfeld nun mal nicht nur irgendwer sein, sondern etwas Besonderes, einen möglichst hohen Status bekleiden. Der Status Quo – im Job und im Privatleben – ist aber kein Fixpunkt, eher verbirgt sich dahinter ein permanentes Streben nach oben – oder ein Kampf gegen den Abstieg. Statusdenken und Statusspiele nennen Profis das. Und so komisch das auch klingt: Wir sollten diese Spiele ab und an mitspielen…



Statusdenken: Status quo und Statusspiele im Job

Statusdenken: Wie hoher Status wirkt

Es ist schon komisch, was sozialer Status oder gar Prominenz mit uns macht. Nicht zufällig heißt es, dass solche Menschen leicht die Bodenhaftung verlieren und plötzlich meinen, Sie seien etwas Besseres, Motto: Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

Solche Menschen vergessen schnell, woher sie kamen oder dass aller Ruhm vergänglich ist und wer mit dem Expressaufzug nach oben fährt, meist auch denselben Fahrstuhl nach unten nimmt.

Wissenschaftler um Nathan C. Pettit und Niro Sivanathan von der Stern Universität in New York haben bei ihren Studien festgestellt, dass sich bei solchen Aufsteigern die Wahrnehmung drastisch verändert. Konkret:

Menschen mit hohem Status hören ihren Applaus lauter und sehen in den Gesichtern mehr wohlwollendes Lächeln als tatsächlich da ist.

Zuerst suchten sich die Forscher 86 Probanden und versetzen die eine Hälfte in das Gefühl, einen hohen Status zu genießen. Etwa, indem sie diese baten, sich an einen solchen schillernden Moment im Rampenlicht zu erinnern. Die andere Hälfte wurde genau in den gegenteiligen (Tief-)Status versetzt – oder wie der Psychologe sagen würde: Sie wurden geprimt.

Dann erzählten sie den Versuchspersonen, es ging um eine Studie über Online-Publikum und ihre kleine Rede, die bitte gleich halten sollten, würde in einen Klassenraum übertragen. Nach der Mini-Ansprache hörten die Probanden angeblichen Applaus aus dem Klassenzimmer.

Sie ahnen es: Den Klassenraum gab es nicht – und der Applaus kam vom Band. Überdies war er immer gleich lang – fünf Sekunden. Dennoch hörten ihn die Hochstatus-Probanden tosender, lauter, ja sogar länger.

Bei einem zweiten Experiment ein vergleichbares Ergebnis: Diesmal wurden den Teilnehmern Fotos von Gesichtern gezeigt. 50 Prozent der Menschen darauf lächelten, 50 Prozent nicht. Trotzdem erinnerten die Hochstatustypen, dass sie 64 Prozent der Gesichter angelächelt hätten. Bei den den Niedrigstatus-Probanden waren es nur 54 Prozent.

Was verleiht Menschen einen höheren Status?

Entgegen landläufiger Meinung sind es übrigens nicht in erster Linie die Kleider, die die Leute machen. Das wird bei dem sogenannten Statusspiel deutlich.

Dabei ziehen vier Spieler verdeckt Karten aus einem Stapel, die von Eins bis Vier durchnummeriert sind. Die Zahl entspricht einem fiktiven sozialen Rang mit Eins als höchster Stufe. Ohne sich gegenseitig zu verraten, welche Karte sie gezogen haben, müssen sich die Spieler statuskonform verhalten. Für Nummer Eins und Vier ist die Sache leicht: Eins dominiert einfach alle, Vier bleibt durchweg devot. Die beiden anderen müssen ihre Rolle dagegen erst finden.

Das Interessante an dem Experiment: Schon nach kurzem Geplänkel ist sowohl für die Spieler als auch für etwaige Zuschauer die Rangfolge offenbar – und das völlig unabhängig davon, welche Kleidung die Vier gerade tragen oder welche Worte sie wählen.

Kurzum: Es sind ihre Gesten der Macht, die sie verraten.

Die Körpersprache offenbart den wahren Status:

  • So vermitteln etwa langsame, elegante Bewegungen, ein unverkrampft gelassenes (aristokratisches) Lächeln sowie eine aufrechte und stille Kopfhaltung hohen sozialen Status.
  • Ebenso wirkt, wer sich beim Sitzen locker zurücklehnt, ruhig bleibt, kräftig und nicht zu leise spricht und symmetrische Gesten wählt – beide Beine fest auf dem Boden, beide Hände vor dem Körper, beide Arme auf der Sessellehne.
  • Umgekehrt verrät jemand Unsicherheit und damit niedrigen sozialen Status, der beim Sitzen oder Stehen die Füße nach innen dreht.
  • Wer schnelle, ruckartige Schritte macht, sich in seinen Stuhl kauert, die Hände beim Reden in die Hosentaschen steckt oder sich gar auf einem Sofa in der Mitte einkeilen lässt, macht sich ebenfalls klein. Ein Mensch mit Führungsanspruch würde wenigstens die Ecke wählen.
  • Selbst der Blickkontakt entscheidet über unseren Rang. Allerdings drückt nicht derjenige Dominanz aus, der seinem Gegenüber furchtlos und unentwegt in die Augen starrt, sondern im Business ist es eher derjenige, der nach dem ersten Blickwechsel zuerst wegschaut: Er kann es sich leisten, den anderen zu ignorieren. Der andere dagegen muss seine Nähe suchen und den Blickkontakt halten.
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Statustypen: Beweisen Sie Statusintelligenz

Man kann das Statusdenken moralisch verurteilen. Tatsache ist aber auch: Wir alle spielen diese Statusspiele immer wieder mit und passen unser Verhalten unserem Gegenüber an – privat genauso wie im Job.

Ein paar Beispiele:

  • Mit Kindern sprechen wir anders als mit Erwachsenen.
  • Auf die Meinung von Experten reagieren wir anders als auf die von Laien.
  • Gegenüber Freunden verhalten wir uns instinktiv anders als gegenüber Fremden.

Das Ganze kann sogar abrupt wechseln, wenn sich der Status Quo einer Person ändert.

Der Klassiker aus dem Joballtag dazu ist, wenn der Kollege zum Chef mutiert. Gestern noch Vertrauter und Verbündeter ist er nun der Vorgesetzte im Wortsinn. Schlagartig wechselt sein Status und nimmt damit Einfluss auf unser Verhalten: Wir reden anders mit dem Ex-Kollegen; sagen ihm weniger, was wir denken oder fühlen und auch unsere Körperhaltung und -sprache wechselt zusammen mit der Sprache, dem Ton, der Mimik.

Haben wir früher zum Kollegen gesagt: „Die Idee ist doch totaler Quatsch“, formulieren wir unsere Kritik heute vorsichtiger: „Ich finde, die Idee gar nicht so schlecht. Vielleicht könnte man noch…“

Wo wir vorher auf Augenhöhe und derselben Ebene kommuniziert haben, wechseln wir automatisch in eine tiefere Statusebene. Dieses Statusdenken passiert meist unbewusst, ist aber Teil des täglichen Statusspiels, wie es in den unterschiedlichsten Gesprächskonstellationen immer wieder vorkommt:

  • Der Chef, der seinen Mitarbeiter kritisiert und eine Standpauke hält, wechselt in den Hochstatus.
  • Will er ihn aber für einen Strategiewechsel gewinnen oder möchte er, dass die Belegschaft Überstunden macht, begegnet er den Mitarbeitern mindestens auf Augenhöhe.
  • Möchte der Chef seine Mitarbeiter gar motivieren oder fördern, wechselt er in den Tiefstatus, Motto: „Wie kann ich Sie unterstützen?“

Wer aus der Reihe tanzt, genießt höheren Status

Ob Sie zu einer Hochzeit gehen oder zu einem Bewerbungsgespräch: In der Regel werden Sie sich dazu herausputzen, einen Anzug mit Krawatte, ein Kleid oder Kostüm anziehen und sich an den herrschenden Konventionen und Dresscodes orientieren. Eigentlich völlig richtig. Trotzdem gibt es da immer diesen einen Typen, der zum Anzug pinke Socken trägt oder eine Krawatte deren Farben lauter schreien als Steven Tyler.

Bisher hat man angenommen, solche Typen fallen erst negativ auf und dann durch. Denkste! Laut einer Studie hat solches Verhalten durchaus Erfolgspotenzial.

Die Harvard-Forscherinnen Silvia Bellezza, Francesca Gino und Anat Keinan entwickelten dazu fünf unterschiedliche Experimente. Bei einem davon sollten Studenten beispielsweise den Status quo eines Professors einschätzen, der entweder an einem College oder einem Top-Universität lehrt. Mal sahen sie ein Bild von ihm – glatt rasiert und im feinsten Zwirn; mal war er unrasiert und in einem T-Shirt abgebildet. Wie erwartet, vermuteten die meisten Probanden, der olle Zottel sei Professor an der Top-Uni – eben weil er sich derlei Nachlässigkeit im Äußeren leisten könne.

Und so setzte sich das auch bei den anderen Experimenten fort: Unter bestimmten Umständen assoziierten die Beobachter ein eher untypisches und nonkonformes Outfit mit einem höheren Status der Person sowie mit mehr Kompetenz.

Die meisten Psychologie-Studenten dürften die Experimente von Solomon Asch kennen. Er untersuchte seinerzeit die Wirkung des Gruppenzwangs – oder eben der Konformität. Die Mehrheit der Menschen fügt sich bereitwillig der Mehrheitsmeinung, selbst wenn diese der eigenen Wahrnehmung und Erfahrung widerspricht.

In bestimmten Berufen und Professionen aber erwarten wir das genaue Gegenteil: Kreativen Menschen oder Künstlern gestehen wir regelmäßig ihre Spleens, Marotten und Eigenwilligkeiten zu. Wir erwarten sie teilweise sogar. Ein Querdenker, der an keiner Stelle autonom oder unkonventionell auftritt, kann ein solcher irgendwie nicht sein.

Ob Sie deswegen im schimmernden Smoking zum Vorstellungsgespräch erscheinen sollten, darf auch weiterhin bezweifelt werden. Aber womöglich geben die knallgrünen Socken, die zwischendurch frechmutig hervorblitzen, einen positiven Nachhall. Der kühne Kreative lässt grüßen!

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Statusdenken ade: Warum Sie das Statusspiel mitspielen sollten

Keine Frage, Nonkonformität kann ebenfalls eine veritable Machtstrategie sein. Was es aber gleichfalls ist: ein Spiel mit dem Statusdenken. Innerhalb einer sozialen Gruppe kann man sich dem nicht entziehen. Selbst das bewusste Rebellieren erkennt gleichzeitig an, dass da Spielregeln existieren, gegen die man verstößt.

Weil aber in jedem Unternehmen, in jeder Organisation zugleich eine Menge dieser ungeschriebenen Sozialgesetze und Statusspielregeln existieren, ist Karriere kaum möglich, ohne diese Mechanismen nicht wenigstens ab und an für sich intelligent zu nutzen.

Tatsächlich gibt es typische Konstellationen einer inneren und äußeren Haltung, die manche Statustypen charakterisieren:

  • Der Macher: eigenes Gefühl: Hochstatus; Haltung nach außen: Hochstatus
  • Der Teamplayer: eigenes Gefühl: Tiefstatus; Haltung nach außen: Tiefstatus
  • Der Charismatiker: eigenes Gefühl: Hochstatus; Haltung nach außen: Tiefstatus
  • Der Arrogante: eigenes Gefühl: Tiefstatus; Haltung nach außen: Hochstatus

Gerade Führungskräfte sind in Ihrem Job darauf angewiesen, das Statusspiel zu beherrschen. Mehr noch: Es wird vermutlich nur Führungskraft, wer es beherrscht. Sie müssen in manchen Situationen, die Durchsetzungsstärke und eine gewisse Distanz erfordern, ihren Status erhöhen; in anderen Situationen, die Nähe und Glaubwürdigkeit erfordern, ihren Status bewusst senken können.

Es wäre allerdings ein Irrglaube, zu meinen, für Macht und Einflussnahme sei allein ein hoher Status vonnöten.

Historische Beispiele wie Mahatma Gandhi oder Nelson Mandela zeigen eindrucksvoll, dass es auch anders geht. Die Macht und den höheren Status hatten ihre politischen Gegner, dennoch konnten beide aus ihrem tieferen Status genug politischen Einfluss schöpfen. Und das lag vor allem an ihrem charismatischen, inneren Hochstatus und der damit verbundenen Bewunderung und Sympathie von außen.

Die Wahrheit ist nämlich auch: Erfolg – das sind allenfalls zehn Prozent Leistung, dafür aber umso mehr Psychologie, Soziologie, Strategie, Diplomatie, Publicity und ein Schuss Travestie.

Das wusste schon Henry Ford, Gründer des gleichnamigen Autoherstellers, der davon überzeugt war, dass Erfolg allein darin bestehe, genau jene Fähigkeiten zu haben, die im Moment gefragt sind.

Seit Menschen zusammen leben, gibt es so etwas wie Rangordnungen. Diese vereinfachen das Leben und reduzieren Kosten – bei Entscheidungen zum Beispiel. Ein hoher Rang verspricht Status, Ansehen und Macht und ist daher für viele erstrebenswert, auch aus so ganz banalen Gründen wie Fortpflanzungserfolg.

Da hierarchische Systeme Pyramiden ähneln, sind hohe Rangstufen knapper als niedere. So entsteht Wettbewerb. Schon das Wort Karriere stammt vom französischen carrière und bedeutete einmal Rennbahn.

Bei diesem Wettlauf nach oben ist jedoch jeder auf die Gunst der Ranghöheren angewiesen, während er zugleich das Verhältnis zu seinen Mitbewerbern austarieren muss. Und spätestens seit der Mensch die Arbeitsteilung erfunden hat, gibt es diesen Wettbewerb nicht nur innerhalb von Gruppen und Organisationen, sondern auch zwischen selbigen.

Erfolg ist also nie eindimensional, sondern stets ein mehrdimensionales Spiel, zwischen und über Gruppen hinweg, das mit Leistungswillen allein nicht zu gewinnen ist. Auch wenn manche das Gegenteil behaupten.

Bei allem Spiel um den sozialen Status quo, dem Statusdenken und der Statusintelligenz: Es geht dabei nicht einfach nur darum, eine Rolle zu spielen, Text oder Gesten einzustudieren. Das erkennen die meisten Menschen in unserem Umfeld schnell.

Dauerhaft erfolgreich agiert dabei nur, wer hinter seinem Reden und Handeln auch die dazugehörige innere Haltung konserviert. Glaubwürdigkeit und Authentizität haben hier ihren Ursprung.

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[Bildnachweis: Sergey Nivens by Shutterstock.com]

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