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Overconfidence-Effekt: Darum überschätzen wir uns

Bitte mal kurz konzentrieren, eine Quizfrage: Welcher Schauspieler nuschelte in seinen Filmen so stark, dass er kaum zu verstehen war?

    a) Hans Moser
    b) Gustav Zeter
    c) Norbert Nörgel
    d) Paul Motzki

Florian Stork, 24, Jurastudent aus Köln, war sich ganz sicher, dies zu wissen – und wählte Antwort d. Richtig gewesen wäre Antwort a. Halb so wild? Jein. Stork passierte dieser Fauxpas ausgerechnet als Kandidat bei Wer wird Millionär. Storks Strafe: Er ging mit null Euro nach Hause. Dabei war er sich doch so sicher gewesen…


Overconfidence-Effekt: Darum überschätzen wir uns

Overconfidence-Effekt: Übermut tut selten gut

Ein klassisches Beispiel für zu viel Hybris. Übermut tut selten gut – kommt aber dafür nicht zwangsläufig seltener vor. Dahinter steckt ein psychologischer Mechanismus, den die beiden Ökonomie-Nobelpreisträger Daniel Kahneman und Amos Tversky den Overconfidence-Effekt nennen.

Demnach gehen wir, vereinfacht gesagt, davon aus, dass wir viel mehr wissen und mehr können als das tatsächlich der Fall ist. Kurzum: Wir überschätzen unsere Fähigkeiten – in allen möglichen Lebenslagen. Wir glauben im Job mehr drauf zu haben, sind ein ebenso leidenschaftlicher wie überdurchschnittlicher Liebhaber und können überhaupt alles ein bisschen besser als die anderen.

Der Klassiker in dem Zusammenhang: das Autofahren. Zählen Sie sich zu den besten 30 Prozent der Autofahrer? Klasse, das tun die anderen 80 Prozent der Befragten meist auch, auch auf die Gefahr hin, dass die Rechnung dann nicht mehr aufgeht.

Glauben Sie auch, den Abgabetermin für das nächste Projekt locker einhalten zu können? Natürlich. Als bei einer Studie amerikanische Studenten vergleichbares bezüglich ihrer Hausarbeit gefragt wurden, antworteten sie im Schnitt: 34 Tage. Gebraucht haben sie dann im Durchschnitt aber 56 Tage.

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Overconfidence-Effekt: So schützen Sie sich vor Hybris

Es ist leider so: Je schwieriger eine Aufgabe wird, desto größer ist unsere Hybris. Bei einfachen Aufgaben hält sich unser Übermut noch in Grenzen.

Doch je mehr Selbstvertrauen wir haben, desto eher neigen wir auch zur Selbstüberschätzung. Und mit einem derart gefährlichen Halbwissen ausgestattet, treffen wir auch noch tagein, tagaus zahlreiche Entscheidungen. Die kosten uns mitunter viel Renommee, im schlimmeren Fall sogar Arbeitsplätze. Dann nämlich, wenn Manager Fehler begehen, weil zu tollkühn agieren.

Gerade die Isolation in Führungsetagen bildet einen perfekten Nährboden für übertriebene Selbsteinschätzung. Nach Ansicht von Daniel Kahneman liegt das vor allem daran, dass die heutige Managergeneration Projekte eingeht, ohne vorher deren Erfolgswahrscheinlichkeit selbstkritisch genug abzuschätzen. Aber warum?

Mathew Hayward und Donald Hambrick von der Columbia-Universität resümierten 1997 in einer Studie dazu: Wenn in einem Unternehmen bislang alles glatt lief, führt der CEO das gerne auf seine eigene Leistung zurück – selbst wenn er damit gar nichts zu tun hatte. Und wo die Selbstverliebtheit grassiert, da blüht auch schon bald die Selbstüberschätzung.

Aber auch einfache Angestellte sind empfänglich für das süße Gift des Hochmuts. Etwa bei der Geldanlage: Wir glauben, uns auszukennen und investieren in Werte, die wir eben doch nicht richtig kennen. Damit spekulieren wir nicht besser als ein Affe.

Burton Malkiel, Ökonommie-Professor an der Princeton-Universität, behauptete bereits 1973, dass es besser sei, einem Affen die Augen zu verbinden, ihn dann Dartpfeile auf Aktientitel werfen zu lassen und auf diese Werte zu setzen, als einem Investmentprofi zu vertrauen.

Die Redaktion der Chicago Sun Times probierte das vor einigen Jahren tatsächlich aus. Mit einem Weißstirnkapuziner namens Adam Monk. Zu Jahresbeginn 2003 gab man ihm einen Stift und den Kursteil der Zeitung. Zufällig kritzelte er fünf Aktien an. Nach zwölf Monaten hatte der Affe den Markt um 37 Prozent geschlagen. Im zweiten Jahr wiederholte die Redaktion das Experiment – wieder schlug sich Monk solide: 36 Prozent lag er über dem Markt. Im dritten Jahr durchlitt Adam Monk eine kleine Krise und schaffte nur drei Prozent mehr als vergleichbare Indizes. Doch wer sein Geld tatsächlich dem Affen anvertraut hätte, wäre nach drei Jahren mit der doppelten Summe wieder ausgestiegen.

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Overconfidence-Effekt: So schützen Sie sich vor Hybris

Zugegeben, es ist nicht wirklich ratsam, seine Altersvorsorge einem Weißstirnkapuziner zu überlassen. Dafür reagieren sie einfach auch zu unzuverlässig auf Anrufe oder Rückfragen. Doch wir können uns dafür vor falschen Entscheidungen dank einer Überdosis Hybris schützen. Zum Beispiel mithilfe der folgenden drei Regeln:

  1. Kenner konsultieren.

    Je wichtiger die Entscheidungen, desto kompetenter sollten die Personen sein, die Sie zu Rate ziehen. Das schließt selbst Affen mit dreijähriger Börsenerfahrung aus.

  2. Paroli provozieren.

    Widerspruch muss nichts Schlechtes sein – im Gegenteil. Vernünftig dosiert (und argumentiert) können Sie davon nur profitieren. Suchen Sie sich also ganz bewusst Kritiker und Querdenker – und sei es nur, um sich mindestens einmal rechtfertigen zu müssen.

  3. Chaos choreographieren.

    Leben Sie damit, dass Sie nicht alles können müssen und manche Dinge Zufall sind. Als die US-Management-Forscher Jennifer Whitson und Adam Galinsky einmal Probanden Bilder beschreiben ließen, die objektiv keine erkennbaren Muster aufwiesen, sahen diese trotzdem welche – wie bei einem Rorschachtest: Je weniger Sinn die Bilder ergaben, desto mehr interpretierten die Probanden dazu. Danach sollte sich die eine Hälfte der Versuchsteilnehmer an eine Situation erinnern, in der sie völlig überfordert waren; die zweite Gruppe sollte an ein Erfolgserlebnis denken. Anschließend wurden allen Probanden drei Geschichten von übernatürlichen Phänomenen erzählt. Und siehe da: Die erste Gruppe war für derlei metaphysisches Brimborium deutlich empfänglicher. Oder wie es die Forscher erklären: Weil die Probanden zuvor eine Situation mit hohem Kontrollverlust gedanklich durchlebten, hatten sie anschließend ein gesteigertes Bedürfnis nach einer Erklärung, nach einem Sinn der Phantasiegeschichten. Es kommt aber noch doller: Im dritten Versuch gaben Whitson und Galinsky ihren Probanden ein paar zusammenhangslose Informationen sowie positive wie negative Bewertungen über zwei Unternehmen. Und auch hier begannen die Teilnehmer das Sinnlose sofort in scheinbar logische Zusammenhänge zu sortieren. Mehr noch: Am Ende waren sie bereit, auf Basis ihrer Schlussfolgerungen Investitionsentscheidungen zu treffen. Schierer Wahnsinn!

Wie wir ticken

Der Artikel ist ein Auszug aus dem BestsellerIch denke, also spinn ich„. Es ist das dritte Buch von Jochen Mai, das er zusammen mit seinem Kollegen Daniel Rettig geschrieben hat.

[Bildnachweis: Mark Nazh by Shutterstock.com]

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