Ripple-Effekt: Was ist das?
Ripple-Effekte gibt es immer und überall. Egal, was wir tun, wir lösen welche aus.
Ein Beispiel: Klimawandel. Erst pusten wir zu viele Emissionen in die Atmosphäre, dann steigen die Temperaturen, daraufhin schmelzen die Polkappen, danach steigt der Meeresspiegel. Irgendwann kommt es zu Überschwemmungen und Überflutungen, möglicherweise zur Evakuierung oder Vernichtung ganzer Küstenstädte. Ripple-Effekte.
Oder das Artensterben. Sterben die Tiere am Ende der Nahrungskette aus, sterben irgendwann auch ihre Jäger. Dann sterben deren Jäger, danach deren Jäger und dann wiederum deren Jäger. Ripple-Effekte.
Ein schönes Beispiel aus der jüngeren Geschichte: die Wirtschafts- und Finanzkrise. Zunächst springt nahezu jede Bank auf den Zug mit den Ramschkrediten auf. Dann können die ersten Gläubiger ihre Kreditraten nicht mehr zahlen. Irgendwann bricht Lehman Brothers zusammen, dann andere Finanzinstitute, nach und nach gerät die gesamte Weltwirtschaft ins Wanken. Auch hier: Ripple-Effekte.
Sogar Schönheits-OPs ziehen Ripple-Effekte nach sich. Das ist US-Chirurgen schon vor einigen Jahren aufgefallen. So gebe es immer Prozeduren, bei denen Fett abgesaugt wird. Die Folge: ein deutlicher Anstieg von Schönheits-Operationen. Wo Haut nur noch schlaff herunterhängt, will sie wieder gestrafft werden.
Und es geht munter so weiter. In der Zukunft drohen uns Ripple-Effekte durch Roboter und künstliche Intelligenz. Erst fallen die Jobs mit den Routinetätigkeiten weg, in der Produktion zum Beispiel, danach solide Jobs im Back Office, danach Berufe für Hochqualifizierte. Am Ende des Ripple-Effekts könnte ein bedingungsloses Grundeinkommen stehen. Oder etwas völlig Anderes…
4 Ripple-Effekte, die Sie kennen sollten
Ripple-Effekte gibt es jedem Büro, in jeder Werkhalle, auf jeder Baustelle. Manchmal kann man sie sich zunutze machen – oder sollte sie sogar initiieren, um eine positive Wirkung zu erzielen. Hier sind 4 Ripple-Effekte, die Sie kennen sollten…
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Körpergewicht
Büromenschen kennen das. Pfunde, die zu Weggefährten werden und nicht wieder verschwinden wollen. Eine Diät kann helfen. Und das Beste: Sie hilft sogar der besseren Hälfte.
Wissenschaftler der University of Connecticut hatten 130 Paare sechs Monate lang begleitet. Ihre Beobachtung: Raffte sich jemand zu einer Diät auf, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass auch der Partner Pfunde abstreifen konnte – selbst wenn sich dieser der Diät gar nicht angeschlossen hatte. Nach sechs Monaten hatte ein Drittel der Partner drei Prozent oder mehr des jeweiligen Körpergewichtes verloren – ein beachtliches Ergebnis.
Für Studienautorin Amy Gorin von der UConn eindeutig ein Ripple-Effekt. „Wenn eine Person ihr Verhalten ändert, ändern sich auch die Menschen um sie herum“, so Gorin. Sie fand außerdem heraus, dass die Diätverläufe stark miteinander korrespondierten. Im Klartext: Baute jemand beständig einige Pfunde ab, schaffte das der Partner ebenfalls. Hatte jemand Probleme bei der Diät, tat sich auch der Partner schwer.
„Wie wir unsere Ess- und Trainingsgewonheiten ändern, kann andere zum Guten oder Schlechten beeinflussen“, so Gorin. „Positiv ist, dass Ehepartner das Verhalten oft nachahmen und anfangen, auch Kalorien zu zählen, sich häufiger auf die Waage zu stellen und weniger fettreiche Lebensmittel zu essen.“ Keineswegs ausgeschlossen, dass das ja auch mit den Kollegen im Büro funktioniert… -
Freundlichkeit
Der Mensch ist ein Rudeltier – mit allen negativen Begleiterscheinungen, die das mit sich bringt. Hooligans, die sich prügeln. Säufer oder Halbstarke, die herumpöbeln. Männergruppen, die Frauen angrapschen. Die Gruppe macht uns stark – und toxisch. Die gute Nachricht: Sie kann uns auch zu Engeln machen.
Wissenschaftler der Universitäten von San Diego und Harvard haben vor einigen Jahren gezeigt, dass Kooperationsbereitschaft ansteckend ist. Sie überträgt sich von Mensch zu Mensch, wie ein himmlischer Virus, und springt dabei auch auf völlig fremde Personen über. So entstehe eine Kaskade der Kooperation. Eine wunderschöne Umschreibung für einen Ripple-Effekt.
In Experiment der Wissenschaftler konnten die Teilnehmer im Rahmen eines Spiels Geld verteilen, um anderen zu helfen. Taten sie das, stieg die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Empfänger ihr Geld weiter verteilten. Ein Helfer bewirkte so, dass drei andere zu Helfern wurden. Die wiederum machten neun andere zu Helfern und immer so weiter. Die Hilfsbereitschaft war wie eine Welle – sie wurde immer größer.
Das gleiche Phänomen stellten die Forscher bei den Egoisten ebenfalls fest. Aber: Ihr eigennütziges Verhalten übertrug sich keinesfalls schneller auf andere als das kooperative der Mitstreiter. Für den Arbeitplatz bleibt festzuhalten: Kollegen, die anderen unter die Arme greifen, können erstaunliche positive Ripple-Effekte auslösen… -
Atmosphäre
Kotzbrocken verbreiten schlechte Laune. Auch die springt auf ihre Kollegen über. Doch das ist noch nicht alles.
Mitarbeiter, die im Büro von Grobianen umringt sind, bringen all ihren Stress, ihre negative Emotionen und womöglich sogar die soziale Ausgrenzung, die daraus resultiert, mit nach Hause. Die Folgen: Probleme in der Familie. Und die wiederum färben auf den Partner und dessen Arbeitsleben ab. Darauf wiesen Wirtschaftswissenschaftler der Baylor University hin.
Das klingt durchaus plausibel. Arbeitgeber müssten demnach ein ausgeprägtes Interesse an einer guten Arbeitsatmosphäre haben – und Luftverpestern wirksam entgegentreten. Sonst könnte es zu Ripple-Effekte kommen, deren Ausmaße irgendwann unüberschaubar werden.
Überspitzt gesagt: Ein Chef, der seinen Abteilungsleiter demütigt, kann einen Ripple-Effekt auslösen, der der Ehefrau des Pförtners ihren Job kostet. Schlechte Laune überträgt sich wie ein Buschfeuer – und auch das legt ja manchmal erstaunlich große Entfernungen zurück… -
Social Media
Den Ripple-Effekt versuchen auch Marketingmenschen für sich zu nutzen. Mundpropaganda verbreitet sich schnell, springt von einem zu anderen, soziale Netzwerke sind die perfekten Werkzeuge dafür. Ob ein Clip oder Post viral geht oder nicht, hängt aber leider von vielen Faktoren ab. Und die kann man nicht immer so beeinflussen, wie man gerne möchte.
Manchmal aber können User man schon mit wenig Aufwand gewaltige Ripple-Effekte im Netz auslösen. Untersucht wurde das von Computerwissenschaftlern der Uni Notre Dame am Beispiel Reddit. Die selbsternannte Titelseite des Internets ist vor allem in den USA extrem populär.
Reddit ist ein Aggregator, der auf User-Votings basiert. Die Nutzer stellen ihre Fundstücke, Bilder, Videos oder Links zur Wahl – und können selbst andere Beiträge upvoten oder downvoten. Die Beiträge mit den meisten Stimmen wandern auf der Liste nach oben.
Allerdings voten nur die allerwenigsten. Die meisten verharren in der Rolle des Konsumenten. Dadurch ist es für eine Handvoll böser Buben relativ einfach, so die Studienautoren, Nachrichten und Meinungen so zu manipulieren, dass sie eine prominente Position bei Reddit einnehmen.
Das heißt: Mit vergleichsweise wenig Einsatz können User Storys pushen und damit Ripple-Effekte auslösen. Denn populäre Themen werden allzu gerne von etablierten Medien aufgegriffen und in anderen Netzwerken wie Facebook weiter verbreitet. Wir sprechen hier übrigens nicht zwangsläufig von Fake News…
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