Schlechte Laune ist nicht nur negativ
Schlechte Laune im Berufs- oder Privatleben muss heute niemand mehr haben – zu diesem Schluss könnte man kommen, wenn man sich die Regalmeter an Ratgeber- und Glücksliteratur in Buchläden (alternativ: die Trefferliste auf google anschaut).
Wer heute schlechte Laune hat, ist selbst Schuld und muss sich gar nicht wundern. Glückliche und zufriedene Menschen sind nicht nur besser gelaunt, sie führen die erfüllenderen Beziehungen, haben die besseren Jobs und verdienen obendrein noch mehr Geld. Das jedenfalls behaupten die Glücksforscher.
Dass schlechte Laune aber nicht von vornherein schlecht, im Sinne von unglücksbringend, sein muss, darauf deuten andere Forschungsergebnisse hin.
Glückliche Menschen scheinen sich leichter blenden zu lassen. Sie sind zugänglicher für Vorurteile und ziehen in Diskussionen häufig den Kürzeren, da sie in der Regel schlechtere Argumente parat haben als ihre schlecht gelaunten (oder kritischen) Zeitgenossen.
Die Schlussfolgerung: Die negativen Emotionen wie Angst, Aggression und Wut, können wir auch zu unserem Vorteil nutzen. Diese Gefühle bremsen uns nicht nur aus, im Gegenteil, sie können uns sogar antreiben. Das wiederum ist die Meinung von Forschern der Gegenseite. Sie belegen das unter anderem damit, dass große gesellschaftliche Veränderungen wie Revolutionen und Bürgerbewegungen eben nicht von gut gelaunten, beschwingten Bürgern angezettelt wurden, sondern von einer Masse enttäuschter, unterdrückter und wütender Individuen.
Schlechte Laune von Ärger und Wut trennen
Eins sollte jedoch nicht vergessen werden: Bei den genanten Beispielen und zitierten Studien geht es nicht nur um schlechte Laune als solche, sondern um negative Gefühle wie Aggression und Wut. Natürlich können diese im Dreigespann auftreten. Ein schlecht gelaunter Mitarbeiter ist aber nicht in jedem Fall auch ein wütender Mitarbeiter.
Das führt dazu, dass Wut durchaus positive Ergebnisse zeigen kann – in einer Gehaltsverhandlung holen wütend und leicht aggressiv auftretende Mitarbeiter mehr heraus – bedeutet aber noch lange nicht, dass schlechte Laune an sich etwas Positives für die Person, die davon betroffen ist, sein muss.
Schlechte Laune überspielen kann krank machen
Arbeitnehmer, die ihre schlechte Laune ständig überspielen sollen oder gar müssen, leben gefährlich.
Psychologen haben einen Ausdruck dafür, wenn Menschen lächeln oder gut gelaunt auftreten müssen, obwohl ihnen gar nicht danach ist: Emotionsarbeit nennen sie das dann. Und meinen damit, dass das Vortäuschen positiver Emotionen – gleichgültig ob für Kunden, Vorgesetzte oder andere Personen – gewaltigen Stress auslösen kann.
Die Arbeitnehmer fühlen sich abends nicht nur müde, weil sie einen langen Arbeitstag hinter sich haben, sondern auch emotional ausgelaugt. Wenn das nur hin und wieder vorkommt, kommen wir damit klar. Gefährlich wird es allerdings, wenn nahezu jeder Arbeitstag so aussieht, dass wir uns zur Arbeit schleppen, unsere schlechte Laune überspielen und gut gelaunt lächelnd durch das Büro hüpfen, während wir uns eigentlich ganz anders fühlen.
Wenn das zu einem Dauerzustand wird, drohen gesundheitliche Konsequenzen, die im schlimmsten Fall bis in den Burnout führen können.
In Serviceberufen wie beispielsweise der Gastronomie ist ein Zusammenhang zwischen schlechter Laune, gespielten Emotionen und Erschöpfungszuständen gut belegt. Aber auch in Bürojobs häufen sich die Hinweise darauf, dass permanent unterdrückte Gefühle im Job krank machen können.
Wer es dagegen schafft, von dem sogenannten Surface in das Deep Acting zu wechseln, also von nur gespielten positiven Emotionen hin zu wirklich gemeinten positiven Gefühlen, der lebt deutlich gesünder. Der Weg dorthin erfordert jedoch etwas Training.
Mitarbeiter müssen sich in Kunden hineinversetzen, die sich beschweren und versuchen, Ihnen Verständnis entgegen zu bringen. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Vor allem dann nicht, wenn man morgens mit schlechter Laune aufgestanden ist.
Glücklicherweise gibt es auch dafür mittlerweile einige Coaches und Trainer, die Lösungen für den Umgang mit schlechter Laune am Arbeitsplatz anbieten.
Schlechte Laune ist ansteckend
Nun ist schlechte Laune am Arbeitsplatz nicht nur ein Problem für die Mitarbeiter, die am Morgen mit dem falschen Bein aufgestanden sind, sondern auch für ihre Kollegen. Mehrere Untersuchen legen den Schluss nahe, dass sich schlechte Laune auf die gesamte Belegschaft übertragen kann.
Bedeutet eben auch, dass ein nörgelnder Mitarbeiter in einem kleineren Betrieb ganz allein für die schlechte Stimmung des gesamten Teams verantwortlich sein kann. Denn, auch das belegt eine Studie, schlechte Laune beeinflusst uns viel mehr als gute. Anders ausgedrückt: Von motzenden Kollegen lassen wir uns eher beeinflussen als von freundlich lächelnden.
Und dabei kann das Gefühl sogar anhalten. In einer Studie mit 90 Doktoranden wurde untersucht, wie diese darauf reagieren, wenn sie mit einem unhöflichen Gesprächspartner Verhandlungen führen müssen. Das zu erwartende Ergebnis: Hatten Sie es mit einem unhöflichen Gegenüber zu tun, traten auch sie in der nächsten Verhandlung unhöflich auf. Aber nicht nur das: Noch eine Woche später waren die Effekte zu spüren, die der schlecht gelaunte Gegenpart auf die Studienteilnehmer hatte. Schlechte Laune von Kollegen hat also nicht nur einen kurzzeitigen Effekt, sondern kann uns sehr langfristig beeinflussen.
Tipp: So gehen Sie mit schlecht gelaunten Kollegen um
Wenn Sie sich nicht länger von der schlechten Laune Ihrer Kollegen anstecken lassen möchten, gibt es einige Dinge, die Sie unternehmen können:
-
Ignorieren
Klingt simpel – ist es auch. Statt sich die schlechte Laune eines Kollegen zu eigen zu machen und sich zu überlegen, was Sie tun können, um ihm zu helfen, sollten Sie sich gar nicht so viel damit beschäftigen. Je mehr Aufmerksamkeit Sie dem Kollegen und seinen Befindlichkeiten schenken, umso größer die Gefahr, dass Sie sich davon selbst herunterziehen lassen.
Was Sie außerdem nicht vergessen sollten: Einige Zeitgenossen zeigen schlechtere Laune, je mehr Beachtung sie bekommen. Unter Umständen ist die Laune am Ende gar nicht so schlecht, wie der Kollege vorgibt.
-
Ablenken
Diese Taktik funktioniert bei trotzenden Kindern ganz gut. Warum sollte sie also nicht auch bei Erwachsenen funktionieren? Wenn Sie merken, dass Ihr Kollege mal wieder mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter im Büro auftaucht, lassen Sie erst gar nicht zu, dass er schon wieder von seiner schlechten Laune erzählt.
Fragen Sie stattdessen, was er Schönes am Wochenende gemacht hat oder was er für den zukünftigen Urlaub plant. Wenn Sie richtig viel Geduld haben, können Sie auch versuchen, ihn dahin zu bringen, dass er nicht nur über seine Probleme und schlechte Laune redet, sondern sie auch aktiv angeht. Das kostet allerdings Anstrengung.
-
Ansprechen
Manchmal können Sie auch Glück damit haben, die schlechte Laune Ihres Kollegen direkt anzusprechen. Affect Labeling nennt sich das Prinzip in der Psychologie, das durchaus erfolgversprechend sein kann. Kommt Ihnen der Kollege am Morgen wieder einmal besonders aggressiv rüber, nennen Sie das Kind beim Namen.
Du wirkst heute ziemlich aggressiv auf mich.
Oder
Kann es sein, dass Du gerade wütend bist?
Sind mögliche Formulierungen, die Ihrem Gegenüber den Wind aus den Segeln nehmen können. Allerdings gilt auch hier: Was bei dem entsprechenden Kollegen hilft, hängt von ihm ganz individuell ab. Daher heißt es in jedem Fall, behutsam vorgehen und die verschiedenen Möglichkeiten durchspielen.
Was andere Leser noch gelesen haben
- Stimmungsschwankungen: Was dagegen tun?
- 7 positive Stimmungen, die ansteckend sind
- Positive Affirmationen für jeden Tag
- 33 Psychotricks, die wirklich jeder kennen sollte
- Positiv denken – nur realistischer
- Begeisterung: Warum sie wichtig ist
- Null Bock Stimmung? 15 Tipps gegen akute Unlust