Wetter-Effekt: Schlechtes Wetter beeinflusst unsere Stimmung kaum
Der niederländische Psychologe Marcus Huibers hat das Phänomen des parallelen Stimmungstiefs in einer umfassenden Studie und mittels rund 14.500 Probanden genauer untersucht. Das Resultat war jedoch eindeutig: Es gibt keinerlei kausalen Zusammenhang zwischen Schön- beziehungsweise Schlechtwetterperioden und der Stimmung.
Zu einem vergleichbaren Ergebnis kam schon vor einiger Zeit Jaap Denissen von der Humoboldt Universität. Demnach machen Sonnenschein und hohe Temperaturen die Leute weder glücklicher, noch schlägt uns das Grau in Grau draußen schwer aufs Gemüt. Allenfalls ein bisschen:
Im Durchschnitt hatte das Wetter keinerlei Einfluss auf die Stimmung der Menschen. Mit anderen Worten: Mehr Sonnenlicht, weniger Wind und eine höhere Durchschnittstemperatur macht die Menschen nicht glücklicher. Auf der anderen Seite konnten wir mit unserer Studie zeigen, dass das Wetter eher die negative Stimmung der Menschen beeinflusst und verstärkt. So führte beispielsweise weniger Sonnenlicht zu größerer Müdigkeit. Doch auch wenn das Wetter das Potenzial besitzt, unsere Gefühle zu verschlechtern, war selbst dieser Effekt nur marginal. Fast zu klein, um bemerkt zu werden. Niedrige Temperaturen, Wind und Regen bringen uns also allenfalls ein bisschen runter. Aber das ist kaum der Rede wert.
Eine weitere Studie um Theo Klimstra analysiert den Wetter-Effekt noch einmal im Jahr 2011 mit knapp 500 Probanden (Teenager und ihre Mütter). Ergebnis:
- Etwa der Hälfte der Versuchsteilnehmer war es schlichtweg egal, welche Kapriolen das Wetter draußen schlug. Auf ihre Stimmung hatte das Null Einfluss.
- Dann gab es noch die Sommertypen. Man könnte auch sagen: Sonnenanbeter. Ihre Laune verschlechterte sich bei Regen ein wenig (15 Prozent von den Teenagern und 30 Prozent der Mütter waren davon betroffen).
- Oder die Regenhasser. Sobald der Himmel seine Pforten öffnete, vermieste ihnen das die Stimmung, aber eben auch nur ein bisschen – und betroffen waren davon gerade einmal 8 Prozent der Teenager und 12 Prozent der Mütter.
Kurzum: Einerseits reagieren die Menschen völlig unterschiedlich, meistens aber gar nicht auf eine veränderte Wetterlage. Und jene, die darauf reagieren, zeigen keine besonders großen Veränderungen.
Im besagten Versuch stellten die Forscher sogar eher fest, dass die Teenager wesentlich stärker durch die Stimmungsschwankungen ihrer Mütter beeinflusst wurden.
Also kein Grund beim Blick nach draußen Trübsal zu blasen. Das Wetter wird auch wieder besser…
Bei schlechtem Wetter merken wir uns Dinge besser
Auf die Stimmung schlägt der Regen also nicht, dafür aber auf unser Gedächtnis: Wie Joseph Forgas von der Universität von New South Wales in Australien herausgefunden hat, können wir uns bei schlechtem Wetter Dinge besser merken.
In den Experimenten (PDF) dazu sollten sich 73 Kunden eines Zeitungskiosk daran erinnern, was sie dort auf dem Tresen gesehen haben. Ingesamt waren es zehn Produkte. Und tatsächlich: An regnerischen Tagen erinnerten die Probanden drei Mal so viele Gegenstände wie jene Teilnehmer, die den Test bei Sonne absolvierten.
Das Phänomen Wetterfühligkeit
Wenn schon nicht die Laune, dann wenigstens der Körper: Sobald das Wetter umschlägt, klagen zahlreiche Menschen über Schmerzen. Wetterfühligkeit heißt das Phänomen im allgemeinen Sprachgebrauch.
Dass Wetterumschwünge tatsächlich auf die Gesundheit schlagen, zweifeln australische Wissenschaftler inzwischen jedoch stark an – und belegen das zumindest durch zwei Studien für die Problemzonen Rücken und Knie.
Dazu werteten die Forscher Daten von knapp 1000 Menschen mit Rückenschmerzen sowie 350 Betroffenen mit Knie-Arthrose aus. Die Probanden gaben dann an, wann sich ihre Schmerzen verschlimmerten ohne natürlich zu wissen, dass es um Wetterfühligkeit ging.
Parallel verglichen die Wissenschaftler die Aussagen mit den Daten des Wetterdienstes auf etwaige Zusammenhänge. Resultat: keines. Das Wetter habe keinerlei Effekt auf das Schmerzempfinden. Allerdings kann es sein, dass die Menschen sich an trüben Tagen stärker „nach innen“ konzentrieren und deshalb für ihre Beschwerden sensibler werden.