Erinnerungskiller Tür: Gedanken werden an den Raum gekoppelt
Psychologen um Gabriel Radvansky von der Universität von Notre Dame in Indiana haben den Tür-Effekt genauer untersucht und dabei festgestellt, dass unser Gehirn einen Gedanken stark an jenen Raum koppelt, in dem er entstanden ist.
Wer dann voller Tatendrang die Türschwelle überschreitet, veranlasst das Gehirn, den Gedanken regelrecht wegzulegen beziehungsweise zu archivieren. Entsprechend schwer wird es, diesen im nächsten Zimmer erneut abzurufen. Der Tür-Effekt wird daher auch „räumlicher Aktualisierungseffekt“ genannt.
Bei den Experimenten dazu baten die Wissenschaftler ihre rund 60 Probanden zunächst ein paar Gedächtnisübungen zu absolvieren. Anschließend sollten sie diese memorierten Informationen wieder abrufen – die eine Hälfte blieb dabei im selben Raum, die andere musste dazu (durch eine Tür) in einen Nebenraum.
Sie ahnen das Ergebnis: Die Tür wirkte wie ein Erinnerungskiller. Bei den Teilnehmern, die den Raum wechselten, verblassten die gespeicherten Informationen schlagartig.
Oder wie es Radvansky ausdrückt:
Entering or exiting through a doorway serves as an event boundary in the mind, which separates episodes of activity and files them away. Recalling the decision or activity that was made in a different room is difficult because it has been compartmentalized.
Tür-Effekt: Was lässt sich dagegen tun?
Die Erkenntnis daraus ist zunächst recht simpel: Wenn Sie etwas aktuell im Kopf behalten wollen, verlassen Sie nicht den Raum!
Unsere Erinnerungsstruktur ist eben oft auch an räumliche Strukturen gekoppelt. Dahinter steckt letztlich ein Urzeit-Mechanismus: Wenn der Höhlenmensch die Höhle verließ, um zur Jagd zu gehen, wurde das Gehirn automatisch aufgeräumt, um Platz für Neues zu schaffen.
Der Tür-Effekt lässt sich aber auch umkehren: Falls Sie dennoch mal etwas spontan vergessen (und ratos in der Küche stehen), kann es helfen, wieder zurück in den bisherigen Raum zu gehen.
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