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Moses Illusion: Warum wir uns Namen so schlecht merken

Unser Gedächtnis lässt uns oft im Stich. Leider. An Namen, Daten, Orte oder Gesichter erinnern wir uns manchmal erst nach längerem Innehalten, manchmal auch gar nicht. Und manchmal spielt uns unser Gehirn einen ganz besonderen Streich. Das Phänomen der Moses Illusion überlistet unsere Synapsen mit Leichtigkeit – und gibt uns Hinweise darauf, warum wir uns Namen so schlecht merken können. Wir stellen es Ihnen vor…


Moses Illusion: Warum wir uns Namen so schlecht merken

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Moses Illusion: Was ist das?

Frage: Wie viele Tiere von jeder Art nahm Moses mit auf die Arche? Okay, das ist leicht: zwei. Nicht wahr? Sollten Sie jetzt keine Einwände haben, sind Sie auch der Moses Illusion auf den Leim gegangen. Laut Bibel war es nicht Moses, der die Arche baute, sondern Noah. Moses dagegen führte die Juden durch die Wüste zum Auszug aus Israel! … Und schon wieder hereingefallen. Er führte sie natürlich zum Auszug aus Ägypten.

Keine Sorge, der Fauxpas ist längst nicht Ihnen allein unterlaufen. Das Phänomen der Moses Illusion wurde 1981 erstmals von T.D. Erickson und M.E. Mattson im „Journal of Verbal Learning and Verbal Behavior“ erwähnt. Die Quintessenz: Namen, die eine semantische Ähnlichkeit aufweisen, verwechselt man leichter.

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Moses Illusion: Das Phänomen

Die US-amerikanische Association for Psychological Science erklärt die Moses Illusion so: „Beide Namen – Moses und Noah – verweisen auf biblische Figuren, die man mit Wundern in Zusammenhang bringt, und diese gemeinsamen Merkmale erzeugen Konkurrenz, was die Erinnerung an den korrekten Namen betrifft. Das wiederum macht es für viele schwieriger, den Fehler zu erkennen, obwohl die meisten Menschen sehr wohl den Unterschied zwischen Noah und Moses kennen.“

Das Phänomen zeigt auch, wie der Mensch Informationen verarbeitet, dass wir nicht jedes einzelne Wort, das wir hören, bis ins Detail analysieren, sondern Informationen meist nur unvollständig und oberflächlich prüfen. Eigentlich ein Vorteil! Würden wir jede vorgesetzte Info gewissenhaft sezieren, kämen wir aus dem Faktencheck gar nicht mehr heraus. Die oberflächliche Verarbeitung erlaubt es uns, schnell Lösungen zu suchen, Schlüsse zu ziehen, Entscheidungen zu treffen, insgesamt effektiver zu handeln.

Im Fall der Moses-Frage überlagert zudem unser Vorwissen über die biblische Arche die sekundäre Information, dass es um Moses geht. Die Arche steht im Vordergrund, nicht Moses. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir den Fehler übersehen, steigt. Zusammenfassen lässt sich die Moses Illusion so:

  • Wenn ein Wort in einem Satz oder einer Frage durch ein ähnliches, aber inkorrektes Wort ersetzt wird, haben Menschen Probleme, den Fehler wahrzunehmen.
  • Der Grund liegt im Wesentlichen darin, dass Gehirn und Gedächtnis die Information nur oberflächlich verarbeiten und prüfen.
  • Die Moses Illusion zeigt gleichzeitig, wie effektiv und anpassungsfähig die menschliche Kognition ist.

Moses Illusion: Wären Sie darauf hereingefallen?

Hier sind drei weitere Testfragen aus dem ursprünglichen Experiment. Ganz ehrlich: Hätten Sie die Fehler auf Anhieb bemerkt?

  1. Was entdeckte Edison, als er einen Drachen fliegen ließ?
    (Es war Franklin, der dadurch der Elektrizität auf die Spur kam.)
  2. Wie heißt der mexikanische Dip, der aus zerstampften Artischocken gemacht wird?
    (Guacamole wird aus Avocados gemacht.)
  3. Wer fand den Schuh, den Schneewittchen beim Ball verlor?
    (Es war der Schuh von Aschenputtel, den der Prinz auf der Treppe fand.)
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Moses Illusion: Wie überliste ich sie?

Je größer die semantischen Gemeinsamkeiten, desto schwerer tun wir uns, die Moses Illusion als solche zu entlarven. Moses und Noah – beide sind alt, männlich, haben einen Bart, vollbringen Wunder, entstammen dem Alten Testament, weisen also eine Vielzahl von Parallelen auf. Sogar die Namen sind verwechselbar, haben jeweils zwei Silben, einen ähnlichen Klang. Würde man Moses nun aber durch Adam ersetzen, schwindet der Effekt. Die Unterscheidbarkeit zwischen Noah und Adam ist deutlich größer: Die biblische Figur des Adam verbinden wir ausdrücklich mit einem jungen Mann, assoziieren ihn mit Eva, dem Apfel und der Vertreibung aus dem Paradies.

Auch sprachliche Feinheiten sind relevant. So macht es einen gewaltigen Unterschied, ob man sagt: Moses nahm zwei Tiere jeder Art mit auf die Arche. Oder ob man den Fokus auf die Person richtet: Da gab es jemanden namens Moses, der zwei Tiere mit auf die Arche nahm. Variante 1 macht uns für die Trickserei empfänglicher, Version 2 weniger.

Mit Fischgeruch gegen die Moses Illusion!

Fischgeruch steigert das Misstrauen, erhöht die Aufmerksamkeit – und sorgt dafür, dass wir der Moses Illusion nicht ohne Weiteres aufsitzen. Das legt eine Studie von Forschern der University of Michigan nahe. In ihrer ersten Versuchsreihe mussten die Studienteilnehmer Fragen beantworten, unter anderem die Moses-Frage: Wie viele Tiere von jeder Art nahm Moses mit auf die Arche? Die Hälfte der Teilnehmer war dabei einem subtilen Fischgeruch ausgesetzt. Die Wissenschaftler hatten ein Blatt Papier in Fischöl getränkt und unter den Schreibtischen der Probanden versteckt.

Tatsächlich fielen von ihnen nur 60 Prozent auf die Moses Illusion herein, von der Vergleichsgruppe tappten dagegen 80 Prozent in die Falle. Schlussfolgerung der Forscher: Fischgeruch ist einer klaren und kritischen Denkweise zuträglich – so lange er uns nicht bewusst ist. Stellt sich also nur noch die Frage, wie man den Ratschlag in die Praxis umsetzt.

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Moses Illusion: Warum sie für die Arbeit relevant ist

„Es ist wichtig, sich an Leute zu erinnern“, verriet Hollywood-Diva Joan Crawford einst ihrer Biographin Charlotte Chandler. „Ich bin stolz darauf, dass ich das kann. Ich erinnere mich an Hunderte von Namen, vielleicht noch mehr; nicht, weil ich die natürliche Begabung hätte, ganz im Gegenteil. Ich glaube nicht, dass ich besonders gut darin bin, mir Namen zu merken, aber es erschien mir richtig, diese Anstrengung zu unternehmen. Und ich merkte, wie viel es den Leuten im Studio zu bedeuten schien, der Crew, jedem, sogar den Fans. Ich sah, wie glücklich sie das machte und mich machte glücklich zu wissen, dass ich ich in der Lage war, genau das zu tun.“

Crawford fasste in blumigen Worten eines ihrer Erfolgsrezepte zusammen, das auch heute noch Gültigkeit hat: Vitamin B und Networking, am besten gepaart mit vielen Sympathien – das bringt einen in der Berufslaufbahn erheblich voran.

Ein kleiner Baustein dabei: ein gutes Namensgedächtnis. So lassen sich beim Gegenüber definitiv Sympathie-Punkte erhaschen. Und an diesem Punkt kommt wieder die Moses Illusion ins Spiel. Denn gemeinhin haben wir – wie Crawford auch – enorme Schwierigkeiten dabei, uns all die Namen zu merken, mit denen wir von früh bis spät konfrontiert werden. Eben noch mit großem Brimborium vorgestellt, jetzt schon wieder vergessen. Im Grunde nämlich sind Namen nur „bedeutungslose Etikette, die für gewöhnlich nicht das Geringste über die Person aussagen, auf die sie verweisen.“ So schreiben es die Autoren in einem Beitrag für das Fachjournal „Current Directions in Psychological Science“. Und deshalb ist auch die Verwechslungsgefahr so groß. Christian oder Christoph, Sophie oder Sylvie – wer weiß das schon so genau?

Moses Illusion: Zum Verwechseln ähnlich

Aber bei Namen hören die Missdeutungen nicht auf. So wurde den Teilnehmern eines Experiments folgende Frage gestellt: In welchem Film spielt ______________ eine Balletttänzerin, die langsam ihren Verstand verliert? Die Rede ist vom Film „Black Swan“, die richtige Antwort wäre also Natalie Portman. Die Forscher füllten den freien Platz nun aber mit den Namen anderer Schauspielerinnen aus und legten ihn so den Freiwilligen vor. Einmal schrieben sie Keira Knightley hinein, die eine verblüffende Ähnlichkeit zu Portman aufweist, dann Amy Adams, die optisch überhaupt nichts mit Portman gemein hat und außerdem mit Maria Scharapowa, die als Tennis-Spielerin in eine völlig andere Schublade gehört.

Ergebnis: Die Teilnehmer, die Knightley in der Lücke hatten, erkannten den Fehler deutlich seltener. „Fehler in der Erinnerung an einen Namen sind wahrscheinlicher, wenn der richtige und der falsche Name ähnlich klingen, wenn sie biographische Charakteristika teilen oder wenn es optische Ähnlichkeiten gibt“, so die Studienautoren.

Namen merken: 3 Tipps

In der Vorstellungsrunde, im Bewerbungsgespräch, in der Uni: Wer ohne zu Zögern den Namen seines Gesprächspartners aus dem Hut zaubert, gewinnt Sympathien. 3 Tipps, wie Sie sich Namen merken:

  • Aussprechen: Sprechen Sie den Namen Ihrer neuen Bekanntschaft laut aus, sobald sie sich Ihnen vorgestellt hat. Etwa so: „Schön, Sie kennenzulernen, Frau Merkel“. „Sehr erfreut, Frau Kardashian“.
  • Aufschreiben: Schreiben Sie den neu gelernten Namen mehrmals auf ein Blatt Papier (zum Beispiel bei einem Telefongespräch) – oder in Ihr Smartphone. Geschriebenes merken wir uns oftmals besser.
  • Eselsbrücke bauen: Die gute alte Eselsbrücke dürfen Sie auch im 21. Jahrhundert noch begehen. Mit ihr lassen sich hilfreiche Assoziationen herstellen. An den Mann mit dem Allerweltsnamen Schröder erinnern Sie sich beispielsweise leichter, wenn Sie bei ihm an den (Ex-)Kanzler denken.

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[Bildnachweis: artmig by Shutterstock.com]

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