Definition: Was bedeutet Metakognition?
Metakognition ist grob gesagt die Fähigkeit, über das eigene Denken nachzudenken. Die Fähigkeit, das eigene Denken zu steuern, zu überwachen und zu organisieren. Eigene Erinnerungen, Wahrnehmungen und Entscheidungen einzuordnen, zu reflektieren, zu bewerten. Das kann zum Beispiel dabei helfen, Entscheidungen zu treffen, Ziele zu formulieren, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen.
Und: Mit einer guten Metakognition lassen sich allgemeine Strategien zur Lösungsbewältigung leichter verinnerlichen. Es trägt dazu bei, Denkprozesse zu lernen und Lernprozesse zu kontrollieren. Metakognitive Fähigkeiten ermöglichen, sich des eigenen Wissens und Unwissens bewusst zu sein. Sie stehen somit diametral zum Dunning-Kruger-Effekt: Der beschreibt das Phänomen bei Menschen, die ihre eigene Unwissenheit nicht erkennen.
Metakognition Beispiele: Die Macht der Vorstellungskraft
Sogar Schimpansen verfügen über metakognitive Fähigkeiten. Dafür hat die Wissenschaft klare Indizien gesammelt. Wenn sich die Affen in Experimenten so verhalten, wie es von ihnen erwartet wird, damit sie eine Belohnung in Form eines Leckerlis bekommen, dann ist Metakognition im Spiel.
Im Menschenreich sind bereits To-do-Listen Ausdruck von Metakognition. Sie zeugen davon, dass wir Wissen gesammelt, verarbeitet und sortiert haben. Gedanken einordnen, eine Reihenfolge festlegen, Prioritäten setzen – wer über gute metakognitive Fähigkeiten verfügt, dem fällt so etwas leichter.
Oder nehmen wir das Vorstellungsgespräch. Wer sich vorher ausgiebig Gedanken macht, wie er sich verhält, was er beherzigen oder unterlassen möchte, geht mit höheren Erfolgschancen in den Job-Pitch. Es geht also nicht nur um den Inhalt, mehr um das Wie und Wann und Ob.
- Was will ich sagen?
- Welche Dinge will ich besser machen als beim letzten Mal?
- Was ist dem Interviewer wichtig?
- Welche Fragen könnte er stellen?
- Wie hinterlasse ich einen guten Eindruck?
Metakognition eine Frage des Lerntyps
Metakognition lässt sich in folgende zwei Prozesse unterscheiden:
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Bewertungsprozess
Durch Selbstreflexion beurteilen Sie beispielsweise Ihren bisherigen Lernerfolg in Schule/Ausbildung/Studium oder Weiterbildung. Aufgrund von deklarativem Metawissen haben Sie einen Überblick darüber, welche Anforderungen Sie im Rahmen bestimmter Prüfungen erfüllen müssen.
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Anpassungsprozess
Das prozedurale Metawissen sorgt dafür, dass Sie gegebenenfalls eine Diskrepanz zwischen Anforderungen und individuellen Fähigkeiten erkennen. Wer einen guten Studienabschluss plant und feststellt, dass die bisherigen Noten nicht ausreichen, kann mittels geeigneter Lernstrategien nachjustieren.
In welchem Ausmaß allerdings die erfolgreiche Selbstanalyse stattfindet, ist vom jeweiligen Lerntyp abhängig. Harvardprofessor David Perkins forschte unter anderem zur künstlichen Intelligenz und unterscheidet beim Lernen vier verschiedene Lerntypen. Im Gegensatz zu einer Kategorisierung von Frederic Vester geht es Perkins nicht um den bevorzugten Sinneskanal, sondern um die Ausprägung der metakognitiven Fähigkeiten:
- Tacit Learner (Impliziter Lerner)
Bei diesem Lerntyp ist die Metakognition eher implizit angelegt. Da er nicht reflektiert, existieren keine exakten Strategien oder Lernmethoden. - Aware Learner (Bewusster Lerner)
Der bewusste Lerner hingegen kennt seine Fähigkeiten. Es fehlen allerdings Methoden zur Metakognition. Somit praktiziert er kein zielgerichtetes Lernen. - Strategic Learner (Strategischer Lerner)
Anders der strategische Lerner, der gezielt vorgeht und mithilfe seiner Problemlösungskompetenz selbstgesteckte Ziele erreicht. - Reflective Learner (Reflektierender Lerner)
Am stärksten ist die Metakognition beim reflektierenden Lerner ausgeprägt. Zusätzlich zu seinem Fundus an Lernstrategien und -methoden reflektiert er den jeweiligen Erfolg und passt sie gegebenenfalls an.
Diese Lerntechniken helfen Ihnen
Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung. Wer seine Metakognition verbessern möchte, kann das mithilfe diverser Methoden und Übungen tun. Vom Gedächtnispalast bis zur Loci-Methode: Alle Lerntechniken, die Ihnen auf dem Weg zur Eins mit Sternchen behilflich sein können:
So hilft Metakognition beim Lernen
Speziell für Schüler und Studierende wichtig: Wer regelmäßig über das Lernen nachdenkt (und nicht nur über den Lernstoff), verbessert seine Leistungen. Das fanden Stanford-Wissenschaftler in folgendem Experiment mit Studenten heraus. Der einen Hälfte der Probanden wurde sieben bis zehn Tag vor einer Klausur ein Fragebogen vorgelegt. Anhand dessen sollten die Studenten über die bevorstehende Arbeit nachdenken: Über die angestrebte Note, wie wichtig ihnen eine gute Note war und wie wahrscheinlich es wohl war, dieses Ziel auch zu erreichen.
Unter 15 Antwortmöglichkeiten wählten die Studenten diejenigen Hilfsmittel und Techniken aus, die sie beim Lernen am ehesten weiterbringen würden: Bücher, Gruppendiskussionen, private Nachhilfestunden und Ähnliches. Nun sollten sie niederschreiben, warum welche Technik sinnvoll sein und wie man sie am besten einsetzen könne.
Die andere Hälfte der Probanden erhielt lediglich eine Benachrichtigung mit dem Hinweis, dass die Klausur in einer Woche bevorsteht und sie sich bitte darauf vorbereiten sollten. Wichtig: Beide Gruppen waren in ihren Leistungen zuvor ungefähr gleich. Ihre Erwartungen deckten sich ebenfalls – zum Beispiel in Bezug auf die angestrebten Noten.
Ergebnis: Die Schüler, die zuvor reflektiert hatten, schnitten deutlich besser ab. Ihre Noten waren im Schnitt um ein Drittel besser. Haupterkenntnis der Studie: Es ist enorm wichtig, sich Ziele zu setzen und genau darüber nachzudenken, welche Ressourcen man einsetzt, um diese Ziele zu erreichen. Metakognitive Fähigkeiten also.
Metakognitive Fähigkeiten fördern
Nebenbei bemerkt: Das Experiment ließe sich bestimmt auch in Schule oder Uni institutionalisieren. Lehrer und Dozenten, die kurz vor Klausuren Reminder an ihre Schüler oder Studenten verschicken – vielleicht eine sinnvolle Fördermaßnahme. Die britische Educational Endowment Foundation zählt Metakogniton immerhin zu den zwei effektivsten Lernstrategien (die andere lautet „Feedback„). Vor allem schwache und ältere Schüler würden profitieren.
In einem anderen Experiment konnten 12- und 13-Jährige ihre Schreibfähigkeiten enorm verbessern, nachdem sie über ihre eigenen Leistungen nachdenken sollten. Man zeigte ihnen dabei, was einen guten Aufsatz ausmacht, wie sie sich selbst kontrollieren, verbessern und Selbstkritik üben könnten – mit Erfolg. Weitere Vorteile: Metakognition ist simpel anwendbar – und billig. Ausnahmslos jeder kann sie anwenden: Schüler, Lehrer, Eltern, Studenten, Professoren, Chefs, Arbeitnehmer.
Lerntechnik Checkliste: Tipps für Klausuren
Metakognitiv über die Klausur nachdenken – wie kann das konkret ablaufen? Zum Beispiel so:
- Identifikation
Welche Teile des Themengebiets sind wichtig und welche weniger? - Einteilung
Wie viel Zeit plane ich für welche Lektion ein? Was schaffe ich in welcher Zeit? - Reihenfolge
In welcher gehe ich den Stoff durch? Vorschlag: Das Wichtigste zuerst – oder das einfachste. - Verständnis
Habe ich alles verstanden? Was kann ich tun, um das, was ich nicht verstanden habe, zu verstehen? - Abfrage
Wie prüfe ich meinen Fortschritt und mein Wissen am effektivsten? - Nachbearbeitung
Was habe ich gut und was weniger gut gemacht? Was sollte ich mit Blick auf die nächste Klausur ändern?
7 Fragen, die Sie weiterbringen
Die folgenden sieben Fragen eignen sich nicht nur für Personen, die sich in irgendeiner Form der Ausbildung befinden. Auch wenn Sie eine berufliche Neuorientierung oder Beförderung planen, bringt Sie Metakognition in Ihrem Vorhaben weiter:
- Was will ich erreichen?
- Womit sollte ich anfangen?
- Hat diese Aufgabe Ähnlichkeit mit einer, die ich schon einmal gelöst habe?
- Bin ich auf dem richtigen Weg?
- Was kann ich anders machen?
- Wen kann ich um Hilfe fragen?
- Kann ich diese auf andere Situationen anwenden?
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