Definition: Was ist Selbstanalyse?
Eine Selbstanalyse ist ein systematisches Verfahren, um sich selbst, die eigene Persönlichkeit mitsamt den persönlichen Stärken und Schwächen besser kennenzulernen (siehe: Potenzialanalyse).
Die Selbstanalyse geht auf Sigmund Freud und dessen Psychoanalyse und Traumdeutung zurück. Allerdings hat Freud den Begriff nicht erfunden. Die Idee, in sich hineinzuhorchen, um sich besser zu verstehen findet sich bereits bei antiken Philosophen.
Selbstanalyse Synoyme
Verwandte Begriffe, die synonym zur Selbstanalyse genutzt werden, sind: Selbstwahrnehmung, Selbstbetrachtung, Selbstreflexion, Selbstfindung oder Selbsterkenntnis.
Welche Bedeutung hat die Selbstanalyse?
Die Selbstanalyse hilft Menschen vor allem, wenn sie an einem typischen Wendepunkt im Leben stehen: bei einem bevorstehenden Jobwechsel, bei einer akuten Karriere- oder Lebenskrise (z.B. Midlife-Crisis) oder Sinnkrise. Bei solchen Anlässen reflektieren Betroffene oft das eigene Leben, ihre Werte und Ziele.
Auch eine schwere Krankheit oder die Trennung vom bisherigen Partner kann Auslöser für eine Selbstanalyse sein. Dann wird alles Bisherige auf den Prüfstand gestellt und hinterfragt. Die Analyse gelingt allerdings nur einer offenen, selbstkritischen und ehrlichen Distanz zu sich selbst.
Selbstbild und Fremdbild
Was eine gründliche Selbstanalyse erschwert, ist jedoch häufig der Unterschied zwischen Selbstbild und Fremdbild: Wir denken meist positiver über uns und blenden Defizite aus. Das führt zu Selbstüberschätzung (siehe auch: Straight-Line-Instinct).
Voraussetzung für die Selbstanalyse ist daher, dass Sie versuchen, möglichst vorurteilsfrei auf sich und Ihr Leben zu blicken und sich zugleich von äußeren Erwartungen freimachen.
Wie funktioniert die Selbstanalyse?
Die Selbstanalyse hilft Ihnen sowohl bei der beruflichen Neuorientierung wie im Privatleben. Dabei handelt es sich jedoch um einen Prozess, der sich über einen längeren Zeitraum hinziehen kann. Die wichtigsten Leitfragen hierbei sind:
- Wer bin ich?
- Was kann ich?
- Was will ich?
Versuchen Sie sich diese und weitere Orientierungsfragen immer wieder zu stellen und ehrlich zu beantworten (siehe Johari Fenster).
Für eine objektivere Analyse sollten Sie Familie, Freunde, Kollegen und Bekannte und deren Einschätzung einbeziehen – und so Selbstbild und Fremdbild abgleichen.
Tipp: Es hat sich bewährt, für eine erste Selbstanalyse mit Mindmaps zu arbeiten. Diese visualisieren und strukturieren erste Ergebnisse.
Methoden: Selbstanalyse in Beruf und Privatleben
Zur analytischen Selbstreflexion gehören vor allem zwei große Bereiche: das Berufs- und Privatleben…
Selbstanalyse im Beruf
Im ersten Schritt sollten Sie Ihren Lebenslauf beziehungsweise vorhandene Zeugnisse und Zertifikate analysieren. Sie zeigen Ihnen bereits Ihre wichtigsten Qualifikationen, Kompetenzen und Erfahrungen – die Hard Skills.
Vergessen Sie aber nicht Ihre Soft Skills – die sozialen Kompetenzen, wie Organisationstalent, Einfühlungsvermögen oder Selbstdisziplin. Sie sind für den beruflichen Erfolg oft noch ausschlaggebender.
Stellen Sie sich zusätzlich Fragen, wie:
- Worin bin ich richtig gut?
- Was kann ich besser als andere?
- Was macht mich langfristig glücklich?
- Welche Aufgaben übernehme ich gar nicht gern?
- Was bereitet mir Mühe?
- Worin bin ich erfolgreich?
- Was habe ich aus meinen Niederlagen gelernt?
- Wohin will ich mich beruflich entwickeln?
- Wobei bin ich schon Experte?
- Wo habe ich noch Lücken?
Eine solche Selbstanalyse hilft Ihnen dann zum Beispiel dabei, ein klares berufliches Ziel zu formulieren und zugleich Ihre Alleinstellungsmerkmale und Leidenschaften zu erkennen. Diese verhelfen Ihnen zu einer deutlich besseren und passenderen Berufswahl.
Selbstanalyse im Privaten
Bei der privaten Selbstanalyse sollten Sie Ihre Gedanken und Erkenntnisse regelmäßig schriftlich festhalten. Bewährt hat sich dabei, ein Tagebuch oder Bullet Journal zu schreiben.
Das Journaling bewahrt Sie davor, Erfahrungen und Lektionen im Rückblick zu verklären oder Einzelheiten zu vergessen. Zusätzlich können Sie damit Ihre persönliche Entwicklung dokumentieren und nachvollziehen. Das wirkt ebenso ermutigend wie motivierend.
Auch bei der persönlichen Selbstanalyse können Sie sich wieder Fragen stellen:
- Was zeichnet meinen Charakter aus?
- Was mögen andere an mir, was weniger?
- Was ist mir in Beziehungen wichtig?
- Wie verhalte ich mich in Gesellschaft anderer?
- Welche Ereignisse haben mich besonders geprägt?
- Was kann ich tun, um bestimmte Situationen zu vermeiden?
- Welche Konsequenzen leite ich aus bestimmten Erfahrungen ab?
Die Antworten bringen Sie nicht nur privat weiter. Auch im Berufsleben haben Sie es mit unterschiedlichen Persönlichkeiten zu tun. Wer sich selbst besser kennt, versteht dann zum Beispiel besser, warum er oder sie mit Kollege A immer aneckt und sich mit Kollegin B gut versteht. Nutzen Sie die Selbstanalyse regelmäßig, um ein bewussteres Leben zu führen!
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