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Gruppendiskussion: Ablauf + 8 Tipps für professionelle Leitung

In einer Gruppendiskussion lassen sich Informationen sammeln, Meinungen austauschen und beurteilen. Zu greifbaren Ergebnissen gelangen Sie aber nur in konstruktiver Atmosphäre. Ob nun für die Bachelorarbeit im Studium, fürs Meeting oder im Assessment Center: Unerlässlich ist, dass ein Leiter die Gruppendiskussion professionell moderiert. Nachfolgend finden Sie ein Beispiel für den Ablauf einer Gruppendiskussion und zahlreiche Tipps, wie Sie mit bestimmten Persönlichkeitstypen umgehen…



Gruppendiskussion: Ablauf + 8 Tipps für professionelle Leitung

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Definition: Was ist eine Gruppendiskussion?

Der Begriff Gruppendiskussion bezeichnet eine sozialwissenschaftliche Methode, mit deren Hilfe sich Gruppenmeinungen und Gruppendynamik ermitteln und beobachten lassen. Sie findet vielfache Verwendung und kommt sowohl in Forschungen der Sozial- und Erziehungswissenschaften, in der Marktforschung sowie als Gruppendiskussion in Assessment Centern zum Einsatz. Als Gruppendiskussion im Assessement Center ist sie eine spezifische Form des Gruppeninterviews, da es eine Methode der qualitativen Befragung ist. Assessment bedeutet, dass eine Jury oder Forscher eine Einschätzung beziehungsweise eine Bewertung vornehmen.

Die Gruppendiskussion ermöglicht den Forschenden, die Kommunikation innerhalb einer Gruppe und damit bestimmte Aussagen zu einem Thema zu erfassen. Das Verfahren ist bald hundert Jahre alt. Kurt Lewin, von dem auch eine Klassifikation verschiedener Führungsstile stammt, setzte sich bereits in den dreißiger Jahren mit Gruppendiskussionen auseinander. In sozialpsychologischen Untersuchungen setzte er Gruppendiskussionen ein, um das Verhalten einzelner Teilnehmer zu beeinflussen.

Ziel von Gruppendiskussionen

Im Prinzip ist jedes Meeting eine Gruppendiskussion: Mehrere Teilnehmer kommen zusammen und diskutieren ein Thema, das der Diskussionsleiter – in dem Fall: Moderator – vorgibt. Sinn und Zweck ist es, an Informationen zu gelangen, die sich so in einem Einzelgespräch nie ermitteln ließen. Es geht darum, die Einstellungen und Meinungen einer Gruppe zu erfahren, und nicht die Einzelmeinung einer Person. Dazu stößt der Diskussionsleiter mit einem vorgegebenen Thema die Diskussion an; idealerweise tragen die Teilnehmer eigenständig zur Gruppendiskussion bei, ohne dass es besonderer weiterer Impulse bedürfte.

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Ablauf der Gruppendiskussion nach Mayring

Zu Beginn holt der Diskussionsleiter die Zustimmung der Teilnehmer ein, die Gruppendiskussion aufzuzeichnen. Das kann mit Papier und Stift geschehen (für Notizen als Ergänzung zu empfehlen), bequemer ist die Aufzeichnung per Aufnahmegerät. Die ideale Teilnehmerzahl liegt nach Philipp Mayring, Soziologe, Pädagoge und Psychologe, bei fünf bis fünfzehn Personen. Der Wissenschaftler teilt eine Gruppendiskussion in folgende sechs Phasen:

Gruppendiskussion Mayring Ablaufmodell

1. Phase: Vorbereitung

Wie bei einem strukturierten Interview muss sich der Diskussionsleiter vorab einen Leitfaden überlegen. Was ist die eigentliche Fragestellung, welche die Gruppendiskussion beantworten soll? Welche Hindernisse können sich ergeben, wie werden Sie darauf reagieren? Aus diesen Überlegungen leiten Sie den Grundreiz ab, der später die Teilnehmer zur Diskussion animieren wird.

2. Phase: Gruppenbildung

Die Auswahl geeigneter Teilnehmer ist elementar für die Gruppendiskussion. Entscheidende Kriterien können beispielsweise Alter, Geschlecht, Bildung, Status, soziale Zugehörigkeit und Nationalität sein. Je nachdem wie Sie die Teilnehmer auswählen, wirkt sich das auf die Ergebnisse Ihrer Diskussion aus. Daher ist es wichtig, sich vorab Gedanken über die jeweilige Zielgruppe zu machen. Ist eine Gruppe beispielsweise eher homogen, wird die Diskussion eher darauf hinauslaufen, dass eine existierende Gruppenmeinung Bestätigung findet. Bei einer eher heterogenen Gruppe sind abweichende Meinungen und Standpunkte zu erwarten.

3. Phase: Stimulus

Der Diskussionsleiter begrüßt die Teilnehmer und liefert anschließend als Stimulus für das Gespräch einen sogenannten Grundreiz: Dieser kann aus einer Textpassage, einer Filmsequenz, einer offenen Frage oder einer provozierenden Äußerung bestehen. Das dient einerseits dazu, das Thema einzuleiten. Andererseits entfacht er bereits durch die Art der Gestaltung die Gruppendiskussion.

4. Phase: Freie Diskussion

Der Grundreiz leitet idealerweise in die freie Gruppendiskussion über, das heißt, die Teilnehmer reden ganz ähnlich miteinander wie sie es in einer Alltagssituation täten. Der Diskussionsleiter verfolgt die Diskussion aufmerksam, bringt aber keineswegs seine eigene Meinung ein. Er moderiert das Gespräch, indem er beispielsweise darauf achtet, dass Teilnehmer bei Unterbrechungen zu Wort kommen.

5. Phase: Neue Reizargumente

Er kann sich verschiedener Moderationstechniken bedienen. Gerät die Diskussion ins Stocken, kann er sie durch Lob oder provozierende Äußerungen (erneute Reizargumente) wieder anregen. Bestimmte Persönlichkeitstypen müssen stärker motiviert werden, etwa durch gezielte Ansprache.

6. Phase: Metadiskussion

In dieser Phase können die Teilnehmer der Gruppendiskussion Feedback geben, wie sie die Diskussion wahrgenommen haben. Anschließend erfolgt eine Auswertung durch den Diskussionsleiter.

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8 Tipps für die Gruppendiskussion: Professionell moderieren

Sie sollen demnächst eine Gruppendiskussion leiten oder moderieren? Dann haben wir ein paar bewährte Tipps für Sie! Die Anregungen dazu haben wir uns bei Robin Camarote geholt. Die Amerikanerin hat viele Jahre als Senior Associate bei der Beratungsfirma Booz Allen Hamilton gearbeitet und ist heute selbstständige Beraterin in den Bereichen Strategie, Kommunikation und Meetings. In ihrem Buch „Flock – Leaders to follow“ erklärt sie, wie Profis eine Gruppendiskussion führen sollten. Wir haben daraus für Sie 8 der besten Tipps destilliert. So leiten Profis eine Gruppendiskussion:

1. Vorarbeit leisten

Informationen sammeln, Material hochladen, Dokumente austeilen – all das sollte frühzeitig erledigt sein. Wer gut vorbereitet ist, hat einen Informationsvorsprung, hebt sich von den anderen ab und strahlt Professionalität aus. Und Sie helfen so natürlich auch den anderen dabei, gut informiert ins und aus dem Meeting zu gehen. Dieser Punkt ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit – und wird doch so oft ignoriert.

2. Pünktlich sein

Zeitnot ist ein Macht- und Statussymbol. Dennoch: Wer zu spät aufkreuzt, muss sich entschuldigen, bevor er irgendetwas anderes sagt – ein denkbar schlechter Start für jedes Meeting. Und manchmal sogar ein moralisches Loch, aus dem man sich nicht mehr herausbuddeln kann. Deshalb: Glänzen Sie als Leiter stets mit Pünktlichkeit – immer.

3. Raum betreten

Seien Sie auch sichtbar der oder die Leiterin der Gruppendiskussion. Wenn Sie in der Tür stehen und den Raum betreten: Machen Sie eine kurze Pause, schauen Sie nach oben und sich um und überblicken Sie buchstäblich die Szenerie. Im besten Fall wirkt das staatsmännisch, in jedem Fall souverän. Danach: zielgerichtet auf den Platz zusteuern. Ja, das ist in gewisserweise Schauspielerei. Aber sie bleibt psychologisch nie ohne Wirkung.

4. Sich vorstellen

Nutzen Sie die Macht des ersten Eindrucks und stellen Sie sich kurz und prägnant vor: nicht länger als 30 Sekunden. Ihr Name, Ihre Funktion, Ihre Rolle im Meeting sowie Ablauf, Ziel und Zweck der Gruppendiskussion. Das reicht völlig, damit sich alle anderen darauf einstellen können. Das Ganze bitte mit gerader Sitzhaltung, kräftiger Stimme und allenfalls langsamer Körpersprache. So wirken Sie automatisch souverän und als Autorität.

5. Teilnehmer ansprechen

Jedes Mal, wenn Sie anfangen zu sprechen, wenden Sie sich zuerst an die Person, die am weitesten von Ihnen entfernt sitzt. Das sorgt automatisch dafür, dass Sie nicht zu leise reden. Wenn Sie anschließend alle mal angucken und so den ganzen Raum überblicken, weiß jeder: Niemand kann sich hier verstecken oder mit den Nebenleuten quatschen. Denn: Sie beziehen alle mit ein – spürbar und sichtbar.

6. Fragen stellen

Bringen Sie nicht nur Ihr Wissen, sondern auch viel Neugier in die Runde mit. Offene Fragen und systemische Fragen helfen, die Diskussion anzufachen, Interaktion zu erzeugen und das Gespräch zu führen. Sie wissen ja: Wer fragt, der führt. Wichtig dabei: Aktivieren Sie zurückhaltende Teilnehmer, indem Sie diese gezielt ansprechen oder in die Verantwortung nehmen.

7. Meinungen tolerieren

Meinungen bereichern das Meeting. Die Gruppendiskussion ist ja genau dazu da, den Gedankenaustausch zu fördern und so zur besten Lösung zu kommen. Leider verwechseln das manche mit „Recht haben“ und werten eine andere (womöglich gar besser begründete) Meinung als die eigene als Affront. Hier müssen Sie eingreifen und betonen, dass es hier um die Sache geht. Persönliche Angriffe, Pauschalkritik und Polemik sind tabu und sofort zu rügen. Sonst gibt es keine Gruppendiskussion, sondern Zoff in großer Runde und Raufen im Haufen.

8. Ergebnisse bündeln

Damit die Gruppendiskussion nicht ausufert und ihren roten Faden behält, müssen Sie von Zeit zu Zeit die (bisherigen) Hauptargumente nochmal kurz und prägnant zusammenfassen. Zwischenergebnisse verhelfen zu mehr Überblick. Aber Achtung: Stellen Sie das schon wie ein Endergebnis dar, ist die Diskussion vorbei. Betonen Sie dabei also auch noch offene Flanken, Einwände und Gegenargumente, und regen Sie so die Gruppendiskussion erneut an. Erst am Schluss sollten Sie als Leiter das konstruktive Ergebnis für alle nachvollziehbar formulieren und sich bei allen für die Mitarbeit bedanken.

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Teilnehmer der Gruppendiskussion: Achtung bei diesen Typen!

In einer Gruppendiskussion können Sie auf Persönlichkeitstypen treffen, die unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringen. Als Diskussionsleiter sollten Sie sich im Vorfeld Gedanken machen, welche Schwierigkeiten auftauchen könnten und wie Sie professionell damit umgehen, damit sich das Meeting und die Gruppendiskussion nicht verselbständigt. Die drei häufigsten Typen:

(Anm. d. Red.: Aus Gründen der Vereinfachung sind alle Typen in männlicher Form formuliert. Es gibt hierbei aber keinerlei Geschlechtsunterschiede – sie kommen in beiden Formen vor.)

Der Anführer

Er wäre vermutlich gerne der Chef, kümmert sich um die Teilnehmer und hält viel von sich. Er ist ein Bestimmer, notfalls auch über andere hinweg. Er hat großes Selbstbewusstsein und nutzt seine Präsenz als Sprecher. Schwächere Teilnehmer unterstützt er, macht aber trotzdem seine Position dominant deutlich, falls jemand daran zweifelt. Für den Leiter des Meetings kann er eine willkommene Unterstützung sein, da er verlässlich ist und Verantwortung übernimmt. Er kann aber auch zum Konkurrenten werden, wenn der Leiter der Gruppendiskussion Schwäche zeigt.

Der Bedenkenträger

Diese Persönlichkeit ist fürs Analytische zuständig. Bedenkenträger sind weniger pragmatisch, dafür lieben sie Theorien. Sie widmen ihre volle Aufmerksamkeit etwaigen Problemen oder Risiken. Leider auch dann, wenn eher schnelle Entscheidungen gefragt sind. Ja, das kann nervig sein. Es hat aber auch einen gewissen Wert: Bedenkenträger und Pessimisten können manche Euphorie und Überoptimismus bremsen und so vor großem Schaden bewahren. Weil Sie aber selten lösungsorientiert agieren und sich lieber in der Rolle des klugen Kritikers gefallen, muss man sie regelmäßig bremsen und in die Verantwortung nehmen: Auf Probleme hinweisen, ist okay – solange man sich dazu auch konstruktive Gedanken zur Lösung macht.

Der Komiker

Auch den gibt es regelmäßig in Gruppendiskussionen. Das Fachliche liegt dem Komiker nicht so sehr. Dafür versucht er die Runde durch seine Späße aufzulockern und genießt dabei natürlich die Aufmerksamkeit, die ihm so zuteil wird. Keine Frage, Humor kann manche Blockade lösen. Übertreibt der Spaßvogel aber, wird das Meeting schnell zur Witznummer – und der Leiter hat es schwer, den roten Faden zu behalten. Den Komiker dürfen Sie daher nicht einfach gewähren lassen. Lachen ist okay – betonen Sie aber auch die Ernsthaftigkeit des Problems oder Themas. Hierbei kann der Bedenkenträger ein wertvoller Verbündeter sein.

Eine vollständige, ausführliche Liste erhalten Sie hier als kostenloses PDF:

Typische Teilnehmer der Gruppendiskussion

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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]