Sandwich-Kritik: Vergessen Sie das verkleidete Feedback!
Wem klare Worte und direktes Feedback schwer fallen, der wendet schon einmal die sogenannte Sandwich-Methode (auch Sandwich-Kritik genannt) an: Die negative Rückmeldung wird dabei watteweich in Lob verpackt, damit sie sich leichter schlucken lässt. Heißt konkret: Das Feedbackgespräch wird mit lobenden Worten begonnen, danach folgt die eigentliche Schelte, den Abschluss bilden dann wieder Lob oder anerkennende Worte. So gibt es angeblich auch keinen bitteren Nachgeschmack beim Empfänger. Alle haben sich lieb, alles klingt hübsch höflich. Ist aber totaler Bullshit…

➠ Inhalt: Das erwartet Sie
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Sandwich-Kritik: Gesicht wahren und bloß keine Gefühle verletzen
Natürlich ist der Kerngedanke richtig: Wer so kritisiert, lässt dem anderen die Chance, sein Gesicht zu wahren. Schließlich will man sein Gegenüber nicht fertigmachen oder unnötig Gefühle verletzen. Aber es gibt eben auch etwas zu kritisieren…
Ein typisches Feedback nach dieser Methode könnte beispielsweise so aussehen:
Ich finde es wirklich gut, wie schnell Sie sich in dieses Projekt hinein gearbeitet haben und mit wie viel Elan Sie gestartet sind. Leider hat der dann nicht über das gesamte Projekt angehalten, sodass die Qualität des Ergebnisses stark darunter gelitten hat. Immerhin haben Sie das ja selbst erkannt. So sollten wir jetzt überlegen, wie wir die Kuh wieder vom Eis bekommen…
Eigentlich nett, oder? Trotzdem ist die Sandwich-Kritik falsch.
Schon aus drei Gründen:
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Entwertung
Ein ebenso intelligenter wie empathischer Mensch wird die Masche sofort durchschauen – und das Lob folglich kaum noch ernst nehmen. Mehr noch: Die enthaltene und berechtigte Anerkennung wird insgesamt entwertet. Sie entpuppt sich als notwendiges Verpackungsmaterial für den Tadel, ein Mittel zum Zweck, ein labberiges Brötchen, heiße Luft. Schade, denn mit ehrlichem Lob ließe sich viel nachhaltiger führen.
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Verwässerung.
Wer die Sandwich-Methode nicht kennt und auch sonst gerne mal unter selektiver Wahrnehmung leidet, bekommt die Kritik bei so viel Schminke womöglich gar nicht mit. In der Folge entstehen Missverständnisse, zunehmender Unmut auf beiden Seiten und möglicherweise sogar Folgefehler.
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Konditionierung.
Nicht nur, dass die eigentliche Botschaft verwässert wird – zu oft angewendet, kann die Sandwich-Kritik sogar Pawlowsche Reflexe und Ängste auslösen. Und zwar jedes Mal, wenn Sie etwas eigentlich Nettes sagen wollen. Effekt: Ihr Gegenüber erwartet sofort den Haken… Wo bleibt die eigentliche Kritik-Keule?
Der Grund für Sandwich-Kritik sind falsche Annahmen
Tatsächlich stecken hinter dieser falschverstandenen Rückmeldung meist irrige Annahmen:
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Tadel wird bekömmlicher, wenn man ihn mit Lob garniert.
Zugegeben, kritisiert zu werden, ist nie schön. Keiner freut sich darüber, wenn er auf gemachte Fehler oder Unzulänglichkeiten hingewiesen wird. Doch geht es hierbei nicht um die Verpackung – die ändert daran gar nichts. Sondern um die Intention. Traurig, aber wahr: Die meisten Menschen können nicht konstruktiv kritisieren. Für sie ist die Rolle des Kritikers zugleich die Rechtfertigung, sich selbst zu erhöhen, besserwissend zu fühlen oder einfach mal Frust zu ventilieren. Aber im Ernst: Wem nützt das was – außer vielleicht dem Ego des Kritikers? Der konstruktive Kritiker indes muss seinen Tadel nicht verkleiden, er bringt schließlich gleich Auswege und Lernstoff mit. So wird beispielsweise aus „was für ein unglaublich schlechter Text…“ ein „ich würde gerne noch folgenden Aspekt ergänzen, der mir hier zu kurz gekommen ist…“
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Mein Gegenüber kann mit Kritik nicht umgehen.
Trotz oberflächlicher Höflichkeit: Wer die Sandwich-Methode anwendet, offenbart unterschwellig, dass er seinem Gegenüber nicht auf Augenhöhe begegnet. Vielmehr behandelt er so jemanden wie ein unreifes Kind – und manipuliert ihn auch noch bewusst. Das macht die um den heißen Brei geredete Kritik im Grunde noch schlimmer: Darin steckt so nicht nur der monierte Mangel, sondern auch noch die Botschaft: Ich halte dich für eine emotional unreife Persönlichkeit, die eine solche Mogelpackung braucht. Na, Danke!
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Vollständiges Feedback muss immer ausgeglichen sein.
Nicht wenige meinen, vorbildliches Feedback muss stets ausbalanciert sein – mit Lob und Tadel exakt in Waage. Blödsinn. Persönliche Entwicklung ist doch kein Nullsummenspiel. Natürlich kann man auch mal etwas kritisieren, ohne gleichzeitig loben zu müssen. So wie man auch Anerkennung nicht jedes Mal durch einen erfundenen Tadel schmälern muss, damit der andere nicht abhebt.
Konstruktives Feedback sucht selbst die Rückmeldung
Gutes Feedback – ob positiv oder negativ – bietet dem Empfänger immer einen Mehrwert. Im optimalen Fall hilft es demjenigen, eine Aufgabe oder Sache künftig besser zu machen. Und genau diese Intention dahinter wird auch erkannt (falls es sie gibt).
Gutes Feedback ist kein Monolog, sondern der Auftakt zum Dialog. So klar und konkret die Kritik auch geäußert wird, so sehr sollte der Kritiker darum bemüht sein, selber eine Rückmeldung zu bekommen.
Etwa durch die folgenden Fragen:
- Was denken Sie darüber?
- Was davon trifft Ihrer Meinung nach zu?
- Wie hätte es besser laufen können?
- Was könnten Sie das nächste Mal anders machen?
Eine solche wohlwollende und aufrichtige Haltung braucht keine gepimpte Fassade. Sie spürt man.
So wie man auch hinter der Sandwich-Kritik die Absicht spürt – und verstimmt ist.
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Jochen Mai ist Gründer und Chefredakteur der Karrierebibel. Der Autor mehrerer Bücher doziert an der TH Köln und ist gefragter Keynote-Speaker, Coach und Berater.

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