Definition: Was bedeutet Teamversagen?
Teamversagen beschreibt einen Zustand, in dem ein Team nicht mehr funktioniert und die gemeinsamen Ziele nicht mehr erreicht werden. Kennzeichnend dafür sind nachlassende Produktivität, nicht eingehaltene Termine, häufige Fehler sowie vermehrte Konflikte und allgemeine Frustration im Team.
Ursachen von Teamversagen sind laut Patrick Lencioni vor allem grundlegende Dysfunktionen wie fehlendes Vertrauen, Vermeidung von Verantwortung, mangelnde Konfliktfähigkeit sowie Unklarheit über Ziele und ungenügendes Commitment der Teammitglieder. Oft verstärken sich diese Probleme sogar gegenseitig
Ist alleine arbeiten besser?
Mal ehrlich: Teamarbeit funktioniert nur selten richtig gut. Stattdessen wird verschwiegen, taktiert und paktiert, teils sogar sabotiert und intrigiert. Ein einziges Hauen und Stechen! Es wird nicht mit-, sondern gegeneinander gearbeitet…
Bei so viel Teamversagen stellt sich die Frage: Wird Teamwork überschätzt? Beethoven hat seine Sinfonien schließlich alleine komponiert und Schiller die „Ode an die Freude“ ganz bestimmt nicht im Team gedichtet!
Dennoch zeigen gleich mehrere Studien: Ein vielfältiges und funktionierendes Team erreicht deutlich mehr als Einzelpersonen – „Kein Team, kein Win.“ Jedes Unternehmen braucht unterschiedliche Spezialisten und vielseitiges Know-how, um komplexe Herausforderungen zu meistern. Und erst wenn diese verschiedenen Experten zusammenarbeiten, entstehen die größten Innovationen in schöner Regelmäßigkeit. Genies sind eben selten.
Die Ursachen für Teamversagen
Der US-Autor Patrick Lencioni hat für sein Buch („Die 5 Dysfunktionen eines Teams“) zahlreiche „dysfunktionalen Teams“ untersucht und dabei fünf elementare Ursachen für Teamversagen identifiziert.
Besonders gefährlich: Diese Fehlfunktionen existieren nicht einfach nur nebeneinander – sie verstärken sich gegenseitig! Die fünf Auslöser für Teamversagen lassen sich zudem überall beobachten, wenn Teams bei der Zusammenarbeit Probleme bekommen:
1. Mangel an Vertrauen
Sobald Mitarbeiter sich verschließen und keine Nähe mehr zulassen, beginnen sie meist auch damit Fehler, Unsicherheiten und Schwächen zu verbergen. Offenheit ist somit unmöglich – und ohne sie kann auch kein gegenseitiges Vertrauen entstehen. Fehlt das gegenseitige Vertrauen, traut sich niemand, die anderen um Hilfe zu fragen. Stattdessen ist jeder damit beschäftigt, eigene Schwachstellen möglichst unsichtbar werden zu lassen, um nicht von anderen ausgenutzt zu werden.
2. Angst vor Konflikten
Will jeder im Team um jeden Preis Konflikte vermeiden, treten am Ende alle auf der Stelle. Statt engagierter Diskussionen und kontroversem Austausch, aus dem gereifte Konzepte hervorgehen, gibt es kein Feedback, keine Verbesserungsvorschläge, keine Reibungen. Harmonie ist grundsätzlich gut, doch muss ein Team auch Konflikte aushalten, um Fehlentwicklungen thematisieren zu können.
3. Fehlen von Verbindlichkeit
Wenn schon zuvor kein ehrlicher Austausch stattgefunden hat, bei dem jeder seine eigene Meinung und Idee einbringen konnte, wird sich hernach auch keiner auf die getroffenen Entscheidungen einlassen. Offene Diskussionen sind der Humus auf dem Verbindlichkeit gedeiht. Ohne diese gibt es allenfalls Gehorsam, aber kein Engagement. Vielmehr entsteht eine Antihaltung, bis die Motivation auf den Nullpunkt sinkt.
4. Mangel an Verantwortung
Auch Punkt drei führt unmittelbar zu Punkt vier: Wenn sich die Teammitglieder nicht verbindlich einigen und mit den Entscheidungen identifizieren, wird sich auch keiner für deren Umsetzung verantwortlich fühlen. Schlimmstenfalls beginnen einige sogar damit, den Beschluss zu sabotieren – nur um zu beweisen, wie schlecht er war (was ja teamtechnisch auch stimmt). Leider bieten Teams den perfekten Rahmen, um sich vor der Verantwortung zu drücken. Die anderen können es ja ebenso übernehmen. Hinzu kommt: Wer nicht an den Erfolg des Teams glaubt und den anderen nicht vertraut, hat kein Interesse daran, Verantwortung zu übernehmen.
5. Nachlässigkeit gegenüber dem Ergebnis
Fühlt sich keiner verantwortlich, werden die Ziele allenfalls nachlässig verfolgt. Statt eines gemeinsamen Ziels kümmert sich schließlich jeder nur noch um seinen eigenen Vorteil – angefangen von reinem Imagegehabe bis hin zu individuellen Bereicherung. Persönliche Ziele werden über die gemeinschaftlichen des Ziels gestellt. Mein Gehalt, meine Position, mein Ego… Alles wichtiger als der Erfolg des Teams. In jedem Fall sind das Engagement für das Produkt und die Freude an der Arbeit dahin.
Maßnahmen: Was tun gegen das Teamversagen?
Natürlich lassen sich diese fünf Punkte auch umdrehen und positiv formulieren, Motto: Damit Teams wieder gemeinsam handeln und engagiert an einem Strang ziehen, müssen sie…
- Vertrauen zueinander gewinnen.
- eine offene, faire Diskussionskultur etablieren.
- gemeinsame Ziele definieren.
- Verantwortung bekommen und übernehmen.
- den Erfolg absehen können und daran partizipieren.
Eine weitere Möglichkeit sind gezielte Teambuilding-Übungen. Diese stärken das Wir-Gefühl und den Zusammenhalt. Schluss mit Egoismus, hin zu einer für alle!
Weitere bewährte Tipps für funktionierende Teams sind:
Hilfsbereitschaft
Man könnte sagen: Unternehmen brauchen mehr Gutmenschen im Büro. Gutmenschen in dem Sinne, dass sie anderen den Erfolg gönnen, ihnen aktiv unter die Arme greifen, sich selbst zurücknehmen. Das US-Forscherteam Jia Hu (University of Notre Dame in South Bend, Indiana) und Robert C. Liden (University of Illinois, Chicago) kam zu diesem Schluss: Wenn Mitarbeiter besonders motiviert sind, ihren Kollegen zu helfen, dann steigt der Grad an Kooperation und gleichzeitig der Teamerfolg. Das klappe am besten, wenn die zu bewältigende Aufgabe starke Interdependenz und Interaktion erfordere.
Schöner Nebeneffekt: Diese Personen bleiben ihrem Team länger erhalten, wechseln nicht so schnell den Arbeitgeber. Hier können Unternehmen und Vorgesetzte gezielt eingreifen, um dem Altruismus im Team subtil auf die Sprünge helfen. Die Forscher schlagen vor, eine Art trojanisches Pferd einzuschleusen. Also ein Teammitglied, das erkennbar darauf fokussiert ist, die anderen zu unterstützen. Das färbe ab und mache auch die anderen selbstloser.
Zuordnung
Wer gehört eigentlich alles zum Team? Als Sozialpsychologe Richard Hackman Führungskräften einmal diese Frage stellte, herrschte Uneinigkeit. Die Antworten schwankten zwischen fünf und 24 – in ein und derselben Gruppe. Unter einem Abteilungsleiter, der Sie nicht zur Mannschaft zählt, dürfte die Motivation nicht gerade in den Himmel wachsen…
Ein Experiment am Montefiore Medical Center in New York zeigt, dass klare Zuordnungen Teamversagen verhindern und die Zusammenarbeit nachweislich erfolgreicher machen. Dazu verglichen Sie zwei Teams: Eins in normaler Arbeitskleidung, eins in Trikots mit Rückennummern. Klingt kurios, hatte aber tatsächlich einen Effekt. Die Gruppe mit den Trikots schnitt deutlich besser ab, auch wurden in ihr wesentlich mehr Anweisungen gegeben. Im Büro dürfen Sie weiterhin sehr gerne auf Rückennummern verzichten. Aber das Experiment zeigt, dass klare Zuordnungen einem Team helfen – und vielleicht auch, dass Symbole Identität und Zusammenhalt stiften können.
Hintergrundmusik
Es muss keine hochkomplizierte Maßnahme sein, um Teamversagen zu verhindern. Manchmal reicht es schon, an kleinen Reglern zu drehen. Beschallen Sie Ihre Belegschaft doch zum Beispiel mal mit Musikklassikern wie „Yellow Submarine“, „Brown Eyed Girl“ oder „Walking on Sunshine“. Kein Witz: Teammitglieder sind hilfsbereiter, wenn sie Gute-Laune-Musik hören. Das wollen Verhaltensforscher der Cornell University herausgefunden haben. Hören sie dagegen schwere, düstere Musik – Heavy Metal zum Beispiel – dann setzen sie eher auf die Karte Eigennutz.
Im Vergleich zwischen fröhlicher Musik im Hintergrund und gar keiner Beschallung schneidet der Gute-Laune-Sound ebenfalls besser ab. Heitere Musik verbessert demnach Teamwork und Kooperation. Und ganz wichtig: Sie ist deutlich günstiger als teure Teambuilding-Maßnahmen…
Lob
Klassischerweise sollten alle Teammitglieder Wertschätzung erfahren. So fühlt sich niemand ausgegrenzt. Zudem fördert es eine Einer-für-alle-alle-für-einen-Mentalität, in der sich das Team als Ganzes betrachtet. Wissenschaftler der North Carolina State University haben jedoch in einem Experiment herausgefunden: Es kann sinnvoll sein, einzelne Mitarbeiter besonders hervorzuheben und mit zusätzlichem Lob zu belohnen.
In ihrem Experiment lobten Sie einige besonders gute Einzelperformer. Das bekamen die anderen Teilnehmer mit. Konsequenz: In den Testgruppen, in denen eine Person öffentlich auf ein Podest gehoben wurden, strengten sich die anderen nun ebenfalls mehr an. Sie eiferten dem Streber nach, orientierten sich an seiner Vorgehensweise und verbesserten sich dadurch selbst. Die Idee, einen Mitarbeiter des Monats zu benennen, ist vor diesem Hintergrund vielleicht eine Option.
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