Laissez-faire-Führungsstil Definition: Keine Führung ist auch eine Führung
Der Begriff Laissez-faire ist vielen aus der Erziehung bekannt. Er steht als Synonym für das Gewährenlassen und Nichteinmischen. Der Laissez-faire-Führungsstil folgt ähnlichen Grundsätzen. Mitarbeitern sollten größtmögliche Freiheiten, Eigenverantwortlichkeit und Entscheidungsspielräume zugestanden werden. Vorgesetzte greifen nicht durch Kontrolle oder Hierarchie ein, sondern vertrauen auf die Eigenständigkeit der Arbeitnehmer.
Aufgabe der Führungskraft ist es, den Mitarbeitern unterstützend zur Seite zu stehen – möglichst ohne Weisungen oder hierarchische Vorgaben. Der Laissez-fair-Führungsstil soll zum Vorteil der Mitarbeiter sein, hat aber natürlich auch den Erfolg des Unternehmens im Blick.
Dem Team wird bei einem Laissez-faire-Führungsstil größere Kompetenz und Selbstständigkeit zugetraut. Es wird davon ausgegangen, dass Mitarbeiter keine strikten Vorgaben und Anweisungen benötigen, um erfolgreich zu sein und gute Leistungen zu bringen. Vielmehr sind diese motiviert, engagiert und qualifiziert genug, dies in Eigenregie zu tun.
Die Grundidee zeigt sich auch im Begriff selbst: Die französische Formulierung laissez-faire bedeutet in der Übersetzung „lassen Sie machen, lassen Sie laufen“.
Laissez-fair: Abgrenzung zu anderen Führungsstilen
Der Laissez-faire-Führungsstil geht auf den Sozialpsychologen Kurt Lewin zurück, der in Feldexperimenten das Leistungsverhalten von Jugendlichen anhand unterschiedlicher Führungsstile untersuchte.
Diese Führungsstile teilte er in drei Kategorien ein, die im Laufe der Zeit ergänzt und auf den Arbeitsalltag übertragen wurden:
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Autoritärer Führungsstil
Dieser Führungsstil wird als hierarchisch bezeichnet. Diese Form der Mitarbeiterführung lässt den Angestellten keinerlei Spielraum. Die Führungsperson erteilt Anordnungen, die widerspruchslos zu befolgen sind. Kritik ist nicht erwünscht, Bedürfnisse der Mitarbeiter haben keine Bedeutung, denn letztlich geht es um das Wohlergehen des Unternehmens und der jeweiligen Projekte. Das führt zumeist lediglich zu einem kurzen Leistungsanstieg aufgrund der Kontrolle.
Für die Mitarbeiter bedeutet der autoritäre Führungsstil, dass sie sich keinerlei Gedanken zu Problemlösungen machen müssen, denn die kennt ausschließlich der Vorgesetzte. Eigenständiges Denken ist nicht gefragt, die alleinige Verantwortung liegt ebenso beim Chef. Niemand wird in Entscheidungen einbezogen, der gesamte Arbeitsprozess ist unter Kontrolle des Chefs.
Nachteilig ist hierbei, dass im Krankheitsfalle oder anderen Ausnahmesituationen das Ganze im Chaos münden kann, da niemand nur annähernd über Entscheidungskompetenzen verfügt. Auch ist die Selbstmotivation der Angestellten auf Dauer niedrig, da Sie keine Möglichkeit zur Einflussnahme haben.
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Demokratischer Führungsstil
Der demokratische oder auch kooperative Führungsstil zeichnet sich durch die Zusammenarbeit zwischen Führungskraft und Mitarbeitern aus. Der Entscheidungsspielraum der Mitarbeiter ist deutlich größer, da Meinungen und Vorschläge zu Problemlösungen angehört beziehungsweise gemeinsam erarbeitet werden.
Es existiert eine offene Kommunikation, so dass auch kritische Bemerkungen möglich sind. Eigeninitiative und Kreativität werden bei den Mitarbeitern gefördert, ebenso wie Eigenverantwortung. Das schlägt sich in unerwarteten Situationen nieder, in denen ein plötzlicher Ausfall deutlich besser kompensiert werden kann.
Dadurch dass die Mitarbeiter gefördert werden, arbeiten sie selbständiger und können sich eher mit dem Unternehmen identifizieren. Allerdings dauern Entscheidungsprozesse natürlich länger, wenn mehrere Personen sie erörtern als wenn wie im autoritären Führungsstil einfach eine Person entscheidet.
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Laissez-faire-Führungsstil
Der Laissez-faire-Führungsstil steht am anderen Ende der Skala. War den Mitarbeitern völlige Passivität bezogen auf Entscheidungen und Verantwortung im autoritären Führungsstil verordnet, zeichnet sich der Laissez-faire-Führungsstil durch Passivität seitens der Führungskraft aus.
Das bedeutet, dass diese Art der Mitarbeiterführung den Angestellten größtmögliche Handlungsfreiheit gewährt, da sie ihre Aufgaben selbst gestalten. Es gibt keine Regeln, Teams kontrollieren sich gewissermaßen selbst. Das heißt, dass der Vorgesetzte nicht kontrolliert und somit weder bei Problemen hilft, noch bei Fehlern bestraft.
Was für manche Arbeitnehmer wie der Himmel auf Erden wirken mag – vor allem, wenn jemand unter einem Vorgesetzten leidet, der Mikromanagement betreibt – hat allerdings nicht nur Vorteile.
Vor- und Nachteile des Laissez-faire-Führungsstils
Wie sieht der Laissez-faire-Führungsstil im Arbeitsalltag aus? Zunächst einmal fehlen exakte Vorgaben durch den Vorgesetzten. Somit liegt es auch in der Verantwortung der Mitarbeiter, Informationen weiterzureichen, Entscheidungen zu treffen, Aufgaben zu delegieren und die gesetzten Ziele zu erreichen. Ebenso müssen Fehler eigenständig erkannt, behoben und in Zukunft vermieden werden.
In einer idealen Welt passiert das alles reibungslos. Der Arbeitsplatz funktioniert aber nicht unter Laborbedingungen. Es gibt Spannungen unter Kollegen, die zu Problemen in der Kommunikation führen. Auch können Fehler in den Absprachen dazu führen, dass Abläufe behindert werden.
Da sich der Vorgesetzte weitestgehend heraushält, können sich so ungünstige Dynamiken verfestigen: Betriebsabläufe verzögern sich, Außenseiter werden gemobbt, da das Verhalten der Mitarbeiter nicht kontrolliert und Fehlverhalten nicht sanktioniert wird. Die Vor- und Nachteile hier im Einzelnen:
Vorteile des Laissez-faire-Führungsstils
- Die Mitarbeiter können frei und selbstbestimmt arbeiten.
- Sie können so ihre persönlichen Stärken einbringen.
- Durch das hohe Maß an Selbstbestimmtheit werden selbständig effektive Lösungen erarbeitet.
- Sie tragen große Verantwortung, was häufig die Motivation steigert.
- Die Kreativität der Mitarbeiter wird gefördert.
Nachteile des Laissez-faire-Führungsstils
- Der Laissez-faire Führungsstil kann zu abnehmender Disziplin im Unternehmen führen.
- Das kann dazu führen, dass wichtige Ziele nicht rechtzeitig erreicht werden.
- Es besteht die Gefahr, dass Mitarbeiter die gebotenen Freiheiten ausnutzen.
- Eine eigenverantwortliche Arbeitsweise kann chaotische Zustände durch Planlosigkeit hervorrufen.
- Es ist typisch für gruppendynamische Prozesse, dass bei größeren Gruppen der Wunsch nach einer Führungsperson zunimmt. Dies kann zur Ausgrenzung Einzelner führen und Rivalitäten unter den Teammitgliedern begünstigen.
- Das Feedback des Vorgesetzten fehlt, Motivation und Leistung lassen somit nach.
- Die hohe Verantwortung nebst eigenständigen Entscheidungen können zur Dauerbelastung und somit Krankheit einzelner Mitarbeiter führen.
Anwendungsbereiche des Laissez-faire Führungsstils
Der Laissez-faire Führungsstil eignet sich besonders für Branchen, in denen kreativ gearbeitet wird. Hierzu zählen verschiedene Künstlerbereiche, aber auch beispielsweise die Werbe- und PR-Branche. Größere Freiheiten sind hier besonders wertvoll und tragen zum Erfolg bei. Mitarbeiter können selbstbestimmt arbeiten, kreative Ideen entwickeln und sich frei entfalten. Strenge Hierarchien und starre Strukturen lassen Innovation und Kreativität sonst im Keim ersticken.
Ist der Laissez-faire Führungsstil sinnvoll?
Kritiker stellen gerne die Frage, ob der Laissez-faire Führungsstil sinnvoll ist. Häufiges Argument ist, dass es eben gar keine Führungsarbeit ist, wenn den Mitarbeitern einfach sämtliche Freiräume und Entscheidungen gelassen werden. Auch wird angemerkt, dass Ziele des Arbeitgebers möglicherweise weniger verfolgt werden, wenn die Vorgaben von oben fehlen.
Grundsätzlich gilt: In extremer Ausprägung ist der Laissez-faire Führungsstil schwierig umzusetzen. Zu häufig kommt es zu Situationen, in denen es klare und schnelle Entscheidungen braucht. So gibt es ganze Berufsfelder, in denen eine solch lockere Führung überhaupt nicht sinnvoll, sondern schädlich wäre. Gerade im Rettungsdienst oder bei der Feuerwehr braucht es klare Strukturen. Handgriffe müssen sitzen, jeder genau seinen Platz und seine Aufgabe kennen.
Hier ist schlichtweg keine Zeit für kreative Debatten oder allgemeinen Austausch, um Entscheidungen zu treffen. Schon Kurt Lewin konnte zudem negative Auswirkungen bei fehlender Führung beobachten: Die Resultate im Bereich Aufgabeninteresse und Zufriedenheit waren schlechter als bei den anderen Gruppe. Darüber hinaus kam es zu Frustration, Entmutigung und aggressivem Verhalten
Sinnvoll funktionieren kann Laissez-faire Führungsstil deshalb nur, wenn die Angestellten eigenständiges Arbeiten gewohnt sind, sich selbst organisieren können und die notwendige Disziplin aufbringen.
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