Definition: Was ist der Laissez-faire Führungsstil?
Beim Laissez-faire Führungsstil verzichten Vorgesetzte überwiegend auf Anweisungen, Regeln und Kontrolle und greifen kaum noch in die Arbeitsabläufe ein. Die Mitarbeiter bekommen maximale Freiheiten und Entscheidungsspielräume. Das soll die Kreativität und Eigenverantwortung fördern sowie Leistungen steigern.
Hauptaufgabe der Führungskräfte und Teamleiter beim Laissez-faire Führungsstil ist, die Teams zu beobachten und allenfalls beratend und unterstützend zur Seite zu stehen – aber ohne hierarchische Vorgaben. Die Mitarbeiter steuern und organisieren sich weitgehend eigenständig. Das setzt zugleich ein hohes Maß an intrinsischer Motivation, Disziplin und Selbstmanagement voraus.
Bedeutung der Laissez-faire Führung
Der französische Begriff „Laissez-faire“ bedeutet auf Deutsch so viel wie „Lass sie machen“. Den Führungsstil kennzeichnet eine hohe Passivität der Führungskräfte bei gleichzeitig vielen Entscheidungsfreiheiten der Mitarbeiter. Enge Vorgaben oder klare Anweisungen für die Arbeitsabläufe existieren nicht. Der Laissez-faire Führungsstil setzt auf die Eigeninitiative der Mitarbeitenden.
Die Bedeutung des Führungsstils in der Wirtschaft ist eher gering. Man findet ihn vor allem in sozialen Verbänden und NGOs sowie jungen Start-ups, in denen es noch keine Hierarchien gibt. Auch in kreativen Berufen, in der Musik-, Film- und Unterhaltungsbranche sowie in innovativen High-Tech-Unternehmen kann sein Einsatz sinnvoll sein, um neue Ideen und Out-of-the-box-Denken zu fördern.
Laissez-faire Führungsstil Merkmale
Der lockere Laissez-faire Führungsstil basiert vor allem auf Vertrauen. Die Teammitglieder genießen zahlreiche Freiheiten und bleiben sich mehrheitlich selbst überlassen. Diese Form der Mitarbeiterführung kennzeichnet einige typische Merkmale und Verhaltensweisen der Vorgesetzten und Teams:
- Zusammenarbeit ist autokratisch, demokratisch, kooperativ
- Mitarbeitende organisieren sich selbst
- Kaum Vorgaben und Anweisungen durch den Chef
- Aufgaben delegiert das Team untereinander
- Auf Bedürfnisse abgestimmtes Arbeitsumfeld
- Mitarbeitende treffen eigene Entscheidungen
- Team muss Probleme selber lösen
- Keine Kontrolle der Arbeitsabläufe
Damit der Laissez-faire Führungsstil funktioniert, müssen zugleich einige Voraussetzungen erfüllt sein: So benötigen die Mitarbeiter einen freien Zugang zu allen relevanten Informationen, Ressourcen und Tools und müssen bereit sein, die Verantwortung für Ihre Arbeit zu übernehmen. Denn Führungskräfte wirken nur anleitend oder greifen erst bei kritischen Problemen ein.
Beispiele für Laissez-faire Führung
Wirklich prominente Beispiele für eine Laissez-Faire-Führung sind selten. Immerhin der Apple-Gründer Steve Jobs galt als Vertreter des Laissez-Faire-Führungsstils und stellte brillante Menschen ein, denen voll vertraute und ihnen viel Freiraum überließ. Allerdings war er auch streng, wenn Mitarbeiter die Erwartungen nicht erfüllten.
Ebenso Börsen-Tycoon Warren Buffet: Er ist erklärter Feind der Bürokratie und greift angeblich nur in die Arbeit seiner Angestellten ein, wenn es sein muss. Fehler lässt er zu, damit die Betroffenen daraus lernen.
Laissez-faire Führungsstil Vor- und Nachteile
Wie alle Führungsstile hat auch der Laissez-faire Führungsstil spezifische Vor- und Nachteile. Er lässt sich nicht überall anwenden. Große Handlungsspielräume und Eigenregie können Unternehmen schnell ins Chaos und in die Anarchie führen. Zunächst aber die Vorteile…
Vorteile
- Alle Mitarbeiter bringen sich partizipativ ein
- Team profitiert von unterschiedlichen Stärken
- Optimales Arbeitsumfeld wird selbst geschaffen
- Förderung von Eigenverantwortung und Kreativität
- Entwicklung eigener Projekte und Ideen
- Team-Mitglieder entwickeln eigene Führungskompetenzen
- Steigerung der Arbeitszufriedenheit
- Hohe Identifikation mit geleisteter Arbeit
- Vorgesetzte konzentrieren sich auf strategische Aufgaben
Nachteile
Trotz zahlreicher Vorteile besitzt der Führungsstil in der Praxis auch einige Nachteile. Sie treten vor allem dann auf, wenn das Team mit den Freiheiten nicht umgehen kann oder Führungs- und Fachkompetenzen fehlen.
- Keine Priorisierung der Aufgaben
- Überforderung unerfahrener Mitarbeiter
- Keine Orientierung durch fehlende Strukturen
- Führungsvakuum steigert Konkurrenzdenken
- Unklarheiten bei Verantwortungsübernahme
- Abwälzen unangenehmer Aufgaben und Probleme
- Ausnutzen der Freiheiten
- Förderung von Drückebergern
- Keine Kontrolle der Arbeitsleistung und Erfolge
Eine Studie im „European Journal of Investigation in Health, Psychology and Education“ kam 2021 zum Ergebnis, dass sich der Laissez-Faire-Führungsstil vor allem für Mitarbeiter mit hoher Gewissenhaftigkeit eignet. Sie können sich dabei persönlich am stärksten weiterentwickeln.
Führungsstile im Vergleich
Welcher Führungsstil ist der beste? Die optimale Mitarbeiterführung beschäftigt Managementforscher, Soziologen und Psychologen seit Jahrzehnten. Im Fokus stehen dabei unterschiedliche, teils moderne Führungsstile.
Der Sozialpsychologe Kurt Lewin unterteilte zum Beispiel folgende Führungsstile:
Autoritärer Führungsstil
Das genaue Gegenteil vom Laissez-faire-Führungsstil ist der autoritäre Führungsstil (auch: „Autokratischer Stil“ nach Max Weber). Ihn kennzeichnet eine strikte Hierarchie: Vorgesetzte delegieren von oben nach unten; die Mitarbeiter führen aus. Geführt wird durch Anweisungen, deren Erfüllung streng kontrolliert wird. Vorteile sind klare Befugnisse und Kompetenzen sowie kurze Entscheidungen. Nachteile ergeben sich aus der geringen Eigeninitiative und Motivation der Mitarbeiter. Ihre Ideen bleiben unberücksichtigt. Innovationspotenzial geht verloren.
Kooperativer Führungsstil
Typisch für den kooperativen Führungsstil (auch: situativer Führungsstil oder „demokratischer Führungsstil“) ist die enge Zusammenarbeit zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Eine generell offene Kommunikation und Feedbackkultur fördert die Eigeninitiative der Mitarbeiter. Ihre Vorschläge, ebenso Kritik, sind willkommen. Das erhöht zugleich ihre Selbstständigkeit und Kreativität. Die Verantwortung verteilt sich auf mehrere Schultern, sodass auch Ausfälle kurzfristig ausgeglichen werden können. Nachteile sind allerdings, dass durch die Einbindung der Mitarbeiter in die Entscheidungsprozesse diese länger dauern können. Ebenso entsteht mehr Konkurrenz unter den Angestellten.
Laissez-faire-Führungsstil
Beim Laissez-faire-Führungsstil gestalten die Mitarbeiter ihre Aufgaben selbst, können Ideen einbringen und selbstständig Lösungen erarbeiten. Der Vorgesetzte greift nicht ein (siehe auch: Holokratie). Das bedeutet gleichzeitig: Er hilft auch nicht bei Problemen. Der Vorteil der freien Entfaltung und Eigenständigkeit kann schnell in Planlosigkeit, Chaos und Kompetenzrangeleien oder Rivalitäten umschlagen. Teilweise kann die fehlende Führung zur Ausgrenzung Einzelner führen. Oft setzt irgendwann ein gruppendynamischer Prozess ein, bei dem Wunsch zurück zu einer klaren Führung zunimmt.
Ist der Laissez-faire Führungsstil sinnvoll?
Kritiker bemängeln an dem Laissez-faire Führungsstil, dass er im Grunde gar kein Führungsstil ist, wenn sich die Mitarbeiter mehr oder weniger selbst überlassen bleiben. Viele Freiräume erhöhen zwar die Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Aber verfolgt die Belegschaft dabei auch die Unternehmensziele oder nur persönliche, wenn entsprechende Vorgaben fehlen?
Grundsätzlich gilt: In extremer Ausprägung ist der Laissez-faire Führungsstil nur schwer umsetzbar und zielführend. Für Branchen oder Institutionen wie Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste oder Militär eignet er sich gar nicht. Sie benötigen klare Strukturen und kurze Entscheidungswege.
Klare Aufgaben statt Autoritäten
Umgekehrt kann der Führungsstil kreative Debatten, den Austausch untereinander sowie die Arbeitszufriedenheit verbessern. Er muss allerdings zur Persönlichkeit der Mitarbeiter passen: Die Team-Mitglieder müssen mit den weiten Spielräumen umgehen können und eigenständiges Arbeiten gewohnt sein. Wer sich nur schwer selbst organisieren kann oder die notwendige Selbstdisziplin nicht aufbringt, wird durch den Laissez-faire Führungsstil eher frustriert, desorientiert und entmutigt.
Sinnvoll funktionieren kann der Laissez-faire Führungsstil nur, wenn es den Angestellten gelingt, die fehlenden Autoritäten durch eine klare Aufgabenverteilung und hohe Eigenverantwortung zu ersetzen.
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