Moderner Führungsstil: Weniger Hierarchie, mehr Beteiligung
Die klassische Personalführung entspricht oft dem autoritären Führungsstil. Es gibt eine steile Hierarchie, der Chef gibt im Top-Down-Prinzip Anweisungen und Mitarbeiter führen lediglich aus. Im Fokus stehen Regeln, Kontrolle und eine übergeordnete Position des Vorgesetzten.
Ein moderner Führungsstil ist anders. Heutige Unternehmenskulturen verabschieden sich zunehmend von diesem starren Rollenbild und einer Entscheidungsgewalt, die zu 100 Prozent beim Vorgesetzten liegt. Moderne Personalführung setzt auf Mitbestimmung, Kommunikation auf Augenhöhe und flache Hierarchie.
Warum braucht es einen modernen Führungsstil?
Klassische Führungsstile werden oft verteufelt, weil sie als veraltet und damit unbrauchbar gelten. Ganz so schwarz-weiß sollte jedoch nicht kategorisiert werden. Auch hierarchische Führungsstile haben eine Berechtigung und können funktionieren. In der Praxis werden sie jedoch seltener, weil sich die Rahmenbedingungen ändern. Mitarbeiter haben klare Erwartungen an die Zusammenarbeit in einem Unternehmen – und Autokraten, die von oben herab bestimmen, gehören selten dazu.
Für die Zufriedenheit und Leistungsbereitschaft im Team ist ein moderner Führungsstil entsprechend wichtig. Falsche Personalführung führt zu einer hohen Fluktuationsrate und schadet dem Employer Branding. Hinzu kommen veränderte Rahmenbedingungen und Herausforderungen: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität – kurz VUCA. Ein moderner Führungsstil muss diesen gerecht werden.
5 moderne Führungsstile in der Übersicht
Die bekanntesten Modelle zu Führungsstilen stammen vom Soziologen Max Weber (autokratisch, patriarchalisch, bürokratisch und charismatisch) und vom Sozialpsychologen Kurt Lewin (autoritär, kooperativ, Laissez-faire). Aus diesen haben sich mit der Zeit weitere Modelle zur Personalführung entwickelt, die zunehmend zeitgemäßer wurden. Diese unterscheiden sich in der Entscheidungsgewalt sowie dem Umgang zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern.
Wir stellen fünf moderne Führungsstile genauer vor und zeigen, wie diese funktionieren:
1. Partizipativer Führungsstil
Der partizipative Führungsstil bezieht Mitarbeiter in die Entscheidungen ein und bietet ein Mitspracherecht. Führungskräfte entscheiden nicht alleine von oben herab, sondern fragen das Team nach Vorschlägen, Ideen, Meinungen oder auch Kritik. Der Entscheidungsprozess wird gemeinsam gestaltet, die letzte Entscheidung trifft aber immer der Vorgesetzte – unter Berücksichtigung der Anregungen und Perspektiven der Mitarbeiter.
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Vorteile
Dieser moderne Führungsstil steigert die Motivation und Zufriedenheit. Mitarbeiter können sich einbringen, Entwicklungen mitgestalten und merken, dass ihre Ansichten respektiert und berücksichtigt werden. Entscheidungen werden objektiver und besser, weil zusätzliche Perspektiven beachtet werden. Der Input erleichtert zudem Innovationen, weil neue Ideen entwickelt werden. Die Partizipation sorgt auch für eine größere Identifikation mit dem Arbeitgeber.
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Nachteile
Entscheidungen werden deutlich langsamer, wenn sie immer erst mit dem Team abgesprochen und diskutiert werden. Zudem sind einige Mitarbeiter enttäuscht und frustriert, wenn ihre Ideen abgelehnt, andere dafür umgesetzt werden. Das kann zu Konflikten führen. Führungskräfte müssen entsprechend geschult sein, um Partizipation als modernen Führungsstil umzusetzen.
2. Kooperativer Führungsstil
Als moderner Führungsstil geht die kooperative Führung noch einen Schritt weiter. Hier geht es nicht um Personalführung im klassischen Sinne, sondern um partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Diese Art der Mitarbeiterführung wird auch als demokratischer oder kooperativer Führungsstil bezeichnet – Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, Vorgesetzte haben dabei nicht mehr Stimmrechte als andere Mitarbeiter. Unter Umständen kann aber ein Vetorecht festgelegt werden. Wichtig ist, dass jeder seine Meinungen und auch Kritik frei äußern darf.
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Vorteile
Kooperative Führung entlastet Vorgesetzte, weil Mitarbeiter eigenverantwortlich und selbstständig handeln können. Führungskräfte können sich auf andere Führungsaufgaben konzentrieren, damit die Stärken im Team bestmöglich genutzt werden. Das große Mitspracherecht erleichtert Veränderungen, weil sie vom Team mitgetragen und unterstützt werden. Zudem wird die Verantwortung besser verteilt, Ausfälle können leichter ausgeglichen werden. Die Mitbestimmung steigert Zufriedenheit im Job und Identifikation mit den Werten des Arbeitgebers.
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Nachteile
Demokratische Entscheidungen sind gerecht, aber oft auch langsam – und nicht zwangsläufig besser. Auch die Mehrheit kann sich irren. Es drohen Konflikte, wenn unterschiedliche Meinungen durchgesetzt werden sollen. Dabei kann es zu Grüppchenbildung kommen, um den eigenen Standpunkt durchzubringen. Für Führungskräfte sind Überblick und Organisation eine große Herausforderung. Es ist schwierig, viele parallel laufende Prozesse und Entscheidungen zu koordinieren.
3. Laissez-faire-Führungsstil
Der Laissez-faire Führungsstil setzt auf maximale Freiheiten und Entscheidungsspielräume für Mitarbeiter. Vorgesetzte machen keine Anweisungen, es gibt kaum Regeln oder Kontrolle. Vielmehr stehen Führungskräfte in erster Linie beratend zur Seite, helfen bei Fragen oder Problemen. Ein moderner Führungsstil, der auf Selbstständigkeit und Eigenorganisation von Teams setzt. Entscheidungen werden von Mitarbeitern selbst getroffen und auch Aufgaben delegiert das Team eigenständig untereinander.
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Vorteile
Bei einer Laissez-faire Führung können Mitarbeiter sich frei entfalten, die eigenen Stärken nutzen und auch kreativ an Aufgaben und Problemen mitwirken. Als moderner Führungsstil ermöglicht diese Variante der Personalführung große Eigeninitiative und Selbstverwirklichung. Das Team entwickelt großes Verantwortungsbewusstsein und kann selbstständig Projekte gestalten und umsetzen. Das motiviert und steigert die Loyalität.
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Nachteile
Ohne Eingreifen und Führung eines Vorgesetzten kann es zu Chaos und Planlosigkeit kommen. Aufgaben werden nicht oder ohne Priorität bearbeitet. Ohne Kontrolle von Leistungen und Erfolgen kann es zu schlechteren Ergebnissen kommen. Ein Problem sind unkontrollierte Gruppendynamiken. Es kann zu ausgeprägter Konkurrenz oder gar Ausgrenzung und Mobbing kommen. Manch Mitarbeiter nutzen zudem die Freiheiten aus und ruhen sich in der Gruppe aus, statt selbst etwas zu leisten.
4. Laterale Führung
Die laterale Führung verzichtet vollkommen auf Hierarchien. Vorgesetzte agieren ohne Weisungsbefugnis – Mitarbeiter und Führungskräfte sind gleichberechtigt und auf Augenhöhe. Wichtigste Aspekte sind das gegenseitige Vertrauen und das Teilen der Verantwortung. Als moderner Führungsstil verzichtet laterale Führung auf Top-Down-Anweisungen. Stattdessen sollen Mitarbeiter individuell und angemessen angeleitet werden.
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Vorteile
Mitarbeiter haben große Eigenverantwortung und können durch Entscheidungsfreiräume selbstständig handeln. Eine positive Fehlerkultur schafft Wachstumsmöglichkeiten und unterstützt bei der Entwicklung, statt mit Kontrolle oder Bestrafung zu reagieren. Der Druck auf Arbeitnehmer sinkt und es entsteht ein kollegiales Arbeitsklima.
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Nachteile
Dieser moderne Führungsstil funktioniert nur bei engagierten und eigenständigen Mitarbeitern. Das Team benötigt ein hohes Maß an Selbstorganisation. Entscheidungen können schwierig sein, wenn keine Einigung gefunden werden kann.
5. Situativer Führungsstil
Der situative Führungsstil gilt als DER moderne Führungsstil. Der Grundgedanke: Es gibt keinen allgemeingültigen Führungsstil, der für alle Mitarbeiter und Situationen passt. Stattdessen orientiert sich das Führungsverhalten am Reifegrad und der Entwicklungsstufe des jeweiligen Mitarbeiters. Das Verhalten von Vorgesetzten unterscheidet sich deshalb je nach Teammitglied. Manche brauchen klarere Anweisungen und Kontrolle, andere können besser eigenverantwortlich und kreativ arbeiten.
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Vorteile
Durch situative Führung kann flexibel auf die Bedürfnisse von Mitarbeitern eingegangen werden. Der moderne Führungsstil berücksichtigt, dass Arbeitnehmer nicht alle dieselben Voraussetzungen mitbringen und andere Erwartungen an Führungskräfte haben. Weil der einzelne Mitarbeiter im Fokus steht, steigen die Zufriedenheit und Motivation. Zudem wird jeder individuell gefördert und kann so sein Potenzial ausschöpfen.
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Nachteile
Für Führungskräfte ist situative Führung eine große Herausforderung. Sie müssen in der Lage sein, verschiedene Rollen einzunehmen und das eigene Verhalten schnell anzupassen. Nicht jeder kann vom autoritären Vorgesetzten zum kooperativen Berater wechseln. Grundvoraussetzung ist zudem große Empathie und Menschenkenntnis. Nur so erkennen Führungskräfte überhaupt, welches Verhalten angebracht und förderlich ist. Auch für Mitarbeiter kann es schwierig sein, das unterschiedliche Verhalten einzuordnen.
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