Rücktritt: Bedeutung + wann und wie zurücktreten?

Der Rücktritt in Amt oder Job ist das Gegenteil zur Beförderung: ein Abschied von der Spitzenposition – teils freiwillig oder unfreiwillig. Wer aus eigenen Stücken seinen Hut nimmt, trifft häufig auf Unverständnis. Dabei kann der Verzicht gute Gründe haben. Tipps, wann Sie zurücktreten sollten und wie der professionelle Rücktritt gelingt…

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Definition: Was bedeutet Rücktritt?

Der Begriff Rücktritt hat zwei Bedeutungen:

  1. Rücktritt vom Kaufvertrag

    Käufer können von einem Kaufvertrag wegen unterschiedlicher Sachmängel durch Widerruf zurücktreten: Minderlieferung (Mangel der Menge), Falschlieferung (Mangel der Art), Beschaffenheitsmängel (fehlerhafte, kaputte Ware) oder Montagemängel. Die Widerrufsfrist für Kündigung und Rücktritt beträgt in der Regel 14 Tage und ist ein gesetzliches Käuferrecht.

  2. Beruflicher Rücktritt

    Der berufliche Rücktritt beschreibt den – freiwilligen oder unfreiwilligen – Abschied aus einem Job, einer Position oder Amt (z.B. Politiker). Synonym spricht man auch von Downshifting oder Downgrading.

In diesem Artikel geht es um den beruflichen Rücktritt – also das Ausscheiden aus einem Amt oder einer (meist gehobenen) Position im Unternehmen. Wer zurücktritt, kommt damit häufig einer Degradierung oder peinlichen Kündigung zuvor und wahrt so sein Gesicht. Der Schritt zurück kann aber ebenso eine freiwillige und strategische Entscheidung für eine andere Entwicklung sein.

Unterschätze nie einen Menschen, der einen Schritt zurück macht! Er könnte Anlauf nehmen…


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Was sind gute Gründe für einen Rücktritt?

Egal, ob Politiker oder Manager: Es gibt einige gute Gründe dafür, seinen seinen Hut zu nehmen, Verantwortung abzugeben oder den Stab an andere weiterzugeben:

  • Sie haben einen schweren Fehler gemacht

    Wer viel Verantwortung trägt, muss oft schwere Entscheidungen treffen – und die können falsch sein. Je nach Auswirkungen, ist es eine Frage der Ehre, dass diese Konsequenzen nicht nur andere treffen. Der Rücktritt kommt damit der Anerkennung von persönlicher Schuld und einer (öffentlichen) Entschuldigung gleich.

  • Sie sind anderer Meinung

    Wenn Sie Unternehmen und Top-Manager trennen, heißt es oft: „wegen unüberbrückbarer Differenzen.“ Gemeint ist, dass Sie eine andere Meinung haben und zum Beispiel die zukünftigen Ziele nicht mittragen und verantworten wollen – zum Beispiel, weil sie gegen Ihre Werte verstoßen.

  • Sie haben private Gründe

    Ein freiwilliger Rücktritt kann ebenso private Gründe haben – gesundheitliche oder familiäre. Vielleicht merken Sie, dass Sie den Erwartungen und Anforderungen der Arbeit körperlich nicht mehr gewachsen sind. Oder Sie wollen sich mehr um Ihren Partner und die Kinder kümmern, haben womöglich gar einen Pflegefall in der Familie. Das ist völlig legitim.

  • Sie wollen anderen eine Chance geben

    Auch eine altruistische Motivation kann dazu führen, dass Sie den Job an den Nagel hängen: Sie hatten Ihre Karriere – jetzt wird es Zeit für einen Generationswechsel. Der häufigste Grund für einen Rücktritt in Familienunternehmen: Der Senior übergibt an den Junior oder die Juniorin.

  • Sie wollen sich beruflich verändern

    Im Laufe der Karriere können sich die Prioritäten im Leben verschieben: Vielleicht macht der Job keinen Spaß mehr; vielleicht streben Sie eine berufliche Neuorientierung an und wollen ganz aussteigen. So oder so: Sie ziehen einen freiwilligen Schlussstrich und nehmen Abschied vom bisherigen Beruf.

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Warum fällt vielen der Rücktritt so schwer?

Man sollte gehen, wenn es am Schönsten ist. Das ist nicht nur ein kluges Sprichwort. Der Rücktritt auf dem Zenit bewahrt einen zugleich vor dem Absturz (siehe: Peter-Prinzip). Sie treten als Gewinner ab – ungeschlagen – und nicht erst, wenn ihr Stern sinkt, wenn sie nicht mehr tragbar sind und gehen müssen…

Trotzdem fällt vielen der Rücktritt schwer. Betroffene können es nicht lassen oder haben das Gefühl: Wer geht, der gibt auf. Der Rücktritt ist für sie gleichbedeutend mit einem Rückschlag, einer Niederlage oder dem Scheitern. Nicht wenige Politiker und Manager sträuben sich mit Händen und Füßen gegen diesen Schritt – auch aus diesen Gründen:

  • Stolz

    Für diese Position haben sie hart gearbeitet, unzählige Stunden in Ausbildung, Arbeit und Aufstieg investiert. Dahinter stecken großartige Leistungen und Erfolge, auf die sie zurecht stolz sein können. Die erarbeitete Stellung soll nun mit einem Schlag Geschichte sein? Aufgeben ist keine Option!

  • Ansehen

    Mit der Position im Unternehmen oder im Amt gehen oft Status, Macht und Einfluss einher. Der Rücktritt bedeutet dann den Verlust des Ansehens. Betroffene haben Angst den Respekt ihres Umfeldes zu verlieren.

  • Zweifel

    Hinzu kommen meist Zweifel, ob der Rücktritt wirklich die richtige Entscheidung ist. Die meisten suchen daher zunächst nach einem Ausweg oder zögern den (überfälligen) Schritt hinaus. Aussitzen ist aber gefährlich – häufig macht es den Rücktritt peinlicher, ein Comeback unmöglich oder sorgt gar für einen Skandal.

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Der Rücktritt als Teil der Unternehmenskultur?

In den USA existiert ein anderes Verhältnis zum Rückschritt als in Deutschland: Dort gilt er als Bestandteil der Karriere und wird bereits eingeplant. Das zeigt sich schon am höchsten Amt des Präsidenten: Im Gegensatz zum Bundeskanzler hat der US-Präsident nur eine begrenzte Amtszeit. Danach ist Schluss.

In Unternehmen gibt es zwar befristete Verträge für Top-Manager – oft für 3 oder 5 Jahre. Ein freiwilliger Rücktritt – ohne zuvor gescheitert zu sein – ist hierzulande aber nicht vorgesehen. Eine Unternehmenskultur des stetigen Wachstums sieht das nicht vor.

Was ist eine spiralförmige Karriere?

Hermann Arnold, selbst Unternehmer und Autor von „Wir sind Chef“, plädiert für ein neues Verhältnis zum Rücktritt und schlägt dazu die „spiralförmige Karriere“ vor: Man steigt auf, tritt zurück, lernt Neues, steigt wieder auf, tritt erneut zurück, macht etwas ganz anderes… weder der Aufstieg noch der Rückschritt sind auf Dauer ausgelegt, sondern Teil eines Prozesses, in dem alle Beteiligten dazu lernen.

Das habe den Vorteil, dass sich Betroffene permanent weiterentwickeln und selbstverwirklichen können, ohne dabei eifersüchtig auf ihren Nachfolger zu blicken. Ebenso werden Macht und Status nicht an die Persönlichkeit, sondern an die Position geknüpft. So schlüpft, wer zurücktritt, leichter in die Mentoren-Rolle.

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Wie gelingen Rücktritt und Abschied?

Timing ist beim freiwilligen Rücktritt von einer Führungsposition alles. Sie müssen erkennen, wann der beste Zeitpunkt ist, den Hut zu nehmen und die Stafette an den oder die Nachfolgerin zu übergeben. Idealerweise dann, wenn Sie ein „aufgeräumtes Haus“ in Top-Zustand übergeben können und selber erkennen: „Sehr viel weiter werde ich nicht kommen.“ Oder: „Ich will keine Führungskraft mehr sein.“

Machen Sie sich zudem bewusst, dass Sie mit dem Rücktritt Verantwortung und Kontrolle abgeben. Sie müssen loslassen wollen – und können. Danach warten andere Aufgaben auf Sie. Vielen fällt dieser Schritt besonders schwer, weil sie sich zurücknehmen müssen und nicht weiter als „graue Eminenz“ im Hintergrund doch weiter mitsteuern dürfen. Ein Rücktritt ist endgültig.

Auch sollten Sie die entsprechenden Folgen und Einbußen einkalkulieren. Zunächst beim Gehalt. Aber ebenso bei Ansehen, Einfluss und Macht. Wer nichts mehr zu sagen hat, wird auch weniger gefragt – zum Beispiel von der Presse oder anderen Amtsträgern. Das sollten Betroffene kompensieren, etwa durch mehr Urlaube mit der Familie oder spannende Hobbys.

Warum eine professionelle Kündigung?

Das Wichtigste aber ist, dass Sie beim Abschied durchweg Profi bleiben und die Kündigung vorbereiten. Ab dem Moment, indem Sie Ihren Rücktritt erklären, arbeiten Sie nicht mehr für andere, sondern für Ihren guten Ruf. Kündigen like a boss bedeutet daher stets, den aktuellen Arbeitgeber respektvoll zu behandeln und zu jedem Zeitpunkt Professionalität und Integrität zu beweisen. Auch in den Abschiedsworten.

Hinterlassen Sie einen positiven letzten Eindruck, indem Sie zum Beispiel bei der Abschiedsrede (oder Abschiedsmail) sich bedanken, gemeinsame (!) Erfolge betonen und Nachfolger loben. Ein solcher Abgang beweist nicht nur emotionale Reife, sondern auch die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und konstruktiven Kommunikation auf großer Bühne.


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