Schritt zurück? Das verstehen nur wenige
Im Berufsleben geht es um Erfolg. Es soll hoch hinaus gehen und wer es in der Hierarchie des Unternehmens weit nach oben schafft, genießt Ansehen und manchmal auch den Neid der anderen. Scheinbar jeder strebt nach beruflichem Erfolg und einer Führungsposition. Mit Fleiß, Ausdauer, Engagement und guter Leistung schaffen es auch viele, sich die gewünschten Positionen zu erarbeiten.
Das Problem: Viele visieren Führungspositionen an, wissen aber gar nicht, was genau dabei auf sie zukommt oder sind schlichtweg nicht dafür geschaffen. Dahinter steht zum Teil das Peter-Prinzip, das besagt, dass Mitarbeiter solange befördert sind, bis sie in einen Job kommen, der sie überfordert und für den sie ungeeignet sind.
Vielleicht ist der Job aber auch ganz anders, als Sie es sich vorgestellt haben und Sie stellen fest, dass Sie lieber den Schritt zurück machen und den alten Posten wiederhaben wollen. Mit diesem Vorhaben stoßen Sie jedoch auf wenig Verständnis. Schließlich wollen Sie das aufgeben, was alle anderen zu erreichen versuchen. Zwar wird Ihre Familie und auch Ihr Freundeskreis Sie unterstützen, doch am Arbeitsplatz werden Sie vermutlich größtenteils mit Verwunderung über Ihre Entscheidung rechnen müssen.
Zu festgefahren sind die Meinungen zum Thema Karriere und Erfolg. Es herrscht eine Mentalität des höher, schneller, weiter. Auf die Individualität wird dabei keine Rücksicht genommen, jeder wird in die gleiche Schablone gepresst.
Gute Gründe für einen beruflichen Schritt zurück
Für Außenstehende mag es nicht nachvollziehbar sein, doch für Sie persönlich kann es viele gute Gründe geben, einen Schritt zurück zu machen und nicht mehr Chef, sondern wieder normaler Mitarbeiter sein zu wollen.
Dabei geht es längst nicht nur darum, dass Sie von der Stelle überfordert sind oder mit den Aufgaben einer Führungsposition nicht klar kommen. Das kann eine mögliche Ursache sein, weshalb Sie beruflich einen Schritt zurück machen möchten, doch darüberhinaus gibt es weitere mögliche Auslöser:
-
Ihre Prioritäten haben sich geändert
Eine höhere Position bedeutet nicht nur mehr Verantwortung, sondern oftmals auch mehr Aufwand für den Job. Es werden häufiger Überstunden gemacht oder auch am Wochenende Fortbildungen für Führungskräfte besucht. Wenn sich Ihre Prioritäten ändern und Sie beispielsweise mehr Zeit für die Familie haben wollen, ist dies ein guter Grund für einen beruflichen Schritt zurück.
-
Ihre Gesundheit hat gelitten
Mehr Druck, größerer Stress, unangenehme Entscheidungen… Nicht jeder kann das verarbeiten und so leidet die Gesundheit mancher Führungskräfte. Um sich zu erholen, kann es der richtige Weg sein, beruflich kürzer zu treten.
-
Ihr Job macht Ihnen keinen Spaß
Endlich die Beförderung in die Führungsetage, also genau dort angekommen, wo Sie hinwollten. Die Euphorie hält jedoch nicht zwangsläufig an, wenn Sie merken, dass der neue Job überhaupt nicht zu Ihren Erwartungen passt. Stellen Sie fest, dass die Unzufriedenheit von Tag zu Tag steigt, kann ein Schritt zurück die Lösung sein.
So kann der Schritt zurück klappen
Leicht wird es nicht, wenn Sie vom Chef zurück in den Status eines Mitarbeiters kommen wollen. Die Schwierigkeiten beginnen oftmals schon mit dem Umgang zu den anderen Kollegen. Sie waren Vorgesetzter, standen damit in der Hierarchie über den anderen und haben vielleicht sogar die ein oder andere Entscheidung treffen müssen, mit der nicht jeder einverstanden war. Nun wollen Sie mit den Kollegen wieder im selben Boot sitzen – eine schwierige und nicht immer einfache Situation, mit der nicht jeder umzugehen weiß.
Unmöglich ist der Schritt zurück aber auch nicht, vor allem wenn Sie sich über Ihre individuellen Gründe im Klaren und überzeugt sind, den für sich richtigen Weg gefunden zu haben. Wir haben einige Tipps für Sie, die Ihnen dabei helfen können, beruflich einen Schritt zurück zu machen und vom Chef wieder zum Mitarbeiter zu werden:
-
Glauben Sie an Ihren Schritt zurück
Es kann eine große Belastung sein, wenn Sie wieder in eine alte Position zurück wollen und den Schritt vom Chef zum Mitarbeiter machen. Sie müssen mit dem Unverständnis anderer umgehen und auch eigene Zweifel bekämpfen. Vor allem sollten Sie den Schritt zurück nicht als Scheitern sehen und es muss Ihnen auch nicht peinlich sein, dass Sie sich so entschieden haben. Wenn Sie das nötige Selbstbewusstsein mitbringen, wird es Ihnen leichter fallen.
-
Verfolgen Sie konkrete Ziele
Der Schritt zurück sollte auf ein möglichst konkretes Ziel ausgerichtet sein, das Sie erreichen wollen. Das kann mehr Zufriedenheit im Berufsleben, grundsätzlich weniger Stress oder etwas anderes sein. So definieren Sie für sich ein neues berufliches Ziel, dass nicht einfach nur der allgemeine Aufstieg auf der Karriereleiter oder Erfolg ist, sondern individuell auf Sie zugeschnitten.
-
Halten Sie sich mögliche Folgen vor Augen
Wie Sie es auch drehen und wenden: Ein Schritt zurück bedeutet einige Veränderungen für Sie und Ihre Arbeit. Versuchen Sie diese bereits bei der Planung so gut es geht vorherzusehen und mit einzubeziehen. Was kommt auf Sie zu? Was verändert sich? Wie könnten die anderen reagieren? Das kann böse Überraschungen verhindern.
-
Denken Sie über einen Arbeitgeberwechsel nach
Nicht immer ist es möglich, dass Sie den Schritt zurück an Ihrer aktuellen Wirkungsstätte machen. Vielleicht stellt sich Ihr Arbeitgeber quer, vielleicht merken Sie selbst, dass es nicht funktioniert. Sollten Sie sich aber sicher sein, dass Sie nicht mehr als Chef, sondern wieder als Mitarbeiter tätig sein wollen, kann es die beste Möglichkeit sein, sich nach einem neuen Unternehmen umzusehen. Bereiten Sie sich aber darauf vor, dass Sie im Bewerbungsprozess Ihren Schritt zurück erklären müssen.
Was andere Leser auch gelesen haben:
- Downshifting: Der Rückschritt als Karriereschritt
- Downgrading: Karriere-Limbo, aber richtig
- Berufliche Laufbahn: Zufall oder Plan?
- Karriereplan erstellen: Beispiele für mehr Erfolg
- Horizontaler Karriereplan: Erfolgreich ohne Führungsposition
- Berufliche Neuorientierung: Ist es Zeit?
- Überqualifiziert? So bekommen Sie den Job trotzdem
- Mitarbeiterführung: Tipps und Instrumente
- Führungskraft: Haben Sie das Zeug dazu?
- Karriereknick: Scheitern als Chance
- Führungskräfteentwicklung: Definition, Konzept, Maßnahmen
- Führungsstile: Diesen begegnen Sie im Job
- Unzufrieden? 7 Dinge, die Sie hinter sich lassen sollten
- Vom Kollegen zum Chef: So geht’s