Schritt zurück: Führungsposition wieder abgeben
Im Berufsleben geht es um Erfolg in unterschiedlichen Facetten: hierarchischer Aufstieg, mehr Gehalt, mehr Verantwortung, besserer Status, höheres Ansehen… In der Regel gelingt das durch harte Arbeit.
Das Problem: Viele visieren eine Führungsposition an, ohne zu wissen, was auf sie zukommt oder ob Sie dafür geeignet sind (siehe: Peter-Prinzip). So manche Führungskraft stellt irgendwann fest: „Das ist nichts für mich!“ – und möchte den Job wieder abgeben.
Wenig Verständnis für einen Schritt zurück
Wer aber erstmal oben auf der Karriereleiter angekommen ist, dem fällt der Schritt zurück in eine alte Position oft schwer. Vielleicht werden Betroffene noch von Partner und Familie unterstützt – am Arbeitsplatz treffen solche Entscheidungen häufig auf Unverständnis.
Vom Chef zurück zum Mitarbeiter? – Das können nur wenige nachvollziehen. Sieht es doch latent nach Aufgeben oder Scheitern aus. Schließlich wachsen wir doch mit unseren Aufgaben. Ein Schritt zurück wirkt dann so, als höre man auf zu wachsen und zu streben…
Warum hat ein Schritt zurück einen schlechten Ruf?
Das Kernproblem beim Schritt zurück: Der berufliche Rückschritt (siehe: Downshifting) gilt in vielen Unternehmen als Zeichen von mangelndem Ehrgeiz, fehlender Qualifikation oder Degradierung durch den Arbeitgeber, Motto: Wer einen Führungsposten aufgibt, war zu schlecht und hat es nicht gepackt. Kaum jemand erkennt, dass der Schritt zurück eine bewusste und sinnvolle Entscheidung sein kann.
Gute Gründe für einen beruflichen Schritt zurück
Auch wenn es für Außenstehende nicht nachvollziehbar ist: Es gibt zahlreiche gute Gründe für einen persönlichen Schritt zurück, die nichts mit Überforderung oder fehlender Qualifikation zu tun haben. Auch wenn Sie sich dafür nicht rechtfertigen müssen: Hier ein paar Gründe für einen beruflichen Schritt zurück:
- Sie haben neue Prioritäten
Im Laufe der Karriere können sich die Prioritäten verschieben: Hohe Positionen bedeuten oft mehr Überstunden, mehr Erreichbarkeit am Wochenende oder Fortbildungen. Wenn Sie mehr Zeit für die Familie haben wollen, ist das ein guter Grund für einen beruflichen Schritt zurück.
- Sie achten auf Ihre Gesundheit
Mehr Druck, größerer Stress, unangenehme Entscheidungen… Nicht jeder will das auf Dauer verarbeiten. Wenn die Gesundheit unter dem Job leidet – egal, in welcher Position – sollten Sie Konsequenzen ziehen und auf Ihren Körper hören. - Sie haben einen neuen Karriereplan
Wie die Prioritäten können sich auch Karrierepläne ändern. Statt einer Führungskarriere streben Sie nun doch lieber eine horizontale Karriere als Experte und Fachkraft an. Völlig legitim. - Sie haben keinen Spaß im Job
Endlich ist die Beförderung da. Doch die Euphorie hält nur kurz: Der neue Job passt nicht zu Ihnen und den Erwartungen. Steigt die Unzufriedenheit von Tag zu Tag, kann ein Schritt zurück die Lösung sein.
Unterschätze nie einen Menschen, der einen Schritt zurück macht! Er könnte Anlauf nehmen…
5 Tipps für einen Schritt zurück
Trotz guter Gründe und entsprechender Motivation: Ein Schritt zurück ist nicht leicht. Schon der Umgang mit den Kollegen kann problematisch werden: Sie waren Vorgesetzter, standen in der Hierarchie über den anderen und mussten unangenehme Entscheidungen treffen. Jetzt wieder im selben Boot zu sitzen, ist schwierig und birgt Konfliktpotenzial.
Die gute Nachricht: Der berufliche Rückschritt ist möglich. Diese bewährten Tipps und Empfehlungen helfen Ihnen auf dem Weg vom Chef zum Mitarbeiter zurück:
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Stehen Sie zu Ihrer Entscheidung
Rechnen Sie mit dem Unverständnis anderer und bekämpfen Sie eigene Zweifel, indem Sie zu Ihrer Entscheidung stehen. Sie haben sich das gut überlegt – und es gibt gute Gründe. Punkt. Je mehr Selbstbewusstsein Sie mitbringen, desto leichter wird es.
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Sprechen Sie mit Ihrem Umfeld
Durch Rückhalt von Partner und Familie erhalten Sie wichtige mentale Unterstützung für den Schritt zurück. Zusätzlich sollten Sie frühzeitig besprechen, wie sich beispielsweise das geringere Einkommen auf die finanzielle Situation auswirkt. Gemeinsam können Sie planen und Lösungen finden.
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Setzen Sie sich ein Ziel
Mit einem konkreten Ziel vor Augen wissen Sie, was Sie mit dem Schritt zurück erreichen wollen. Beispiele sind mehr Zufriedenheit im Berufsleben, weniger Stress, mehr Zeit für andere Dinge oder bessere Gesundheit. So definieren Sie für sich „beruflichen Erfolg“, der unabhängig ist von Aufstieg oder Status.
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Kennen Sie die Folgen
Ein Schritt zurück bedeutet Veränderungen für Sie und Ihre Arbeit. Versuchen Sie diese bei der Planung so gut es geht einzubeziehen: Was kommt auf Sie zu? Was verändert sich? Wie könnten die anderen reagieren? Das kann böse Überraschungen verhindern.
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Denken Sie über einen Arbeitgeberwechsel nach
Der Schritt zurück ist nicht immer im selben Unternehmen möglich. Manchmal stellt sich der Arbeitgeber quer oder Sie merken, dass es nicht funktioniert. In dem Fall kann ein Jobwechsel und Arbeitgeberwechsel die bessere Option sein. Bereiten Sie sich auch darauf vor, sodass Sie im Bewerbungsprozess den Schritt zurück erklären können.
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