Horizontaler Karriereplan immer beliebter
Bei dem Begriff Karriere kommt wohl bei jedem zuerst das Bild einer Karriereleiter in den Sinn, die ein aufstrebender und ambitionierter Arbeitnehmer emporklettert. Er durchläuft dabei eine Abfolge von hierarchisch angeordneten Positionen in einem Unternehmen: Junior Irgendwas, Key Irgendwas, Senior Irgendwas, Head of Irgendwas… Das ist eine klassische vertikale Karriere, auch unter dem Begriff Kaminkarriere bekannt.
Die horizontale Karriere oder Fachkarriere zeichnet sich durch die fachspezifische Entwicklung aus. Statt nach dem Aufstieg im Unternehmen zu streben, ziehen es diese Arbeitnehmer vor, sich im eigenen Bereich weiterzubilden und so ihre fachlichen Kompetenzen zu erweitern. Damit werden sie zu echten Experten mit breitem Fachwissen.
Das Streben in die berufliche Breite und nicht in die Höhe liegt ohnehin gerade im Trend. Das belegt auch eine Umfrage von Karrierecoach Bernd Slaghuis mit mehr als 1400 Teilnehmern.
Ganze 17 Prozent der Befragten wollen gar nicht in eine Führungsposition, dafür möchten sich rund 47 Prozent lieber fachlich weiterentwickeln und Neues lernen. Teamarbeit statt Führung wird zum Traumarbeitsumfeld.
Die Ursachen für diesen Wandel sind individuell und vielseitig: Bei den einen stellt die Karriere schlicht nicht mehr den Mittelpunkt der Lebensplanung dar, der Job ist nur ein Teil des Lebens, der zur Stabilisierung und Absicherung dient. Wieder andere wollen sich auf Ihren Beruf konzentrieren, ohne sich auf administrative und personelle Angelegenheit abzulenken. Vielleicht auch, um dem sogenannten Peter-Prinzip vorzubeugen.
Horizontaler Karriereplan: Darauf kommt es an
Ob sich jemand vom Aufstieg in den Karriere-Olymp abwendet, hängt freilich auch von den eigenen Kompetenzen und Zukunftsvorstellung ab. Haben Sie ausgeprägte Führungsqualitäten und -ambitionen, werden Sie auf Dauer in einer Fachlaufbahn unglücklich bleiben.
Ist Ihnen hingegen die fachliche Entwicklung wichtiger, als die Position des Teamleiters oder Abteilungsleiters, fühlen Sie sich sicher wohler in einem Team und streben eher nach beruflichem Ruhm und Anerkennung in der jeweiligen Fachwelt. Falls Sie sich für diesen Weg entscheiden, also eine horizontale Karriere anstreben, sollten Sie folgende drei Faktoren beachten:
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Arbeitsplatz wählen
Der passende Arbeitsplatz ist für ein horizontales Wachstum unabdingbar. Sie brauchen einen Mentor, von dem Sie lernen und Erfahrung sammeln können. Die Aufgaben sollten herausfordernd (aber nicht überfordernd) sein und Sie vor allem interessieren. Der Arbeitgeber sollte Ihnen zudem die Möglichkeit geben, sich international weiterzubilden, über den Fachbereich hinaus zu blicken und Sie dieser Art der Karriereentwicklung unterstützen. Oft sind solche Positionen in der Forschung und Entwicklung angesiedelt – aber nicht ausschließlich.
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Fachwissen vertiefen
Das Fachwissen ist natürlich in jeder Karriereform ein entscheidender Faktor, beim horizontalen Wachstum aber besonders. Deshalb ist es hier entscheidend, dass Sie sich permanent weiterbilden, Seminare und Fachkonferenzen besuchen sowie Fachliteratur lesen. Neben dem Erwerb von akademischen Graden, wie einem Master- oder Doktortitel, sollten Sie sich allerdings regelmäßig mit anderen Experten austauschen, Wissen teilen und Erkenntnisse diskutieren. Sehr gut gelingt das in der heutigen Zeit zum Beispiel in einem eigenen Fachblog. Hier geht es weniger um Reichweite, als vielmehr fachliche Tiefe und hochwertigen Austausch.
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Netzwerk ausbauen
Auch das Netzwerken hilft erst einmal jeder Karriere (siehe auch 70-20-10-Regel). Für einen Fachexperten in spe sind aber natürlich zahlreiche fachübergreifende Kontakte noch mehr wert, weil Sie so den Tunnelblick vermeinden und verhindern, dass Sie bei allen Ambitionen zum sprichwörtlichen Fachidioten mutieren. Auch hierbei können soziale Netzwerke im Internet – speziell Business-Netze wie LinkedIn und Xing – gute Dienste leisten.
Der horizontale Karriereplan ist keine Einbahnstraße
Bitte verstehen Sie das Obige auch nicht falsch: Es gibt nicht nur zwei Alternativen – im Sinne von: entweder die horizontale oder die vertikale Karriere. Haben Sie erst einmal den einen Weg beschritten, ist der andere nicht ausgeschlossen. Es kann passieren, dass Sie nach einigen Jahren, in denen Sie eine Beförderung abgelehnt haben, sich dennoch für eine Führungsrolle entscheiden. Oder umgekehrt: Nach Jahren des zielstrebigen Aufstiegs möchten Sie wieder tiefer in den Fachbereich eintauchen und mehr operativ arbeiten. Auch das ist möglich.
Entscheidend dafür, ob Sie eine horizontale oder eher vertikale Karriere oder einen Mittelweg wählen, sind Ihre eigenen und aktuellen Bedürfnisse. Wir können Ihnen nicht versprechen, dass das immer leicht wird. Zumal man sich dazu oft erklären und um Verständnis werben muss. Doch es lohnt sich immer – erst recht, wenn Sie für sich vorab klare Ziele formulieren können und diese damit konsequent verfolgen.
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