Definition: Was ist Digital Leadership?
Digital Leadership ist ein moderner Führungsstil, der die Herausforderungen, aber auch Chancen der modernen Arbeitswelt kennt und aktiv an der Transformation von Teams und Unternehmen mitwirkt. Ein Digital Leader erkennt die Notwendigkeit der Veränderung, hinterfragt etablierte – und veraltete – Strukturen und hilft Mitarbeitern, die Möglichkeiten der Digitalisierung bestmöglich zu nutzen.
Beim Digital Leadership geht es nicht nur um technische Möglichkeiten, sondern um Bedürfnisse und Erwartungen der Mitarbeiter. Erfolgreiche digitale Führungskräfte schaffen die Rahmenbedingungen und unterstützen das gesamte Team, um ihr Potenzial auszuschöpfen
5 Rollen und Funktionen im Digital Leadership
- Führungskraft
Digital Leader sind immer auch Führungskräfte, die ein Team leiten, Verantwortung für Mitarbeiter und Ergebnisse tragen sowie Aufgaben delegieren. - Fachkraft
Digital Leadership erfordert Fachkenntnisse – gerade im Umgang mit modernen Technologien. Der digitale Leader ist Fachkraft mit umfangreichem Wissen. - Change Manager / Change Leader
Der moderne Führungsstil kurbelt die digitale Transformation an und betreibt Change Management. Auf Veränderungen wird schnell reagiert – sie werden aber auch proaktiv angegangen. - Coach
Digital Leader beraten und begleiten ihre Mitarbeiter. Sie geben Informationen weiter, zeigen Vorteile und Möglichkeiten auf. Das erleichtert die Anpassung. - Innovator
Sie liefern neue Ideen, kritisieren und verbessern die vorhandenen Strukturen, Prozesse oder Organisationen. Dazu gehört der Mut, neue Wege zu gehen.
Gute Gründe für Digital Leadership
Digitalisierung, Dezentralisierung der Arbeit und flexible Arbeitszeitmodelle sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Die digitale Transformation ermöglicht neue Arbeitskonzepte, die Arbeitgebern und Mitarbeitern Vorteile bringen. Teilweise ist es auch absolut notwendig, mit der Zeit zu gehen. Unternehmen, die wichtige Innovationen verschlafen, können mit der Konkurrenz nicht mehr mithalten.
Es braucht Digital Leadership, um diese Risiken und Herausforderungen, aber auch die verbundenen Chancen zu erkennen. Der Führungsstil stellt die Möglichkeiten moderner Technologien und Arbeitsmodelle in den Vordergrund. Statt sich gegen den Wandel zu wehren und krampfhaft am „Wir haben das schon immer so gemacht…“ festzuhalten, nutzen Digital Leader die technologischen Optionen, um das Team zu fördern und die Ziele des Unternehmens zu erreichen. Es ist eine Reaktion auf den Innovationsdruck.
Digital Leadership bleibt eine Ausnahme
Trotz der Notwendigkeit zeigt eine Bestandsaufnahme der Unternehmen: Digital Leadership ist eine Ausnahme. Einige Studien bescheinigen nur 12 Prozent der Führungskräfte die nötigen Soft Skills und Managementkompetenzen. Bei anderen Untersuchungen fehlt es 71 Prozent der Vorgesetzten an Wissen, Fähigkeiten und passender Denkweise zur digitalen Transformation.
Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist groß. Fast alle Befragten bestätigen die Bedeutung der Digitalisierung und sehen die Notwendigkeit, Führungsmethoden daran anzupassen. Eine praktische Umsetzung gibt es aber selten.
10 Kompetenzen für Digital Leadership
Jeder kann Digital Leader werden – zumindest in der Theorie. In der Praxis braucht es dafür zunächst die richtigen Voraussetzungen. Dazu zählen die nötigen Befugnisse, um Veränderungen bewirken zu können sowie das Budget, um eine digitale Transformation zu ermöglichen. Digital Leadership braucht aber auch einige zentrale Kompetenzen bei Führungskräften:
1. Digitale Fähigkeiten
Digitale Fähigkeiten sind absolute Pflicht für jeden Digital Leader. Vorgesetzte müssen verschiedene Tools und Softwarelösungen nicht nur kennen, sondern diese gezielt einsetzen können. Das erfordert ein großes Verständnis über Funktionsweisen und Einsatzbereiche.
2. Agile Methoden
Digital Leadership erkennt und reagiert schnell auf Veränderungen. Dafür braucht es Methoden aus dem agilen Management. Diese ermöglichen dynamisches Handeln, um den Anschluss an die Konkurrenz nicht zu verlieren.
3. Durchdachte Entscheidungen
Führungskräfte im Digital Leadership müssen wichtige Entscheidungen treffen. Das erfordert Entscheidungsstärke, vor allem aber die Fähigkeit, aus allen verfügbaren Informationen die beste Wahl zu treffen.
4. Aktive Gestaltung
Passivität reicht nicht aus. Digital Leader müssen die digitale Transformation im Unternehmen vorantreiben und den Wandel aktiv gestalten. Wichtiger Aspekt ist eine positive Einstellung gegenüber Neuerungen und Offenheit für Veränderungen.
5. Gute Fehlerkultur
Der Führungsstil braucht Mut und Innovationen – das ist nur mit der richtigen Fehlerkultur möglich. Sowohl Vorgesetzte, aber gerade auch Mitarbeiter dürfen keine Angst davor haben, etwas Neues auszuprobieren. Fehler dürfen nicht verteufelt oder hart kritisiert werden. Digital Leader müssen das Team ermutigen, kreativ und innovativ zu sein. Geht dann etwas schief, kann daraus gelernt werden.
6. Ausgeprägtes Teambuilding
Digitale Führungskräfte müssen in der Lage sein, ein Team zu formen. Eine wichtige Aufgabe dabei: Es muss das benötigte Know-how in die eigene Abteilung gebracht werden. Das kann durch passendes Recruiting funktionieren, möglich sind aber auch Weiterbildungen bereits vorhandener Mitarbeiter. Zum Teambuilding gehört auch, die unterschiedlichen Persönlichkeiten und Erwartungen im Team zu erkennen und richtig darauf zu reagieren.
7. Soziale Kompetenzen
Soziale Faktoren dürfen nicht vernachlässigt werden. Technische Lösungen und digitale Herausforderung spielen eine große Rolle, dennoch müssen Digital Leader alle Mitarbeiter einbeziehen. Dafür braucht es Empathie, Vorbildfunktion und einen guten Draht zum Team. Führungskräfte müssen das Team begeistern und von Neuerungen überzeugen. Das gelingt nur mit sozialer Kompetenz.
8. Branchenspezifische Kenntnisse
Welche Veränderungen durchläuft die Branche? Was machen die direkten Konkurrenten? Was sind aktuelle Trends? Erfolgreiches Digital Leadership gelingt nur, wenn diese Fragen beantwortet werden können. Es braucht umfangreiches Wissen über die eigene Branche, um schnell reagieren und Entwicklungen nachvollziehen zu können.
9. Starker Durchsetzungswille
Als Digital Leader müssen Sie nicht nur alte Prozesse und Strukturen hinterfragen, sondern diese aufbrechen und verändern. Das funktioniert nicht ohne Gegenwehr oder auch Kritik. Sie brauchen einen starken Durchsetzungswillen und dürfen keine Angst vor den verbundenen Konflikten haben. Wer etwas ändern will, muss sich durchsetzen.
10. Flexible Denk- und Handlungsweise
Ein entscheidender Unterschied zwischen Digital Leadership und anderen Führungsmodellen ist die Flexibilität. Starres Denken ist ein No-Go. Sie müssen in jeder Lage bereit sein, mit Veränderungen umzugehen und eine passende Lösung zu finden.
Modelle im Digital Leadership: SMART und VOPA
Das Digital Leadership nutzt verschiedene Modelle, um die Transformation zu ermöglichen. Beliebt sind dabei die SMART-Methode und das VOPA-Modell. Diese stellen wir deshalb genauer vor:
SMART-Methode
Die SMART-Methode ist eine Strategie zur erfolgreichen Zielsetzung. Demnach müssen Ziele spezifisch, messbar, attraktiv, relevant und terminiert sein. Solch smarte Ziele motivieren Mitarbeiter und etablieren Veränderungen besser. Durch die Methode werden die gesetzten Ziele gemeinsam verfolgt und nicht nur aus der Führungsebene vorgegeben.
VOPA-Modell
Das VOPA-Modell stammt aus dem agilen Management und soll die Zusammenarbeit und das Betriebsklima beim Digital Leadership verbessern. Das Akronym steht für:
- Vernetzung der Mitarbeiter für leichten Austausch und gute Zusammenarbeit.
- Offenheit in der Informationsweitergabe für transparente Kommunikation und bessere Problemlösung.
- Partizipation als selbstständige und eigenverantwortliche Arbeit.
- Agilität in den Strukturen und Prozessen, um schnelle Anpassungen zu ermöglichen.
Digital Leadership: Führungsstile im Vergleich
Welcher Führungsstil ist der beste? Die optimale Mitarbeiterführung beschäftigt Managementforscher, Soziologen und Psychologen seit Jahrzehnten. Im Fokus stehen dabei unterschiedliche, teils moderne Führungsstile, wobei der situative Führungsstil eine besonders eigenständige Führungsmethode ist, die sich aus diversen Führungsstilen zusammensetzt.
Für Digital Leader eignen sich vor allem diese drei Führungsstile:
Kooperativer Führungsstil
Typisch für den kooperativen Führungsstil (auch: situativer Führungsstil oder „demokratischer Führungsstil“) ist die enge Zusammenarbeit zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Eine generell offene Kommunikation und Feedbackkultur fördert die Eigeninitiative der Mitarbeiter. Ihre Vorschläge, ebenso Kritik, sind willkommen. Das erhöht zugleich ihre Selbstständigkeit und Kreativität. Die Verantwortung verteilt sich auf mehrere Schultern, sodass auch Ausfälle kurzfristig ausgeglichen werden können. Nachteile sind allerdings, dass durch die Einbindung der Mitarbeiter in die Entscheidungsprozesse diese länger dauern können. Ebenso entsteht mehr Konkurrenz unter den Angestellten.
Lateraler Führungsstil
Laterale Führung bedeutet Führen ohne Weisungsbefugnis. Führungskräfte und Mitarbeiter arbeiten gleichberechtigt und teilen sich die Verantwortung innerhalb des Teams, die Zusammenarbeit basiert wesentlich auf Vertrauen. Laterale Führung erfolgt nicht klassisch, wie bei hierarchischen Führungsstilen von oben nach unten, sondern auf Augenhöhe („von der Seite“). In Unternehmen, die diesen Führunsstil präferieren, arbeiten Abteilungen und Unternehmenseinheiten vernetzt und projektübergreifend zusammen – häufig in sogenannten Kompetenzteams. Für Führungskräfte bedeutet Digital Leadership in dem Fall eine stärkere Herausforderung: Sie benötigen gute Menschenkenntnis, Empathie und Fingerspitzengefühl in Meetings.
Laissez-faire-Führungsstil
Den Laissez-faire-Führungsstil kennzeichnet ein maximaler Handlungsspielraum für die Mitarbeiter. Sie gestalten ihre Aufgaben selbst, können Ideen einbringen und selbstständig Lösungen erarbeiten. Der Vorgesetzte greift nicht ein (siehe: Holokratie). Das bedeutet gleichzeitig: Er hilft auch nicht bei Problemen oder bestraft Fehler. Der Vorteil der freien Entfaltung und Eigenständigkeit kann hierbei schnell in Planlosigkeit, Chaos und Kompetenzrangeleien oder Rivalitäten umschlagen. Teilweise kann die fehlende Führung zur Ausgrenzung Einzelner führen. Oft setzt irgendwann ein gruppendynamischer Prozess ein, bei dem Wunsch zurück zu einer klaren Führung zunimmt.
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