Definition: Was ist Führungsstärke?
Das Wort Führungsstärke impliziert, dass Vorgesetzte Stärke demonstrieren müssen. Sie sollen Entscheidungen treffen und diese selbstsicher nach außen vertreten. Entsprechend hängt Führungsstärke eng mit Entschlussfreudigkeit und Durchsetzungskraft zusammen.
Gleichzeitig sollte Führungsstärke nicht mit einem autoritären Führungsstil verwechselt werden. Führungsstärke umfasst sämtliche Kompetenzen eines Vorgesetzten.
Dazu gehören Fachkompetenzen ebenso wie Sozialkompetenzen – einschließlich den Willen, Menschen zu führen. Manager, die sich lieber in ihr Büro oder in Managerkreise zurückziehen und allenfalls zweimal im Jahr eine Rede halten, zeigen wenig Führungsstärke.
Führungsstärke Eigenschaften: Diese 13 gehören dazu!
Wir haben mit vielen Managern, Personalberatern und Headhuntern gesprochen und dazu einschlägige Studien und Umfragen ausgewertet: Das sind – laut Ansicht der Experten – die wichtigsten Führungsstärke Eigenschaften, die jede Führungskraft entwickeln sollte:
1. Vorbildfunktion
Als Chef haben Sie automatisch eine exponierte Position. Was Sie tun, wird registriert und ist zugleich Vorbild und Ansporn für andere. Wer Wasser predigt und Wein trinkt, macht sich unglaubwürdig und untergräbt seine Autorität. Daher: Leben Sie vor, was Sie von anderen verlangen und vertreten Sie konsequent Ihre Werte und die des Unternehmens.
2. Verantwortungsbewusstsein
Zur unbedingten Führungsstärke zählt, dass Sie Verantwortung für Ihr Team und deren Ergebnisse übernehmen. Passieren Fehler, stellt sich zuerst die Frage, ob schlechte Führungsqualitäten die Ursache waren. Sie wissen: „Der Fisch stinkt vom Kopf!“ Verantwortung bedeutet zugleich, unbequeme Entscheidungen zu treffen oder Verantwortung zu delegieren sowie sich der Rolle als Autorität und Vorbild (siehe oben) bewusst zu sein.
3. Kommunikationsfähigkeit
Vorgesetzte vertreten das Unternehmen nach innen und außen. Bedeutet: Sie müssen wichtige Entscheidungen und Strategien ebenso wie unbequeme Nachrichten nachvollziehbar und glaubwürdig kommunizieren. Zur Kommunikationsfähigkeit gehört deshalb auch viel diplomatisches Geschick und Eloquenz. Und nicht zuletzt ist Kommunikation keine Einbahnstraße: Führungskräfte sollten nicht nur reden, sondern auch zuhören können.
4. Entscheidungsstärke
Wenn es einen Job gibt, der Führungsstärke am besten charakterisiert, dann ist das: Entscheidungen treffen. In dieser Position müssen Sie viel und schnell entscheiden, Mitarbeitern Orientierung geben und klare Ziele definieren. Zögern und Zaudern ist dagegen eine veritable Führungsschwäche. Diese Führungsstärke schließt zugleich eine weitere ein: die Zielorientierung. Vorbildliche Chefs fokussieren auf klare Ziele und verlieren diese nicht aus den Augen.
5. Konfliktfähigkeit
Wer Ziele vorgibt und (unbequeme) Entscheidungen trifft, macht sich nicht unbedingt beliebt. Konflikte gehören daher zwingend zur Jobbeschreibung einer Führungskraft. Im Mittelmanagement ist das noch extremer, weil sie Probleme und Konflikte zwischen den Hierarchieebenen moderieren müssen. Überdies übernehmen Sie als Führungskraft die Rolle des Vermittlers im Team. Heißt: Dank Ihrer Konfliktfähigkeit sind Sie in der Lage, Streit zu schlichten und konstruktiv zu lösen.
6. Flexibilität
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zählen heute zu den wichtigsten Eigenschaften einer Führungskraft. Wirtschaft und Arbeitswelt sind im stetigen Wandel. Darauf müssen Sie sofort reagieren können und bei unvorhergesehenen Situationen nicht in Schockstarre verfallen, sondern ins Handeln kommen. Solche Chefs „führen“ buchstäblich aus einer Krise heraus.
Führungsstärke Test: Wie flexibel sind Sie wirklich?
Es ist schwierig, die eigene Flexibilität einzuschätzen. Meist zeigt sich diese erst, wenn es darauf ankommt. Um herauszufinden, wie anpassungsfähig Sie sind, haben wir einen kostenlosen Test erstellt. Finden Sie heraus, ob Sie diese Führungsstärke besitzen!
7. Selbstkritik
Na, haben Sie den obigen Test gemacht und waren Sie mit dem Ergebnis zufrieden? Eine gute Führungskraft zeichnet immer auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion aus – der kritische Blick auf das eigene Verhalten und Handeln. Jeder Mensch macht Fehler, auch Vorgesetzte. Umso wichtiger ist, dass Sie dazu stehen können und daraus lernen. Selbstkritik schließt ebenfalls ein, dass Sie eine falsche Entscheidung oder Bewertung vor den Mitarbeitern einräumen. Das macht – entgegen falscher Annahmen – nicht nur menschlicher, sondern auch glaubwürdiger.
8. Motivationstalent
Die Qualität einer guten Führungskraft zeigt sich auch daran, wie sehr sie andere motivieren, mitreißen, begeistern und mit ins Boot holen kann. Ziele vorgeben, ist das Eine. Die Kunst ist, diese so zu vermitteln, dass sie anstecken und zu eigenen Zielen werden. Und natürlich sollten Sie nicht nur Erfolge erzielen, sondern diese auch anerkennen und zelebrieren können.
9. Menschenkenntnis
Diese Führungsstärke hilft Managern, einzuschätzen, welche Mitarbeiter für welche Aufgaben und Bereiche geeignet sind und welches Potenzial in ihnen schlummert. Zur Menschenkenntnis gehören gleich noch weitere Fähigkeiten, wie etwa Einfühlungsvermögen und die Kompetenz, optimale Teams zusammenzustellen, in denen sich die unterschiedlichen Stärken und Talente gegenseitig ergänzen.
10. Problemlösungskompetenz
Problemlösungskompetenz ist die Fähigkeit zur durchdachten und systematischen Auseinandersetzung mit Problemen und Herausforderungen, um diese zu überwinden und eine passende Antwort für die schwierige Situation zu finden. Erst durch diese zentrale Führungsstärke können Chefs Schwierigkeiten sofort erkennen, schnell darauf reagieren und eine passende Lösung finden, bevor weiterer Schaden entsteht.
11. Interkulturelle Kompetenz
Kaum ein Unternehmen, Konzern oder Mittelständler, der heute nicht global operiert, im Ausland Standorte hat oder zumindest mit internationalen Teams arbeitet. Deshalb müssen Führungskräfte heute mehr denn je, sich auf die jeweiligen Kulturen, Bräuche und Mentalitäten einstellen können. Interkulturelle Kompetenz kann Unterschiede respektieren, Besonderheiten beachten und darauf Rücksicht nehmen.
12. Emotionale Intelligenz
Manche halten emotionale Intelligenz (EQ) für die wichtigste Form der Intelligenz. Der EQ beschreibt die Stärke, die Gefühle und Beweggründe anderer zu verstehen, damit umzugehen und angemessen darauf reagieren zu können. Der Begriff stammt ursprünglich von dem amerikanischen Psychologen Edward Lee Thorndike, der die Eigenschaft aber noch „soziale Intelligenz“ nannte. Erst 1990 führten die Psychologen Peter Salovey und John D. Mayer den Begriff emotionale Intelligenz erstmals ein.
13. Charisma
Tatsächlich wurde auch diese Führungsstärke immer wieder genannt: Charisma verleiht Menschen eine nahezu magische Ausstrahlung, Aura und Anziehungskraft. Vor allem im Management und in der Außenwirkung gilt Charisma als wichtige Managerqualität, die andere inspiriert, motiviert und überzeugt. Sie macht manche Chefs sogar zur Marke.
Soziale Kompetenz Liste
Weitere Beispiele für zentrale soziale Kompetenzen können Sie sich kostenlos als Liste (PDF) hier herunterladen:
So können Sie Ihre Führungsstärken verbessern
Falls Sie manche der oben genannten Führungsstärken an sich noch nicht sehen: Nicht schlimm! Führungsstärke lässt sich lernen und entwickeln. Zum Abschluss noch ein paar Empfehlungen, wie Sie
Ihre Führungsstärken verbessern und erweitern können…
💡 Offenheit üben
Ja, Ihre Aufgabe ist es zu führen und zu leiten. Das bedeutet aber nicht, dass Sie auf Anhieb alles (besser) wissen müssen. Nutzen Sie mehr das Kapital in den Köpfen Ihrer Mitarbeiter – indem Sie mehr Fragen stellen und aktiv zuhören. Sie werden sehen: Die Kollegen fühlen sich dadurch nicht nur ernster genommen und spüren, dass Sie aufrichtiges Interesse an ihrer Sichtweise haben. Sie werden auch bessere Entscheiungen treffen – siehe Führungsstärke Nr. 4.
💡 Delegieren lernen
Selbstständige machen alles selbst und ständig – und selbst das ist ein Fehler. Als Führungskraft ist es Ihre Aufgabe, die Mitarbeiter zu fördern und zu entwickeln – am besten so, dass der Laden auch ohne Sie läuft. Das ist für manches Manager-Ego zwar eine schwere Lektion, aber eine ganz zentrale Führungsstärke: Teilen Sie Verantwortung und delegieren Sie wichtige Aufgaben. Nur so können die Mitarbeiter daran wachsen. Je mehr potenzielle Teamleiter Sie entwickeln, desto eher können Sie sich aus der Mitarbeiterführung zurückziehen und sich um strategische Entscheidungen kümmern.
💡 Menschlichkeit zeigen
„Nicht geschimpft, ist gelobt genug.“ – Für manche Chefs ist das zynische Bonmot ein veritabler Führungsstil. Unfug! Wer sich für sein Team und die Firma ordentlich ins Zeug legt, verdient dafür auch Ihre Anerkennung und Wertschätzung. Sie müssen deswegen nicht gleich jede Leistung überschwänglich beklatschen. Wenn aber etwas richtig gut gelaufen ist, können Sie das gar nicht groß genug loben – am besten vor dem gesamten Team. So erzeugen Sie Vorbilder, geben Orientierung und beweisen, dass Sie den Menschen hinter der Arbeit sehen.
Neben dem Selbstcoaching lässt sich Führungsstärke ebenfalls gezielt mithilfe eines Führungskräftecoachs entwickeln. Das kostet zwar Geld, ist aber gut investiert: Laut Gallup-Index stellen sich zwar 97 Prozent der Manager in Deutschland ein gutes Führungszeugnis aus – das sehen aber nur 21 Prozent der Mitarbeiter genauso. Höchste Zeit also die Führungsqualität hierzulande zu verbessern…
Was andere dazu gelesen haben
- Führungsstile: Diesen begegnen Sie im Job
- Managerqualitäten: Kompetenzen für Führungskräfte
- Manager Coaching: Arten, Ziele, Inhalte + Tipps