Definition: Was bedeutet zuhören?
Zuhören ist mehr, als nichts zu sagen. Es beschreibt die Fähigkeit, echtes empathisches Interesse an seinem Gegenüber zu zeigen, und dem anderen den Raum zu geben, sich auszudrücken oder zu erklären.
Ein offenes Ohr ist der schnellste Weg zum Herzen anderer Menschen. Es schafft Vertrauen und eine tiefe Verbindung, stärkt Beziehungen und verhindert Missverständnisse. Zuhören ist DIE Superkraft in der Kommunikation.
Umfragen zufolge halten sich 96 Prozent der Erwachsenen für gute Zuhörer. Fragt man die Menschen aber, ob sie finden, dass andere gut zuhören können, ist das Ergebnis genau anders herum.
Welche Arten des Zuhörens gibt es?
Zuhören kennt zahlreiche Formen und Arten. Die meisten davon gehen über bloßes Anhören und andächtiges Schweigen hinaus:
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Aufmerksames Zuhören
Ziel dieser Form des Zuhörens ist die Wissensaufnahme – zum Beispiel beim Hören von Nachrichten, Podcasts, dem Lauschen einer Vorlesung oder eines Vortrags.
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Empathisches Zuhören
Hierbei stehen Ihr Gegenüber und dessen Gefühle im Fokus. Sie wollen die Person vollständig verstehen und emotional unterstützen – durch liebevolles Lob oder aufmunternde Worte.
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Kritisches Zuhören
Bei dieser Art hören Sie genau hin, hinterfragen das Gesagte und bilden sich eine Meinung oder diskutieren mit Ihrem Gesprächspartner dessen Aussagen.
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Aktives Zuhören
Diese Form ist ein bewusster, interaktiver Prozess, bei dem sich der Zuhörer vollständig auf das Gesagte und sein Gegenüber einlässt und darauf eingeht – durch nachfragen, paraphrasieren oder zusammenfassen.
Welche Vorteile hat das Zuhören?
Alle Arten von Zuhören tragen zu einem besseren Verständnis bei und fördern zwischenmenschliche Beziehungen, weil sie zum Beispiel helfen, Konflikte zu vermeiden oder zu lösen. Weitere Vorteile sind:
Wer zuhören kann…
- vermeidet Selektive Wahrnehmung.
- verhindert Missverständnisse.
- fördert die Zusammenarbeit.
- erzeugt gegenseitiges Vertrauen.
- schafft eine tiefere Verbindung.
- beweist Einfühlungsvermögen.
- trainiert seine Kommunikationsstärke.
- erfährt mehr und entscheidet besser.
„Der Zuhörer ist ein schweigender Schmeichler“, erkannte bereits der Philosoph Immanuel Kant. Und weil Zuhörer mehr denken, als sprechen, produzieren sie auch weniger Blödsinn.
Wissenswertes über das Hören
- Alter
Ein Erwachsener kann pro Minute rund 125 Worte sprechen. In derselben Zeit können wir 400 Worten zuhören (Carver, Johnson, & Friedman, 1970). Mit dem Alter steigt diese Fähigkeit sogar. - Männer
Männer können besser zuhören als Frauen, so eine Tübinger Studie um Hans-Otto Karnath. Männer können sich auch bei starker Beschallung noch auf eine Stimme fokussieren (siehe: Cocktail-Party-Effekt). - Ohren
Mit dem rechten Ohr hören wir besser. Falls Sie um einen Gefallen bitten, sprechen Sie möglichst ins rechte Ohr. Das steigert die Chancen enorm, so Luca Tommasi von der Universität in Chieti. - Coaching
Es gibt zig Coaches, Trainer und Literatur über Rhetorik, Verkaufen oder Präsentationen – aber kaum Seminare oder Bücher über besseres Zuhören. Dabei lernen wir 85 Prozent unseres Wissens dadurch.
Wie kann ich Zuhören lernen? Tipps + Techniken
Zuhören – vor allem aktives Zuhören – ist eine essenzielle Fähigkeit, die über das einfache Aufnehmen von Worten hinausgeht. Es ist eine Schlüsselkompetenz in unserer heutigen Kommunikationsgesellschaft!
Noch dazu ist Zuhören eine Fähigkeit, die bewusst erlernt und trainiert werden kann. Dazu gibt es inzwischen verschiedene Übungen und Techniken:
1. Störungen ausschalten
Zeigen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie jetzt voll und ganz für sie oder ihn da sind. Schalten Sie sichtbar das Handy aus oder legen Sie es weg und eliminieren Sie alle Störquellen. Das beweist Respekt.
2. Konzentriert bleiben
Konzentrieren Sie sich vollständig auf den Sprecher und halten Sie Blickkontakt. Durch Nicken oder eine offene Haltung und Körpersprache signalisieren Sie, dass Sie dem Gesprächspartner ungeteilte Aufmerksamkeit schenken.
3. Ausreden lassen
Gute Zuhörer halten Stille aus und lauschen, während der oder die andere noch um Worte oder die Fassung ringt. So verlockend es auch ist, den Sprecher zu unterbrechen, um eigene Gedanken oder Einwände mitzuteilen: Tun Sie es nicht! Üben Sie sich in Geduld und halten Sie längere Pausen aus. Auch das vervollständigen von Sätzen ist tabu!
4. Bestätigung aussprechen
Kleine Bestätigungen wie „ja“, „verstehe“ oder „das klingt interessant“ signalisieren, dass Sie dem Gespräch weiterhin interessiert folgen ohne Ihr Gegenüber zu unterbrechen. So bleibt der Kommunikationsfluss erhalten.
5. Gefühle ansprechen
Aktives Zuhören beinhaltet ebenso emotionale Resonanz. Bedeutet: Zeigen Sie, dass Sie nicht nur die Worte, sondern auch die Emotionen dahinter verstehen. Beispiel: „Ich verstehe, warum du dich so fühlst.“ Auch eine paraverbale Kommunikation (Seufzen, Lachen) fördert die Aussprache.
6. Fragen stellen
Gezielte Rückfragen verbessern nicht nur das Verständnis. Sie signalisieren ebenso, dass Sie tieferes Interesse mitbringen sowie an Details interessiert sind. Beispiele für Formulierungen:
- „Erzähl mir bitte mehr darüber.“
- „Kannst du das näher erläutern?“
- „Was meinst du damit genau? „
- „Wie ist es dazu gekommen?“
- „Das hört sich so an, als ob…“
- „Mir ist aufgefallen, dass…“
7. Gesagtes paraphrasieren
Eine bewährte Technik des aktiven Zuhörens ist das sogenannte Paraphrasieren: Dabei wiederholen Sie in eigenen Worten, was Ihr Gegenüber gesagt hat. Beispiele:
- „Du meinst also (Zusammenfassung) – richtig?“
- „Wenn ich dich richtig verstehe, sagst du…“
- „Auf den Punkt gebracht: Du meinst…“
- „Mit anderen Worten, Du findest…“
- „Bis hierhin habe ich Folgendes verstanden: …“
- „Ich höre heraus, dass…“
- „Ich fasse kurz zusammen: …“
8. Nonverbales verbalisieren
Achten Sie auf die nonverbalen Signale: Mimik, Gestik, Tonfall – und sprechen Sie Ihre Wahrnehmung hier und da laut aus. Das verstärkst das Gefühl, dass Sie auch emotional dabei sind und wirklich zuhören:
- „Ich spüre, dass dich das noch immer belastet.“
- „Du wirkst besorgt. Kannst du mir das erklären?“
- „Ich merke, dass das für dich von Bedeutung ist.“
- „Entschuldigung, du zitterst ja richtig…“
- „Das klingt wichtig – lass mich das kurz notieren.“
9. Empathie zeigen
Empathie ist ein zentrales Element beim Zuhören. Versetzen Sie sich in die Lage des Sprechers, selbst wenn Sie anderer Meinung sind, und zeigen Sie Mitgefühl oder dass Sie die Perspektive anerkennen.
10. Urteile vermeiden
Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, korrigieren Sie Ihr Gegenüber nicht und geben Sie auch keine verfrühten Ratschläge. Aktives Zuhören ist keine Beratung, sondern eine tiefe Art der Kommunikation. Merke: Wer wirklich etwas zu sagen hat, hört erst einmal zu.
Die Kehrseite: Bewusstes Zuhören ein Kraftakt. Studien zeigen, dass wir dabei rund 25 Prozent der Gehirn-Kapazitäten beanspruchen. Wer das Zuhören lernen will, muss daher zugleich seine mentale Stärke und emotionale Intelligenz trainieren.
Wie bringe ich meinen Chef dazu, mir zuzuhören?
Macht macht taub. Je einflussreicher Menschen werden, desto weniger hören sie zu. Das bestätigen auch Studien um Francesca Gino von der Harvard Business School. Dennoch gibt es Techniken, wie Sie Ihren Boss dazu bekommen, Ihnen mehr Gehör zu schenken:
- Kurz fassen
Egal, was Sie Ihrem Chef zu sagen haben: Versuchen Sie es in maximal 100 Worte zu packen. Manager haben wenig Zeit und lieben Mitarbeiter, die einen Sachverhalt auf den Punkt bringen können. - Alternativen bieten
Sprechen Sie in Szenarien und bieten Sie maximal 3 alternative Lösungen an. So kann sich der Chef die beste herauszupicken – durch die Reihenfolge können Sie die Entscheidung sogar manipulieren. - Empfehlung abgeben
Sprechen Sie zu Ihrer Analyse gleich eine Empfehlung aus. Das beweist, dass Sie mitdenken und lösungsorientiert arbeiten. Hierzu reichen 2 starke Argumente.
Wer nicht hören will, muss fühlen
Eine der bedeutendsten Geschichten über das Zuhören stammt aus der Antike – und über König Krösus von Lydien. Der befragte seinerzeit das Orakel von Delphi, ob er gegen die Perser marschieren solle. „Wenn du das tust“, prophezeite das Orakel, „wirst du ein mächtiges Reich zerstören.“
„Klasse!“, dachte Krösus: „Welches Reich könnte wohl mächtiger sein als das der Perser?“ Also zog er in den Krieg – und verlor. Was er überhörte oder schlicht ignorierte, war die Rückfrage, welches Reich das Orakel meinte.
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