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Wie geht es dir? Kleine Frage – große Bedeutung

Auf den ersten Blick ist die Frage völlig harmlos: „Wie geht es dir?“ Oft handelt es sich dabei nur um eine Plattitüde, eine Art Eisbrecher beim Smalltalk, um ins Gespräch zu finden. Gemeint ist hier aber die Betonung auf dem letzten Wort: „Wie geht es DIR?“ Also echtes Interesse an der anderen Person. Und das ist selten. Beobachten Sie einfach mal, was passiert, wenn Sie die Frage Ihren Freunden, Kollegen und Bekannten stellen: Die meisten kommen gerne ins Plaudern, erzählen von Ihre Familie, vom Job, von Plänen, Urlauben, Zielen… Aber wie viele stellen danach dieselbe Frage zurück – also Ihnen?



Wie geht es dir? Kleine Frage - große Bedeutung

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Monolog oder Dialog?

„Wie geht es dir?“- So beginnt ein Gespräch unter guten Freunden und alten Bekannten, die sich vielleicht einige Zeit nicht gesehen haben. Wir haben in der Vergangenheit mal ganz bewusst darauf geachtet, wie viele Bekannte, Kollegen und Freunde die Frage – aufrichtig – selber stellen. Insbesondere, wenn man sich zuvor nach ihrem Befinden erkundigt hat. Tatsächlich gibt es da zwei Gruppen:

Die Selbstdarsteller

Die einen nutzen die Frage und erzählen mit großem Elan und viel Euphorie von sich selbst, was sie so machen, was sie vorhaben, von Entwicklungen, Erfolgen oder auch Ärgernissen. Aber nach ihrem Gegenüber erkundigen sie sich selten bis gar nicht. „Und wie geht es dir? Erzähl jetzt doch du mal…“ hört man von ihnen kaum. Böse formuliert könnte man auch sagen: Sie hören sich am liebsten selber reden.

Die Zuhörer

Die anderen sind weniger Plaudertaschen, dafür begnadete Zuhörer. Sie fragen mindestens genauso intensiv nach, wie sie von sich selbst erzählen. Oder anders formuliert: Sie sind wirklich an ihrem Gegenüber interessiert. Sie haken ein und nach, wollen Details wissen, Gefühle erkunden. Die Profis unter ihnen knüpfen sogar an längst vergangene Geschichten an und fragen nochmal nach, was denn nun zum Beispiel aus den Schulproblemen des Kindes oder dem einen Herzensprojekt geworden ist.

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Warum fragt man „Wie geht es dir“?

Mindestens so wichtig wie die Frage ist also die Intention. Fragt man „Wie geht es dir“, um beispielsweise die eigene Verlegenheit zu überspielen? Oder zu netzwerken? Nicht ganz unwichtig sind der Ort und das Medium. In sozialen Netzwerken und auf Kanälen wie Whatsapp ist die Frage schnell gestellt. Bis eine Antwort kommt, kann der Fragende locker noch mit anderen Personen schreiben. Auch hat die Kommunikation via Messenger etwas Flüchtiges, Unverbindliches – eine Antwort wird längst nicht sofort gegeben oder erwartet. Anders wenn Sie jemanden direkt ansprechen: Hier muss eine Antwort abgewartet werden, alles andere wäre grob unhöflich.

Motivation: Smalltalk

Ganz gleich, ob Sie einen Bekannten auf der Straße treffen und höflich sein wollen oder ob Sie auf einer Veranstaltung netzwerken wollen: Smalltalk ist hervorragend als soziales Schmiermittel geeignet. „Wie geht es dir“ ist dann eine Floskel zum Einstieg und als solche eher ein Notbehelf. Sie rangiert auf einer Ebene mit „Du auch hier“ und funktioniert gerade mal bei Bekannten. Beispiele für bessere Gesprächseinstiege sind:

  • Worüber mussten Sie heute lachen?
  • Was hat Ihnen am Vortrag gefallen?
  • Wodurch lassen Sie sich inspirieren?
  • Welchen Moment des heutigen Tages würden Sie festhalten wollen?
  • Was macht für Sie ein gelungener Tag aus?
  • Welche Erfahrungen haben Sie mit dieser Marke gemacht?
  • Welche Bücher lesen Sie zurzeit?

Der große Vorteil dieser Fragen ist, dass Ihr Gegenüber Sie schlecht mit einem „Danke, gut“ oder „Muss ja!“ abspeisen kann. Hierauf muss etwas ausführlicher geantwortet werden. Das gibt Ihnen nicht nur Zeit, eine mögliche Anschlussfrage vorzubereiten, sondern kann der Beginn eines interessanten Gesprächs sein.

Motivation: Interesse

Ein weiterer Grund für die Frage kann sein, dass Sie sich nach dem Befinden des anderen erkundigen möchten, sich vielleicht sogar Sorgen um die Person machen. Davon hängt bereits ab, wie jemand formuliert und wie persönlich die weiteren Fragen oder Kommentare ausfallen. Die Frage „Wie geht es dir?“ hat unzählige Variationen:

  • Wie geht es deiner Familie?
  • Wie geht es deinem Partner?
  • Wie geht es deinen Kindern?
  • Was macht deine Gesundheit?
  • Wie läuft es gerade im Job?
  • Welche Projekte treiben dich gerade um?
  • Welche Pläne hast du dieses Jahr?
  • Wohin fährst du dieses Jahr in den Urlaub?

Es geht dabei gar nicht um die genaue Formulierung, sondern vielmehr um das echte Interesse dahinter. Ist das vorhanden, ergeben sich Anschlussfragen fast von alleine. Gefördert durch eine angemessene Neugier und erleichtert durch Vorwissen – etwa zum Familienstand oder Beruf. Die Haltung hinter der Frage offenbart wahre Wertschätzung des Einzelnen. Und das ist eine wichtige Voraussetzung für einen vertrauensvollen Austausch. Kleine Frage – große Bedeutung. Und Wirkung. Und das ist zuweilen seltener als man meint. Achten Sie einmal darauf!

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„Wie geht es dir“ in verschiedenen Sprachen

In Zeiten der Globalisierung ist es immer selbstverständlicher, dass Geschäftsreisen ins englischsprachige Ausland führen. Handelsbeziehungen mit (noch) Großbritannien, Amerika, Kanada und Australien erfordern souveränes Business English.

Mit den Vokabeln allein ist es da allerdings nicht getan. Interkulturelle Kompetenz ist auch bei so vermeintlich ähnlichen Kulturkreisen gefragt, denn das Pendant zu „Wie geht es dir?“ lautet auf Englisch „How are you?“ So weit, so bekannt. Was viele allerdings nicht wissen: Im Englischsprachigen Kulturkreis ist es eine wichtige Höflichkeitsfloskel, die nicht einfach ignoriert werden sollte.

Viele Deutsche sind es gewohnt, schnell auf den Punkt zu kommen. Und so wollen sie auch Geschäfte abschließen, denn „time is money“. So viel Direktheit sind Briten und viele andere Kulturkreise nicht gewohnt. Stattdessen ziemt sich eine Begrüßung, die so aussehen könnte:

Wie geht es Dir: Englisch

  • Ihr Gegenüber fragt: „How are you? / How are you doing? / How have you been?“
  • Sie antworten: „I’m good thanks, and yourself? / Fine, how about you? / Not bad, yourself? / Doing well, thanks. / Thanks for asking, I’m doing fine. / And you?“

Der nächste Fehler, den einige Deutsche allerdings begehen, ist anzunehmen, dass mehr als dieses Geplänkel erwartet würde. Während hierzulande bei „Wie geht es dir?“ häufig eine ernsthafte Antwort erwartet wird, wäre das im englischsprachigen Kulturkreis genau die falsche Reaktion – zumindest, wenn Sie nicht näher miteinander bekannt sind. Richtig liegen Sie, wenn Ihre Antwort kurz und unverbindlich ausfällt und Sie höflich zurückfragen. Will Ihr Gegenüber tatsächlich wissen, wie Ihr Befinden ist, gibt es zwei Möglichkeiten, das zu signalisieren:

  • Es wird anders betont: Statt einem einfachen „How are you?“ wird „How ARE you?“ gefragt.
  • Es wird nachgehakt: Sind Sie in Gesellschaft vertrauter Menschen, wird sich – wie im Deutschen auch – eine wirklich interessierte Person nicht mit einer kurzen Antwort abspeisen lassen, sondern Ihre Mimik beobachten und gegebenenfalls nachhaken.

Mit Englisch als Weltsprache kommen Sie weit. Einen besonders guten Eindruck macht es, wenn Sie auch in anderen Sprachen „Wie geht es dir?“ fragen können. Dafür müssen Sie kein Sprachgenie sein, denn diese Floskeln zur Begrüßung sind meist so kurz, dass sie sich in verschiedenen europäischen Sprachen lernen und merken lassen. Ein kurzes Hallo, gefolgt von „Wie geht es dir?“ in der Landessprache ist eine freundliche Einladung zum Gespräch und signalisiert Interesse an Ihrem Gegenüber. Hinzu kommt: Wer einige Brocken in der Landessprache beherrscht, zeigt Respekt und seine Bemühungen. Danach kann man problemlos wieder in eine Sprache wechseln, die beide sprechen. Damit Sie den Einstieg finden, hier einige gängige Formulierungen:

Wie geht es Dir: Französisch

  • „Comment ça va?“ (Wie geht’s?)
  • „Ça va?“ (Geht’s?)
  • „Comment vas-tu?“ (Wie geht es dir?) oder falls Sie siezen: „Comment allez-vous?“ (Wie geht es Ihnen?)
  • „Comment tu te sens?“ (Wie fühlst du dich?)

Wie geht es Dir: Spanisch

  • „¿Como estás?“ (Wie geht’s dir?), (Wie geht es dir?) oder falls Sie siezen: „¿Como está?“ (Wie geht es Ihnen?)
  • „¿Como te va?“ (Wie geht es dir?)
  • „¿Qué tal?“ (Wie geht es dir?)
  • „¿Qué pasa contigo?“ (Wie geht’s dir?), (Wie geht es dir?)

Wie geht es Dir: Italienisch

  • „Come stai?“ (Wie geht’s dir?), (Wie geht es dir?) oder falls Sie siezen: „Come sta?“ (Wie geht es Ihnen?)
  • „Come ti senti?“ (Wie ist dir zumute?)
  • „Come va?“ (Wie geht’s?)
  • „Come va tutto?“ (Wie geht’s?)
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Floskel oder ehrliche Antwort erwünscht?

Den Amerikanern wird gerne vorgeworfen, mit ihrer Frage lediglich der Höflichkeit genüge zu tun, während hier tiefgründige Gespräche geführt würden. Ganz so pauschal lässt sich aber auch für Deutschland nicht sagen, ob mit „Wie geht es dir“ eine ehrliche Antwort erwünscht oder doch nur eine Floskel bedient wird. Denn die wahrheitsgemäße Variante birgt das Risiko, dass die Antwort nicht so ausfällt, wie wir uns das wünschen. Oder dass der Befragte in Tränen ausbricht – was dann?

Mit Niedergeschlagenheit oder Trauer anderer können viele nicht gut umgehen. Es erfordert ein gehöriges Maß an Empathie und mit einem kurzen Informationsaustausch ist es meist nicht getan – vielmehr müssen die Gründe für das schlechte Befinden in Erfahrung gebracht, also nachgehakt werden. Für denjenigen, der das nicht möchte, ist „Wie geht es dir“ dann nur eine Art Begrüßung. Und das verstehen die meisten Menschen auch. Tod, Trauer, Schmerz – kurz: Alles, was eher negativ assoziiert wird, hat in der Öffentlichkeit kaum Platz.

Ehrlich interessiert fragen

Wer wirklich wissen will, wie es seinem Gegenüber geht, wird sich nicht mit kurzen und knappen Erwiderungen wie den folgenden zufriedengeben:

  • „Danke, gut.“
  • „Muss ja.“
  • „Passt schon.“
  • „Kann nicht klagen.“
  • „Wie immer.“

Soll aus „Wie geht es dir“ mehr als eine Floskel werden, gehört mehr Aufmerksamkeit dazu.

Hinter einem „Wie geht es dir?“ steckt manchmal auch ein „Du fehlst mir!“

Achten Sie auf Signale

Wollen Sie jemanden wirklich fragen, wie es ihm geht – und dabei keine vorgefertigte Standardantwort in Form von „Alles gut und selbst?“ erhalten, müssen Sie aktiv zuhören. Das bedeutet, dass Sie nicht auf die Worte, sondern auch auf Mimik und Gestik achten. Sieht der andere wirklich so aus, als wäre alles gut? Kennen Sie Ihr Gegenüber gut, sollten Sie einschätzen können, ob die Körpersprache zu den Worten passt.

Hinterfragen Sie die Antwort

Um eine ehrliche Antwort auf die Frage „Wie geht es dir?“ zu bekommen, müssen Sie manchmal nachfragen und direkt zum Punkt kommen. Lassen Sie sich nicht mit einer allgemeinen Antwort abspeisen – schon gar nicht, wenn Sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt. Sie könnten beispielsweise sagen „Ich merke doch, dass es dir nicht gut geht. Was ist denn los?“ Wenn Sie gleich zu Beginn zeigen wollen, dass Sie an einer aufrichtigen Antwort interessiert sind, können Sie auch damit anfangen: „Wie geht es dir? Und jetzt komm‘ mir nicht mit einem alles bestens, sondern erzähl‘ mir, wie es dir wirklich geht.“

Geben Sie Ihrem Gegenüber Zeit

Manchen fällt es schwer, sich zu öffnen und anderen zu sagen, dass es einem selbst gerade nicht gut geht. Selbst bei Freunden oder innerhalb der Familie kostet es Überwindung. Lassen Sie Ihrem Gegenüber deshalb die nötige Zeit, um über den wahren Gemütszustand zu reden. Manchmal reicht es aus, einfach Geduld zu beweisen und auch eine Pause aushalten zu können, in der nicht gesprochen wird. Dabei handelt es sich nicht um unangenehmes Schweigen, sondern die stille Botschaft „Ich bin da und warte, bis du bereit bist, darüber zu sprechen.“

Auf „wie geht es dir“ ehrlich antworten?

Diese Frage kann nur situationsabhängig beantwortet werden. Fragt Sie in einem Vorstellungsgespräch der Personaler nach Ihrem Befinden, wäre es in den meisten Fällen taktisch unklug, sich zu 100 Prozent in die Karten schauen zu lassen. Üblicherweise wird auf eine höfliche Frage eine wahrheitsgemäße Antwort erwartet. Diese sollte in Abstufungen ausfallen:

Flüchtige Bekanntschaft

Ist das Befinden in Ordnung, spricht nichts dagegen, mit „Danke, gut und dir?“ zu antworten. Selbst wenn es Ihnen nicht so gut geht, ist eine verhaltene Antwort wie „Soweit alles in Ordnung“ angebracht. Man muss nicht jedes Mal sein Innerstes nach außen kehren. Für ernste Probleme sind Freunde und Familie zuständig. Können die schwerwiegende Probleme nicht auffangen, kann therapeutische Hilfe sinnvoll sein.

Engere Bekanntschaft

Wird die Frage ernsthaft gestellt, lädt sie dazu ein, das Herz auszuschütten. Indem Sie ehrlich auf „Wie geht es dir“ antworten, können Sie Ihre Gedanken und Sorgen teilen, Rat und Hilfe bekommen. Durch diese Ehrlichkeit zeigen Sie sich verletzlich, gleichzeitig ist sie befreiend. Nicht zuletzt demonstrieren Sie so einen Vertrauensbeweis. Und Vertrauen ist der Anfang von allem. Vor allem von echten Freundschaften.


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