Patriarchalischer Führungsstil: Merkmale + Vor- & Nachteile

Der Soziologe Max Weber entwickelte vier Arten der Personalführung – darunter ein patriarchalischer Führungsstil. Ein klassischer Ansatz mit steiler Hierarchie und einem Alleinentscheider an der Spitze. Klingt für moderne Unternehmen veraltet, ist in der Praxis aber weiterhin anzutreffen. Wir erklären, wie ein patriarchalischer Führungsstil funktioniert, welche Merkmale ihn auszeichnen und was die Vor- sowie Nachteile in der Mitarbeiterführung sind…

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Was ist ein patriarchalischer Führungsstil?

Ein patriarchalischer Führungsstil ist eine hierarchische Form der Personalführung, bei der Vorgesetzte Entscheidungen alleine treffen und von Mitarbeitern nicht infrage gestellt werden. Führungskräfte leiten das Team wie ein Familienoberhaupt, meist begründet durch einen Erfahrungs- und Wissensvorsprung. Klassischerweise ist es der Unternehmensgründer, der als Patriarch den Betrieb leitet – aber auch andere Führungskräfte können den Führungsstil übernehmen.

Patriarchale Führung ähnelt dem autokratischen Führungsstil. Beide Führungsstile sehen einen Alleinentscheider an der Spitze der Hierarchie. Der patriarchalische Führungsstil ist aber „väterlicher“. Es gibt eine persönliche Beziehung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, der Chef fühlt sich für sein Team verantwortlich und behandelt sie wohlwollend.

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8 Anzeichen für patriarchalische Führung

  • Führungskraft trifft alle Entscheidungen alleine
  • Mitarbeiter bleiben bei Entscheidungsprozessen außen vor
  • Klare Hierarchie zwischen Arbeitnehmern und Vorgesetzten
  • Anweisungen und Entscheidungen werden ohne Rückfragen oder Zweifel umgesetzt
  • Führungskräfte verhalten sich fürsorglich und wohlwollend
  • Betriebsklima ist angenehm und familiär
  • Patriarchen handeln im Sinne des Unternehmens, aber auch der Mitarbeiter
  • Stärken des Teams sollen bestmöglich genutzt werden
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Vor- und Nachteile bei patriarchalischer Führung

Ein patriarchalischer Führungsstil wird oft als veraltet und deshalb schlecht abgestempelt. Motto: In der heutigen Zeit braucht es modernere Führungsansätze wie den partizipativen Führungsstil oder kooperative Führung. So allgemein lässt sich das aber nicht sagen. Auch die patriarchalische Führung hat Vor- und Nachteile, die berücksichtigt werden sollten:

Patriarchalischer Führungsstil Vorteile

  • Schnelle Entscheidungen
    Es gibt keine langen Entscheidungsprozesse, wenn Ideen, Meinungen oder Erfahrungen der Mitarbeiter nicht einbezogen werden. Der Chef kann schnell und effizient entscheiden. So kann in kürzester Zeit reagiert werden.
  • Klare Verantwortungen
    Durch klare Zuweisungen von Aufgaben gibt es keine Diskussionen über Verantwortung oder Zuständigkeiten. Mitarbeiter wissen zu jeder Zeit, was sie zu tun haben und wer für welche Teile eines Projekts verantwortlich ist.
  • Zufriedene Mitarbeiter
    Bei patriarchalischer Führung kümmert sich die Führungskraft um die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Der Fokus liegt auf einem angenehmen Arbeitsklima und guten Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Ausführung, aber auch zufriedene Mitarbeiter.
  • Starke Mitarbeiterbindung
    Die familiäre Atmosphäre sorgt für eine emotionale Bindung zum Arbeitgeber. Mitarbeiter fühlen sich dem Unternehmen verbunden und entwickeln größere Loyalität.
  • Mehr Disziplin
    In einem patriarchalischem Führungsstil ist die Disziplin im Team besonders hoch. Aufgaben werden schnell erledigt – und weil Mitarbeiter wissen, dass der Vorgesetzte im Interesse aller handelt, übernehmen sie auch unliebsame Aufgaben, ohne zu diskutieren.
  • Gute Ergebnisse
    Aufgaben werden entsprechend der Stärken und Erfahrungen der Mitarbeiter vergeben. Das motiviert, weil jeder seine Kompetenzen bestmöglich nutzen kann. Zusätzlich werden die Fähigkeiten optimal eingesetzt, wodurch Leistungen und Ergebnisse besonders gut ausfallen.

Patriarchalischer Führungsstil Nachteile

  • Fehlerhafte Entscheidungen
    Auch erfahrene und kompetente Führungskräfte sind nicht perfekt. Werden Entscheidungen stets alleine getroffen, sind diese anfällig für Fehler. Es gibt keine zusätzlichen Perspektiven oder Input, um mehrere Alternativen aufzuzeigen oder mögliche Fehlentscheidungen zu hinterfragen.
  • Große Abhängigkeit
    Der Erfolg, die Unternehmenskultur und die gesamte Zusammenarbeit sind abhängig von einer einzigen Persönlichkeit. Das ist problematisch, wenn die Führungskraft ausfällt. Aber auch, wenn der Chef keine gute Führungsarbeit leistet
  • Keine Kreativität
    Ohne Mitbestimmung entwickeln Mitarbeiter keinerlei Kreativität. Sie führen Anweisungen aus, denken aber nicht weiter oder entwickeln eigene Ideen. Wenn Vorschläge nicht berücksichtigt werden, machen sich Mitarbeiter keine Gedanken dazu.
  • Wenig Innovationen
    Ein patriarchalischer Führungsstil kann Innovationen und notwendigen Veränderungen im Weg stehen. Es droht eine Mentalität unter dem Motto „Das haben wir schon immer so gemacht…“ Ohne neue und frische Ansichten droht ein Stillstand in veralteten Prozessen.
  • Hohe Belastung
    Auf den Schultern der Führungskraft lastet großer Druck und viel Verantwortung. Es müssen zahlreiche Entscheidungen getroffen und gleichzeitig für die Zufriedenheit und den Erfolg der Mitarbeiter gesorgt werden. Das erfordert ein hohes Maß an Belastbarkeit und Führungskompetenzen, kann aber auch schnell zu Überforderung führen.
  • Häufiges Mikromanagement
    Patriarchale Führungskräfte neigen zum Mikromanagement. Sie delegieren Aufgaben nicht nur, sondern kontrollieren auch die Umsetzung bis ins Detail. Dabei wird jede Form der Eigeninitiative blockiert.
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Ist ein patriarchalischer Führungsstil noch zeitgemäß?

Moderne Führungsstile setzen auf Mitbestimmung, Beteiligung und flache Hierarchien. Stellt sich die Frage: Kann ein patriarchalischer Führungsstil in der heutigen Arbeitswelt noch funktionieren? Auf jeden Fall! In der Praxis gibt es viele Beispiele, in denen patriarchalische Führung erfolgreich umgesetzt wird.

Familienunternehmen

Typisch ist der Führungsstil in Familienunternehmen, bei denen der Gründer als Patriarch beziehungsweise die Gründerin als Matriarchin an der Spitze steht. Die bisherige Erfolgsgeschichte, die Erfahrung und die unbestrittene Position bestätigen die Unternehmensleitung in ihrer Position. Hier sieht sich die Führungskraft tatsächlich als Familienoberhaupt, das sich um die Entwicklung des Unternehmens, aber auch der Mitarbeiter kümmert.

Start-up-Unternehmen

Selbst zu einem modernen Start-up kann der patriarchalische Führungsstil passen. Auch hier gibt es oft einen Gründer als Galionsfigur, der die Zügel in der Hand hält und die Strategie des Unternehmens im Alleingang festlegt. Die moderne Atmosphäre zeigt sich aber in einem familiären und wertschätzenden Umgang mit dem Team. Besonders stark ist dabei die Identifikation mit dem Arbeitgeber. Teammitglieder verschreiben sich oft den Unternehmenszielen und geben 100 Prozent, um diese zu erreichen.

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3 Tipps für den patriarchalischen Führungsstil

Ein patriarcharlischer Führungsstil kann unter den richtigen Umständen und Voraussetzungen funktionieren. Es braucht dafür eine entsprechende Führungsfigur und Vorgesetzte, die diese Rolle übernehmen können. Zusätzlich helfen diese drei Tipps bei der Umsetzung:

  1. Überzeugen Sie Ihre Mitarbeiter
    Bei einer patriarchalen Führung müssen Sie das Team überzeugen, dass Sie im Interesse aller Beteiligten handeln. Werden Entscheidungen ohne Mitspracherecht getroffen, dürfen keine Zweifel bestehen, dass Unternehmen und Mitarbeiter davon profitieren. Sie müssen mit Ihrem Verhalten beweisen, dass Sie wirklich fürsorglich agieren und nicht nur aus Eigeninteresse handeln.
  2. Achten Sie auf das persönliche Verhältnis
    Die Grenze zwischen patriarchalischer und autokratischer Führung ist schmal. Umso wichtiger ist es, dass Sie ein persönliches Verhältnis zu Ihren Mitarbeitern aufbauen und ein tatsächlich familiäres Gefühl erzeugen. Fehlt dieser soziale Aspekt, sind Sie nur noch ein Autokrat, der von oben Anweisungen gibt.
  3. Fordern Sie nicht nur ein
    Von Mitarbeitern wird Loyalität, Gehorsam und auch Disziplin gefordert. Auf der anderen Seite sollten Sie aber auch etwas zurückgeben. Gehen Sie auf Bedürfnisse von Mitarbeitern ein, fördern Sie deren Stärken und eröffnen Sie Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung.

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