Was ist die Scrum-Methode? Einfach erklärt
Die Scrum-Methode ist ein Framework aus dem agilen Projektmanagement. Sie gibt Teams eine Struktur, klare Rollen und feste Arbeitsabläufe, um agil zusammenzuarbeiten. Ursprünglich stammt Scrum aus der Softwareentwicklung, wurde aber schnell in andere Bereiche übertragen.
Der Begriff Scrum stammt aus dem Rugby und bedeutet „Gedränge“. Wie im Sport reichen Einzelkämpfer nicht aus, um heutigen Anforderungen von Schnelligkeit und Flexibilität gerecht zu werden. Das Team muss zusammen funktionieren, um erfolgreich zu sein.
Scrum: Entwickler
Öffentlich bekannt wurde die Scrum-Methode durch Ken Schwaber und Jeff Sutherland auf einer Konferenz im Jahr 1995. Sie beschreiben Scrum als: „Rahmenwerk, innerhalb dessen Menschen komplexe adaptive Aufgabenstellungen angehen können.“ Schwaber und Sutherland haben das Konzept weiterentwickelt, erfunden aber haben es die beiden Wirtschaftstheoretiker Ikujirō Nonaka und Hirotaka Takeuchi.
3 wichtige Rollen in der Scrum-Methode
In der Scrum-Methode gibt es drei wichtige Rollen, die am Prozess beteiligt sind und unterschiedliche Aufgaben übernehmen:
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Product Owner
Er steht stellvertretend für die Anwender des Produkts oder die Stakeholder des Projekts. Er vertritt das Nutzerinteresse, kennt die Anforderungen an die Ergebnisse und Prioritäten bei der Fertigstellung. Der Product Owner entscheidet auch über die Qualität von Zwischenergebnissen und gibt Feedback.
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Team
Zum Team gehören alle beteiligten Mitarbeiter, die am Projekt mitarbeiten. Das Team sollte in der Scrum-Methode aus maximal neun Teilnehmern bestehen. Das Scrum Team organisiert sich selbst. So gibt es auch keine Vorschriften, wie genau bei der Bearbeitung oder Lösung vorgegangen wird. Wichtig für das Team ist, dass die Zusammenarbeit immer weiter optimiert wird.
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Scrum Master
Er übernimmt die Funktion eines Moderators. Der Scrum Master leitet Events (mehr dazu im nächsten Abschnitt) und achtet darauf, dass das Team die Strukturen und Abläufe der Scrum-Methode einhält. Zusätzlich ist er Ansprechpartner für Außenstehende. Diese Rolle ähnelt am ehesten einem Projektleiter.
Scrum-Methode: Events für den Ablauf
Die Scrum-Methode schreibt einen konkreten Ablauf anhand sogenannter Events vor. Das sind insgesamt vier Ereignisse in Form verschiedener Meetings, die alle eine Timebox – also eine zeitliche Beschränkung – haben. Unterteilt wird der Ablauf in Sprints, die zwischen 2-4 Wochen dauern. Ein Sprint besteht jeweils aus:
1. Sprint Planning
Im Sprint Planning plant das Team den nächsten Sprint. Dabei werden die Anforderungen in konkrete Aufgaben (Tasks) zerlegt. Grundlage für die Projekte und Aufgaben ist der Product Backlog (mehr dazu im Abschnitt zu Scrum Artefakten).
Die Tasks sollten innerhalb eines Tages bearbeitet werden können. Im Sprint Planning ist Kommunikation und Absprache besonders wichtig. Es sollen nicht nur Dokumente weitergegeben werden. Das Ergebnis des Sprint Planning ist der Sprint Backlog.
2. Daily Scrum
Zu Beginn eines jeden Arbeitstages trifft sich das Team zu einem maximal 15-minütigen Meeting, dem Daily Scrum. Klassischerweise ist dies ein Stand-up-Meeting, das die Konzentration fördern soll. Der Daily Scrum bringt alle Teammitglieder auf den aktuellen Stand:
- Was wurde seit dem letzten Meeting erledigt?
- Was wird bis zum nächsten Meeting geplant?
- Welche Hindernisse/Probleme behindern das Vorankommen?
Probleme, die sich nicht innerhalb einer Viertelstunde lösen lassen, werden an den Scrum Master übergeben. Daily Scrum ist ein wesentliches Mittel zur Reflexion und Selbstorganisation des Teams.
3. Sprint-Review
Am Ende des Sprints steht eine Sprint-Review. Hier präsentiert das Team die Ergebnisse und das Produktinkrement. Es wird geprüft und analysiert. Der Product Owner und andere Beteiligte geben Feedback und Input. Ob das vorgestellte Produkt genehmigt wird oder ob Anpassungen erforderlich sind, entscheidet der Product Owner.
4. Sprint Retrospective
Bei der Retrospektive geht es um eine Überprüfung der Arbeit des Projektteams. Es ist eine Form der gemeinsamen Selbstreflexion, um die Zusammenarbeit kontinuierlich zu verbessern. Zentrale Fragen sind hier beispielsweise:
- Was hat die Zusammenarbeit behindert?
- Was war besonders förderlich für die Zusammenarbeit?
- Welche neuen Ansätze sollten stärker berücksichtigt werden?
Am Ende eines jeden Sprints wird ein funktionsfähiges Produkt (Done) dem Product Owner vorgelegt. Seine Rückmeldungen dazu bilden die Grundlage weiterer Überarbeitungen.
6 Prinzipien für die Scrum-Methode
Das Scrum Framework schreibt für agiles Arbeiten nur wenige Regeln vor. Es gibt aber sechs grundlegende Prinzipien, die für eine erfolgreiche Umsetzung berücksichtigt werden sollten:
- Selbstorganisation
Das Scrum Team handelt und entscheidet eigenständig. Es gibt kein Mikromanagement oder strenge Vorgaben für die Erledigung von Aufgaben. - Zusammenarbeit
Erfolg ist in der Scrum-Methode nur durch gute Zusammenarbeit möglich. Das Team unterstützt sich gegenseitig, setzt auf offene Kommunikation und nutzt die jeweiligen Stärken und Fähigkeiten optimal. - Empirische Kontrolle
Dieses Prinzip umfasst drei zentrale Punkte der Methode: Transparenz, Bewertung und Anpassung. Ergebnisse werden präsentiert, um gemeinsam darüber zu sprechen, positive und negative Aspekte zu erkennen und das Produkt anschließend zu optimieren. - Wertorientierte Priorisierung
Aufgaben werden nach ihrem Wert und Nutzen für den Kunden priorisiert. Am Ende soll die größtmögliche Kundenzufriedenheit erreicht werden. Das Team kümmert sich immer um das, was für den jeweiligen Kunden gerade den größten Wert hat. - Iteratives Vorgehen
Die Scrum-Methode verläuft in sich wiederholenden Etappen. Nach einem einzelnen Sprint werden Sie nicht die optimale Lösung haben. Durch die Wiederholung nähert sich das Team dem Endergebnis an. Dabei können neue Anforderungen oder geänderte Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. - Timeboxing
Der gesamte Ablauf und alle Events haben einen klaren zeitlichen Rahmen. Diese Timeboxes sollen die Effizienz steigern und verhindern, dass langsame und starre Prozesse etabliert werden.
Scrum Artefakte
Scrum Artefakte sind wichtige Aspekte in der Scrum-Methode. Sie liefern Informationen, dienen der Transparenz und bringen den gesamten Prozess voran. Diese drei Artefakte werden unterschieden:
Product Backlog
Das Product Backlog ist eine To-Do-Liste mit Anforderungen (Requirements). Die Liste umfasst alle potenziellen Aufgaben für das Team. Das Dokument wird ständig weiter entwickelt und vom Product Owner geführt. Da das Product Backlog dynamisch ist, ist es niemals vollständig – der Product Owner passt es ständig agil an das Produkt an.
Sprint Backlog
Aus den Aufgaben des Product Backlogs wird eine Auswahl getroffen, die das Team innerhalb eines Sprints bearbeitet. Dies geschieht im Sprint Planning. Die einzelnen Aufgaben im Sprint Backlog werden Tickets genannt. Jedes Teammitglied übernimmt die Verantwortung für ein eigenes Ticket.
Product Increment
Das Product Increment ist ein funktionsfähiges Zwischenprodukt, das am Ende jedes Sprints vorgestellt wird. Das Produktinkrement kann eine Innovation sein, aber auch eine Optimierung zu einem bestehenden Produkt. Im Sprint-Review wird es präsentiert und überprüft. Ob es den Anforderungen entspricht, entscheidet der Product Owner.
Vor- und Nachteile der Scrum-Methode
Die Scrum-Methode erfreut sich wachsender Beliebtheit. Immer mehr Unternehmen erkennen die möglichen Vorteile. Doch auch die Nachteile sollten beachtet werden:
Vorteile
- Einfache Anwendung
Hat das Team die Grundsätze der agilen Zusammenarbeit einmal verinnerlicht, ist die Umsetzung mit wenig Hilfsmitteln und geringem Aufwand möglich. - Schnelle Anpassungen
Auf Veränderungen und unerwartete Ereignisse kann die Scrum-Methode schnell reagieren. Der Prozess ist flexibler als starre und langsame Methoden. - Zufriedene Kunden
Die Kundenzufriedenheit ist der Fokus der Scrum-Methode. So werden Ergebnisse entwickelt, die die Erwartungen der Zielgruppe optimal erfüllen.
Nachteile
- Endlose Anpassungen
Es gibt immer etwas, das noch verbessert werden kann und auch Kunden wissen nicht immer zu 100 Prozent, was Sie wollen. So kann die Scrum-Methode in eine endlose Schleife von Überarbeitungen führen. - Ungeeignete Anwendung
Nicht jede Aufgabe und jedes Projekt lässt sich mit Scrum agil gestalten. Manchmal gibt es bereits einen konkreten Vorgehensplan, der eingehalten werden muss. Auch in manchen Branchen ist die Einführung schwieriger als in anderen. - Falsche Umsetzung
Die Scrum-Methode im Projektmanagement ist kein Selbstläufer. Sie funktioniert nur, wenn das Team die Rollen und Aufgaben richtig übernimmt. Auch die Kommunikation muss stimmen. Wird das Konzept falsch umgesetzt, bleiben Ergebnisse aus.
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