Typische persönliche Schwächen
Vorab das Wichtigste: Im beruflichen Kontext kann es keine pauschale Antwort darauf geben, welches sympathische Schwächen sind. Vielmehr kommt es individuell darauf an: Denn was auf den ersten Blick als sympathische Schwäche gelten mag, geht für einen Angestellten vielleicht noch durch, wäre aber bei einer Führungskraft vollkommen fehl am Platze. Beispiel: Als Schwäche zu sagen „Ich habe Schwierigkeiten, mir Gehör zu verschaffen“, wenn Sie sich auf einen Posten als Führungskraft bewerben, wäre kontraproduktiv.
Gleiches gilt je nach Branche: Bei einer Bewerbung als Sekretärin anzugeben, man habe Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung, bedeutet das Aus. Bei einen Produktionshelfer am Fließband hingegen würden Rechtschreibfehler als sympathische Schwäche durchgehen. Unsere Liste mit Beispielen für sympathische Schwächen muss also immer individuell an die Position und das Berufsbild angepasst werden.
Warum fragen Personaler nach Schwächen?
Fragen nach persönlichen Schwächen zählen zum gefürchtetsten Teil eines Vorstellungsgesprächs, zum Beispiel solche:
- Welche Eigenschaft würden Sie an sich ändern?
- Zählen Sie bitte drei Schwächen auf.
- Was war Ihr größter Fehler?
- Wie würden Ihre Kollegen Sie beschreiben?
Nicht immer fragen Personaler direkt nach Schwächen, das zeigen die obigen Beispiele. Oft verbirgt sich so eine Frage in Formulierungen, die charakterliche Eigenschaften des Kandidaten erkennen lassen. Das Problem: Schwächen offenbaren die persönlichen Grenzen eines Bewerbers. Das kann im ungünstigsten Fall die Chance auf eine Stelle zerstören.
Für Personaler ist es wichtig zu wissen, wen man sich an Bord holt. Womöglich stellt sich im Bewerbungsgespräch heraus, dass der Bewerber nicht ins Team passen würde. Oder es lassen sich enorme fachliche Defizite erkennen. Allerdings geht es nicht darum, Bewerber bloßzustellen, denn sympathische Schwächen sind nicht per se ein K.O.-Kriterium. Entscheidend ist, dass Sie damit sympathisch wirken. Für Personaler geben solche Fragen Hinweise darauf, wie ehrlich und reflektierend ein Bewerber ist und wie gut er mit Frust umgehen kann.
Beispiele für sympathische Schwächen
Nachfolgend geben wir Ihnen einige Beispielformulierungen für sympathische Schwächen. Damit Ihr Gegenüber sie als sympathische empfindet, kommt es darauf an, dass Sie die Schwäche entsprechend einordnen und zeigen, dass Sie sich ihrer bewusst sind. Sobald Reflexion und Lernwille erkennbar sind, klingen viele Schwächen gar nicht mehr so schlimm:
Beispiele für geringe Fähigkeiten
- „Ich habe nur rudimentäre Fremdsprachenkenntnisse im Französischen. Meine Aussprache ist daher etwas holprig. Glücklicherweise gibt es mittlerweile diverse Sprachapps, die gleich die korrekte Aussprache liefern, so dass ich meine Fähigkeiten ständig verbessere.“
- „Meine rhetorischen Fähigkeiten sind nicht so gut ausgeprägt. Ich habe wieder angefangen, mehr zu lesen. Außerdem verfolge ich mit großem Interesse den Debattierclub, bei dem ich mir bereits einiges abschauen konnte.“
Beispiele für charakterliche Eigenschaft
- „Ich habe erkannt, dass ich ein ausgesprochenes Ruhebedürfnis habe. Das führt dazu, dass ich meine Mittagspause gerne für mich allein verbringe. Dort tanke ich auf, damit ich während der Arbeitszeit wieder gut mit meinen Kollegen und Kunden interagieren kann.“
- „Früher war ich deutlich impulsiver. Das hat dazu geführt, dass ich das Erste, was mir in den Sinn kam, gesagt habe. Mittlerweile habe ich mir angewöhnt, mich etwas zurückzunehmen und Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das hat sich positiv auf den Teamspirit ausgewirkt.“
- „Manchmal bin ich zögerlich. Mit der Erfahrung wächst allerdings das Zutrauen in meine Fähigkeiten. Dann treffe ich schnelle Entscheidungen.“
Beispiele für persönliche Arbeitsweise
- „Ich verzettele mich manchmal bei Aufgaben. Deshalb setze ich mir eigene Deadlines und plane Zeitpuffer ein, um rechtzeitig zum Ende zu kommen.“
- „Ich neige zu Schreibtisch-Chaos. Daher habe ich mich für einen Minimalismus-Kurs angemeldet, bei dem ein Themenschwerpunkt die Clean Desk Policy ist.“
Beispiele für Umgang mit Menschen
- „Ich bin ein sehr hilfsbereiter Mensch. Dadurch ist es in der Vergangenheit passiert, dass ich mit meinen Aufgaben ins Hintertreffen geraten bin. Da ich das Problem erkannt habe, achte ich nun darauf, wirklich nur dann Hilfe anzubieten, wenn ich sicher bin, es zeitlich zu schaffen.“
- „Es fällt mir schwer, vor anderen frei zu sprechen. Ich spiele seit Kurzem Improvisationstheater, um meine Fähigkeiten zu verbessern.“
- „Ich wirke anfangs auf manche etwas rechthaberisch. Wenn jemand aber gute Argumente hat, lasse ich mich überzeugen.“
Liste: 12 Beispiele für geringe Fähigkeiten
- rudimentäre Fremdsprachenkenntnisse
- schwache Rechtschreibkenntnisse
- schlechte rhetorische Fähigkeiten
- geringe Sicherheit bei Präsentationen
- schlechte rechnerische Fähigkeiten
- geringes technisches Verständnis
- unerfahren in Software ABC
- kein räumliches Vorstellungsvermögen
- umständliches Formulieren
- schlechtes Organisationsvermögen
- eingeschränkte Kreativität
- geringe Feinmotorik
20 Adjektive, die Einstellung und Persönlichkeit widerspiegeln
- abwartend
- lärmempfindlich
- stressempfindlich
- chaotisch
- unflexibel
- passiv
- introvertiert
- unspontan
- durchsetzungsschwach
- unentschlossen
- kritikempfindlich
- zweifelnd
- skeptisch
- nervös
- ungeduldig
- entscheidungsschwach
- ruhebedürftig
- schüchtern
- unorganisiert
- impulsiv
Beispiele für unsympathische Schwächen
Durch einen konstruktiven Umgang mit Ihren Schwächen können Sie diese also bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Es gibt allerdings auch Schwächen, die sich nicht als sympathische Schwächen verkaufen lassen. Besonders negativ fallen Bewerber mit diesen auf:
- aggressives Verhalten
- ständiges Verschlafen
- häufiges Krankmelden
- große Vergesslichkeit
- geringe Teamfähigkeit
- ausgeprägte Streitsucht
- extreme Spielsucht
Stärken und Schwächen Liste (PDF)
Nachfolgend stellen wir Ihnen kostenlos eine Liste mit mehr als 120 Stärken und Schwächen als Download zur Verfügung. Bitte denken Sie daran: Je nach Berufsbild kann eine sympathische Schwäche als eklatante Schwäche gelten!
Verhalten bei Personalerfragen
Das sollten Sie vermeiden:
- Leugnen
Den meisten Bewerbern ist klar, dass ein Vorstellungsgespräch selbstbewusstes Auftreten verlangt. Daraus sollten Sie allerdings nicht ableiten, dass keine Schwächen zu besitzen, eine sinnvolle Taktik sei. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Wer Schwächen einfach leugnet, wirkt unglaubwürdig. - Umetikettieren
Ein ehemals beliebter Trick: Bewerber nennen eine vorgebliche Schwäche, interpretieren sie aber als Stärke um. Typisches Beispiel ist der Perfektionismus. Der Bewerber will besonders sorgfältig und leistungshungrig wirken. Aber erstens durchschauen Personaler diese Vorgehensweise längst. Zweitens kann ein übersteigerter Perfektionismus ein Indiz dafür sein, dass Menschen sich verzetteln und dort extrem hohe Maßstäbe anlegen, wo mit weniger Einsatz ebenfalls sehr gute Ergebnisse erzielt würden. - Herumalbern
Ebenfalls eine früher beliebte Strategie war Humor. Die Antwort auf die Frage nach den Schwächen konnte dann „Schokolade“, „Schuhe“ oder „Katzenbabys“ lauten. Aber auch diese eigenen sich nicht als sympathische Schwächen, da sie keinerlei Arbeitskontext aufweisen.
Wie sollten Bewerber stattdessen reagieren? Die Kunst besteht darin, sympathische Schwächen zu nennen, die dennoch das Potenzial des Bewerbers durchblicken lassen. Dafür gilt es dreierlei zu beachten:
- Ehrliche Antwort
Sie erfinden nicht einfach eine vorgebliche Schwäche, sondern bleiben bei der Wahrheit. - Angemessenes Beispiel
Sie wählen eine Schwäche, von der Sie wissen, dass sie gegebenenfalls im Berufsalltag zum Vorschein kommt, die aber keineswegs elementares Einstellungskriterium ist. - Konstruktiver Umgang
Verdeutlichen Sie anschließend, dass Sie sich dieser Schwäche bewusst sind und daran arbeiten. Gelingt es Ihnen, den lösungsorientierten Umgang hervorzuheben, wandeln Sie Schwächen in sympathische Schwächen um.
Sympathische Schwächen definieren
Die obigen Listen sind nicht abschließend und lassen sich unter Umständen nicht auf Ihre Situation anwenden. Wie können Sie sympathische Schwächen bei sich selbst identifizieren? Dazu können Sie folgendermaßen vorgehen:
Selbstreflexion
Reflektieren Sie Ihre persönlichen Schwächen, indem Sie sich diese Fragen stellen:
- In welchen Situationen sind Ihnen an sich Verhaltensweisen aufgefallen, die Sie nicht mögen, oder mit denen Sie bei anderen „angeeckt“ sind?
- Rufen Sie sich den Lernalltag in Erinnerung: Gab es bestimmte Schulfächer, Seminare oder Schulungen, die Ihnen besonders schwergefallen sind?
- Welche Aufgaben liegen Ihnen überhaupt nicht? Können Sie sich an Gelegenheiten erinnern, in denen Sie deshalb gescheitert sind?
Fragen Sie auch Freunde und Familie nach ihrer ehrlichen Meinung und erstellen Sie eine Liste.
Analyse
Setzen Sie sich mit der konkreten Stellenanzeige auseinander. Die dort genannten Soft Skills verdeutlichen, welche Stärken ein Bewerber mitbringen sollte. Und im Umkehrschluss, welche Schwächen eher NICHT sympathisch sind – zumindest für diese Stelle nicht.
Abgleich
Greifen Sie nun zu Ihrer Liste: Was deckungsgleich mit den erwünschten Soft Skills ist, fällt nicht unter sympathische Schwächen. Daher sollten Sie diese Schwächen nicht nennen. Was übrig bleibt, ist geeignet, wenn Sie gleichzeitig einen konstruktiven Umgang damit demonstrieren.
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