Was passiert bei Nervosität?
Nervosität, Aufregung oder Lampenfieber bezeichnen einen Zustand innerer Unruhe. Der Körper schüttet dann massenhaft Adrenalin aus. Der Herzschlag beschleunigt sich, Energiereserven werden freigesetzt. Die Pupillen weiten sich und man ist sofort aufnahmefähiger. Oder bekommt auch nur feuchte Hände. Wie bei klassischer Prüfungsangst.
All diese Reaktionen stellen einen Schutzmechanismus dar. Wenn Gefahr droht, schaltet unser Körper auf Autopilot: Erstarrung, Flucht oder Angriff („Freeze, Flight, Fight“). Im Vorstellungsgespräch kann dieser Fluchtinstinkt jedoch blockieren. So manche Bewerber versuchen ihre Nervosität weg zu reden – und reden sich dabei um Kopf und Kragen.
Der Effekt verstärkt sich selbst
Nervosität im Vorstellungsgespräch ist nicht nur unangenehm, wenn sie ein gesundes Maß übersteigt. Der Effekt kann sich selbst aufschaukeln und verstärken. Dann fokussieren sich Bewerber nicht mehr auf das Gespräch oder die Fragen der Personaler, sondern auf ihre Angst. Und die Angst vor der Angst.
Die Gedanken kreisen dann nur noch um ein erwartetes Worst-Case-Szenario – und das schmälert tatsächlich die Bewerbungschancen. Aus der Nervosität wird eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Angst im Vorstellungsgespräch
Ängste im Vorstellungsgespräch haben oft zwei Ursachen: Versagensangst und Ohnmachtsgefühle. Die Situation ist unbekannt, individuell und unkontrollierbar. Bewerber fühlen sich ausgeliefert, schutzlos. Im Cocktail können daraus Schreckensszenarien entstehen und sich die diffusen Ängste aufschaukeln. Kopfkino als Horrorfilm.
Angst und Stress im Vorstellungsgespräch begegnen Sie am besten, indem Sie sich bewusst machen, was das gerade in Ihnen passiert – und dass die Sorgen zu 99,9 Prozent unbegründet sind und gerade nur in Ihrem Kopf stattfinden.
Nervosität im Vorstellungsgespräch: Gründe
Warum sind Sie überhaupt nervös im Vorstellungsgespräch? Die Frage klingt nur fies. Die eigene Nervosität und Aufregung zu hinterfragen, regt zur Selbstreflexion an. Ziel ist, die Auslöser und Ursachen sowie die Reaktionen darauf besser zu erkennen und zu verstehen. Vorteil: Sie laborieren künftig weniger an den Symptomen, sondern beseitigen gleich die Ursachen – und sind im nächsten Bewerbungsgespräch prompt ruhiger und entspannter.
Häufige Ursachen
Bei den meisten Bewerbern sind die Ursachen für die Nervosität gleich. Fast immer stecken diese Gründe hinter übermäßiger Nervosität im Vorstellungsgespräch:
- Große Erwartungen
Wer schon mehrere Bewerbungsabsagen kassiert hat, hofft natürlich, dass es diesmal ENDLICH klappt. Die Erwartungen sind hoch. Vor allem an sich selbst. Jetzt bloß keinen Fehler machen! Klar, was passiert: Sie machen erst recht Fehler. Das ist wie beim rosa Elefanten, an den man nicht denken soll… - Finanzielle Not
Je länger die Arbeitslosigkeit und Jobsuche dauert, desto leerer wird das Konto. Wer unbedingt einen Job und ein Einkommen braucht, erzeugt ebenfalls Druck. Im Vorstellungsgespräch bricht sich die Nervosität dann Bahn. - Unbekannte Situation
Egal, wie viele Bewerbungsphasen Sie schon durchlaufen oder wie gut sich sich vorbereitet haben: Das Vorstellungsgespräch bleibt ein Überraschungsei. Teils spielt sogar die Tageslaune rein – bei Personalern wie Bewerbern. Passiert dann etwas völlig Unerwartetes oder ein Fauxpas schießt das manche komplett aus der Bahn. Folge: Blackout. - Fehlender Blickkontakt
- Kein Lächeln
- Zappeln, fummeln, nesteln
- Schlaffe Körperhaltung
- Schlaffer Händedruck
- Arme verschränken
- Mit den Haaren spielen
- Mit den Händen fuchteln
- Jetzt langsam und tief einatmen und gedanklich bis 4 zählen.
- Die Luft anhalten und bis 6 zählen.
- Schließlich langsam durch den Mund ausatmen und bis 8 zählen.
An dieser Stelle deshalb gleich der erste Tipp, um Ihre Nervosität im Vorstellungsgespräch zu überwinden: Ändern Sie Ihre Einstellung und Ihr Denken! Nehmen Sie den Druck raus und lassen Sie sich von den Erwartungen nicht verrückt machen. Das Jobinterview ist auch eine Chance. Vielleicht ist der Job gar nicht so gut wie in Ihrer Vorstellung?! Und selbst eine (weitere) Absage ist kein Weltuntergang. Suchen Sie sich lieber im Vorfeld mentale Unterstützer: Freunde, Familie, Mentoren, Coaches.
Nervös im Vorstellungsgespräch? Vorsicht Körpersprache!
Wir sagen nicht immer, was wir denken. Aber unsere Körpersprache verrät, was wir fühlen. Gerade die Körpersprache bekommt im Vorstellungsgesprächen enormes Gewicht: Wer sagt schon in den ersten Minuten soviel Überzeugendes, dass der Rest total egal wird? Nicht wenige Kandidaten scheitern nicht an fachlichen Qualifikationen, sondern an nonverbalen Signalen.
Eine Studie fand heraus, welche Gesten Personaler im Vorstellungsgespräch überhaupt nicht mögen und Bewerber tendenziell durchfallen lassen – viele davon sind klassische Merkmale von Nervosität:
Nervosität im Vorstellungsgespräch: 13 Tipps dagegen
Auch wenn Sie alle folgenden Tipps berücksichtigen: Die Nervosität wird nicht ganz verschwinden. Das ist normal. Etwas Stress und Adrenalin sind für die Bewerbung sogar förderlich. Sie fördern die Konzentration und Leistungsfähigkeit. Damit daraus aber keine Blockade oder ein Blackout wird, können Sie Ihre Nervösität mit diesen Tipps und Tricks stoppen:
1. Kleidung
Die Auswahl des richtigen Outfits für ein Vorstellungsgespräch kann bereits die Nervosität senken. Tragen Sie Kleidung, die der Position angemessen ist – in der Sie sich aber auch wohlfühlen. Die Kleidung sollte bequem sein. Nur bitte keine Freizeitkleidung à la Jogginghose und T-Shirt. Wenn Sie sich in der Kleidung sicher und professionell gekleidet fühlen, strahlt das auf Ihre Körpersprache und innere Ruhe aus. Das Selbstbewusstsein steigt und Sie wirken souveräner.
2. Vorbereitung
Je besser Sie sich auf das Vorstellungsgespräch vorbereiten, desto mehr sinkt die Nervosität. Klar, man kann nicht alles auswendig lernen – muss man aber auch nicht. Wenn Sie Ihren Lebenslauf und Ihre Wechselmotivation überzeugend erklären können, 10 gute Rückfragen wissen und typischen Gesprächsphasen kennen, wirft Sie so schnell nichts aus der Bahn. Auch keine Stressfragen oder Fangfragen. Viele Informationen über das Unternehmen lassen sich zudem vorab im Internet recherchieren. Nutzen Sie das!
3. Selbstbewusstsein
Werden Sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen, haben Sie die erste Hürde schon genommen. Ihre Bewerbungsunterlagen haben überzeugt; Sie haben sich schon gegen Mitbewerber durchgesetzt. Das sollte Sie beruhigen und Ihr Selbstvertrauen stärken. Jetzt geht es darum, sie persönlich kennenzulernen und herauszufinden, ob die Chemie stimmt. Das gilt aber immer für beide Seiten. Sehen Sie sich also nicht in der Rolle des Bittstellers, sondern in der eines Anbieters. Es muss für beide Seiten passen.
4. Stressauslöser
Fragen, die Schwachstellen ansprechen, setzen Bewerber unter Druck. Beispiel: „Warum haben Sie Ihr Studium abgebrochen?“ Oder: „Warum hat man Ihnen gekündigt?“ Viele Bewerber nehmen das zu persönlich, wittern bösen Willen oder eine Attacke. Dabei interessieren sich Personaler oft nur für eine Erklärung und einen konstruktiven Umgang mit Schwächen im Vorstellungsgespräch. Indem Sie sich das bewusst machen, reduzieren Sie Stress. Brüche oder Lücken im Lebenslauf sind übrigens heute eher die Regel als Ausnahme. Zugleich können Sie gute Antworten leicht vorbereiten. Natürlich nicht auswendig lernen – das macht dann wieder unglaubwürdig.
5. Körpersprache
Üben Sie Ihre Körperspannung, -haltung und -sprache. Das geht wunderbar daheim vor Freunden. Und wer schüchtern ist, nutzt eben die Handykamera und nimmt sich auf. Ziel ist, die eigenen nevösen Mikrogesten zu erkennen und zu stoppen. Etwa die Kleidung zurechtrücken, mit den Fingern oder Haaren spielen. Beobachten Sie sich genau und trainieren Sie eine ruhige Steh- oder Sitzposition. Versuchen Sie das Gesagte eher durch langsame (!) Gesten zu unterstreichen oder zu betonen.
6. Bewegung
Bewegung wirkt entspannend und senkt Stress. Nachweislich. Ein kurzer Spaziergang, Treppensteigen oder leichte Gymnastik wirken Wunder, um die Nervosität im Vorstellungsgespräch abzubauen. Natürlich können Sie nicht mitten im Gespräch aufstehen und herumhüpfen. Aber vorher! Kommen Sie 30 Minuten früher zum Termin und laufen Sie noch ein paar Schritte die Straße rauf und runter. Oder parken Sie weiter weg – und laufen Sie ein Stück an der frischen Luft zum Bewerbungsgespräch. Bonus-Tipp gegen Blackouts im Vorstellungsgespräch: Wackeln Sie mit den Zehen!
7. Pünktlichkeit
Nichts verursacht mehr Stress und steigert die Nervosität, als in letzter Minute und gehetzt anzukommen. Schlimmer: zu spät kommen. Planen Sie daher ausreichend Zeit für die Anreise ein. So haben Panikattacken und Peinlichkeiten keine Chance. Das bedeutet zugleich: Machen Sie sich vorab ein genaues Bild davon, wie Sie anreisen und kalkulieren Sie eventuelle Verspätungen oder Verkehrsausfälle (beziehungsweise Alternativwege) ein. Zehn bis 20 Minuten, die Sie früher da sind, um sich zu entspannen, machen einen großen Unterschied.
8. Kaffee
Für viele ist der Kaffee „to go“ vor einem Termin so selbstverständlich wie Wasser aus der Leitung. Fehler! Das Koffein darin wird im Vorstellungsgespräch wirken – mit allen Begleiterscheinungen! Die machen nicht nur wach, sondern verstärken auch die Nervosität. Klüger ist, die typische Mundtrockenheit mit einem Glas Wasser oder einem Saft zu bekämpfen. Stilles Wasser beruhigt die Nerven und verhindert überdies peinliche Rülpser.
9. Bonbon
Fühlt sich Ihr Mund trocken an, wenn Sie nervös sind? Das ist normal: Durch die Aufregung produzieren Sie weniger Speichel. Zusätzlich atmen viele Menschen, wenn Sie nervös oder aufgeregt sind, durch den Mund. So entsteht ein unangenehmes Trockenheitsgefühl. Die Zunge klebt buchstäblich fest. Einen Kaugummi zu kauen oder ein Bonbon zu lutschen, regt die Speichelproduktion wieder an – und wirkt zusätzlich beruhigend. Bitte vergessen Sie aber nicht, beide kurz vor dem Vorstellungsgespräch wieder aus dem Mund zu nehmen. Unschön!
10. Ankermethode
Diese Technik hilft enorm dabei, in stressigen Situationen zu entspannen. Sie beruht auf der sogenannten „Reizreaktionskopplung“. Dabei werden Daumen und Zeigefinger aufeinander gepresst. Währenddessen denkt man intensiv an ein positives Erlebnis, beispielsweise den letzten Traumurlaub. Die schönen Erinnerungen werden auf den Druck der Finger übertragen. Haben Sie diese Übung oft genug wiederholt, stellt sich das gute Gefühl allein durch das Aufeinanderdrücken der Finger ein.
Damit die Technik funktioniert, erfordert die Methode aber einige Zeit der Übung. Beginnen Sie deshalb frühzeitig damit, einen entsprechenden Anker zu setzen und mit einer positiven Emotion zu verbinden. Spüren Sie dann, wie die Nervosität aufkommt, können Sie auf Knopf- beziehungsweise Fingerdruck entgegenwirken.
11. Lächeln
In den Minuten vor dem Gespräch und möglicherweise auch währenddessen, ist Ihnen vielleicht nicht wirklich nach Lächeln zumute. Dennoch sollten Sie es tun: Ein Lächeln wirkt nicht nur wie ein Eisbrecher, der die Stimmung auflockert und zu einer besseren Atmosphäre beiträgt. Es hilft Ihnen auch, um die Nervosität zu stoppen. Wenn Sie lächeln, schüttet Ihr Gehirn Glückshormone aus – ganz egal, ob Sie vor Freude lächeln oder einfach nur so tun. Dieses positive Doping des Gehirns nimmt Ihnen die Angst, lässt Sie offener und positiver erscheinen und sorgt dafür, dass Sie sich sofort besser fühlen.
12. Ehrlichkeit
Ein guter Personaler weiß, dass Sie aufgeregt sind. Ihre Nervosität ist ein Zeichen dafür, dass Ihnen etwas an der Stelle liegt und beweist Ihre Ernsthaftigkeit. Deswegen sollten Sie nicht versuchen, Ihre Aufregung zu verheimlichen oder zu überspielen. Klappt sowieso nicht. Sind Sie beim Sprechen ins Stocken geraten, haben den Faden verloren oder bemerken, dass Ihre Nervosität spürbar ist? Dann sprechen Sie offen an, dass Sie nervös sind. Das wirkt menschlich und macht sympathisch. Dabei kann Ihnen regelrecht ein Stein vom Herzen fallen. Schon das Aussprechen entschärft die Situation spürbar.
13. Durchatmen
Nervosität beeinträchtigt Ihre Atmung. Viele Menschen neigen dann zur flachen Brustatmung. Neben dem schon angesprochenen trockenen Mund wird dadurch auch die Stimme piepsig. Bewusstes Atmen in den Bauch hilft, die Anspannung abzubauen. Nehmen Sie sich dafür kurz vor dem Bewerbungsgespräch ein paar Minuten Zeit und absolvieren Sie diese Atemübungen (auch „4-6-8-Methode“ oder „Stern-Methode“ genannt): Setzen oder stellen Sie sich aufrecht hin, die Schultern gerade, legen Sie Ihre Hand auf den Bauch und versuchen Sie nur durch die Nase dorthin zu atmen – möglichst, ohne dass sich der Brustkorb hebt.
Das Ganze wiederholen Sie mindestens fünf Mal. Mit der Zeit werden Sie die Hand am Bauch nicht mehr brauchen. Dafür können Sie mit dieser Übung Stress genauso wegatmen wie Frust, Wut oder eben die Nervosität im Vorstellungsgespräch.
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