Darum sollten Sie nicht immer vom Schlimmsten ausgehen

Wie reagieren Sie, wenn Veränderungen anstehen oder es an die Umsetzung von Plänen und Zielen geht? Was leider viel zu viele tun: Vom Schlimmsten ausgehen und endlose Worst-Case-Szenarien erstellen. Vor dem inneren Auge geht bereits alles den Bach runter, bevor überhaupt etwas passiert ist. Die negative Einstellung ist ein Schutzmechanismus – der aber mehr Schaden anrichtet, als Nutzen bringt. Wir erklären, warum Sie immer vom Schlimmsten ausgehen und was Sie dagegen tun können…

Pessimismus Vom Schlimmsten Ausgehen Was Tun

Vom Schlimmsten ausgehen: Warum machen wir das?

Vom Schlimmsten ausgehen bedeutet, dass Sie in einer Situation mit dem schlechtesten möglichen Ergebnis rechnen. Es könnte auch alles gut gehen oder vielleicht ist alles nur halb so schlimm? Diese Gedanken kommen erst gar nicht in den Sinn. Stattdessen sehen Sie nur das Worst-Case-Szenario.

Aber warum? Psychologisch betrachtet ist es ein Schutzmechanismus. Indem Sie vom Schlimmsten ausgehen, sind Sie mental bereits darauf vorbereitet. Sie erwarten bereits einen Schock und senken bewusst die eigene Erwartungshaltung. Kommt es dann wirklich so, können Sie leichter damit umgehen – schließlich tritt nur die bereits vorhandene Befürchtung ein. Motto: „Ich habe es doch gewusst…“

Wer vom Schlimmsten ausgeht, liegt meist falsch

Das erste Problem bei dieser pessimistischen Denkweise: Der vorweggenommene Worst Case tritt fast niemals ein. Ihre Fantasie ist viel negativer als die Realität. Ihre Vorahnungen treten nicht ein und trotzdem müssen Sie sich mit den negativen Gedanken herumplagen.

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Beispiele: Wann gehen Sie vom Schlimmsten aus?

Ob im Job oder Privatleben: Überall können Sie vom Schlimmsten ausgehen. Die folgenden Beispiele zeigen, wie häufig die negativen Gedanken auftreten – und wie oft auch Sie wahrscheinlich ein schlechtes Ergebnis erwarten:

  • Der Chef will über das letzte Projekt sprechen – es gibt harte Kritik und Ärger für die Leistung.
  • Ein Freund sagt kurzfristig ein geplantes Treffen ab – er ist sauer auf Sie oder trifft sich lieber mit anderen Bekannten.
  • Ihr Partner sagt, dass er abends etwas Wichtiges besprechen möchte – bestimmt will er eine Trennung.
  • Sie haben sich etwas vorgenommen – das wird bestimmt scheitern.
  • Sie wollen eine Gehaltserhöhung verhandeln – der Chef wird bestimmt ablehnen und Totschlagargumente liefern.
  • Sie legen eine Prüfung ab – die Note wird nicht so gut, wie Sie es sich wünschen.
  • Es stehen berufliche oder private Veränderungen an – nichts wird so, wie Sie es sich erhoffen.

All diese Beispiele zeigen: Es ist noch nichts passiert, doch der Kopf macht bereits ein ernsthaftes Problem daraus. Betroffene bekommen schweißnasse Hände, das Herz schlägt schneller und es drohen regelrechte Panikattacken – allein beim Gedanken an das, was theoretisch passieren könnte. Dabei könnte es genauso gut viel besser laufen, als Sie glauben.

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Nachteile, wenn Sie vom Schlimmsten ausgehen

„Wenn ich vom Schlimmsten ausgehe, kann ich nur positiv überrascht werden…“ – So reden sich viele die eigene Denkweise schön. Was sie dabei ignorieren: Die ständige Schwarzmalerei hat zahlreiche Nachteile und verursacht mehr Probleme, als sie löst. Diese Nachteile hat es:

  • Geringes Selbstbewusstsein
    Sie reden sich selbst klein und schmälern damit Ihr Selbstbewusstsein. Statt sich daraus zu konzentrieren, wie gut Sie sind und wie Sie jedes Problem lösen, sehen Sie nur Ihre Schwächen.
  • Steigende Selbstzweifel
    Eng damit verbunden sind steigende Selbstzweifel, die bereits nach kurzer Zeit auftreten. Je häufiger Sie vom Schlimmsten ausgehen, desto mehr überzeugen Sie sich selbst, dass Sie es gar nicht besser verdient haben. Ihr Selbstwertgefühl sinkt auf ein Minimum.
  • Keine Vorfreude
    Ein bekanntes Sprichwort: Vorfreude ist die schönste Freude. Das Gefühl können Sie jedoch nie genießen. Sie drehen alle Anlässe ins Negative und finden einen weiteren Grund, um sich Sorgen zu machen. Statt Vorfreude empfinden Sie nur Angst und Skepsis.
  • Große Unzufriedenheit
    Wie sollen Sie glücklich und zufrieden sein, wenn Ihre Gedanken nur um Worst-Case-Szenarien kreisen? Die negative Denkweise führt zu allgemeiner Unzufriedenheit. Sie verlernen regelrecht, das Gute und die Chancen zu sehen.
  • Viel Stress
    Es ist ungemein anstrengend, jeden Tag vom Schlimmsten auszugehen – für Betroffene ist es eine körperliche und psychische Belastung. Sie setzen sich dauerhaft unter Druck und empfinden Stress bei allem, was Sie tun. Um den erwarteten Super-GAU zu verhindern, machen Sie immer mehr und arbeiten härter. Ein Teufelskreis, wenn Sie die negative Einstellung nicht ablegen können.
  • Selbsterfüllende Prophezeiung
    Besonders gefährlich: Es wird eine selbsterfüllende Prophezeiung, wenn Sie vom Schlimmsten ausgehen. Unbewusst sorgen Sie selbst dafür, dass Ihre Befürchtungen eintreten. Sie glauben, dass der Chef Ihren Vorschlag abschmettert? Dann wird es auch so kommen – weil Sie durch Ihre Einstellung weniger selbstbewusst und überzeugend auftreten.

Negative Denkweise verstärkt sich selbst

Es ist schwierig, den zweifelhaften Schutzmechanismus wieder loszuwerden. Dieser ist tief verankert und verstärkt sich mit jeder negativen Erfahrung selbst. Egal, wie oft Ihre Befürchtungen nicht eingetreten sind – liegen Sie nur ein einziges Mal richtig, fühlen Sie sich bestätigt. In Zukunft sind Sie umso stärker überzeugt, dass alles schiefgehen wird.

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Vom Schlimmsten ausgehen: So stoppen Sie es

Gehen Sie immer vom Schlimmsten aus? Dann sollten Sie etwas daran ändern. Das ist nicht leicht, aber notwendig – und mit einigen Tipps möglich. Das können Sie tun, um in Zukunft realistischer und optimistischer zu denken:

Hinterfragen Sie Ihre Gedanken

Ein effektives Mittel ist kritische Selbstreflexion. Hinterfragen Sie Ihre Gedanken ehrlich: Gibt es einen konkreten Grund für Ihre negativen Annahmen oder fantasieren Sie sich nur den schlimmsten Ausgang einer Situation zusammen? Statt unbewusst vom Schlimmsten auszugehen, starten Sie so einen bewussten Denkprozess.

Fragen Sie nach einer zweiten Meinung

Oft reicht es bereits aus, wenn Sie mit jemandem sprechen. Schildern Sie Ihre Lage und hören Sie sich an, was der andere dazu sagt. Die Perspektive von außen hilft Ihnen dabei, die Sache objektiver, nüchterner und vor allem realistischer zu betrachten. Schon ein simples „Nein, also ich glaube eher, dass…“ von einem Freund oder Kollegen rückt die eigenen Gedanken in ein besseres Licht.

Schaffen Sie Klarheit

Es fällt Ihnen weiterhin schwer, positive Verläufe zu sehen und die Gedanken schweifen immer wieder zum schlimmsten Ergebnis? Dann beenden Sie das Gedankenkarussell und schaffen Sie Klarheit. Fragen Sie beim Chef nach, worüber er mit Ihnen sprechen will oder sammeln Sie alle Informationen, die Sie zu einer anstehenden Situation finden können. So müssen Sie sich nichts mehr vorstellen, sondern wissen, was auf Sie zukommt.


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