Was bedeutet es, Abstand zu nehmen?
Abstand nehmen ist eine Redewendung und bedeutet, dass Sie eine größere Distanz zwischen Ihren Emotionen und den Erlebnissen des Alltags erzeugen sollen. Dabei muss es sich nicht um eine wirkliche, räumliche Distanz handeln, auch wenn das eine Möglichkeit sein, um im Wortsinn Abstand zu nehmen.
Meist geht es jedoch darum, dass Sie sich weniger von unangenehmen Situation oder Erfahrungen beeinflussen lassen. Gerade im stressigen Joballtag werden zahlreiche Arbeitnehmer durch den großen Druck und die Erwartungen vor Herausforderungen gestellt. Weil der Abstand fehlt, wirkt sich all das auf das Wohlbefinden aus. Schon Kleinigkeiten im Job werden so zu ausgewachsenen Problemen und zur Ursache für Frust sowie Unzufriedenheit.
Viele haben es schon einmal selbst erlebt: Eine Meinungsverschiedenheit mit dem Kollegen, Zweifel an der Entscheidung des Chefs oder ein Kunde, der mit der Arbeit nicht vollends zufrieden war. Wer keinen Abstand nehmen kann, lässt solche Situationen sehr nah an sich heran und leidet ungemein. Nicht nur im Job, sondern auch lange nach Feierabend gibt es kein anderes Thema und die Gedanken kreisen ausschließlich um das, was im Job vorgefallen ist.
Abstand nehmen ist deshalb eine Form der Bewältigungsstrategie, ein Schutzmechanismus, der Ihnen dabei helfen kann, nicht nur besser mit schwierigen Situationen umzugehen, sondern langfristig weniger darunter zu leiden.
Tipps: So können Sie mehr Abstand nehmen
Leider fehlt vielen Menschen diese Art von Selbstschutz und sie können keinen Abstand nehmen oder tun sich zumindest sehr schwer damit, eine größere emotionale Distanz herzustellen. Statt auf Abstand zu gehen, sind Betroffene regelrecht in der Situation gefangen und können Sie mit nichts anderem beschäftigen. Die gute Nachricht dabei ist: Sie können lernen, wie Sie mehr Abstand nehmen.
Im ersten Moment klingt es furchbar abstrakt und kompliziert. Wie soll man zu etwas Abstand nehmen, wenn man gerade mitten drin steckt, mit den Problemen, Schwierigkeiten und Entscheidungen zu kämpfen hat, vor die man gestellt wird?
Allerdings gilt: Es ist gar nicht so schwierig, wie anfangs vielleicht befürchtet. Tatsächlich gibt es eine einfache Methode, mit der Sie Abstand nehmen und Distanz zur aktuellen Lage aufbauen können. Stellen Sie sich vor, als Außenstehender auf die Situation zu schauen. Wechseln Sie die Rolle und betrachten Sie die eigene Situation von außen. Wie würden Sie dann darüber denken? Was würden Sie als neutraler Beobachter raten?
Das klingt komisch und erfordert die ersten Male ein wenig Übung, doch wenn Sie sich einmal an den Gedanken gewöhnt haben, wird es Ihnen immer leichter fallen.
Genauso funktioniert es, wenn Sie sich vorstellen, aus der Zukunft auf die aktuellen Entwicklungen zurückzublicken. Durch diese Gedanken entsteht ganz automatisch eine größere Distanz. Darüberhinaus gibt es weitere Tipps, mit denen Sie mehr Abstand nehmen können:
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Nehmen Sie nicht alles persönlich
Wer die Dinge zu nah an sich heran lässt, nimmt oftmals alles persönlich. Überall werden Angriffe auf die eigene Person gesehen, jede Entscheidung wird getroffen, um einem zu schaden und alles scheint gegen einen selbst gerichtet zu sein. Es mag manchmal so scheinen, doch ist es zu 99,9 Prozent nicht der Fall. Verdeutlichen Sie sich immer wieder, dass nicht jeder Ihnen schaden will und dass Sie nicht alles persönlich nehmen sollten. Mit dieser Einstellung wird es leichter fallen, den nötigen Abstand zu nehmen.
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Machen Sie sich den Worst Case bewusst
Fehlt der Abstand, scheint alles unglaublich schlimm. Sie gehen vom Schlimmsten aus und befürchten selbst bei kleinsten Schwierigkeiten bereits ernsthafte Konsequenzen. Helfen kann, wenn Sie sich den tatsächlichen Worst Case vor Augen führen. Ist es wirklich so schlimm, wie Sie es sich vorstellen? Wohl kaum. Meist übertreiben wir in unseren Horrorszenarien. Wenn Sie sich bewusst machen, dass alles nur halb so schlimm ist, können Sie leichter Abstand nehmen.
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Seien Sie nicht so perfektionistisch
Ein Grund, warum der Abstand fehlt, sind zu hohe Ansprüche und Erwartungen an sich selbst. Übertriebener Perfektionismus ist jedoch nur schädlich. Lernen Sie, dass Fehler passieren können und dass es nicht immer zu 100 Prozent perfekt laufen kann. Wer mit sich selbst ein bisschen weniger kritisch ist, kann auch leichter Abstand nehmen und die Situation mit größerer Distanz betrachten.
6 positive Effekte des Loslassens
Abstand nehmen ist nicht leicht, doch eine Fähigkeit, von der Sie ein Leben lang profitieren können. Einmal gelernt, können Sie in verschiedenen Situationen darauf zurückgreifen: Der Chef kritisiert eine Ihre Aufgaben, Sie kommen mit einem Projekt nicht weiter oder müssen eine wichtige Entscheidung treffen.
Indem Sie Abstand nehmen, können Sie weniger Stress empfinden, sind dem Druck besser gewachsen und können selbst mit schwierigen oder unangenehmen Situationen besser umgehen, ohne allzu sehr darunter zu leiden. Es geht jedoch noch weiter- Von diesen sechs positiven Effekte können Sie profitieren, wenn Sie Abstand zu einer Situation gewinnen:
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Sie werden freundlicher
Wenn es Ihnen gelingt, Abstand zu nehmen, wird sich auch Ihr Umfeld darüber freuen. Oftmals fühlt man sich von Kleinigkeiten angegriffen, reagiert schnell gereizt oder greift zu Worten, die man im Nachhinein bereut und eigentlich gar nicht so meint. Haben Sie von Anfang an die Situation aus der nötigen Distanz betrachtet, können Sie entspannter und vor allem auch freundlicher reagieren, weil Ihnen bewusst wird, dass es gar nicht so schlimm ist, wie Sie vielleicht geglaubt haben.
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Ihre Kreativität wird größer
Fälschlicherweise wird immer wird versucht, Ideen zu generieren, indem man krampfhaft darüber nachdenkt und sich vollends darauf konzentriert. Tatsächlich ist es jedoch Abstand, der die Kreativität anregt. Wer sich mit etwas anderem beschäftigt, findet meist unbewusst die besten Lösungen. Gleiches gilt, wenn Sie sich bewusst mental aus der Situation entfernen und so den Druck reduzieren, sofort einen Geistesblitz haben zu müssen.
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Aufgaben scheinen leichter zu fallen
Manchmal verrennt man sich in Problemen und scheint bei seinen Aufgaben kaum noch voran zu kommen. Hier hilft es, einen Schritt zurück zu machen, den nötigen Abstand herzustellen und sich neu zu konzentrieren. Vielleicht sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht und es braucht den Abstand, um festzustellen, dass es eigentlich ganz leicht ist.
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Emotionen lassen sich verstehen und kontrollieren
Gerade Wut und Frust sind sehr starke Emotionen, die plötzlich auftauchen können und erst einmal alles andere verdrängen. Abstand zu nehmen hilft Ihnen dabei, diese Emotionen zu verstehen – und in der Folge auch zu kontrollieren. Was löst die Emotionen aus? Wie reagieren Sie darauf? Und was können Sie tun, um in Zukunft besser darauf vorbereitet zu sein oder negative Emotionen von vornherein zu kontrollieren?
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Sie können andere besser überzeugen
Nicht nur auf Sie selbst, sondern auch auf andere kann es Auswirkungen haben, wenn Sie Abstand zu einer Situation nehmen. Studien zeigen, dass es leichter ist, andere zu überzeugen, wenn dabei der Abstand bewahrt wird. Wollen Sie eine Idee verkaufen, gehen Sie nicht nur darauf ein, was es jetzt sofort bedeutet, sondern verdeutlichen Sie, was in den nächsten Jahren passiert. Auf diese Weise können Sie auch Kritiker und Skeptiker überzeugen.
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Entscheidungen werden langfristiger getroffen
Die schnelle und intuitive Entscheidung kann die richtige sein, doch in einigen Fällen ist es notwendig, zunächst mit ein wenig Abstand auf die Möglichkeiten zu schauen, um tatsächlich die beste Alternative auszusuchen. Wenn Sie sich selbst die Zeit und die Möglichkeit geben, eine Entscheidung aus dieser Perspektive zu betrachten, können Sie langfristigere und auch bessere Entscheidungen treffen, die dazu führen, dass Sie Ihre Ziele erreichen.
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