Eine Nacht darüber schlafen: Bringt das was?

Eine Nacht darüber schlafen – was bringt das? Sieht die Welt am nächsten Morgen wirklich anders aus? Studien zeigen: Was nach Floskel und Kalenderspruch klingt, funktioniert wirklich…

Nacht Drueber Schlafen Hilft Psychologie Grafik

„Eine Nacht darüber schlafen“ – Bedeutung der Redewendung

Das Sprichwort „eine Nacht darüber schlafen“ ist ein oft genutzter Ratschlag für Personen, die gedanklich feststecken oder einfach keine Entscheidung treffen können bzw. diese nicht leichtfertig treffen sollen.

Gemeint ist mit der Redewendung eine kurze Aus- oder nächtliche Bedenkzeit, um mehr Klarheit zu gewinnen. Doch was ist dran an dem Ausdruck: Hat nächtlicher Schlaf tatsächlich so eine erhellende Wirkung?

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Eine Nacht drüber schlafen: Das passiert dabei

Selbst wenn wir schlafen, bleibt das Gehirn aktiv – vor allem im sogenannten REM-Schlaf. Inzwischen bestätigen gleich mehrere Studien die positive Wirkung bzw. Nebenwirkung von gesundem Schlaf:

  • Schlafen macht schlau

    Beim Schlafen verarbeitet das Gehirn Erlebnisse, Eindrücke und Emotionen des Tages und trennt Wichtiges von Unwichtigem. Wir lernen dabei nicht nur, sondern verbessern damit generell unser kognitiven Fähigkeiten sowie das Erinnerungsvermögen. Während wir schlafen verfestigen sich zum Beispiel Fertigkeiten wie Klavierspielen (sog. prozedurales Wissen). Am Tag darauf klappt das dann oft schneller und besser (siehe auch: Halbschlaf)

  • Erholsamer Schlaf fördert Ideen

    Die besten Ideen bekommen wir, wenn wir an nichts denken – oder im Schlaf: „Default Mode Network“ heißt dieser Zustand. Bei dieser Art Leerlauf im Gehirn, wird Gelerntes besonders gut verarbeitet und neu verknüpft. Oft besser als durch bewusstes Nachdenken. Effekt: Wir finden die perfekte Lösung.

  • Ausgeschlafene wählen schneller

    Laut Psychologin Kathleen Vohs machen Entscheidungen müde. Die ständige Wahl wird tatsächlich irgendwann zur Qual. Im Schlaf erholten sich Körper, Geist und Psyche, und wir haben am nächsten Morgen den Durchblick und können voller mentaler Stärke die optimale Wahl treffen.

Fazit: Eine Nacht darüber schlafen hilft tatsächlich vor einer schweren Entscheidung. Derselbe positive Effekt lässt sich übrigens genauso durch Powernapping am Nachmittag oder durch gelegentliche Tagträume erreichen!

Gehirnforschung: Darum sollten Sie nie wütend ins Bett gehen!

Gehen Sie nie wütend ins Bett! Studien am University College London belegen: Wer sich mit negativen Emotionen schlafen legt, verinnerlicht diese noch stärker im Gehirn. Im Schlaf lernt und verarbeitet das Gehirn Erlebnisse, Eindrücke und Emotionen des Tages. Wut und negative Gefühle blieben dabei besonders stark haften – und können uns dann später noch belasten. Besser sei es – laut Forschern – die Erinnerung zu modifizieren oder den Konflikt schon vorher zu lösen.

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5 verbreitete Irrtümer über den Schlaf

Eine Nacht darüber schlafen funktioniert – anderes nicht. Zum Thema „besser schlafen“ kursieren leider auch zahlreiche Irrtümer und Mythen im Netz. Abschließend wollen wir mit einigen davon aufräumen:

  • Wer Schäfchen zählt, schläft schneller ein

    Schäfchenzählen gilt als Klassiker unter den Einschlafhilfen – ist aber Quatsch. Studien der Universität Oxford zeigen, dass Zählen beim Einschlafen nicht hilft. Was wirklich funktioniert, ist, wenn Sie an etwas Schönes und Entspannendes denken.

  • Man kann Schlaf tanken

    Auch das ein Mythos: Vorschlafen geht nicht. Egal, wie lange Sie am Wochenende ausschlafen: Wer unter der Woche regelmäßig zu wenig schläft, bleibt müde und erschöpft. Schlaf nachholen funktioniert aus demselben Grund nicht (siehe auch: Ratgeber Schlafstörungen, PDF).

  • Wer länger schläft, fühlt sich erholter

    Ob wir uns beim Aufwachen erholt fühlen, liegt nicht an der Schlafdauer, sondern aus welcher Schlafphase heraus wir geweckt werden. Wer aus dem Tief- oder Traumschlaf geweckt wird, fühlt sich benommen und gerädert (siehe auch: Gesunde Schlafpositionen + Bedeutung, PDF).

  • Ein Glas Rotwein hilft beim Einschlafen

    Bloß nicht. Es stimmt zwar, das Alkohol müde macht und viele damit besser einschlafen. Dafür nimmt die Schlaftiefe und -qaulität ab. Viele schlafen dadurch unruhiger und wachen unter Alkoholeinfluss häufiger auf.

  • Je älter, desto weniger Schlaf benötigt man

    Oft wird vermutet, dass ältere Menschen weniger Schlaf brauchen. Manche sprechen von der „senilen Bettflucht“. Auch das ein Irrtum: Im Alter ändert sich lediglich die Verteilung: Viele ältere Menschen stehen früher auf, der Schlaf wird aber durch ein Nickerchen oder längeren Mittagsschlaf ausgeglichen.

    Optimale Schlafdauer Schlafmenge Uebersicht


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