Mutiger werden: Warum fällt es so schwer?
Mut ist die Fähigkeit, die eigenen Ängste zu überwinden und sich trotzdem etwas zu trauen. Eine beeindruckende, aber auch seltene Eigenschaft. Die meisten Menschen machen es sich lieber in der eigenen Komfortzone gemütlich. Sobald es unangenehm wird, suchen sie nach einem anderen Weg, statt mutiger zu werden. Aber warum fehlt so oft der Mut? Hier die häufigsten Ursachen:
- Starker Pessimismus
Mut und Pessimismus schließen sich aus. Wenn Sie immer vom schlechtesten ausgehen, können Sie nicht mutiger werden – schließlich reden Sie sich bereits ein, dass es nicht funktionieren wird. Solche Schwarzmalerei raubt schon vor dem ersten Versuch jegliche Courage. - Große Selbstzweifel
Mutig ist nur, wer an sich und die eigenen Fähigkeiten glaubt. Sie müssen überzeugt sein, dass Sie es schaffen – auch wenn die Angst groß ist. Dazu brauchen Sie Selbstbewusstsein. Leider schleichen sich stattdessen oft Selbstzweifel ins Bewusstsein und der Mut geht verloren. - Keine Resilienz
Nicht immer wird Mut belohnt. Schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit können in Zukunft das eigene Verhalten beeinflussen. Sie haben etwas gewagt, sind auf die Nase gefallen und gehen nun keinerlei Risiko mehr ein. Es fehlt die nötige Resilienz, um aus solch negativen Erlebnissen zu lernen, statt sich davon einschränken zu lassen. - Unbekannte Konsequenzen
Hier sitzt der Kern der Angst. Wir können nicht abschätzen und beurteilen, welche Konsequenzen mit einer Handlung oder Entscheidung verbunden sind. Es ist ein Risiko, weil wir das Ergebnis nicht zu 100 Prozent vorhersagen können. Diese Unsicherheit lähmt und viele schaffen es nicht, sich selbst zu überwinden.
Kein Mut? So schädlich ist das Zögern
Wer mutig ist, riskiert etwas. Die meisten setzen deshalb lieber auf Sicherheit und zögern, statt entschlossen zu handeln. Sie finden Ausreden und Rechtfertigungen, um den nötigen Schritt nicht (sofort) machen zu müssen. Einige der vorgeschobenen Gründe klingen anfangs sogar klug und plausibel.
Doch gerade das hat seinen Preis. Wenn Sie etwas wagen, wächst der Mut. Wenn Sie zaudern, wächst die Angst. Jedes Abwarten und Hinauszögern macht es noch schwieriger. So können sogar ausgeprägte Phobien entstehen. Das kalte Wasser wird eben nicht wärmer, wenn man später springt – oft wird es dann sogar richtig eisig.
Beispiele: Darum sollten Sie mutiger werden
Es gibt zahlreiche Situationen, in denen Sie zum eigenen Vorteil mutiger sein sollten. Hier einige Beispiele:
- Beförderung
Sie streben eine Beförderung an, wollen mehr Verantwortung, ein höheres Gehalt und beruflich aufsteigen. Sie trauen sich aber nicht, den Chef darauf anzusprechen. Also warten Sie ab – bis der Chef irgendwann einen Kollegen befördert und in nächster Zeit keine weitere Stelle besetzt wird. - Liebe
Klassisches Beispiel in der Liebe: Sie trauen sich nicht, eine andere Person anzusprechen oder die eigenen Gefühle zu zeigen. Damit entgeht Ihnen möglicherweise die Chance auf ein gemeinsames Leben mit dem Traumpartner. - Selbstständigkeit
Ein eigenes Unternehmen – das ist Ihr Traum! Sie wollen sich selbstständig machen, haben eine gute Geschäftsidee, machen es aber nicht, weil das Risiko zu groß ist. Sie bleiben in einem Job, der unglücklich macht, weil Ihnen der Mut fehlt, Ihre beruflichen Ziele zu verfolgen. - Gesundheit
Viele Menschen gehen nicht zum Arzt, auch wenn es längst angebracht wäre. Zu groß ist die Angst vor der Diagnose. Das Abwarten kann hier gefährliche Folgen haben. Vielleicht werden Krankheiten zu spät erkannt oder die Schmerzen sind nun viel größer.
Sie können bereits mutiger werden, wenn Sie die Konsequenzen des Nicht-Handelns erkennen. Der Mensch neigt dazu, die Risiken von Handlungen zu überschätzen und die Kosten des Abwartens zu ignorieren. Machen Sie sich bewusst, wie sehr Ihnen das Zögern schadet – dann fällt es viel leichter, über den eigenen Schatten zu springen.
11 Tipps und Schritte, mit denen Sie mutiger werden
Sie wollen mutiger werden? Dann haben Sie bereits den ersten Schritt getan. Es braucht den Willen, sich der eigenen Angst zu stellen und die Entschlossenheit, trotz Risiko zu handeln. Mut kommt dabei nicht über Nacht, doch wenn Sie daran arbeiten, können Sie mutiger werden. Diese elf Tipps und Schritte helfen:
1. Überwinden Sie bisherige Hemmschwellen
Hemmschwellen sind Blockaden, die aus Erfahrungen, Gewohnheiten und hohen Erwartungen entstehen. All diese sollten Sie hinter sich lassen. Es spielt keine Rolle, dass Sie schon einmal mutig, aber nicht erfolgreich waren. Diese Denkweisen bremsen Sie nur aus und beeinflussen Ihr Verhalten. Konzentrieren Sie sich ausschließlich auf das aktuelle Ziel – nicht auf vergangene Ereignisse oder die Angst, die damit verbunden ist.
2. Hinterfragen Sie Ihr Misstrauen
Misstrauen – gegenüber anderen, aber auch den eigenen Fähigkeiten – ist oft ein Schutzschild. Doch Sie müssen lernen, sich mehr zu vertrauen. Betrachten Sie Ihre Stärken, schauen Sie sich Erfolge an und machen Sie sich bewusst, was Sie alles erreichen können. Sie können es sich erlauben, mutiger zu werden, weil Sie damit umgehen können.
3. Werden Sie unabhängiger
Angst vor Ablehnung macht es besonders schwer, mutiger zu sein. Jeder will dazugehören und akzeptiert werden. Doch damit machen Sie sich von der Meinung anderer abhängig. Das blockiert Sie, weil jede Entscheidung und jedes Handeln zuerst durch einen sozialen Filter geleitet wird: Wie werden die anderen dann von mir denken? Sie können es ohnehin nicht allen recht machen. Werden Sie unabhängig vom Umfeld und trauen Sie sich.
4. Legen Sie Ihren Perfektionismus ab
Perfektionismus ist verbunden mit dem Wunsch nach Anerkennung und dem Schutz vor Kritik oder Abwertung. Bloß nichts falsch machen… Doch Fehler gehören dazu und wenn Sie mutiger werden wollen, müssen Sie bereit sein, diese zu machen. Nur dann wagen Sie mehr und können aus den Erkenntnissen lernen.
5. Malen Sie sich das Worst-Case-Szenario aus
Es klingt widersprüchlich, ist aber ein guter Weg, wenn Sie mutiger werden wollen. Fragen Sie sich ganz ehrlich: Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Stellen Sie sich das Worst-Case-Szenario vor und spielen Sie gedanklich durch, welche Konsequenzen es haben könnte. Sie werden merken: Wenn Sie realistisch bleiben, sind selbst die schlimmsten Konsequenzen meist gar nicht dramatisch. Die Überwindung fällt dann leichter.
6. Setzen Sie sich eine Deadline
Schluss mit dem Aufschieben und rein ins kalte Wasser. Nutzen Sie dafür die 72-Stunden-Regel: Alles, was Sie sich vornehmen, müssen Sie auch in den nächsten 72 Stunden beginnen, sonst sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie diesen Schritt machen, auf ein Prozent. Machen Sie Nägeln mit Köpfen und legen Sie am besten noch heute los.
7. Fangen Sie klein an
Psychologen vergleichen den Mut gerne mit einem Muskel: Je mehr man diesen trainiert, desto stärker wird er. Beginnen Sie nicht gleich mit dem größten Gewicht, sondern starten Sie kleiner. Wenn Sie Höhenangst haben, sollten Sie nicht gleich Fallschirmspringen. Jedes Mal, wenn Sie ein wenig Mut beweisen, werden Sie sicherer und die Angst nimmt nach und nach ab.
8. Holen Sie sich Unterstützung
Reden hilft. Sind Sie sich der Risiken und Folgen bewusst, haben aber immer noch keinen Mut, dann sprechen Sie mit jemandem darüber. Erklären Sie Ihre Beweggründe, sprechen Sie Ihre Pro- und Contra-Argumente laut aus. Auch wenn die Gefahr besteht, dass der Gesprächspartner nicht derselben Meinung ist – das Aussprechen Ihrer Motivation macht diese lebendig. Und Sie selbst mutiger.
9. Stoppen Sie jede Ausrede
Es ist leicht, eine mögliche Ausrede zu finden. Fehlt der Mut, gehen wir unbewusst ganz automatisch dazu über. Ertappen Sie sich bei einem Gedanken wie „Das kann ich aber nicht machen, weil…“, dann stoppen Sie die Ausflüchte sofort. Unterbrechen Sie den Gedankengang und sagen Sie laut: „Stopp, ich lasse keine Ausrede zu.“ Das fühlt sich anfangs komisch an, hilft aber ungemein, um sich nicht selbst zu belügen und einen einfachen Ausweg zu suchen.
10. Passen Sie Ihre Sprache an
Unsere Gedanken bestimmen unser Handeln – und die eigene Sprache hat dabei einen großen Einfluss. Sprechen Sie beispielsweise gerne von „Megaproblemen“, „katastrophalen Zahlen“, „furchtbaren Desastern“? Solche Katastrophen-Sprecher sind auch Katastrophen-Denker. Mark Aurel, römischer Kaiser und Philosoph, hat das Prinzip seinerzeit treffend formuliert: „Das Glück des Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab. Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken“.
11. Legen Sie den allerersten Schritt fest
Der erste Schritt ist immer am schwersten. Ist dieser aber erst einmal gemacht, werden Sie immer mutiger. Deshalb müssen Sie den allerersten Schritt ganz genau kennen. Was genau müssen Sie tun, um sich zu überwinden? Das kann ein Anruf sein, ein Termin oder auch der Kontakt zu einem anderen Menschen.
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