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Labour Illusion: Erklärung, Beispiele & Trugschlüsse

Wer viel und lange arbeitet, hat was geleistet, war fleißig, motiviert und erfolgreich. So die verbreitete Annahme. Wir messen den Wert der Arbeit an der eingesetzten Zeit – und vergessen dabei den Blick auf das Ergebnis. Labour Illusion nennen Psychologen dieses Phänomen, die Illusion der Arbeit. Doch eine lange Arbeitszeit sagt nichts über Produktivität, Engagement und Leistung aus. Wir erklären, was Labour Illusion ist und welche gefährlichen Trugschlüsse damit verbunden sind…



Labour Illusion: Erklärung, Beispiele & Trugschlüsse

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Was ist Labour Illusion?

Die Labour Illusion ist ein psychologisches Phänomen, bei dem Menschen eine längere Arbeitszeit mit besserer Leistung und größerem Wert der Arbeit gleichsetzen. Motto: Wer 10 Stunden arbeitet, leistet mehr, als jemand der nur nur 6 Stunden beschäftigt war. Erst das Abmühen, die Anstrengung und die Dauer geben der Leistung einen hohen Preis.

Der Effekt wird sogar genutzt, um Menschen zu manipulieren: Manche Webseiten zeigen zum Beispiel „Ladebalken“ an, um einen langen und komplexen Suchprozess zu simulieren. Dabei könnten die Ergebnisse binnen Millisekunden angezeigt werden. Durch die Dauer wird aber der Eindruck eines wertvollen und hochwertigen Services erzeugt (siehe auch: Zeigarnik-Effekt).

Labour Illusion im Job

Leider ist Labour Illusion gerade bei Führungskräften weit verbreitet. Vorgesetzte sprechen gerne von Produktivität und Effizienz im Team – und messen diese am Ende doch nur an der Arbeitszeit und Anwesenheit der Mitarbeiter. Wer von 7 bis 20 Uhr im Büro hockt, muss ein Leistungsträger sein! Feierabend machen nur Faulpelze…

Achtung Denkfehler! Langes Arbeiten ist nicht zwangsläufig besser. Vielleicht arbeitet dieser Kollege nur langsamer oder verschwendet Stunden in ineffizienten Meetings oder durch Ablenkungen im Job. Ein anderer Mitarbeiter schafft möglicherweise in der Hälfte der Zeit das gleiche Ergebnis, weil er schneller und effizienter arbeitet.

Die Labour Illusion belohnt letztlich die falschen Arbeitnehmer mit Anerkennung, Gehaltserhöhung oder Beförderung.

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Beispiele für Labour Illusion

Die Labour Illusion findet sich nicht nur im Job oder im Internet beim Fortschrittsbalken. Sie kommt ebenso in der Verkaufspsychologie zum Einsatz. Weitere Beispiele für die Illusion der Arbeit:

  • Beispiel Kunstwerke
    Ein Künstler malt ein Bild an einem Tag – ein anderer braucht ganze drei Monate. Sofort gehen viele davon aus, dass das zweite Bild künstlerischer, kreativer und wertvoller ist. Ohne einen Blick auf die Bilder treffen wir ein Urteil über deren Wert.
  • Beispiel Reparaturen
    Im Haus geht etwas kaputt, es kommt ein Handwerker zur Reparatur. Nach 20 Minuten funktioniert alles wieder ohne Probleme. Die Rechnung von 89 Euro wirkt wie eine Frechheit für so wenig Arbeit. Hätte der Handwerker 4 Stunden für die Lösung gebraucht, wären wir dankbar, dass er das schwerwiegende Problem gelöst hat und sind bereit, deutlich mehr zu bezahlen.
  • Beispiel Prüfungen
    Für die Prüfung haben Schüler 2 Stunden Zeit, schon nach 30 Minuten gibt der erste ab. Die Schlussfolgerung: Offensichtlich konnte er die Aufgaben nicht lösen und hat aufgegeben. Schreibt ein Schüler hingegen die gesamte Zeit durch, hat er alles bis ins Detail gelöst. Nur wenige kommen auf die Idee, dass der schnelle Schüler alles wusste und die Ergebnisse sofort aufgeschrieben hat, während der langsame Schüler nur die Hälfte der Fragen beantworten konnte.
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Labour Illusion: Wer mehr arbeitet, schafft nicht mehr

Der Trugschluss hinter der Labour Illusion ist immer derselbe: Arbeitsstunden und Output stehen in einem linearen Zusammenhang. Je mehr man arbeitet, desto mehr schafft man auch. Umgangssprachlich zeigt sich der Gedanke bereits in der Redewendung „Ohne Fleiß kein Preis.“ Doch mehr Arbeitszeit erhöht nicht zwangsläufig die Arbeitsleistung. Ganz im Gegenteil!!

Eine OECD-Studie zeigt zum Beispiel eindrücklich: Ab 50 Stunden Arbeit pro Woche sinkt die Produktivität rapide. Wird mehr als 56 Stunden wöchentlich gearbeitet, bezeichnen die Forscher das sogar als Zeitverschwendung.

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Wenn Sie täglich 14 Stunden arbeiten, schaffen Sie eben nicht mehr, im Gegenteil: Konzentration und Aufmerksamkeit lassen merklich nach und die Fehler häufen sich.

Arbeitszeit und Anwesenheit machen nicht produktiv

Weitere Studien bestätigen: Produktivität ist keine Frage der Arbeitszeit oder Anwesenheit im Büro. Forscher der Durham Business School zeigen zum Beispiel, dass Anwesenheitspflicht die Leistungen nicht verbessert – flexible Arbeitszeiten und eigenständige Organisation hingegen schon. Wer zur Arbeit im Büro gezwungen wurde, war lediglich bereit, häufiger zu fehlen.

Eine Langzeitstudie unterstreicht die Bedeutung von Feierabend und Freizeit. Berater der Boston Consulting Group (BCG) – oft Workaholics – musste sich regelmäßig freinehmen und mindestens einmal pro Woche ab 18 Uhr einen freien, ungestörten Abend verbringen. Arbeiten war in dieser Zeit tabu. Ergebnis: alles besser – die Kommunikation im Team, die Beziehungen zu Kollegen, die Arbeitsorganisation und Jobzufriedenheit.

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Labour Illusion: Wie viel arbeiten Sie wirklich?

Im Job kann es ein Vorteil sein, wenn Sie viel und lange arbeiten – oder zumindest beschäftigt aussehen. Vorgesetzte erliegen der Labour Illusion und sehen in langer, harter Arbeit zugleich einen engagierten und motivierten Leistungsträger. Leider…

Denn mal ehrlich: Arbeiten Sie wirklich volle 8 Stunden produktiv? Bei einer repräsentativen (und anonymen) Umfrage unter den vielen tausend Karrierebibel Leserinnen und Lesern zeigte sich: Rund ein Drittel der Beschäftigten arbeiten nur die Hälfte der Zeit produktiv, knapp 40 Prozent erreichen 5 bis 6 produktive Stunden.

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Fallen Sie auch bei diesen Zahlen bitte nicht auf die Labour Illusion herein! Die Zeit, die diese Mitarbeiter angeben, sagt nichts über die Qualität der Leistungen aus. In 5 Stunden kann ein Kollege schaffen, wofür andere 8 brauchen.


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