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Akrasia Effekt: Weshalb wir verschieben, was wir uns vornehmen

Kennen Sie den Akrasia Effekt? Der Begriff ist nicht so geläufig, noch nicht einmal der Duden kennt Akrasia. Aber das Phänomen kennen viele Menschen: Wir verschieben Dinge wider besseren Wissens, die wir uns vorgenommen haben. Wichtige Dinge, wie Termine, Deadlines. Und das hat Konsequenzen. Nicht nur, dass wir mit dem, was wir eigentlich tun wollten, nicht fertig werden – unsere Zuverlässigkeit leidet darunter. Doch warum ist das so? Zuerst die gute Nachricht: Falls Sie sich häufiger dabei erwischen: Sie sind nicht allein. Das Problem ist so alt wie die Menschheit und es gibt Lösungen. Wir zeigen Ihnen, wie sich der Akrasia Effekt bemerkbar macht und wie Sie dagegen vorgehen können…


Akrasia Effekt: Weshalb wir verschieben, was wir uns vornehmen

Akrasia Bedeutung: Willensschwäche als Ausgangslage

Es ist Sonntagabend, am nächsten Tag müssen Sie wieder früh aufstehen, um pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen. Sie haben am selben Tag eine neue, spannende Serie angefangen zu gucken. Noch eine Folge, dann gehe ich ins Bett, sagen Sie sich. Bereits zum zweiten Mal.

Sie wissen genau, dass Sie eigentlich bei der Folge davor hätten aufhören sollen, wenn Sie noch genügend Schlaf bekommen wollen. Aber der Wunsch zu erfahren, was in der nächsten Folge passiert, ist größer. Hier kommt der Akrasia-Effekt zum Tragen. Akrasia stammt aus dem Griechischen und leitet sich von kratos = Stärke beziehungsweise kratein = herrschen ab.

Die Vorsilbe a- zeigt an, dass das Nachfolgende verneint wird. Es handelt sich also nicht um Stärke, sondern um das Gegenteil: Schwäche. Der Begriff Akrasia wurde bereits von dem antiken griechischen Philosophen Platon geprägt und wird bis heute in der Philosophie mit Willensschwäche übersetzt.

Der Akrasia Effekt beschreibt ein Maß an Unbeherrschtheit und Handeln wider besseren Wissens. Gleichwohl wird teilweise auf Begrifflichkeiten wie Unbeherrschtheit und Willensschwäche verzichtet, da einige die Auffassung vertreten, dass es nicht zwangsläufig eine Frage mangelnden Willens sein muss.

Auch wenn ein zu schwacher Wille tatsächlich die Ursache wäre, löst diese Herangehensweise halt noch nicht das Problem.

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Enkrateia Bedeutung: Selbstbeherrschung als Ideal

Ebenfalls bei Platon findet sich auch das Gegenstück zu Akrasia, nämlich enkrateia. Dieses Antonym steht im Deutschen für Selbstbeherrschung und repräsentiert ein oft unerreichtes Ideal. Es setzt voraus, dass wir vernünftig handeln und die spannende Fernsehserie unterbrechen, um rechtzeitig ins Bett zu kommen.

Wir lassen die Sahnetorte links liegen, denn wir wissen, dass sie nur auf den Hüften landet und wir Selbstsabotage betrieben, wenn wir sie äßen. Und natürlich lernen wir rechtzeitig für das Examen statt bis kurz davor zu warten.

Oder doch nicht: Das sind zwar die idealen Verhaltensweisen, aber sicher haben Sie sich auch schon das eine oder andere Mal dabei ertappt, wie Sie gegen die Vernunft entschieden haben. Wir sind ständig von Verlockungen umgeben, die uns von unserem Ziel ablenken.

Der Akrasia Effekt schlägt längst nicht nur im Privatleben zu, wenn wir uns vorgenommen haben, gesünder zu leben, mehr Sport zu treiben, weniger zu rauchen oder endlich eine Fremdsprache zu erlernen. Ebenso begegnen wir ihm auf der Arbeit, wenn wir nur mal eben Mails checken, statt mit der unangenehmen Aufgabe zu beginnen.

Oder wir quatschen uns in der Teeküche fest, statt an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Enkrateia ist der griechische Fachbegriff für etwas, das der Sozialpsychologe Kurt Lewin als Volition bezeichnete. Also das Umsetzen von Zielen in Resultate dadurch, indem die eigenen Gedanken, Emotionen und Handlungen willentlich gesteuert werden.

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Akrasia und Enkrateia im Widerstreit

So oder so stellt sich natürlich die Frage nach der Ursache: Warum handeln Menschen entgegen ihres ursprünglichen Vorhabens? Was passiert mit den Zielen und Plänen während des Akrasia Effekts? Wir opfern sie für den kurzfristigen Genuss.

Das menschliche Hirn ist auf Belohnung ausgerichtet, und zwar jetzt, sofort. Der wissenschaftliche Fachbegriff dafür lautet Zeitinkonsistenz. Was so kompliziert klingt, bedeutet nichts weiter, als dass wir dem schnellen, kurzfristigen Vergnügen eine stärkere Bedeutung einräumen als dem, was wir eigentlich geplant haben.

An dem Punkt, an dem wir eigentlich eine Entscheidung treffen müssten, denken wir nicht an die zukünftigen Auswirkungen, sondern leben nur für den Moment. Das Gehirn interessiert sich recht wenig für die langfristigen Erfolge. Das ändert nichts daran, dass Sie vielleicht insgesamt den Plan verfolgen, eine Fortbildung zu belegen oder sich gesünder zu ernähren.

In dem Moment, wo Menschen exakt diese Dinge angehen müssten, fallen sie häufig erneut in alte Muster. Und genau hierin liegt oftmals der Schlüssel zu Erfolg beziehungsweise Misserfolg. Es geht um den Gratifikationsaufschub.

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Gratifikationsaufschub als Erfolgsmerkmal

Auch nach einem halben Jahrhundert hat der Marshmallow-Test nichts von seiner Aktualität verloren. Damals setzte der amerikanische Psychologe Walter Mischel Kinder vor die Wahl:

Sie konnten einen Marshmallow sofort essen oder aber etwas warten und später dafür zwei Marshmallows bekommen. In einer langfristigen Studie zeigte sich, dass diejenigen Kinder, die sich beherrschen konnten, später erfolgreicher im Leben waren. Sie hatten ein größeres Selbstbewusstsein entwickelt und gelernt mit Rückschlägen umzugehen.

Sie hatten gelernt, dass der Gratifikationsaufschub in bestimmten Situationen wichtig ist, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Anders bei den ungeduldigen Kindern: Obwohl sie nicht zwangsläufig weniger intelligent waren, schnitten sie sowohl charakterlich als auch bezüglich schulischer Erfolge schlechter ab.

Die Bedeutung von Selbstkontrolle und die Auswirkungen niedriger Selbstkontrolle sind in die Kriminalitätstheorie eingeflossen. Kinder, die von ihren Eltern zu wenig beaufsichtigt wurden oder deren Eltern auf abweichendes Verhalten (ihrerseits) nicht angemessen reagierten, entwickeln schneller einen Mangel an Selbstkontrolle.

Dies wiederum begünstigt kriminelles Verhalten, da diese Menschen häufig im „Hier und Jetzt“ leben. Dies geht meist mit anderen Eigenschaften wie einem geringen Durchhaltevermögen, wenig Gewissenhaftigkeit und mangelnder Zuverlässigkeit einher.

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Den Akrasia Effekt auf die harte Tour besiegen

Selbst von dem berühmten Schriftsteller Victor Hugo ist eine Geschichte überliefert, die den Akrasia Effekt beschreibt. Für den Sommer 1830 war eigentlich die Fertigstellung seines berühmten Werks Der Glöckner von Notre Dame mit seinem Verleger vereinbart.

Statt jedoch seinen Verpflichtungen nachzukommen, beschäftigte sich Hugo mit anderen Dingen und schob die eigentliche Arbeit hinaus. Prokrastination vom Allerfeinsten. Hugos Verleger setzte ihm daraufhin eine letzte, sehr enge Deadline von weniger als einem halben Jahr für die Fertigstellung.

Was machte Hugo? Er entwickelte einen Plan und trickste sich selbst aus. Sämtliche Kleidung bis auf einen Umhang entfernte er aus seinen Räumlichkeiten und schloss sie weg. So hatte er keinerlei Möglichkeit mehr, anderen unter die Augen zu treten und gleichzeitig sich sämtlicher Ablenkungen erledigt.

Seine Strategie, im Haus zu bleiben und zu arbeiten, ging auf: Noch zwei Wochen vor der letztgültigen Deadline wurde sein Werk veröffentlicht.

Willensschwäche überwinden: Wie Sie den Akrasia Effekt besiegen

Die eigenen Klamotten so entsorgen, dass Sie keinesfalls dran gelangen, ist natürlich eine Maßnahme, aber eben auch ein Extrem. Wenn Sie den Akrasia Effekt überwinden wollen, sollten Sie sich auf jeden Fall erst einmal die Zeit nehmen zu überlegen, was Sie wirklich erreichen wollen.

Manchmal existiert vielleicht ein locker formuliertes Ziel, das bereits Jahre alt ist, aber in der Zwischenzeit haben sich die Interessen und Prioritäten verändert, ohne dass es Ihnen so richtig klar geworden wäre. Das gilt es also als erstes zu klären. Zweitens sollten Sie die Verantwortung für sich selbst übernehmen.

Statt sich wie beim Akrasia Effekt in eine passive Opferrolle zu begeben, sollten Sie sich wieder eine aktive Gestaltung Ihres Lebens zurückholen. Drei Tipps, wie das funktionieren kann:

  • Planen Sie im Voraus.

    Wenn Sie sich beispielsweise gesünder ernähren wollen, können Sie den Akrasia Effekt überwinden, indem Sie sich im Vorfeld überlegen, welche Nahrungsmittel für Sie infrage kommen. Es ist eine alte Binsenweisheit: Wer hungrig einkaufen geht, kauft meist nicht das, was er wirklich benötigt, sondern auch ganz vieles, was lieber im Regal bliebe.

    Ähnlich lässt sich das auf Ihren Arbeitsalltag übertragen: Schalten Sie das Smartphone direkt aus, leiten Sie nach Absprache mit den Kollegen mögliche Anrufe um, damit Sie – ähnlich wie Hugo – ein arbeitsfreundliches Umfeld für sich schaffen, in dem Ablenkungen bereits ausgeschaltet sind. So müssen Sie nicht im jeweiligen Moment eine Entscheidung treffen, sondern haben vorgesorgt.


  • Fangen Sie an.

    Der Start ist der schwierigste Teil. Egal, ob es ums Lernen für eine Klausur, um die Vorbereitung eines Meetings oder die guten Vorsätze im neuen Jahr geht: Beginnen Sie einfach.

    Und lassen Sie dabei bloß die Perfektion beiseite – an einzelnen Formulierungen oder anderen Aspekten einer Tätigkeit können Sie später, wenn Zeit ist, immer noch feilen. Gerade, wenn etwas Zeit in Anspruch nimmt, fällt der erste Schritt besonders schwer.

    Häufig ist es nur diese Hürde, das Arbeiten selbst fällt recht leicht. Motivieren Sie sich, indem Sie sich kleine Einheiten als Ziel setzen, beispielsweise mit der Pomodoro-Technik.


  • Entwickeln Sie Routinen.

    Je nachdem, was es ist, was Sie angehen wollen, können Sie sich mit Routinen ganz einfach unterstützen. Sie wollen sich Wissen aneignen? Dann nehmen Sie sich vor, jeden Tag beispielsweise 20 Minuten lang Vokabeln zu lernen.

    Sie wollen mehr Sport machen? Dann planen Sie jeden Sonntag eine Joggingrunde ein. Solche Pläne gehen irgendwann in Fleisch und Blut über, entwickeln sich zur Routine. Je häufiger Sie etwas machen, desto leichter fällt es Ihnen und desto selbstverständlicher wird es.

[Bildnachweis: ImageFlow by Shutterstock.com]

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