Was ist das Parkinsonsche Gesetz?
Das Parkinsonsche Gesetz lässt sich in einem scheinbar einfachen Satz zusammenfassen: Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht – und nicht in dem Maß, wie komplex sie tatsächlich ist. Je mehr Zeit wir also für etwas einplanen, desto länger brauchen wir für die Erledigung. Das Motto: Warum eine Sache in drei Minuten erledigen, wenn man drei Stunden dafür hat?
Laut Parkinsonschem Gesetz ist es dabei egal, wie schwierig oder aufwendig eine Aufgabe wirklich ist. Wie lange Sie brauchen, hängt demnach nicht an der Schwierigkeit, sondern einzig an der gesetzten Deadline.
Von wem stammt das Parkinsonsche Gesetz?
Das Parkinsonsche Gesetz wurde bereits im Jahr 1955 vom Historiker Cyril Northcote Parkinson verbreitet. Er veröffentlichte im britischen Wirtschaftsmagazin „The Economist“ einen Beitrag mit der Überschreibt „Parkinson’s Law“ – ein ironisch-satirischer Essay über die bürokratische Ineffizienz. Eigentlich als Kritik an der britischen Verwaltung gedacht, fand das Parkinsonsche Gesetz großen Zuspruch. Auch wenn es anfangs nicht wissenschaftlich belegt war, so konnte es doch jeder immer wieder im Alltag selbst beobachten.
Im Beitrag „Parkinson’s Law beschreibt der Marinehistoriker, wie eine ältere Frau fast den ganzen Tag braucht, um eine Postkarte zu verschicken. Sie braucht lange für alles, weil sie genügend Zeit zur Verfügung hat. So wird ewig die passende Karte ausgewählt, die Brille gesucht und mehr als eine Stunde ein passender Text geschrieben.
Zwei weitere Lehrsätze zum Parkinsonschen Gesetz
Neben dem bekannten Parkinsonschen Gesetz hat der Marinehistoriker zwei weitere Lehrsätze publik gemacht, die ebenfalls die unnötige Bürokratie und die damit verbundene ineffiziente Arbeitsweise beschreiben:
- Jeder Angestellte wünscht, die Zahl seiner Untergebenen, nicht jedoch die Zahl seiner Rivalen zu vergrößern.
- Angestellte schaffen sich gegenseitig Arbeit.
Hinter diesen Erkenntnissen stehen tatsächliche Beobachtungen. So stieg in der britischen Marine zwischen 1914 und 1928 die Zahl der Admiräle um 78 Prozent – im gleichen Zeitraum verringerte sich die Anzahl der Schiffe um 67 Prozent, die der Offiziere um 31 Prozent. Es gab also weniger Arbeit, aber mehr Chefs. Gleiches zeigte sich in Ministerien, wo jährlich mehr Beamte eingestellt wurden, obwohl nicht mehr zu erledigen war. Das Personal wurde aufgestockt, damit die Führungskräfte mehr Untergebene hatten.
Parkinsonsches Gesetz: Beispiele aus der Praxis
Natürlich war Parkinsons Essay Satire – jedoch mit wahrem Kern. Täglich können Sie im Job bei den Kollegen, aber auch bei sich selbst beobachten, wie sich die Arbeit auf die vorhandene Zeit ausdehnt:
- Meetings
Egal, ob Meetings 10 Minuten, 30 Minuten oder zwei Stunden dauern – anfangs wird lange geredet, ohne dass es wirklich vorangeht. Echte Beschlüsse und Entscheidungen kommen immer erst ganz zum Schluss. Bis der Zeitrahmen ausgenutzt ist, wird heiße Luft produziert. Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen. - Projekte
Alle haben viel Zeit, bis die Deadline plötzlich näher rückt. Vorher wird lange geplant, diskutiert und organisiert. Wirklich gearbeitet und realisiert wird aber immer erst kurz vor knapp. Wieso sollte man schon viel tun, wenn man noch vier Wochen bis zum Projektabschluss hat? Lieber alles auf den letzten Drücker erledigen. - Arbeitszeit
Selbst die tägliche Arbeitszeit ist ein Beispiel für das Parkinsonsche Gesetz. Die Arbeitslast ist nicht jeden Tag exakt gleich hoch. Trotzdem arbeiten Mitarbeiter immer gleich lange – egal, ob viel zu tun ist oder nicht. Je nach Arbeitsmenge variiert die Produktivität, sodass der Rahmen von acht Stunden ausgeschöpft wird.
Vor- und Nachteile vom Parkinsonschen Gesetz
Das Parkinsonsche Gesetz beschreibt zunächst nur einen Zusammenhang – doch aus der Erkenntnis lassen sich sowohl Vor- als auch Nachteile ableiten:
Vorteile
- Aufgaben werden erledigt
Die beste Nachricht: Laut dem Parkinsonschen Gesetz werden Aufgaben immer erledigt – egal, ob dafür 15 Minuten oder 60 Minuten eingeplant werden. Die Zeit wird zwar voll ausgenutzt, doch am Ende gibt es ein Ergebnis. - Deadlines sind steuerbar
Mit dem Wissen über das Parkinsonsche Gesetz können Sie Deadlines besser steuern und den Zeitrahmen gezielt so wählen, dass er zur Aufgabe passt. Mehr dazu weiter unten in den Tipps. - Probleme lösen sich von selbst
Ziehen Sie Aufgaben in die Länge und verschieben die echte Arbeit, hat es manchmal den Vorteil, dass sich ein Problem von selbst löst. Das Abwarten nimmt Ihnen dann sogar noch Arbeit ab, die Sie sich sonst gemacht hätten.
Nachteile
- Arbeit ist ineffizient
In vielen Fällen ist die Arbeit absolut ineffizient. Ein Projekt könnte beispielsweise auch innerhalb von einer Woche abgeschlossen sein, wenn dafür nicht mehr Zeit einkalkuliert wird. Sieht die Planung aber einen Zeitraum von sechs Wochen, wird es auch so lange dauern. - Stress ist unvermeidbar
Es gilt der Spruch: Ich leide so lange an Motivationsmangel, bis der Zeitmangel kommt. Kurz vor der Deadline entsteht großer Stress, weil plötzlich alles fertig werden muss. Weil anfangs getrödelt wurde, kommt nun Hektik auf. - Prokrastination wird größer
Weil eine Aufgabe eigentlich auch viel schneller erledigt werden könnte, führt das Parkinsonsche Gesetz zur Prokrastination. Sie kümmern sich um unwichtige Kleinigkeiten und schieben auf. Es werden keine klaren Prioritäten mehr gesetzt.
Ursachen für das Parkinsonsche Gesetz
Kaum jemand kann sich vom Parkinsonschen Gesetz freisprechen, denn wir alle lassen uns so viel Zeit, wie wir haben – aber warum eigentlich? Der häufigste Grund: Wir glauben, dass wir eine gegebene Zeit für Aufgaben komplett nutzen müssen, um keinen falschen Eindruck zu erwecken. Wer zu schnell fertig ist, hat möglicherweise schlecht und oberflächlich gearbeitet. Damit der Chef das nicht denkt, liefert man erst zum Schluss ab.
Zusätzlich unterscheiden Wissenschaftler zwei Arten von Aufschieber-Typen: Erregungsaufschieber, die den Kick genießen, weil zum Schluss Druck und Spannung erzeugt werden und Vermeidungsaufschieber, die unter Versagensangst leiden und sich deshalb möglichst lange davor drücken.
Parkinsonsches Gesetz: Was hilft?
Den ersten Schritt haben Sie bereits getan, weil Sie das Parkinsonsche Gesetz kennen. Schon dieses Wissen kann helfen, in Zukunft weniger Zeit zu verschwenden und Aufgaben frühzeitig zu erledigen. Zusätzlich haben wir drei weitere Tipps, wie Sie mit dem Phänomen hinter dem Parkinsonschen Gesetz umgehen:
1. Setzen Sie sich knappere Zeitlimits
Der wohl beste Tipp zum Umgang mit dem Parkinsonschen Gesetz: Setzen Sie sich von Anfang an knappere Zeitlimits. Überlegen Sie sich ernsthaft: Wie viel Zeit brauchen Sie realistisch für eine Aufgabe? Ein kleiner Zeitpuffer ist in Ordnung, doch sollten Sie nicht fünf Stunden einplanen, wenn Sie vermutlich nur eine brauchen. Das verleitet nur zur Trödelei und ist ineffizient. Limits sorgen für mehr Disziplin.
Dabei nutzen Sie auch einen anderen wissenschaftlichen Effekt: den Goal-Gradient-Effekt, auch bekannt als Edwards-Gesetz. Dieser besagt: Je weniger Zeit bleibt, umso mehr strengen wir uns an. Eine knappe Deadline steigert demnach die Motivation und sorgt dafür, dass Sie Vollgas geben.
2. Nutzen Sie Zwischenziele
Sie können das Parkinsonsche Gesetz auch austricksen, indem Sie sich mehrere Zwischenziele setzen. So ist es unmöglich, dass Sie alles bis zum Ende aufschieben und erst dann loslegen. Legen Sie die Etappen dafür in regelmäßige Abschnitte für den gesamten Zeitraum. Haben Sie die ganze Woche Zeit, sollten Sie beispielsweise festlegen, was Sie am Ende von jedem Tag erreicht haben müssen. Damit garantieren Sie, dass Sie wirklich täglich etwas tun.
3. Suchen Sie sich zusätzliche Aufgaben
Sie können das Problem auch andersrum lösen: Statt die Zeit knapper zu gestalten, können Sie die Aufgabenlast erhöhen. Nehmen Sie sich mehr vor und übernehmen Sie zusätzliche Aufgaben, damit Sie die zur Verfügung stehende Zeit tatsächlich nutzen und ausschöpfen.
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