Roseto-Effekt: Das Geheimnis für ein langes Leben

Intensive, harmonische soziale Beziehungen verlängern das Leben – das ist der Roseto-Effekt in Kurzform. Benannt nach dem Örtchen Roseto in Pennsylvania, beschreibt er das Phänomen, dass in einem gut funktionierenden Sozialsystem die Menschen gesünder sind. Unabhängig davon, wie sie ihren sonstigen Lebensstil gestalten…

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Definition: Was ist der Roseto-Effekt?

Konkret beschreibt der Roseto-Effekt, dass in eng verbundenen Sozialgemeinschaften die Anfälligkeit für Herzinfarkte auch bei Risikogruppen deutlich reduziert ist. Davon abgleitet wird die Erkenntnis, dass ein gut funktionierendes, harmonisches soziales Umfeld einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit hat.

Die Geschichte von Roseto

Roseto ist eine kleine Stadt im Osten Pennsylvanias, die in den 1880er Jahren von Einwanderern aus Süditalien besiedelt wurde. Jahrzehntelang gelang es den Einwohnern von Roseto, ihre Traditionen und ihren Lebensstil aus dem alten Land zu bewahren.

In den 1950er Jahren erlangte die Stadt Berühmtheit, als bekannt wurde, dass die Zahl der Todesfälle und Herzkrankheiten dramatisch niedriger lag als in benachbarten, typisch „amerikanischen“ Städten.

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Allein durch den Lebensstil konnten die Wissenschaftler den Effekt nicht erklären. Die Einwohner von Roseto rauchten Zigarren, tranken reichlich Wein, arbeiteten in Gießereien, brieten Frikadellen und aßen mit Hingabe Käse und Salami. Die Studien stellten jedoch fest, dass sich das soziale Leben in Roseto deutlich von dem der umliegenden Gebiete unterschied:

  • Die Großeltern lebten mit den Enkeln zusammen, und in vielen Haushalten lebten 3-4 Generationen unter einem Dach.
  • Starke Bindungen führten regelmäßig zu gemeinsamen Feiern.
  • Die Gemeinde war sehr geschlossen, es gab kein „Mithalten“ mit den anderen, keinen Materialismus und keinen Stress
  • Niemand war jemals allein oder einsam oder ohne Unterstützung.
  • Es gab keine Kriminalität und keine verschlossenen Türen.
  • Die Menschen kümmerten sich umeinander.

Ab Mitte der Sechzigerjahre begannen die Traditionen zu bröckeln: Die Kinder zogen weg, aßen Fast Food und nahmen das amerikanische Vorstadtleben an. Die neue soziale Isolation erhöhte den Stress und die Ernährung mit Fast Food führte zu einem Anstieg der Sterberate. Seitdem hat sich das Leben in Roseto dem amerikanischen Lebensstil angepasst – der Roseto-Effekt ist verschwunden.

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Welche Bedeutung hat der Roseto-Effekt?

Die Geschichte von Roseto zeigt, dass Menschen soziale Wesen sind, denen es am besten geht, wenn sie nicht alleine oder isoliert leben. Ein unterstützendes Miteinander, das von einem gesunden Sozialverhalten geprägt ist, trägt maßgeblich zur Gesundheit bei. Umgekehrt zahlt die moderne Gesellschaft mit ihrem hohen Stressniveau, dem Konkurrenzdenken und hohem Maß an Isolation einen entsprechenden Preis.

Auch die moderne Medizin beachtet bis heute kaum die soziale Unterstützung, den Freundeskreis oder die familiären Bindungen von Patienten. Manche Wissenschaftler sprechen daher auch von einem „Roseto-Risiko-Score“, mit dem die Einsamkeit oder Qualität der Beziehungen beschrieben werden kann.

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Wie kann ich vom Roseto-Effekt profitieren?

Der Roseto-Effekt wird ergänzt von Forschungen des amerikanischen Autors Dan Buettner, der sich mit der Frage beschäftigt hat, wie man 100 Jahre alt wird. Er identifizierte vier Gegenden auf der Welt, in denen der Anteil der über 100-Jährigen besonders hoch ist. Buettner hat aus den Studien einige Faktoren zusammengetragen, die ein langes Leben begünstigen:

Viel Bewegung

Unser Körper ist für die Bewegung geschaffen. Dabei ist es nicht erforderlich, regelmäßig Sportarten zu betreiben. Schon drei Mal 20 Minuten Aktivität in der Woche reichen. Wer dagegen den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt und sich dann abends vor den Fernseher legt, tut seinem Körper keinen Gefallen. Für Forscher gilt das lange Sitzen bereits als das neue Rauchen.

Bewusst essen

Weniger ist mehr: Die Qualität und Menge des Essens sind ein wichtiger Faktor für einen gesunden Körper. Büttner stellte fest, dass sich in den Gegenden der 100-jährigen die Menschen nicht ganz satt essen und aufhören, wenn der Magen noch nicht ganz gefüllt ist (siehe: Hara Hachi Bu). Auch stellte er fest, dass die Menschen dort mehr Obst, Gemüse und Nüsse zu sich nehmen. Und es wird – in Maßen – Rotwein getrunken.

Ziele setzen

Wer weiß, wohin er oder sie möchte und was er anstrebt, ist zufriedener. Deshalb sollte sich jeder Ziele setzen und diese möglichst schriftlich festhalten. Wichtig ist zudem, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen und die eigenen Ziele regelmäßig zu überprüfen und zu korrigieren.

Entspannung praktizieren

In unserer modernen Gesellschaft ist Stress weit verbreitet – ebenfalls Gift für die Gesundheit. Deshalb sollten wir regelmäßig entspannen und das Stresslevel gering halten. Auszeiten, in denen wir Ruhe finden, gute Selbstfürsorge und Entspannungstechniken wie zum Beispiel Meditation oder Yoga verlängern das Leben.

Freundschaften pflegen

Roseto hat gezeigt: Sowohl starke familiäre Bindungen als auch intensive Freundschaften beeinflussen die Gesundheit positiv. Soziale Kompetenzen helfen zudem Stress abzubauen. Hilfreich sind dabei bestimmte Rituale, wie zum Beispiel regelmäßig zusammen essen zu gehen, Karten zu spielen oder ein gemeinsames Hobby zu pflegen.

Gleichgesinnte suchen

Ein soziales Umfeld, das ähnliche Werte vertritt, wie man selbst, ist für den Menschen essentiell. Deshalb sollten wir das eigene Umfeld regelmäßig überprüfen und hinterfragen, ob bestimmte Menschen wirklich noch zu uns passen (siehe: toxische Menschen).


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