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Selbstlüge: Ist sie in Wahrheit gut für uns?

Die Selbstlüge – ein alltägliches Phänomen. „Meine gute Arbeit spricht für sich selbst.“ „Ich habe einen krisensicheren Job.“ „Die Kollegen können mich nicht leiden, weil ich so erfolgreich bin.“ Sätze, die Sie vielleicht auch schon mal gesagt oder gedacht haben. Wer sich ständig selbst in die Tasche lügt, kommt nicht weiter. Denkt man! In Wahrheit kann der gepflegte Selbstbetrug sogar eine Erfolgsstrategie sein…


Selbstlüge: Ist sie in Wahrheit gut für uns?

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Selbstlüge: Darum beschwindeln wir uns selbst

Eine kleine Notlüge zuhause oder im Büro – den meisten dürfte sie nicht allzu schwer fallen.

Die Kunst der Lüge kann sogar erlernt und perfektioniert werden, wie eine Studie der Northwestern University vor einigen Jahren ergab.

Normalerweise benötigen Menschen für eine Lüge mehr Zeit als für die Wahrheit. Immerhin muss, wer lügen will, zwei widersprüchliche Konstruktionen im Kopf gegenüberstellen und bearbeiten. Das dauert.

Mit ein bisschen Übung aber, so die Forscher der Northwestern, könne man einem Gesprächspartner ohne jeden Zeitverlust eine Lüge auftischen. Und zwar so, dass die Lüge von der Wahrheit nicht mehr zu unterscheiden ist – ohne verräterische Signale oder innere Widersprüche. Das gelte sogar für Kriminelle, die auf eine Lüge angewiesen sind, um vor Gericht ihrer gerechten Strafe zu entgehen.

Lügen – das ist eine äußerst flexible, dehn- und formbare Angelegenheit, wie es scheint.

Kein Wunder also, dass wir uns auch gerne selbst in die Tasche lügen. Zum Beispiel so:

  • „Ich habe einen guten Job gemacht. Am Ende kamen einfach zu viele Faktoren zusammen, die dafür gesorgt haben, dass das Projekt in die Hose gegangen ist.“ In Wahrheit hat man schlicht und einfach versagt.
  • „In finde ruckzuck wieder einen Job, da mach‘ ich mir überhaupt keine Sorgen.“ Wenn man in Wahrheit ganz schlechte Karten in der Hand hält.
  • „Ich hatte ganz schreckliche Lehrer in der Schule, mit denen ich überhaupt nicht klargekommen bin.“ In Wahrheit war man schlicht zu faul und hatte deswegen schlechte Zeugnisse.

Warum tun wir das – warum machen wir uns selbst so gerne etwas vor?

Antwort: Weil wir gute Gründe dafür haben. Zum Beispiel diese:

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Darum belügen wir uns selbst

  1. Erfolgsfaktor

    Selbsttäuschung hat – manchmal – etwas mit Selbstüberschätzung zu tun. Das zeigt sich bei Menschen, die stets die Schuld bei anderen suchen, aber nie bei sich selbst. Die nach fünf peinlichen Fehlschüssen auf dem Fußballplatz auch beim sechsten Versuch noch voll draufhalten. „Ich hab’s trotzdem drauf“ – eindeutig eine Form der Selbstlüge.

    In Wahrheit können solche Menschen andere leichter von ihren (nicht vorhandenen) Qualitäten überzeugen, wie eine Studie der Universitäten Exeter und Newcastle im Jahr 2014 zeigte. Demnach werden Mitarbeiter, die sich selbst anlügen, sogar häufiger befördert. Und das, obwohl sie größere Risiken eingehen und ihre Unternehmen oftmals in Gefahr bringen.

    Die Korrelation war eindeutig: Wer sich selbst aufplustert, wird auch von den Kollegen als kompetenter wahrgenommen. Anders herum würden Menschen, die mit geringem Selbstbewusstsein ausgestattet sind, von ihren Kollegen als weniger kompetent eingestuft.

    „Die Ergebnisse legen nahe, dass Menschen nicht immer die Person belohnen, die am meisten geleistet hat, sondern die am selbstbetrügerischsten ist“, sagte Studienautor Vivek Nityananda von der Uni Newcastle.

    „Wir glauben, dass dies eine evolutionäre Theorie der Selbsttäuschung stützt.“ Demnach ist es vorteilhaft, andere glauben machen zu wollen, man sei besser, als man in Wahrheit ist. Und der beste Weg, um dieses Ziel zu erreichen, ist es, sich zunächst selbst etwas vorzumachen.

    Grundthese also: Wir belügen uns selbst, um andere besser belügen zu können.

  2. Motivation

    Wer sich selbst anlüge und Fakten konsequent ignoriere, sei keineswegs unvernünftig. Das glaubt auch der Bochumer Philosoph Albert Newen von der Ruhr-Uni. Im Gegenteil, Selbsttäuschung steigere die Motivation, hat er schon vor Jahren herausgefunden.

    Die Bochumer bemühen dieses Beispiel: Ein Schüler, der in Mathematik nicht sonderlich begabt ist, redet sich ein, er sei gut in Mathe. Diese Form der Selbstlüge ist die beste Motivation für ihn, um sich intensiv auf die Matheklausur vorzubereiten.

    Würde ihm sein Lehrer nun zu verstehen geben, dass er selbst bei allergrößter Mühe kaum über ein Ausreichend hinauskomme – was wären die Folgen? Seine Motivation würde zusammenfallen wie ein Kartenhaus.

    „Selbsttäuschung ist nicht immer unvernünftig, sondern ein wesentlicher Faktor zur Stabilisierung der Motivation: Ja, die Strategie der Selbsttäuschung stützt sich sogar wesentlich auf vernünftige Abwägungsprozesse“, sagte Newen bei der Veröffentlichung seiner Arbeit.

    Ins gleiche Horn stieß auch der Tübinger Psychiater Gunther Klosinski, der schon 2009 anlässlich einer Fachtagung erkannte: „Die Fähigkeit zur Lüge und zur Täuschung ist unter entwicklungspsychologischen Aspekten ein Indikator für soziale Intelligenz, da sie unter anderem die Einsicht in motivationale Aspekte des Verhaltens und damit in psychologische Kausalität voraussetzt.“

    Das erkenne man sogar an vielen Sprichwortern, in denen sich Alltagswahrheiten widerspiegeln würden. Bestes Beispiel: „Der Ehrliche ist der Dumme.“

  3. Wehrlosigkeit

    Selbsttäuschung kann verschiedene Bedeutungen haben: Entweder man sagt etwas, denkt aber etwas ganz anderes. Oder man hat Überzeugungen, die auf falschen Annahmen beruhen.

    Die gängigste Definition aber lautet: Ein Selbsttäuscher nimmt Fakten zur Kenntnis, will sie aber schlicht nicht wahrhaben.

    An dieser Stelle taucht schon das nächste Problem auf. Denn die vermeintlichen Fakten beruhen nicht selten auf Sinnestäuschungen, die unfreiwillig zur Selbstlüge führen.

    Beispiel: Das False-Memory-Syndrome. Es besagt, dass unser Gedächtnis Erlebnisse verfälscht. Wenn man sich an eine Situation zurückerinnert, die es so in Wahrheit nie gegeben hat. Das False-memory-Syndrom ist auch der Grund, warum auf Zeugenaussagen vor Gericht nur bedingt Verlass ist. Unser Gedächtnis belügt uns – und wir damit uns selbst.

    Auch andere Effekte tragen zum Selbstbetrug bei, etwa diese:

    Fazit: Wir belügen uns oft selbst, ohne das Geringste dagegen unternehmen zu können…

  4. Überlebensstrategie

    Selbsttäuschung ist eine erfolgreiche Überlebensstrategie. Zu dieser Erkenntnis kam die Universität Edinburgh 2011 in einer Studie. Das habe in verschiedensten Situationen seine Gültigkeit: im Sport, im Berufsleben, sogar im Krieg.

    In ihrer Studie stellten die Schotten drei Strategien gegeneinander. Die erste gründete sich auf Selbstüberschätzung (und damit auf Selbsttäuschung), die zweite basierte auf korrekten, realistischen Annahmen und die dritte auf Selbstunterschätzung. Ergebnis: Selbstüberschätzer-Strategien sind jenen überlegen, die auf einer korrekten Abbildung der Realität fußen.

    Ein historisches Beispiel sei Muhammad Ali, der sogar im Ring Selbstbewusstsein bis Oberkante Unterlippe ausstrahlte. Ist es Zufall, dass Ali stets mit größter Selbstverständlichkeit – trotz riesengroßer Konkurrenz – die Rankings der besten Sportler aller Zeiten anführt?

    Diese Form der Strategie sei laut Uni Edinburgh vor allem dann erfolgreich, wenn wir neuartigen Phänomenen gegenüberstehen, unbekannten Feinden oder neuen Technologien.

    „Ich bin gut aufgestellt und komm damit klar“ – wer sich das immer und immer wieder einredet, dem dürfte die Digitalisierung der Arbeit jedenfalls keine Angst mehr machen…

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Selbstlüge: Das sind die Gefahren

Dass Selbsttäuscher trotzdem nicht immer auf der richtigen Fahrbahn unterwegs sind, versteht sich von selbst. Selbstlüge, die zur Wirklichkeitsverzerrung führt, kann früher oder später zum Zusammenbruch führen.

Ein Ehemann, der sich seine Ehe schön lügt und dann mit dem Scheidungswunsch konfrontiert wird. Ein Mitarbeiter, der sich selbst zum Leistungsträger hochstilisiert und dann die Kündigung in der Hand hält. Welchen Vorteil soll Selbsttäuschung dann noch haben?

Darum ist die Frage, ob die dauerhafte Selbstlüge wirklich ein evolutionärer Vorteil ist, nicht hundertprozentig geklärt. Sie verhindert Selbstreflexion, erschwert das Lesen und Deuten von Signalen – und ist mitunter brandgefährlich.

Auch hier haben die Bochumer um Philosoph Newen ein schönes Beispiel auf Lager: Ein Vater, der die miesen Schulnoten seines Sohnes mit der Pubertät erklärt, mit dem Hinweis, das renke sich von alleine schon wieder ein, dabei aber die nächtliche Alkoholeskapaden des Sprösslings ausblendet, täuscht sich selbst – erzielt aber keinen positiven Effekt.

Im Gegenteil, die Selbsttäuschung wird schädlich, eine mögliche Besserung zum Guten immer unwahrscheinlicher…

[Bildnachweis: Karrierebibel.de]

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