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Selbstbetrug: Darum machen wir uns was vor

Der Mensch ist ein Meister der Selbsttäuschung und des Selbstbetrugs. Geht es um uns selbst, unsere Fähigkeiten, das eigene Leben oder die Karriere, erschaffen wir uns regelmäßig eine Scheinwirklichkeit, die mit der Realität so viel gemein hat wie Marschmusik mit Heiterkeit. Doch aus diesem Selbstbetrug entstehen gefährliche Illusionen, die einem nicht nur privat, sondern auch im Job enorm schaden können…


Selbstbetrug: Darum machen wir uns was vor

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Definition: Darum machen wir uns gerne was vor

Laut Definition ist Selbstbetrug die Fähigkeit, bewusst die Realität zu ignorieren und durch ein Wunschbild zu ersetzen. Und wie Forscher um die Psychologin Louisa C. Egan von der Yale Universität unlängst bestätigen konnten, ist uns der Hang zum Selbstbetrug ist mit großer Sicherheit angeboren.

Selbstbetrug Vormachen Sprueche Zitat

Seit Jahren beschäftigen sich Ökonomen, Sozialwissenschaftler, Hirnforscher und Psychologen mit menschlichen Entscheidungen und entzaubern dabei regelmäßig die hübsche Vorstellung, der Mensch wähle als Homo oeconomicus stets klug die bestmögliche Alternative. Denkste! Inzwischen sind sich Wissenschaftler aller Disziplinen einig, dass wir uns mehrheitlich emotional und willkürlich entscheiden. Und uns gar nicht so selten dabei auch noch selbst in die Tasche lügen.

Sagen wir es, wie es ist: Wir verfügen heute zwar über ein hoch entwickeltes Denk- und Wahrnehmungsvermögen und sind in der Lage unsere Welt und das Universum bis aufs Atom genau zu vermessen. Geht es aber um uns selbst und die eigene Person biegen wir uns die Wahrheit zurecht und sind mit Blindheit geschlagen.

Der Mensch ist eben nicht nur die Krone der Schöpfung, sondern leider auch Spitze darin, sich seine eigene Wirklichkeit zu schaffen: „Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt!“, trällerte einst Pippi Langstrumpf. Was bei der beliebten Romangöre zum fröhlichen Selbstverständnis gehörte, endet im realen Leben jedoch leider in einem Universum aus Selbsttäuschung, Schönfärberei und Selbstgerechtigkeit.

Zugegeben, das ist eigentlich ein alter Hut. Schon 1776 schrieb der schottische Ökonom Adam Smith: „Die Chance, zu gewinnen, wird von jedem Mensch überschätzt; die Chance, zu verlieren, wird von den meisten Menschen unterschätzt.“

Eine unangenehme Wahrheit zu akzeptieren, fällt uns schwer. Viel leichter hingegen ist es die Augen zu verschließen und solange an ihr zu drehen bis sie einem zusagt.

Wie das funktioniert zeigt die Fabel vom Fuchs und den Trauben:

Ein Fuchs versucht von einem Weinstock zu naschen. Wie er sich auch dreht und wendet, er gelangt einfach nicht an die Trauben. Sie hängen einfach zu hoch. Doch statt sich einzugestehen, dass er zu klein ist, um an die Trauben zu gelangen, verkündet er hochmütig: Die Trauben sind nicht reif genug. Ich mag keine sauren Trauben. Und so stolziert er in den Wald zurück.

Der griechische Dichter Äsop schrieb diese Fabel 600 vor Christus und auch heute verhalten wir uns nicht viel anders als der Fuchs.

Das erstaunliche daran: Je beharrlicher man auf dieser Sichtweise besteht, desto mehr glaubt man sie auch. Selbst wenn man weiß, dass die Trauben eigentlich zuckersüß sind, ist man irgendwann selbst davon überzeugt, sie seien sauer.

Objektivität – sie ist eben oft eine Illusion.

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Selbstbetrüger: Die besondere Spezies der Besserwisser

Es gibt Menschen, die glauben gar, ein Abonnement auf die einzig wahre Erkenntnis zu besitzen. Dazu drücken sie sich auch so geschickt aus, dass man sie so gut festnageln kann wie Eigelb.

Solchen offensichtlichen Bescheidwissern begegnet keiner gern. Die meisten von uns haben ohnehin einen sensiblen Detektor für Bullshit und Besserwisserei und reagieren darauf entsprechend empfindlich. Nur nicht auf den eigenen Bullshit.

Tatsächlich ist es so, dass wir dazu neigen, uns retrospektiv zu überschätzen. Oder anders formuliert: Wir interpretieren unsere ursprüngliche Entscheidung so lange um, bis sie zum tatsächlichen Ereignis passt.

An der Börse lässt sich das besonders gut beobachten: Stürzt die Aktie überraschend ab, sagen viele, dass sie damit längst gerechnet haben – trotzdem haben sie ihr Depot zuvor weder verkauft noch eifrig Optionen auf sinkende Kurse geordert.

Oft hat die Persönlichkeit der Betroffenen großen Einfluss auf diese Form der Selbsttäuschung:

  • Erwartungsgemäß behaupten Menschen, die einen starken Hang zur Selbstdarstellung haben, öfter als andere, die richtige Antwort vorher gewusst zu haben.
  • Am stärksten aber zeigt sich der Rückschaufehler (im Fachjargon auch Confirmation Bias genannt) bei jenen, die zu einer Art Dogmatismus neigen – also Menschen mit einem ausgeprägten Bedürfnis nach Sicherheit und einer geordneten, vorhersehbaren Welt.

Rechtfertigung Selbstbetrug Entscheidung

Dass Letzteres gar nicht so erstrebenswert ist, wie es vielleicht scheint, zeigt sich leider auch erst in der Rückschau. Aber… andere Geschichte.

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Selbstbetrug rechtfertigen: Schuld sind immer die anderen

Wie aber kommt es, dass wir selbst falsche Entscheidungen nachher noch rechtfertigen?

Dazu gibt es beispielsweise ein höchst amüsantes Experiment aus Skandinavien. Die Psychologen Lars Hall und Petter Johansson von der Universität Lund in Schweden ließen ihre Probanden zwischen zwei potenziellen Partnern wählen. Sie sollten sich für das Foto des Attraktiveren entscheiden.

Der fiese Trick: Die Forscher jubelten ihren Versuchskandidaten hinterher jene Partner unter, für den Sie sich ausdrücklich nicht entschieden hatten. Und nun sollten sie auch noch begründen, warum sie diese Wahl getroffen hatten.

Erstaunlich: Nur 13 Prozent der Teilnehmer bemerkten überhaupt, dass die Gesichter vertauscht worden waren. Der Rest hielt das untergejubelte Foto für seine eigene Wahl und (er)fand nun munter Argumente dafür, warum gerade diese Person besonders attraktiv war:

  • Beispielsweise gab ein Proband an, Frauen mit Ohrringen zu bevorzugen – dabei trug nur die von ihm abgelehnte Dame Ohrschmuck.
  • Eine andere Person gab ein Lächeln auf dem Foto als ausschlaggebendes Signal an. Auf dem Bild in seiner Hand lächelte allerdings niemand.

Hall und Johansson gaben dem Phänomen die Bezeichnung choice blindness – zu deutsch: Wahlblindheit.

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Gefährliche Gedanken über den eigenen Job

Hinter dem Selbstbetrug steckt jedoch oft eine Art Schutzmechanismus. Er tritt immer dann in Erscheinung, wenn das eigene Selbstwertgefühl angegriffen wird. Wenn Sie über Ihre Fehler, Misserfolge und Schwächen nachdenken, entsteht eine Lücke zwischen dem positiven und tollen Bild, das Sie von sich haben und dem negativen Bild von Ihnen, das von Fehlern und Schwächen geprägt ist. Indem Sie sich die Realität schön reden, verhindern Sie, sich mit dem unangenehmen Problem auseinandersetzen zu müssen.

Auch wenn der Selbstbetrug im ersten Moment bequem ist, wirkt er sich letztlich schädlich auf Arbeits- und Privatleben aus. Wer sich selbst etwas vormacht, nimmt sich gleichzeitig die Chance, etwas an einer unangenehmen Situation zu ändern. So können im Job aus vermeintlich harmlosen Gedanken, Karrierekiller werden, mit denen Sie sich selbst ausbremsen. Denn nur wer Chancen, die vor einem liegen, erkennt und ergreift, gestaltet sein Leben und seine Karriere aktiv.

Diese Gedanken sind gefährlich, weil Sie sich damit selbst betrügen:

  1. Meine gute Arbeit spricht für sich selbst.

    Wer so denkt, will sich von den Selbstdarstellern im Job abgrenzen. Man redet sich ein, dass man die Selbstdarstellerei nicht nötig habe. Eine Ausrede, die es einem erlaubt über eine eventuelle Schüchternheit oder mangelndes Selbstbewusstsein hinweg zu täuschen. So eitel und unangenehm einem Selbstdarstellung auch vorkommt: Wer nicht auffällt, fällt durchs Raster. Selbst die großartigste Leistung verpufft, wenn sie keiner mitbekommt.

    Besser: „Ich leiste gute Arbeit und vertrete selbstbewusst meine Stärken und Kompetenzen.“

  2. Ich komme nicht weiter, also muss ich härter arbeiten.

    Halt! Wer so denkt, ist auf dem besten Weg sich zu verrennen. Bevor Sie im Vollsprint losrennen, sollten Sie sich fragen: Wo will ich überhaupt hin? Erst wenn das Ziel klar ist, können Sie an der Erreichung arbeiten. Doch was sich im ersten Moment simpel anhört, kann bei genauerer Betrachtung zur echten Herausforderung werden, denn es erfordert, dass Sie sich mit Ihren Wünschen, Träumen und Bedürfnissen auseinandersetzen.

    Besser: „Ich weiß, wo ich hin will und arbeite am Erreichen meiner Ziele.“

  3. Ich habe einen krisensicheren Job.

    Damit täuschen Sie vermeintliche Sicherheit vor. Menschen werden krank. Ein Arzt wird immer gebraucht – solche oder ähnliche Argumente werden dann zum Freibrief, sich auf bisherigen Erfolgen auszuruhen. Klar, Ärzte werden immer gebraucht. Dagegen lässt sich nicht argumentieren. Was allerdings übersehen wird: Die Konkurrenz schläft nicht. Wer sich nicht auf dem Laufenden hält, kontinuierlich weiterbildet und an seinen Fähigkeiten arbeitet, wird schneller als ihm lieb ist überholt.

    Besser: „Ich arbeite täglich daran, mein Bestes zu geben.“

  4. Ich bin nicht auf Jobsuche. Mein Xing-Profil ist gerade nicht wichtig.

    Wer sein Netzwerk erst aktiviert, wenn er es braucht, kann ganz schön auf die Nase fallen. Ein funktionierendes Netzwerk will gepflegt werden und beruht auf gegenseitigem Geben und Nehmen. Das kostet zwar Zeit und Mühe, doch nur so bauen Sie verlässliche Kontakte auf.

    Besser: „Ich halte mein Xing-Profil auf dem Laufenden und pflege mein Netzwerk.“

  5. Ich warte auf den richtigen Zeitpunkt, um etwas zu ändern.

    Wer so denkt, sucht nach einer Ausrede, um untätig zu bleiben. Eigentlich sind Sie mit der derzeitigen Situation unzufrieden. Sie haben beispielsweise das Gefühl, dass Ihr Job Sie regelrecht auffrisst. Sie haben den Spaß an Ihrer Arbeit verloren und quälen sich täglich ins Büro. Doch die Angst vor Veränderungen und der Ungewissheit halten Sie davon ab, etwas zu ändern. Sie reden sich ein, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist und quälen sich so nur weiter.

    Besser: „Meine Lebenszeit ist kostbar. Warum sollte ich Sie damit verschwenden, abzuwarten und unglücklich zu sein?“

  6. Die Details sind mir egal. Ich will nur wissen, was ich zu tun habe.

    Mit dieser Mentalität machen Sie sich zum Werkzeug. Sie sind nur noch ausführendes Organ. Damit geben Sie gleichzeitig die Verantwortung aus der Hand. Sie reden sich ein, damit fein raus zu sein, wenn etwas schief läuft. Dahinter steht häufig die Angst, Fehler zu machen oder im Job sein Gesicht zu verlieren. Im Job steht man immer wieder vor Situationen, die einem Angst machen. Sei es die Vorstellung der eigenen Idee vor dem gesamten Team oder die Verhandlung mit einem Geschäftspartner. Angst ist ein menschlicher Urinstinkt, der uns schützen soll. Es ist förderlich zu wissen, dass man sich gerade in einer Situation befindet, in der es um etwas geht. Doch in den meisten Fällen haben Sie mehr drauf, als Sie sich im ersten Moment selbst zutrauen würden.

    Besser: „Ich schrecke nicht vor Entscheidungen zurück und übernehme Verantwortung.“

  7. Ich habe es versucht, und es hat mal wieder nicht geklappt.

    Eine Denkweise, die es Ihnen erlaubt aufzugeben. Sie reden sich ein, dass Sie von generell scheitern. Doch Erfolg stellt sich oftmals nicht beim ersten Versuch ein, sondern möglicherweise erst beim Hundertsten. Statt sich einzureden, dass es nicht klappt, motivieren Sie sich dazu durchzuhalten und für das Erreichen Ihrer Ziele zu kämpfen.

    Besser: „So schnell gebe ich nicht auf.“

  8. Hätte ich etwas anderes studiert, würde ich jetzt mehr verdienen.

    Damit schieben Sie die schuld für eventuelle Misserfolge oder eine unzufriedenstellende Situation auf äußere Umstände. Das ist zwar bequem. Was dabei aber übersehen wird: Es geht darum, was man aus den eigenen Mitteln und Möglichkeiten macht. Sie haben es in der Hand.

    Besser: „Ich kann meine Karriere selber gestalten.“

  9. Ich bin erfolgreich. Die Kollegen können mich deswegen nicht leiden.

    Wer Erfolg hat, hat auch oftmals das Gefühl, die anderen würden einem diesen nicht gönnen und nur auf eine Gelegenheit warten, einen auszustechen. Doch wer so denkt, begegnet seinen Kollegen mit Misstrauen und verhindert damit, dass eine gute Beziehung entsteht. Auch verhindert eine solche Sichtweise, dass man sich fragt: Wieso reagieren meine Kollegen mit Ablehnung? Liegt es vielleicht weniger an meinen Erfolg, sondern vielmehr an meinem arroganten Verhalten?

    Besser: „Ich begegne meinen Kollegen unvoreingenommen.“

Selbstbetrüger? Was das für Sie bedeutet

Um dem Selbstbetrug und der regelmäßigen Wahlblindheit nicht zu erliegen, sollten Sie sich Folgendes klar machen…

  • Nicht verteidigen

    Letztlich gingen die Teilnehmer im obigen Versuch davon aus, dass ihre Entscheidung fehlerfrei war, der erwählte Partner also attraktiv sein musste. In der Folge waren Sie von sich überzeugt und verteidigten ein eigentlich ungewolltes Ergebnis, statt einen Fehler in Betracht zu ziehen. Die Lektion daraus: Wenn man merkt, dass etwas nicht stimmt, nicht verteidigen, sondern offen bleiben – für eine eventuell noch bessere Entscheidung.

  • Zeit nehmen

    Oft spielt die Zeit uns einen Streich. Zwar sind spontane Bauchentscheidungen häufig besser, weil unser Unterbewusstsein mehr Parameter erfassen und verarbeiten kann, als unser Verstand. Doch das heißt nicht, dass wir nur noch Ad hoc entscheiden sollten. Wer kann, sollte sich für eine anstehende Wahl schon genug Zeit nehmen und ungewünschte Konsequenzen bedenken und kalkulieren.

  • Kriterien festlegen

    Das obige Experiment zeigt allerdings auch: Formulieren wir keine genauen Auswahlkriterien für ein gewünschtes Ergebnis, kommen wir leicht am falschen Ziel an – und merken dies vielleicht nicht einmal.

[Bildnachweis: WAYHOME studio by Shutterstock.com]

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