Gründe: Warum lügen wir?
Durchschnittlich wird der Mensch alle acht Minuten belogen, hat der Psychologe Gerald Jellison von der Universität von South Carolina einmal ermittelt. Während einer zehnminütigen Konversation belügen sich 60 Prozent aller Gesprächspartner bis zu drei Mal. Täglich sind wir mit einer kaum vorstellbaren Menge an Unwahrheiten, Übertreibungen und anderen Formen von Lügen konfrontiert und lügen unsererseits nicht selten genauso häufig.
Aber warum lügen wir Menschen (so oft)?
Ein Grund und Problem zugleich: Wir bekommen es gar nicht mit. Beiläufige Flunkereien sind den Urhebern im Augenblick der Konversation meist gar nicht bewusst, machen aber fast ein Drittel aller Lügen aus. Der Rest, hat Jellison ermittelt, sagt vor allem aus vier Kernmotiven heraus die Unwahrheit:
- 41 Prozent lügen, um sich Ärger zu ersparen („Dein Essen schmeckt super!“).
- 14 Prozent schummeln, um sich das Leben bequemer zu machen („Morgen? Oh, da kann ich nicht!“).
- 8,5 Prozent manipulieren, um geliebt zu werden („Ich denke nur an dich!“).
- 6 Prozent schwindeln aus Faulheit („Klar, hab ich daran gedacht!“).
Die Lüge – sie ist eben eben auch so etwas wie ein sozialer Kitt. Den Schluss legt zum Beispiel auch eine britische Studie der Nottingham Trent Universität nahe. Die Wissenschaftler werteten dazu das Verhalten von Facebook-Nutzern aus und identifizierten verschiedene Gründe für Lügen im Internet:
Einige logen vorwiegend, um Eindruck zu schinden und ihr Image zu verbessern. Vielen diente die Lüge aber dazu, ihre Beziehungen zu pflegen. Das klingt schizophren, funktioniert aber, indem sie beispielsweise ihre Meinung der Mehrheit anpassten oder andere Gemeinsamkeiten vorgaben. Hauptsache, weiterhin dazu gehören.
Mag sein dass der Deutsche sonntags die Wahrhaftigkeit preist und feiert, aber alltags wird geschummelt, erfunden, vernebelt, vertuscht, verfälscht, erstunken und erlogen, dass sich die Balken biegen.
In einigen Fällen sogar mit gutem Gewissen. Je gerade Männer neigen dazu, die ein oder andere Lüge zu rechtfertigen und in Ordnung zu finden, wenn die Umstände stimmen. So zeigt eine Umfrage, dass teilweise mehr als die Hälfte der Befragten mit einer Lüge einverstanden ist – solange die Situation stimmt.
In welchen Situationen manche das Lügen okay finden
- Um einem Freund zu helfen Frauen: 51 Prozent; Männer: 59 Prozent
- Um ein Kompliment zu machen Frauen: 28 Prozent; Männer: 44 Prozent
- Um eine Beziehung zu retten Frauen: 28 Prozent; Männer: 41 Prozent
- Um weniger Steuern zu zahlen Frauen: 12 Prozent; Männer: 26 Prozent
- Um die Karriere zu fördern Frauen: 12 Prozent; Männer: 25 Prozent
- Um sich vor Strafe zu schützen Frauen: 7 Prozent; Männer: 22 Prozent
- Gar nicht, lügen ist nie okay Frauen: 22 Prozent; Männer: 14 Prozent
Aber auch sonst wird wohl an keinem Ort so oft gelogen wie im Büro (außer im Bett vielleicht). Wer kennt nicht solche Sätze, wie:
- „Der Chef ist leider den ganzen Tag in Besprechungen.“
- „Können Sie dazu eine kurze Mail schreiben? Wir rufen dann zurück.“
- „Jetzt haben Sie ihn gerade verpasst!“
Ausreden nennen wir das und akzeptieren sie als solche. Aber natürlich wissen beide genau: Alles gelogen. Bewerber schwindeln, weil sie glauben, dass es im Jobinterview nicht auf Tatsachen ankommt, sondern auf Selbstdarstellung; Manager mogeln, weil das Ausreizen von Fakten und die Kunst, bei der Wahrheitsdehnung nicht ertappt zu werden, noch immer als Königsdisziplin in der Beletage gilt.
Die Welt will offenbar belogen werden: Sechs von zehn Deutschen sind überzeugt, dass sich Ehrlichkeit nicht immer auszahlt. Fast jeder Zweite meint, dass einem die Wahrheitsliebe leicht als Naivität und Dummheit ausgelegt werden könne und weit mehr als jeder Dritte glaubt sogar, dass zur Lüge greifen muss, wer Karriere machen will. Die Lüge – sie gehört zum Alltag wie das Zähneputzen.
Die Psychologie hinter notorischen Lügen
Auch wenn jeder von Zeit zu Zeit die Wahrheit zurecht biegt: Krankhaftes Lügen (Pseudologia Phantastica) ist noch ein anderes Kaliber. Umgangssprachliche Synonyme wie „Münchhausen-Syndrom“ oder „Hochstapler“ beschreiben eine Person, die ein gesteigertes Geltungsbedürfnis hat. Das drückt sich durch phantastische Geschichten aus, die teilweise sogar einen wahren Kern haben, dann dramatisch überzeichnet werden und sich am Ende sogar verselbständigen.
Typisch für notorische Lügner ist, dass sie sehr detailliert und eloquent ihre Geschichten erzählen können, so dass die Lügen nicht sofort auffallen. Da das dramatische Inszenieren ein wesentlicher Bestandteil des notorischen Lügners ist, wird dieses Verhalten in der Psychologie der narzisstischen Persönlichkeitsstörung zugerechnet.
Komplett erfundene Lebensbiographien und Schicksalsschläge sind typische Merkmale:
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Krankheit
Notorische Lügner täuschen vor, an einer (meist schweren) Krankheit wie beispielsweise Krebs erkrankt zu sein.
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Prominenz
Es wird behauptet, das uneheliche Kind eines Stars oder CIA-Agenten zu sein.
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Katastrophen
Auch als Opfer einer Naturkatastrophe, eines Amoklaufs oder zumindest eines Angehörigen, der ähnliches erlebt hat, stellen sich diese Lügner dar.
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Titel
Die Bedeutung der eigenen Persönlichkeit wird mit Adelstiteln oder akademischen Titel hervorgehoben.
Dabei lassen sich notorische Lügner durchaus überführen. Erkennungszeichen für krankhaftes Lügen sind:
- Das Drama: Der krankhafte Lügner braucht ein (häufig gutgläubiges) Publikum, vor dem er sich produzieren oder als Opfer inszenieren kann.
- Der Widerspruch: Die Fakten sprechen eine andere Sprache.
- Die Belege: Es gibt niemals Zeugen, die eine Version bestätigen könnten.
- Die Logik: Statt explizit zu antworten, wird ausgewichen, der Lügner verstrickt sich in inhaltlichen und chronologischen Ungereimtheiten.
7 Wahrheiten über das Lügen
Lügen ist Alltag, doch gibt es zahlreiche teils spannende und teils amüsante Fakten über das Lügen, die kaum jemand weiß.Hand aufs Herzund nicht flunkern>: Hätten Sie diese Fakten über das Lügen gewusst?
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Wer lügt, bekommt eine größere Nase
Deswegen wird dieses Phänomen auch Pinocchio-Effekt genannt. Entdeckt haben es Wissenschaftler von der spanischen Universität von Granada. Danach strömt beim Lügen tatsächlich mehr Blut in die Nase, die wird dadurch wärmer, fängt an zu jucken und dehnt sich (allerdings kaum merklich) aus. Gleichzeitig sinkt die Temperatur des Gesichts. Grund: Das Blut wird vor allem für das geistig anstrengende Lügen im Hirn benötigt. Auch wenn die Nase letztlich nicht so deutlich wächst wie bei der gleichnamigen Holzfigur, lässt sich der Effekt mit moderner Thermografie nachweisen.
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Wer ehrlich zugibt, häufig zu lügen, tut es auch
So paradox es klingt: Bei der Lüge sind Lügner wahrheitsliebend. Wer zugibt, ein notorischer Lügner zu sein, ist es wirklich, fanden niederländische Wissenschaftler um Rony Halevy von der Universität Amsterdam heraus.
Mehr als 500 Psychologiestudenten sollten Auskunft darüber geben, wie oft sie in den vergangenen 24 Stunden gelogen hatten. Resultat: Ein Durchschnitt von 2,04 Unwahrheiten pro Tag. Allerdings hatte die Sache einen Haken: Der Wert beruhte auf Selbstauskünften – und kein Mensch weiß, wer dabei wirklich die Wahrheit sagte. So fiel den Forschern auch prompt auf, dass 41 Prozent damit prahlten, nie zu lügen. Andere wiederum outeten sich als wahre Lügenbarone.
Daher folgte Experiment zwei: Diesmal luden die Forscher 51 Probanden der jeweiligen Extremfraktion ein – Wahrsager und notorische Lügner – und spielten mit ihnen Spiele, bei denen es einen gewissen Anreiz zum Schummeln gab. Und Überraschung: Jene, die sich zuvor als Lügner bezeichnet hatten, hatten damit ausnahmsweise die Wahrheit gesagt und mogelten am meisten. Und umgekehrt.
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Testosteron macht ehrlicher
Man sollte meinen, dass Testosteron, dieses Macho-Männlichkeitshormon, Männer nicht nur aggressiver macht, sondern auch das typische Imponiergehabe fördert und damit eben auch Prahlerei, Lug und Betrug… Falsch!
Der Ökonom Armin Falk von der Universität Bonn konnte zusammen mit Kollegen der Maastricht Universität zeigen, dass das Hormon auch soziales Verhalten fördert. Mehr noch: Probanden, die für einige Spieltests Extra-Testosteron bekamen, logen deutlich seltener als jene, die nur ein Placebo erhielten. „Der Nachteil vieler Studien dazu ist, dass sie lediglich den Testosteronspiegel der Probanden mit deren Verhalten vergleichen“, sagt Studien-Co-Autor Matthias Wibral.
Das gebe aber lediglich statistische Zusammenhänge wieder und erlaube keine Einblicke in die Ursachen des Verhaltens. Denn das Testosteron beeinflusse eben nicht nur das Verhalten, sondern das Verhalten umgekehrt auch den Hormonspiegel. Die Wissenschaftler suchten in ihrer Studie daher nach einem Ansatz, der auch Rückschlüsse auf Ursache und Wirkung erlaube.
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Wer sich in die Augen sieht, lügt seltener
Sieh mir in die Augen dabei… – Die Aufforderung hat einen wahren Kern. Denn wenn sich Menschen von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen – etwa bei Verhandlungen –, fällt ihnen das Lügen schwerer, wie Kathleen Valley, Joseph Moag und Max Bazerman in Ihren Studien dazu zeigen konnten. Allerdings – und das ist die Kehrseite der Geschichte – betrügen und belügen sich die Menschen dafür umso lieber am Telefon, also wenn sie sich dabei nicht ins Auge sehen müssen. Und traurig, aber ebenfalls wahr: Am meisten belügen wir jene, die uns nahe stehen.
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Unsere Instinkte erkennen Lügner besser
Wenn es darum geht, einen Lügner zu entlarven, sollten Sie Ihren Instinkten am meisten vertrauen. Unser Unterbewusstsein ist einer der besten Lügendetektoren überhaupt, sagt Leanne ten Brinke von der Universität von Kalifornien in Berkeley. Bei ihren Versuchen erzielten die Probanden mittels klassischer Methoden zur Entlarvung eines Lügners nur eine Erfolgsquote von 43 Prozent – mit dem Instinkt lagen sie hingegen zu 48 Prozent richtig.
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Lügen macht erfinderisch
So klingt es immerhin noch positiv. Aber es gibt auch eine dunkle Seite der Kreativität: Kreative sind tendenziell unehrlicher, stellte unter anderem Francesca Gino von der Harvard Business School fest. Kreativität sei sogar ein besserer Indikator für unethisches Verhalten als Intelligenz. Der Grund: Weil sie es können. Eben weil Kreative gut darin sind, glaubhafte (Lügen-)Geschichten zu entwickeln und Begründungen zu ersinnen, kommen sie öfter damit durch und nutzen das auch aus.
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Männer lügen mehr als Frauen
Wie eine Umfrage des Marktforschers OnePoll unter 3000 Erwachsenen herausgefunden haben will, lügen Männer im Schnitt 1092 Mal im Jahr, Frauen dagegen nur 728 Mal per anno. Während die Männer jedoch in nur 70 Prozent der Fälle hernach ein schlechtes Gewissen plagt, sind es bei den Frauen schon ganze 82 Prozent.
Allerdings sagten auch 75 Prozent der Befragten, es sei okay zu lügen, wenn man dadurch nicht die Gefühle eines anderen verletzt. Beim Blick auf die Top 10 der Lügen von Männern und Frauen fällt jedoch auf, dass gar nicht mal so sehr die Gefühle des anderen geschützt werden, sondern überwiegend das eigene Verhalten gerechtfertigt wird. Offenbar belügen sich die Leute sogar selbst noch bei Lügen…
Die Top10-Lügen der Männer
- Ich habe kaum was getrunken.
- Alles okay, mir geht’s prima.
- Ich hatte keinen Empfang
- Es war nicht so teuer.
- Ich bin auf dem Weg.
- Ich stecke im Stau.
- Nein, dein Hintern sieht nicht dick aus.
- Ich habe deinen Anruf nicht gehört.
- Hast du abgenommen?
- Das wollte ich schon immer haben!
Die Top10-Lügen der Frauen
- Alles okay, mir geht’s gut.
- Ich habe keine Ahnung, wo es ist. Ich hab’s nicht angefasst.
- Es war gar nicht teuer.
- Ich habe kaum was getrunken.
- Ich habe Kopfschmerzen.
- Es war ein Schnäppchen.
- Ich bin schon unterwegs.
- Ich hab das schon seit Ewigkeiten.
- Ich habe nichts weggeschmissen.
- Das wollte ich schon immer haben!
Lügendetektor: 12 Indizien, an denen Sie Lügner erkennen
Auch wenn der Instinkt – wie oben beschrieben – sichere Anhaltspunkte liefert, gibt es doch einige Hinweise, wie sich Lügner regelmäßig als solche verraten. Jedes einzelne Indiz für sich isoliert betrachtet, muss allerdings noch keinen Lügner entlarven. Hinter dem Weggucken kann auch Schüchternheit stecken, feuchte Hände können eher Stress verraten. In Summe aber und wenn mehrere Symptome gleichzeitig auftreten, verraten sie den Täuschungsversuch.
So kommen Sie einem Schwindler auf die Spur:
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Augenblicke
Augen sind besonders verräterisch. Je nachdem, in welche Richtung man beim Erinnern schaut, kann das eine handfeste Lüge anzeigen. Der Blick nach links oben etwa deutet auf eine konstruierte Wahrheit hin, der Blick nach rechts oben auf eine visuell erinnerte.
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Blicktkontakt
Auch die Dauer des Augenkontakts selbst deutet teilweise auf Unwahrheiten hin. Ungeübte Lügner vermeiden oft den Augenkontakt – aus Scham und schlechtem Gewissen. Notorische Lügner oder Quacksalber wird man so aber kaum entlarven. Es ist ein Irrglaube, dass Menschen, die wegblicken, jedesmal lügen – und umgekehrt.
Wer sich etwa an wichtige Details erinnern muss, wird zwangsläufig wegschauen (siehe vorheriger Punkt). Andere blicken aus Unterwürfigkeit vor ihrem Chef nach unten. Das umgekehrte Signal verrät mehr: Wer nichts erinnert, sondern konstruiert, kann die ganze Zeit dem andern in die Augen starren.
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Wortwahl
Lügner versuchen so gut wie immer die Begriffe zu vermeiden, die mit der Tat in Zusammenhang stehen. Der Klassiker: Sie haben Ihren Sohn im Verdacht, sich 10 Euro aus Ihrem Portemonnaie gemopst zu haben und fragen: „Hast Du Dir 10 Euro aus meinem Portemonnaie genommen?“ Falls er es war, wird er möglichst viel Abstand zwischen sich und die Tat bringen wollen und antworten: „Nein, ich habe DAS nicht gestohlen!“
Oder: Zwei Kinder prügeln sich, am Ende fließen Tränen und Sie fragen den Aggressor: „Hast Du Deinen Bruder geschlagen?“ Die meisten Schuldigen sagen darauf: „Nein, ich habe DEN nicht gehauen.“ Häufig kommt noch die Strategie des Relativierens hinzu: „Ich habe den nicht gehauen – höchstens angerempelt.“ Beides sind starke Signale einer versuchten Täuschung.
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Indirekte Rede
Profis mit moralischen Werten versuchen auf schwierige Fragen ausweichend zu antworten. Sie wollen nicht lügen, die Wahrheit wollen Sie aber auch nicht sagen – etwa, wenn die Schwiegermutter fragt, wie der Sonntagsbraten geschmeckt hat. Indirekte Antworten sind deshalb ein sehr starkes Indiz dafür, dass die Wahrheit verschleiert werden soll. In diese Kategorie fällt ebenso Humor oder Sarkasmus, der von der eigentlichen Aussage ablenken soll.
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Vorauseilende Rechtfertigung
Wenn Menschen erklären, warum sie sich etwa an eine Begebenheit oder ein Detail ganz besonders genau erinnern können, ist Skepsis geboten. Bisher hat ja noch niemand die Qualität ihrer Aussage infrage gestellt.
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Abnehmende Tonlage
Wer die Wahrheit sagt, wird bei seinen Erzählungen meist lauter und schneller, er redet sich sprichwörtlich in Rage. Lügner dagegen werden eher leiser, sprechen monotoner. Ihren Aussagen fehlen zudem beschreibende Details. Oft sind sie auch lückenhaft, und sie haben beim Erzählen Aussetzer.
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Langsame Antwort
Lügen dauert länger. So lassen sich die Untersuchungen des britischen Psychologen Aiden Gregg von der Universität von Southampton zusammenfassen. Im Gegensatz zu ehrlichen Menschen haben Lügner in 90 Prozent der Fälle eine längere Reaktionszeit.
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Wechselnde Körpersprache
Lügner wechseln oft unvermittelt ihre Körpersprache oder verraten sich duch unwillkürliche Mikrogesten, wie etwa das Reiben der Nase, Fingertippen auf den Mund oder Zupfen am Ohr. Das allerdings sind nur schwache Indizien, weil sie auch unter normalen Umständen vorkommen können, etwa weil es dort juckt.
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Barrikaden
Lügner versuchen oft Schutzwälle zu errichten. Natürlich nicht sprichwörtlich, sondern symbolisch. Wenn also jemand, während er Ihnen eine Geschichte erzählt, plötzlich einen Stift oder ein Buch zwischen Sie beide legt, ist das eine gutes Signal für einen Täuschungsversuch.
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Zeitversetzte Gestik
Bei nicht wenigen Lügen ist das Timing von Aussage, Gestik und Mimik zeitversetzt. Ein Schwindler würde beispielsweise erst sagen: „Das ist aber ein schönes Geschenk!“ und erst dann dazu lächeln. Bei Menschen, die das auch so meinen, geschieht dies in der Regel zeitgleich.
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Verknappte Mimik
Wenn jemand von Herzen lacht, dann spiegelt sich die Freude auf seinem ganzen Gesicht wider: in den Mundwinkeln, den Augen, der Stirn. Bei einem falschen Lächeln hingegen grinst nur der Mund.
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Stress
Lügen verursacht Stress. Um nicht aufzufallen, versucht der Lügner Inhalt, Stimme und Körpersprache zu synchronisieren. Ohne Stress funktioniert das automatisch. Jetzt aber verlangt das seine volle, kräftezehrende Konzentration. Meist bleibt es nicht bei einer Lüge, sondern führt zu einem kompletten Lügengebäude – einer intellektuell anspruchsvollen Konstruktion, die wie ein Kartenhaus bei einem kleinen Fehler schon zusammenstürzen kann.
Im Bewusstsein, ständig entlarvt werden zu können, dringt dieser Stress aber früher oder später nach außen: Das Gesicht versteinert zum Pokerface, nervöse Mikrogesten, wie Jucken an Ohr oder Nase, das Spielen mit dem Fingerring treten verstärkt auf, der Augenkontakt reißt entweder abrupt ab oder wird besonders intensiv (stechender Blick).
Ein guter Trick, Lügner zu entlarven, ist daher auch, deren Stresslevel zu erhöhen – und zwar an einer Stelle wo sie es nicht vermuten: Jeder Mensch hat körperliche Tabuzonen. Jemandem sprichwörtlich auf die Pelle zu rücken, ist nur intimen Freunden vorbehalten. Wer in diesen Bereich unerlaubt eindringt, verursacht also Stress und unwillkürliche Abwehrmechanismen, wie Zurückweichen oder Entrüstung.
Diese Gegenmaßnahmen rauben allerdings die Konzentration zum Erhalt des Lügengebäudes. Lenken Sie das Gespräch also zu dem Punkt, wo Sie die Lüge vermuten, dann dringen Sie in sein Revier ein: Schieben Sie wie zufällig einen Block über die unsichtbare Tischgrenze, breiten Sie Ihre Unterlagen in seinem Territorium aus. Im klassischen Polizeiverhör, würde der Beamte sogar mit dem Stuhl um die Ecke rücken und dem Verdächtigen nahe kommen. Folge: Es bringt ihn aus dem Lügen-Konzept.
Darüber hinaus gibt es laut dem Kriminalpsychologen Rüdiger Wilmer insgesamt sieben sogenannte Realitätsmerkmale, die darauf hinweisen, dass jemand tatsächlich die Wahrheit sagt:
- Der Verdächtige schildert die Situation/Abläufe widerspruchsfrei und logisch.
- Die Erzählung ist unstrukturiert. Es werden viel Details berichtet, darunter ebenso ungewöhnliche wie überflüssige. Teilweise werden sogar körpersprachliche Merkmale des Gegenübers beschrieben.
- Die Geschichte wird räumlich und zeitlich verknüpft und ist dadurch nachprüfbar.
- Zudem wird viel Interaktion geschildert: Gespräche werden wiedergegeben, aber auch Gefühle und eigene Gedanken dabei. Womöglich auch Komplikationen und unverstandene Handlungen.
- Der Betroffene zieht Querverbindungen zu ähnlichen Vorgängen.
- Im Gespräch werden spontan eigene Aussagen korrigiert – man hat ja nichts zu verbergen.
- Es kommt manchmal sogar zur Selbstbelastung, bzw. der Verdächtige äußert Bedenken gegen die eigene Glaubwürdigkeit seiner Aussagen.
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