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Was ist Scham?
Scham ist das unangenehme Gefühl der Verlegenheit, das auftritt, wenn ein Mensch peinlich berührt ist. Betroffene fühlen sich nicht nur unwohl, sondern öffentlich bloßgestellt. Die Emotion entsteht, wenn in die eigene Intimsphäre eingedrungen wird, Persönliches nach außen getragen wird oder durch die Zurschaustellung von Fehlern, Peinlichkeiten und unanständigem Verhalten.
Bei Scham zeigen sich typische Reaktionen: Das Blut schießt sofort in den Kopf, betroffenen Personen wird warm und das Gesicht nimmt die typische Schamesröte an. Zudem wird der Blick gesenkt und die Schultern fallen nach vorne. Wer sich schämt, macht sich mit der Körpersprache klein, versucht unsichtbar zu werden und nicht aufzufallen.
Rot werden: Schamesröte ist nicht schlimm
Wer sich schämt, wird rot. Das ist normal, macht die Situation aber zunächst noch schlimmer. Alle können nun sehen, wie sehr man sich schämt und ein rotes Gesicht macht keinen guten Eindruck. Die gute Nachricht: Schamesröte ist weit weniger schlimm, als angenommen wird.
Oft wird sie von anderen kaum bemerkt. Das eigene Gesicht mag sich kochend heiß anfühlen, eine leichte Schamesröte um die Wangen fällt dem Umfeld hingegen kaum auf. Fällt es doch auf, ist es sogar hilfreich: Andere Menschen empfinden dann größere Empathie. Ihre Reaktionen fallen einfühlsamer und wohlwollender aus.
Ist Scham angeboren?
Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Fähigkeit, Scham zu empfinden, angeboren ist. Andere glauben, dass sich diese erst entwickeln muss – was jedoch bereits in den ersten zwei Lebensjahren geschieht. So können Kinder sich schon sehr früh schämen. Dieser Ansicht nach entsteht Schamgefühl als Reaktion auf Ärger oder auch Ekel der Eltern auf Verhalten des Kindes.
Wofür genau sich jemand schämt – und in welchem Ausmaß – ist jedoch individuell sehr unterschiedlich und wird durch Erfahrungen sowie die Persönlichkeit geprägt.
Ursachen von Scham
Menschen empfinden Scham, wenn sie das Gefühl haben, von den Normen und Werten in einer Gesellschaft negativ abzuweichen und dafür der Lächerlichkeit preisgegeben werden. In der westlichen Kultur ist Nacktheit ein häufiger Auslöser von Scham. Genau genommen kommen dabei gleich zwei Auslöser zusammen: Eine Bloßstellung großer Intimität und die Angst, dass der eigene Körper nicht schön genug ist.
Weitere Ursachen und Situationen, die zu Scham führen können, sind…
- Fehler
- Entscheidungen, die wir bereuen
- Nicht erfüllte Erwartungen
- Kritik für eigenes Verhalten
- Beim Lügen erwischt werden
- Überschreitung gesellschaftlicher Normen und Grenzen
- Große Aufmerksamkeit (auch bei Erfolgen und Lob)
Die positive Seite der Scham
Jeder schämt sich. Bei einem Fehler im Job, den der Chef vor dem gesamten Team ausbreitet oder weil beim Sport die Hose reißt. Positiv fühlt sich Scham dabei nie an – doch hat das Gefühl zwei wichtige Funktionen.
- Scham schützt die Privatsphäre
Das Schamgefühl ist ein interner Schutzmechanismus. Durch das ungute Gefühl wird sichergestellt, dass intime und persönliche Dinge auch das bleiben – privat und nicht für die Öffentlichkeit gedacht. - Scham sorgt für Zugehörigkeit
Durch die eigene Scham können Sie sich an gesellschaftlichen Normen und Erwartungen orientieren. Sie erleichtert es, von einer Gruppe akzeptiert zu werden, weil das eigene Verhalten nicht negativ auffällt. - Scham verringert Strafen
Werden doch Fehler gemacht oder Grenzen überschritten, kann eine mögliche Strafe abgemildert werden, wenn Betroffene sich schämen. Es zeigt nicht nur Bewusstsein für das eigene Fehlverhalten, sondern auch Reue darüber, dass es passiert ist.
Scham überwinden: Mit diesen Tipps
Scham an sich ist somit nicht schlimm, sondern in einigen Bereichen sogar notwendig. Viele Menschen haben trotzdem damit zu kämpfen – manche schämen sich sogar für fast alles. Wollen Sie Ihre Scham überwinden, haben wir deshalb einige Tipps, die dabei helfen können:
- Sprechen Sie Ihre Scham an
Es fällt ungemein schwer, hilft aber sehr: Thematisieren Sie Ihre eigene Scham. Sprechen Sie mit Freunden, Familie oder auch den Kollegen darüber, dass Sie sich in bestimmten Situationen schämen. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Schamgefühl macht es Ihnen in Zukunft leichter, mit dem Gefühl umzugehen. - Sehen Sie die Normalität
Scham ist eine zutiefst menschliche Regung, die jeder nachempfinden kann. Es ist vollkommen normal, sich in bestimmten Situationen zu schämen. Das zu verstehen und zu verinnerlichen, kann bereits ausreichen, um das Gefühl schneller zu überwinden. - Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl
Schüchternheit und ein geringes Selbstwertgefühl machen besonders anfällig für Scham. Arbeiten Sie deshalb gezielt an Ihrem Selbstvertrauen. Statt sich zu schämen, behalten Sie in schwierigen Situationen Ihre Sicherheit und können diese lösen. Sie schämen sich nicht mehr in Grund und Boden, sondern bleiben handlungsfähig. - Arbeiten Sie an Ihrer Resilienz
Resilienz ist die Fähigkeit, Rückschläge und Krisen zu meistern – und sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Ausgeprägte Resilienz hilft somit auch, Scham zu überwinden. Selbst wenn Sie in einer unangenehmen Situation feststecken, sich schämen und großer Peinlichkeit ausgesetzt sind: Es ist nur ein kurzer Moment, der bald vergessen ist. - Lachen Sie über sich selbst
Über sich selbst lachen zu können, ist ungemein entwaffnend. Wenn Sie sich für eine peinliche Situation schämen, lachen Sie einfach selbst darüber. Das löst die Spannung, sorgt dafür, dass Sie sich sofort besser fühlen und wirkt gleichzeitig sympathisch auf Ihr Umfeld.
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