Scham überwinden: Symptome, Ursachen & Tipps

Kennen Sie Situationen, in denen man vor Scham im Erdboden versinken möchte? Hitze steigt im Körper auf, das Gesicht wird rot und scheinbar alle Augen in der Umgebung sind auf die eigene Peinlichkeit gerichtet. Wie verhält man sich? Die meisten fühlen sich hilflos und hoffen, dass der beschämende Moment schnell vorbei geht. Dann heißt es: Schnell weg und nie wieder darüber sprechen. Es geht aber auch anders! Was Sie über Scham wissen sollten, warum das unangenehme Gefühl eine positive Seite hat und wie Sie Ihre Scham überwinden können…

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Definition: Was ist Scham?

Scham ist das unangenehme Gefühl der Verlegenheit und Bloßstellung, das auftritt, wenn ein Mensch peinlich berührt ist. Betroffene fühlen sich nicht nur unwohl, sondern öffentlich bloßgestellt oder gar gedemütigt. Die Emotion entsteht, wenn in die eigene Intimsphäre eingedrungen und Persönliches nach außen getragen wird oder durch die Zurschaustellung von Fehlern, Peinlichkeiten und unanständigem Verhalten.

Wir schämen uns aus Angst vor einer negativen Reaktion des Umfelds. Dabei geht es nicht nur ums Auslachen, sondern auch um Abneigung, Ekel, böse Kommentare und jede Form von abwertendem Verhalten gegenüber der eigenen Person und dem eigenen Verhalten.

Synonym und Gegenteil von Scham

Synonym zum Scham wird auch von Schamgefühl, Verlegenheit, sich genieren, Peinlichkeit oder peinlich berührt sein gesprochen. Das Gegenteil von Scham ist Stolz.

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Symptome: Körperliche Reaktionen bei Schamgefühlen

Das Schamgefühl kommt bei einer peinlichen Situation sehr schnell und wir haben nur noch einen Gedanken „Bitte, lass mich einfach unsichtbar werden…“ Ausgelöst von der Emotion kommen verschiedene körperliche Reaktionen hinzu:

  • Herzrasen
  • Erröten
  • Schweißausbrüche
  • Zittern / Muskelverspannungen
  • Panisches Umherblicken oder Senken des Blicks
  • Schwindelgefühle und Übelkeit
  • Plötzlich auftretende Kopfschmerzen
  • Angst bis zu Panikattacken

Alle Reaktionen zeugen vom großen Stress, den die beschämende Situation in Ihnen auslöst. Die Körperfunktionen laufen auf Hochtouren. Evolutionär wird ein Kampf- oder Fluchtreflex ausgelöst – die Situation ist zwar nicht gefährlich, aber so unangenehm, dass wir sie schnellstmöglich verlassen wollen.

Rot werden: Schamesröte ist nicht schlimm

Wer sich schämt, wird rot. Das ist normal, macht die Situation aber zunächst noch schlimmer. Alle können nun sehen, wie sehr man sich schämt und ein rotes Gesicht macht keinen guten Eindruck. Die gute Nachricht: Schamesröte ist weit weniger schlimm, als angenommen wird.

Oft wird sie von anderen kaum bemerkt. Das eigene Gesicht mag sich kochend heiß anfühlen, eine leichte Schamesröte um die Wangen fällt dem Umfeld hingegen kaum auf. Nur in Ausnahmen ist ein roter Kopf wirklich sichtbar – und dann ist er sogar hilfreich. Andere Menschen empfinden dann größere Empathie.

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Ursachen: Die Psychologie von Scham

Menschen empfinden Scham, wenn sie das Gefühl haben, von den Normen und Werten in einer Gesellschaft negativ abzuweichen und dafür der Lächerlichkeit preisgegeben werden. In der westlichen Kultur ist Nacktheit ein häufiger Auslöser von Scham. Genau genommen kommen dabei gleich zwei Auslöser zusammen: Eine Bloßstellung großer Intimität und die Angst, dass der eigene Körper nicht schön genug ist.

Weitere Ursachen und Situationen, die zu Scham führen können, sind…

Ist Scham angeboren?

Scham ist kein angeborenes Gefühl. Kinder müssen diese erst entwickeln – das geschieht bereits in den ersten zwei bis drei Lebensjahren. So können Kinder sich schon früh schämen. Einige Forscher gehen davon aus, dass es eine Reaktion auf Ärger oder auch Ekel der Eltern auf Verhalten des Kindes ist.

Wofür genau sich jemand schämt – und in welchem Ausmaß – ist jedoch individuell unterschiedlich und wird durch Erfahrungen sowie die Persönlichkeit geprägt.

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3 Arten von Scham

Sie können sich für unzählige Themen, Situationen oder Ereignisse schämen. Grundsätzlich lassen sich dabei aber drei Arten der Scham unterscheiden:

  1. Akute Scham
    Dieser Bereich umfasst alle akuten und meist plötzlich auftretenden Situationen, für die Sie sich schämen. Der Chef stellt Sie vor den Kollegen bloß, Sie haben einen Blackout bei einem Vortrag oder Sie stolpern und landen in einer Matschpfütze.
  2. Körperliche Scham
    Diese Art betrifft viele Menschen. Man schämt sich für sein Aussehen, das Körpergewicht, fehlende Stärke oder sportliche Fitness. Auch Schamgefühle rund um die Sexualität können zu diesem Bereich zählen.
  3. Emotionale Scham
    Verbreitet sind auch beschämende Gefühle rund um die eigenen Emotionen. Wir fühlen uns schlecht für Trauer oder Wut, aber manchmal auch für positive Emotionen, wenn man sich in die falsche Person verliebt.

Eine Sonderform ist Fremdscham. Dabei schämen wir uns nicht für eigenes Verhalten, sondern für etwas, das andere tun. Zu sehen, wie eine andere Person sich selbst blamiert oder bloßstellt, kann fast unangenehmer sein als eine eigene Peinlichkeit.

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Die positive Seite der Scham

Jeder schämt sich. Bei einem Fehler im Job, den der Chef vor dem gesamten Team ausbreitet oder weil beim Sport die Hose reißt. Positiv fühlt sich das Gefühl dabei nie an – doch hat es mehrere positive Seiten und wichtige Funktionen.

  • Scham schützt die Privatsphäre
    Das Schamgefühl ist ein interner Schutzmechanismus. Durch das ungute Gefühl wird sichergestellt, dass intime und persönliche Dinge auch das bleiben – privat und nicht für die Öffentlichkeit gedacht.
  • Scham sorgt für Zugehörigkeit
    Durch die eigene Scham können Sie sich an gesellschaftlichen Normen und Erwartungen orientieren. Sie erleichtert es, von einer Gruppe akzeptiert zu werden, weil das eigene Verhalten nicht negativ auffällt.
  • Scham verringert Strafen
    Werden doch Fehler gemacht oder Grenzen überschritten, kann eine mögliche Strafe abgemildert werden, wenn Betroffene sich schämen. Es zeigt nicht nur Bewusstsein für das eigene Fehlverhalten, sondern auch Reue darüber, dass es passiert ist.

Scham macht sympathischer

In einer unangenehmen Situation haben wir das Gefühl, von jedem angeguckt und ausgelacht zu werden. Tatsächlich macht es aber vielmehr menschlicher, nahbarer und sympathischer, wenn wir uns bei einem Missgeschick schämen. Andere können sich in unsere Lage hineinversetzen und empfinden Mitgefühl. Wer sich hingegen nicht schämt, wirkt weniger vertrauenwürdig und unfreundlich. Es ist also falsch, das eigene Schamgefühl verstecken oder überspielen zu wollen.

Krankhafte Scham

Schamgefühle sind wichtig und eine zutiefst menschliche Emotion. Gut sind sie aber nur bis zu einem gewissen Maß. In einigen Fällen kann es zu krankhafter Scham kommen, die oft mit Minderwertigkeitsgefühlen und ernsten psychischen Erkrankungen verbunden ist. Betroffene haben in jeder Situation das Gefühl, nicht gut genug zu sein und schämen sich für fast alles, was sie tun.

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Scham überwinden: Mit diesen Tipps

Scham an sich ist nicht schlimm, sondern in einigen Bereichen sogar notwendig. Viele Menschen haben trotzdem damit zu kämpfen – manche schämen sich für fast alles. Wollen Sie Ihre Scham überwinden, haben wir deshalb einige Tipps, die dabei helfen können:

  • Sprechen Sie Ihre Scham an
    Es fällt ungemein schwer, hilft aber sehr: Thematisieren Sie Ihre eigene Scham. Sprechen Sie mit Freunden, Familie oder auch den Kollegen darüber, dass Sie sich in bestimmten Situationen schämen. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Schamgefühl macht es Ihnen in Zukunft leichter, mit dem Gefühl umzugehen.
  • Sehen Sie die Normalität
    Scham ist eine zutiefst menschliche Regung, die jeder nachempfinden kann. Es ist vollkommen normal, sich in bestimmten Situationen zu schämen. Das zu verstehen und zu verinnerlichen, kann bereits ausreichen, um das Gefühl schneller zu überwinden.
  • Bewerten Sie die Situation neu
    Der impulsive Gedanke ist: Es ist so unglaublich peinlich, alle starren mich an. Tatsächlich ist das aber fast nie der Fall. Es ist lediglich das eigene unangenehme Gefühl. Das Umfeld nimmt die Situation oft ganz anders war oder bemerken sie nicht einmal (siehe: Spotlight-Effekt). Sie werden nicht ausgelacht oder lächerlich gemacht, sondern bekommen oft Hilfe in einer unangenehmen Lage.
  • Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl
    Schüchternheit und ein geringes Selbstwertgefühl machen besonders anfällig für Scham. Arbeiten Sie deshalb gezielt an Ihrem Selbstvertrauen. Statt sich zu schämen, behalten Sie in schwierigen Situationen Ihre Sicherheit und können diese lösen. Sie schämen sich nicht mehr in Grund und Boden, sondern bleiben handlungsfähig.
  • Arbeiten Sie an Ihrer Resilienz
    Resilienz ist die Fähigkeit, Rückschläge und Krisen zu meistern – und sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Ausgeprägte Resilienz hilft somit auch, Scham zu überwinden. Selbst wenn Sie in einer unangenehmen Situation feststecken, sich schämen und großer Peinlichkeit ausgesetzt sind: Es ist nur ein kurzer Moment, der bald vergessen ist.
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  • Lachen Sie über sich selbst
    Über sich selbst lachen zu können, ist ungemein entwaffnend. Wenn Sie sich für eine peinliche Situation schämen, lachen Sie einfach selbst darüber. Das löst die Spannung, sorgt dafür, dass Sie sich sofort besser fühlen und wirkt gleichzeitig sympathisch auf Ihr Umfeld.

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