Regeln für Wahrheit oder Pflicht
Mit „Wahrheit oder Pflicht“ wird einer Person wahlweise eine Frage (die wahrheitsgemäß beantwortet werden muss) oder eine zu bewältigende Aufgabe gestellt. Wahrheit oder Pflicht funktioniert folgendermaßen: In geselliger Runde wird nach dem Zufallsprinzip eine Person ausgewählt. Diese wird von den Mitspielern „Wahrheit oder Pflicht“ gefragt und muss sich – noch bevor sie weiß, was sie erwartet – für eine Sache entscheiden.
Im englischsprachigen Raum ist dieses bei Jugendlichen und Kindern beliebte Spiel auch als „Truth or Dare“ bekannt, also „Wahrheit oder Wagnis“. Ein Wagnis geht die Befragte Person in den meisten Fällen ein, denn üblicherweise sind die Fragen etwas peinlich und die Aufgaben ebenfalls oder sogar schwer: So beispielsweise, wenn Personen voreinander preisgeben müssen, wen unter den Anwesenden sie am attraktivsten finden. Oder wenn als „Pflicht“ sportliche Kunststücke verlangt werden.
Beliebte Fragen für Wahrheit oder Pflicht
Wenn Sie sich an früher zurückerinnern: Welche Fragen und Aufgaben fallen Ihnen zu Wahrheit oder Pflicht ein? Die meisten davon sind sehr intim und zielen entweder auf sehr private Informationen oder auf peinliche Situationen, in die sich der andere begeben soll. Für alle anderen Situationen außer einem Spiel unter Freunden sind diese Fragen deshalb explizit NICHT zu empfehlen. Dennoch ist es interessant und lustig, sich noch einmal an die beliebtesten Fragen für Wahrheit oder Pflicht zu erinnern:
➠ In wen bist du heimlich verliebt?
➠ Wann hast du dich schon einmal richtig blamiert?
➠ Wen von den Anwesenden findest du am schönsten?
➠ Wovon hast du letzte Nacht geträumt?
➠ Welches Geheimnis hast du noch nie jemandem verraten?
➠ Hast du schon mal eine Straftat begangen?
➠ Von wem hast du schon einmal einen Korb bekommen?
Extrem-Fragen für Wahrheit oder Pflicht
Extrem-Fragen bei Wahrheit oder Pflicht rühren meist deutlich am Schamgefühl des Befragten. Dazu zählen Fragen zu Liebe, Sexualität oder solche, die als Verstoß gegen das Gesetz oder Wertvorstellungen gesehen werden. Es handelt sich um Fragen, die für Jugendliche als unpassend eingestuft werden. Man deklariert sie häufig als „FSK 18“, wobei das Kürzel eigentlich für die „Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“ steht. Beispiele für solche Extrem-Fragen sind:
➠ Hattest du bereits Sex mit einer Person des eigenen Geschlechts?
➠ Mit wie vielen Personen hattest du bereits Sex?
➠ Trägst du Intimschmuck?
➠ Wer aus der Runde hat die größte Körbchengröße?
➠ Hast du schon Drogen genommen?
➠ Guckst du ins Klo vor dem Abspülen?
➠ Wen aus der Runde möchtest du nackt sehen?
Beliebte Aufgaben für Wahrheit oder Pflicht
Bei den Pflichtaufgaben gibt es ebenfalls einige Klassiker, die in keiner Runde Wahrheit oder Pflicht fehlen durften:
➠ Küss XY auf den Mund / die Wange.
➠ Lies die letzte Nachricht, die du vom Smartphone verschickt hast, laut vor.
➠ Tanze für 30 Sekunden mit dem Stuhl.
➠ Rede die nächsten Runden nur auf Englisch.
➠ Mache der Person dir gegenüber einen Heiratsantrag.
➠ Zeige allen deine Bauchmuskeln.
➠ Mache mindestens 10 Liegestützen.
Extrem-Aufgaben für Wahrheit oder Pflicht
Analog zu den Extrem-Fragen testen auch die Extrem-Aufgaben deutlich stärker die Grenzen der Anwesenden aus. Es ist meist noch mehr Körperkontakt gefordert oder die Bereitschaft, sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Daher eignen sie sich weder für Jugendliche noch im Kollegium. Beispiele dafür sind:
➠ Laufe fünf Minuten gackernd wie ein Huhn durch die Gegend.
➠ Massiere der Person rechts von dir die Füße.
➠ Sag deinem Nebenmann links versaute Sachen ins Ohr.
➠ Öffne Reißverschlüsse und Knöpfe eines Mitspielers mit dem Mund.
➠ Gib eine erotische Kontaktanzeige auf.
➠ Schreib deinem Ex eine versaute Nachricht.
➠ Küsse einen gleichgeschlechtlichen Mitspieler.
Wahrheit oder Pflicht als Teambuilding
Im Kern geht es bei Wahrheit oder Pflicht darum, die anderen besser kennenzulernen. Durch private und intime Fragen wird eine Verbindung aufgebaut. Man erfährt unbekannte Details über die anderen Teilnehmer und das gegenseitige Herausfordern in den Pflichtaufgaben bringt einander näher: Auf einer tieferen Ebene und nicht, weil gerne Körperkontakt verlangt wird. Dieses Prinzip funktioniert auch im Job, wo die Beziehungen oft nur oberflächlich sind. Ziel ist nicht einmal, dass alle Kollegen plötzlich beste Freunde werden.
Vielmehr können Kollegen sich gegenseitig besser verstehen, Entscheidungen oder Verhaltensweisen nachvollziehen und sich besser unterstützen und ergänzen. Fürs Meeting oder die nächste Betriebsfeier eignet sich Wahrheit oder Pflicht in der typischen Partyversion weniger. Allerdings können Sie das Spiel in einer abgewandelten Version als eine Maßnahme zum Teambuilding einsetzen. Das sollte klar kommuniziert und die Fragen und Aufgaben entsprechend ausgewählt werden.
Ideen für Fragen bei Wahrheit oder Pflicht
Im Fokus steht die gemeinsame Arbeit und das bessere Kennenlernen der Kollegen. Kritische Fragen sind erlaubt, allerdings nur in vertrauensvoller Atmosphäre. Nur so sind Mitarbeiter bereit, ehrlich zu antworten. Gute Fragen sind beispielsweise:
➠ Warum hast du diesen Beruf gewählt?
➠ Was sind deine beruflichen Ziele?
➠ Was würdest du ändern, wenn du für einen Tag Chef wärst?
➠ Was macht dir am Job am meisten Spaß?
➠ Was macht dir im Job gar keinen Spaß?
➠ Wo siehst du die meisten Verbesserungsmöglichkeiten?
➠ Was ist deine größte Stärke?
➠ Was ist deine größte Schwäche?
Ideen für Aufgaben bei Wahrheit oder Pflicht
Anders als im ursprünglichen Spiel geht es im Job nicht darum, sich gegenseitig zu blamieren, sondern gemeinsam eine Herausforderung zu meistern. Idealerweise bestreiten zwei Kollegen gemeinsam eine Aufgabe. So entsteht ein Wir-Gefühl, Gemeinsamkeiten werden entdeckt, die Zusammenarbeit verbessert und gegenseitige Stärken und Schwächen kennengelernt. Dafür können Sie klassische Aufgaben aus dem Teambuilding nutzen. Oder Sie beziehen sich direkt auf den Arbeitsalltag und stellen die Kollegen vor eine Herausforderung, der sie genauso im Job begegnen könnten. Einige Beispiele zur Inspiration:
- Entwerft gemeinsam eine Präsentation für einen besonders schwierigen Kunden und überzeugt diesen von eurer Idee.
- Löst gemeinsam ein Problem, das die Arbeitsabläufe schon länger behindert.
- Beendet das laufende Projekt rechtzeitig vor Feierabend.
- Entwickelt zusammen fünf Ideen, die Ihr im nächsten Meeting präsentiert.
Wahrheit oder Pflicht im Job
Die Frage nach Wahrheit oder Pflicht stellt sich im Alltag viel häufiger, als man denkt. Sie kommt lediglich in einem anderen Gewand daher. Wie verhalten Sie sich beispielsweise, wenn die Arbeit eines Kollegen ständig liegenbleibt und andere Überstunden machen müssen, um für ihn nachzuarbeiten? Oder wenn ein Kollege jeden Tag zwischen einer und anderthalb Stunden Raucherpause macht, während Sie als Nichtraucher arbeiten. Was sagen Sie, wenn Ihr Chef Sie im Mitarbeitergespräch anspricht und fragt, ob im Team alles gut läuft? Sagen Sie die Wahrheit und bringen den Kollegen damit in Schwierigkeiten oder überwiegt das Gefühl der Zugehörigkeit im Team?
Gewissensfrage: Muss ich einen Kollegen verpfeifen?
Unternehmen haben ein großes Interesse daran, dass alles im Betrieb rund läuft. Wie sieht es mit Wahrheit oder Pflicht in juristischer Hinsicht aus: Müssen Sie dem Chef gegenüber ehrlich sein und einen Kollegen anschwärzen, wenn dieser durch Fehlverhalten auffällt? Grundsätzlich gilt im Job: Sie müssen einen Kollegen nicht verpfeifen! Das gilt selbst, wenn Sie einen Kollegen bei einer Straftat erwischen, dieser etwa Geld aus der Geschäftskasse entwendet. Das geht aus einem Urteil des Landesarbeitsgerichts (LAG) Mecklenburg-Vorpommern (Az.: 2 Sa 190/15) hervor.
Hier sollten jedoch die Loyalität zum Arbeitgeber sowie ein eigener moralischer Kompass Grund genug sein, den Chef wahrheitsgemäß zu informieren. Anders verhält es sich außerdem, wenn Sie in Ihrem Job eine Kontroll- oder Überwachungsfunktion für diesen Mitarbeiter haben. Eine solche kann sich direkt aus Ihrer Position oder aus einer Vereinbarung mit dem Arbeitgeber ergeben. In so einem Fall haben Sie Ihren Chef direkt in Kenntnis zu setzen.
Wann Sie die Wahrheit für sich behalten sollten
Am Ende liegt es an Ihnen, ob Sie die Wahrheit sagen und einen Kollegen verpfeifen oder ein Fehlverhalten doch lieber verschweigen und trotz des Ärgers, den Sie hegen, für sich behalten. Doch was spricht dafür, dem Chef ehrlich und offen die Wahrheit zu sagen – und was dagegen?
Das Verhältnis wird belastet
Eine gute Führungskraft wird ihre Quelle nicht preisgeben. Je nach Rahmenbedingungen (etwa, wenn Sie der einzige, direkte Kollege sind) kann es sein, dass der gemeldete Kollege weiß, wem er Ärger zu verdanken hat. Das erschwert die weitere Zusammenarbeit. Bei wenig einsichtigen Zeitgenossen kann es außerdem dazu führen, dass Ihr Kollege sich rächen will und auf eine Gelegenheit wartet, Sie beim Chef anzuschwärzen.
Das Betriebsklima leidet
Einmal Petze, immer Petze. So oder zumindest so ähnlich könnte es Ihre Kollegen sehen. Wo Ihnen vorher noch etwas anvertraut wurde, zeigen sich die anderen plötzlich eher schweigsam, da die Angst bleibt, es würde wieder etwas an den Chef weitergeleitet. Der Weg vom beliebten Mitarbeiter zum gemiedenen Außenseiter kann erstaunlich schnell gehen.
Sie sinken im Ansehen beim Chef
Wenn der Chef Sie direkt fragt, ist dieser Punkt vielleicht nicht so wichtig – doch wenn Sie von sich aus beim Vorgesetzten aufschlagen, um über das Verhalten eines Kollegen zu sprechen, erscheinen Sie dabei nicht unbedingt im besten Licht. Weder wirken Sie sonderlich kollegial, noch haben Sie das Problem selbst lösen können. Im schlimmsten Fall werden Sie sogar zu einem späteren Zeitpunkt nicht für eine Beförderung in Betracht gezogen.
Wann Sie die Wahrheit sagen sollten
Sie sorgen für mehr Gerechtigkeit
Es ist nicht fair, wenn andere zusätzliche Arbeit leisten müssen, nur um einen Kollegen durchzuschleifen – dafür erhalten Sie weder Lob oder Respekt noch zusätzliche Bezahlung. Wenn Sie Ihrem Chef die Wahrheit sagen, kann dieser eingreifen und etwas an der Situation ändern.
Sie denken an den Erfolg des Unternehmens
Wird Fehlverhalten nicht sanktioniert, wirkt sich das langfristig auf die Arbeitsmoral aller aus: Aufträge bleiben unerledigt, Projekte scheitern, das Unternehmen gerät in die Schieflage. Indem Sie Ihren Chef frühzeitig auf Missstände hinweisen, sichern Sie den weiteren Erfolg – und damit Ihren Arbeitsplatz.
Sie übernehmen Verantwortung
Sind Lösungsversuche Ihrerseits gescheitert, ist es ein Zeichen von Verantwortung und Eigeninitiative, wenn Sie nicht nur tatenlos zusehen, sondern schließlich die Führungskraft mit ins Boot holen.
Wahrheit oder Pflicht? So können Sie vorgehen
Wenn Sie den Kollegen auf sein Fehlverhalten aufmerksam machen möchten, sollten Sie – nicht nur aus den oben genannten Gründen – behutsam vorgehen. Sie können noch einige Schritte unternehmen, bevor es zu einer Konflikteskalation kommt – und zwar diese:
Stellen Sie den Kollegen zur Rede
Bevor Sie den Kollegen beim Chef verpetzen, sollten Sie ihm die Gelegenheit geben, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Am besten warten Sie damit nicht allzu lange, sonst staut sich Ärger bei Ihnen auf und die geplante Aussprache wird zu einer Anklage.
Achten Sie auf Ihre Formulierungen
Die Art und Weise, wie Sie Ihre Entdeckungen dem Kollegen vermitteln, ist entscheidend. Achten Sie darauf, möglichst Ich-Botschaften zu verwenden. Beispielsweise so:
Ich finde es nicht schön, dass Du/Sie mehrere Male am Tag für einige Minuten eine Zigarettenpause machst/machen, während wir anderen in dieser Zeit arbeiten.
Bei sensiblen Themen empfiehlt es sich im Allgemeinen, die Feedbackregeln einzuhalten.
Sammeln Sie Beweise
Pauschale Anschuldigungen oder beleidigendes Feedback lassen die Situation eskalieren. Um dem vorzubeugen, sollten Sie zuvor Beweise sammeln und den Kollegen damit konfrontieren. Wenn es „nur“ häufige Raucherpausen sind, über die Sie sich ärgern, notieren Sie sich Datum, Uhrzeit und Arbeitszeit, die dadurch verschwendet wurde. Geht es um den Vorwurf einer Straftat, müssen Sie ohnehin auf der rechtssicheren Seite sein. Ohne stichhaltige Beweise, die Ihre Anschuldigungen zweifelsfrei belegen, sollten Sie nichts unternehmen. Im schlimmsten Fall könnte der beschuldigte Kollege Ihnen Verleumdung oder üble Nachrede unterstellen.
Was Unternehmen tun können
Unternehmen, die eine Kultur fördern wollen, in der Verfehlungen und Betrügereien gemeldet werden, können dafür etwas tun. Wird von der Firmenleitung ein Unternehmensbild vorgelebt, in dem die Wahrheit über falsch verstandene Loyalität gestellt wird, können letztlich alle davon profitieren. Und das können Sie tun:
Stellen Sie klare Verhaltensregeln auf
Unmissverständliche Grundsätze, die allen Mitarbeitern zugänglich sind, können dabei helfen, eine transparente Unternehmenskultur zu fördern.
Schaffen Sie eine offizielle Stelle
Im Unternehmen sollte es eine Person oder – wenn es die Unternehmensgröße zulässt – gleich eine ganze Abteilung geben, die sich mit Verstößen gegen die Verhaltensregeln befasst. Diese Person (oder Abteilung) muss allen Mitarbeitern bekannt sein.
Implementieren Sie standardisierte Prozesse
Sie sollten bereits den ersten Hinweisen auf einen Betrug nachgehen. Das funktioniert am besten, wenn es dazu verbindlich festgelegte Abläufe gibt, die grundsätzlich zu befolgen sind. So lassen sich die Maßnahmen jederzeit wiederholen und die getroffenen Entscheidungen mit größtmöglicher Objektivität bewerten.
Schulen Sie Ihre Mitarbeiter
Die Mitarbeiter sollten regelmäßig darüber informiert werden, welche Möglichkeiten sie haben, Verstöße und Betrug zu melden. Dazu können Sie auch externe Berater mit ins Boot holen.
Was andere Leser noch gelesen haben
- Blamage: Kein Grund zur Panik!
- Whistleblower: Wie Sie zum Helden werden
- Wie Sie mit Unwahrheiten im Büro umgehen
- Konflikte lösen im Beruf
- Interessenkonflikt: Widerstrebende Interessen vermeiden
- Lügen: 7 wahre Fakten über die Lüge