Pokerface: Bedeutung + Wann es schadet

Die Kommunikation lebt von Worten UND nonverbalen Signalen – durch Gestik und Mimik. Wer ein Pokerface aufsetzt, blendet diese Körpersprache bewusst aus. Die innersten Gefühle sind nicht mehr „lesbar“ – beim Pokern ein Vorteil. Aber werden dabei wirklich alle Botschaften verborgen? Und wann ist ein Pokerface nützlich beziehungsweise hinderlich?

Pokerface Psychologie Bedeutung Beispiel Tipps

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Definition: Was ist ein Pokerface?

Der Begriff Pokerface (Englisch: poker face) beschreibt ein Gesicht, das völlig regungs- und emotionslos auf Betrachter wirkt. Benannt ist der Gesichtsausdruck nach dem Pokerspiel, bei dem es für Spieler taktisch von Bedeutung ist, die Gefühle zu kontrollieren und nicht zu verraten, damit zum Beispiel ein Bluff gelingt.

Das Pokerface unterbindet die nonverbale Kommunikation und lässt im Idealfall keinerlei Rückschlüsse auf die wahren Gefühle bzw. Karten auf der Hand zu. Der Begriff bezieht sich aber nicht nur auf das Gesicht: Wer ein Pokerface aufsetzt, lässt ebenso wenig Schlussfolgerungen durch seine Körperhaltung oder restliche Körpersprache zu.

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Emotionale Regungslosigkeit: Geht das überhaupt?

Ein Schmunzeln zu unterdrücken oder unbeteiligt zu starren, ist anstrengend und unnatürlich. Jeder, der schon mal versucht hat, ein Lachen zu unterdrücken, weil die Situation unpassend war, weiß, wie scher das ist.

Bis heute sind sich Wissenschaftler einig darüber, dass die nonverbalen Signale den Großteil unserer Kommunikation ausmachen. Selbst wenn wir schweigen, redet der Körper weiter. Das alles zu kontrollieren, inklusive aller Gesichtsmuskeln? Nahezu unmöglich.

Gesichtsausdruck entlarvt Lügner

Die Körpersprache ist für Menschen schon evolutionär von großer Bedeutung. Stimmen verbale und nonverbale Kommunikation nicht überein, bekommen wir sofort ein Störgefühl. Gerade Gestik und Mimik helfen uns dabei, zum Beispiel einen notorischen Lügner zu entlarven.

Für bestimmte Berufsgruppen kann es sogar wichtig sein, zu erkennen, was im Gegenüber gerade vorgeht. Das gilt zum Beispiel für Richter, Journalisten oder Psychotherapeuten. Kann ein Patient seine Gefühle nicht ausdrücken oder zeigen, ist das teils sogar ein Indiz für eine psychische Erkrankung.

Pokerface kann psychologische Ursachen haben

In der Psychologie ist ein Pokerface mitunter ein Symptom für die sogenannte Alexithymie – die Unfähigkeit, seine Gefühle mimisch auszudrücken. Ebenso können alexithyme Menschen nicht einschätzen, wie andere Menschen fühlen. Von der Gefühlsblindheit sind rund zehn Prozent der Bevölkerung betroffen.

Kurzer Test: Der US-Psychologe Paul Ekman konnte bereits in den 1960er Jahren nachweisen, dass sieben Grundemotionen universell sind und weltweit erkannt werden. Ohne den Text zu lesen: Hätten Sie es sofort erkannt?

Pokerface Grundemotionen

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Surface acting: Pokerface als erwünschte Fassade

Gleichzeitig haben Menschen gelernt, dass nicht jede Emotion zu jeder Zeit angemessen ist. Schadenfreude zum Beispiel kommt im Job und unter Kollegen gar nicht gut an. Ebenso wenig lachen wir bei einer Beerdigung oder sind zu Kunden unfreundlich – egal, wie sehr diese nerven oder wie schlimm unser Montag ist.

Surface Acting nennen Profis das, wenn wir unserem Gegenüber eine erwartete oder sozial erwünschte Fassade vorspielen. Auch die ist im Grunde nichts anderes als ein Pokerface. So wie die Popsängerin Lady Gaga es besingt: „Can’t read my poker face.“ Nicht jeder und jedem offenbaren wir gleich unsere Innerstes und was wir wirklich denken.

Körpersprache ist verräterischer

Beim Pokerspiel setzen die Spieler zwar auch weiterhin ein Pokerface auf. Doch achten Berufsspieler weitaus mehr auf die Körpersprache, um herauszufinden, ob jemand beim Spiel blufft oder nicht.

Die Körpersprache ist oftmals verräterischer als der Gesichtsausdruck. Studien um Michael Slepian von der Columbia Universität in New York bestätigen das: Er zeigte Probanden Videos von Pokerspielern. Mal nur das Gesicht, mal den ganzen Körper, mal nur die Hände. Ergebnis: Wer das Blatt mittels Gesicht einschätzte, lag oft daneben. Wer hingegen auf die Hände achtete, konnte die Spieler besser lesen.

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Gesichtskontrolle oder Authentizität?

So ganz verstellen können wir uns nie. Völlige Selbstbeherrschung und emotionale Selbstkontrolle sind eine Illusion. Das macht das Pokerspiel auch so spannend.

Forscher glauben, dass es das „Pokerface“ gar nicht gebe. Allein die 43 Gesichtsmuskeln sind in der Lage, mehr als 10.000 unterschiedliche Gesichtsausdrücke zu formen. Darunter zahlreiche Mikroexpressionen, die innerhalb von Sekundenbruchteilen über unser Gesicht huschen und deshalb kaum zu kontrollieren sind – aber wahrgenommen werden.

Verspiele ich Vertrauen?

Solche Mikroexpressionen passieren zum Beispiel dann, wenn jemand etwas anderes denkt oder fühlt, als er nach außen zugibt. Bemerken wir das, bekommen wir Zweifel an der Authentizität eines Menschen.

Beim Pokern gehört das zum Spiel. Im Alltag und Berufsleben ist das eher hinderlich. Wer hier ein Pokerface aufsetzt, verspielt Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Andersrum wird ein Schuh daraus: Wahrhaftigkeit siegt.


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