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Schadenfreude: Warum sie so destruktiv wirkt

Schadenfreude begegnet uns relativ häufig im Alltag. Wer kennt das nicht: Eine Person, die uns eh nicht besonders sympathisch ist, stolpert und das sieht so komisch aus, dass man sich das Grinsen kaum verkneifen kann. Oder aber die Kontaktversuche des Kollegen scheitern bei der neuen Kollegin – recht so, die abgedroschenen Sprüche waren immer schon doof. Missgeschicke und Pech anderer Menschen wecken nicht immer unsere Empathie oder Verständnis. Im Gegenteil: Schadenfreude empfinden wir meistens dann, wenn wir insgeheim der Meinung sind, dass jemand etwas verdient hat. Gefährliches Denken! Wohin die menschlichen Abgründe führen…


Schadenfreude: Warum sie so destruktiv wirkt

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Schadenfreude: Ursache und Bedeutung

Allein der Begriff Schadenfreude wirkt wie ein Widerspruch in sich selbst. Freude beim Schaden anderer zu empfinden? Das klingt nach einem zutiefst unsympathischen Wesenszug, schwingt doch im Subtext Missgunst mit: Warum freut sich eine(r) erst im Augenblick des Scheiterns und nicht vielmehr beim Erfolg?

Andererseits: Schadenfreudige Menschen kennt jeder und auch man selbst hat sich vermutlich einmal bei dem Gedanken ertappt: „Geschieht ihm/ihr recht!“ – oder frei nach Nelson Muntz aus der TV-Serie „Die Simpsons“: „Ha Ha!“

Es scheint ein durch und durch menschliches Verhalten zu sein, Schadenfreude zu empfinden. Entsprechend ranken sich etliche Sprüche um das Thema:

Schadenfreude ist die reinste Freude. (Deutsches Sprichwort)

oder:

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu
sorgen. (Sprichwort)

Aber woher kommt Schadenfreude?

Was viele Studien zu dem Thema heute deutlich zeigen: Schadenfreude ist an Sympathie beziehungsweise Antipathie geknüpft.

Heißt im Klartext: Schadenfreude entsteht vor allem, wenn wir den anderen nicht mögen und ihm sein Unglück gönnen. Bei Freunden reagieren viele empathischer und leiden mit dem anderen, statt sich diebisch zu freuen.

Das lässt sich beispielsweise bei dem Kollegen beobachten, dem Sie vielleicht die Beförderung nicht gönnen, weil Sie Ihrer Meinung nach deutlich engagierter waren.

Andererseits lachen wir genauso, wenn wir uns Slapstick-Videos oder Pleiten, Pech und Pannen-Shows anschauen. Selbst Realityformate wie das „Dschungelcamp“ oder „DSDS“ bauen letztlich darauf auf, dass sich der Zuschauer am Scheitern anderer laben und ergötzen kann.

Hier greift ein zweiter Effekt, der zur Ursache von Schadenfreude wird: Indem wir uns über Fehler und Pleiten anderer amüsieren, fühlen wir uns selbst besser. Zum Glück ist mir das nicht passiert. So schlimm ist meine Situation gar nicht…

Tatsächlich können selbst Hirnforscher heute Schadenfreude nachweisen. Den Neurologen Tania Singer und Claas Enno Stephan zufolge ist diese Emotion fest im Gehirn verankert. In den Untersuchungen wurden erst Sympathien beziehungsweise Antipathien gegenüber einigen Teilnehmern aufgebaut – anschließend bekamen diese leichte Stromschläge.

Und siehe da: Beim Anblick eines Sympathieträgers, der Schmerzen hatte, zeigte sich Mitgefühl. Wenn jedoch eine unsympathische Testperson Stromschläge bekam, hielt sich nicht nur das Mitgefühl der anderen in Grenzen, sondern es sprang auch noch das Belohnungszentrum im Gehirn, Nucleus Accumbens genannt, an.

Bemerkenswert daran: In diesem Gehirnareal werden klassischerweise auch Rachegefühle verortet. Oder mit anderen Worten: Schadenfreude ist uns eine Genugtuung.

Studien kommen zudem zum Ergebnis, das Männer häufiger als Frauen Schadenfreude empfinden. Vermutet wird ein evolutionärer Hintergrund: Ursprünglich seien vor allem die Männer für Bestrafung zuständig gewesen, während bei Frauen für den Zusammenhalt der Familie und Gruppe eher das Empathieempfinden entscheidender war.

Sprüche und Zitate zur Schadenfreude

  • Das größte Unglück ist komisch, solange es nur anderen passiert. Sprichwort
  • Wer Schadenfreude bei des Nächsten Unglück zeigt, hat den Gipfelpunkt der Schlechtigkeit erreicht.
  • Jedoch ist Neid zu fühlen, menschlich; Schadenfreude zu genießen, teuflisch. Arthur Schopenhauer
  • Für die Schadenfreude ist die Freude zu schade. Werner Mitsch
  • Es ist ein großer Trost, andere dort scheitern zu sehen, wo man selbst gescheitert ist. William Somerset Maugham
  • Der Mensch ist zur Freude geboren. Kann er sich nicht über seine eigene Schönheit freuen, freut er sich gewiss über die Hässlichkeit der anderen. Franz von Schönthan
  • Neid ist der Ärger über den Mangel an Gelegenheit zur Schadenfreude. Unbekannt
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Darum gibt es im Job besonders viel Schadenfreude

Wir können in jedem Bereich unseres Lebens Schadenfreude empfinden. Im Alltag zeigt sich: Gerade der Arbeitsplatz ist eine häufige Kulisse, um über sich am Unglück anderer zu erfreuen. Der unliebsame Kollege wird vom Chef zurechtgewiesen, die Idee der Überfliegerin kommt beim Kunden gar nicht gut an oder auf dem Hemd des peniblen Chefs hat sich ein Kaffeefleck breitgemacht. Fast jeder kann sich an diesen Dingen auf Kosten anderer erfreuen.

Häufige Schadenfreude im Job erklären Forschern der Universität Zürich durch die große Konkurrenz im Arbeitsumfeld. Der Impuls zur Schadenfreude ist besonders stark, weil damit ein eigener Vorteil einhergeht.

In dem Moment, wo ein Kollege scheitert, ergibt sich für uns selbst – gefühlt – eine Chance.Wir freuen uns gleich doppelt: Weil dem anderen ein Fehler unterlaufen ist und weil wir diesen für uns nutzen wollen, um selbst beruflich voran zu kommen und die Konkurrenz abzuhängen.

Beispiel Theater: Fällt die Erstbesetzung für die Hauptrolle aus, rückt automatisch die Zweitbesetzung nach. Das kann eine günstige Gelegenheit sein, auf sich und sein Talent aufmerksam zu machen und somit zukünftig stärkere Beachtung zu finden. Oder wie das Sprichwort sagt:

Des einen Leid ist des anderen Freud‘.

Experten warnen davor, dass Schadenfreude im Job zum ernsthaften Problem werden kann. Irgendwann wird nicht mehr miteinander, sondern gegeneinander gearbeitet. Anfangs freut man sich über Unglück und Fehler, später werden diese durch Manipulation oder Mobbing vielleicht selbst herbeigeführt.

Entgegenwirken können Unternehmen durch ein besseres Betriebsklima. Mit einem ausgeprägten Wir-Gefühl und starkem Zusammenhalt im Team, nimmt die Schadenfreude deutlich ab und wird durch Empathie und Hilfsbereitschaft ersetzt.

Schadenfreude: Eine rein deutsche Emotion?

Wer sich mit dem Thema beschäftigt, wird schnell feststellen, dass in der englischsprachigen Forschung gerne auf das Wort Schadenfreude zurückgegriffen wird. Allerorten kann man lesen, dass die englische Sprache kein Wort für Schadenfreude hätte.

Und in der Tat handelt es sich um ein Lehnwort im Englischen. Auf Lehnwörter greift eine Sprache für gewöhnlich zurück, wenn die Sprecher der Ursprungssprache in etwas sehr bewandert sind. So stammen beispielsweise viele Begriffe aus dem Bergbau oder Handwerk im Polnischen ursprünglich aus dem Deutschen, weil es deutsche Siedler waren, die dort bestimmte Techniken eingeführt haben.

Spinnt man diesen Gedanken zu Ende, müssten die Deutschen also ein Volk von Missgünstigen sein, deren höchstes Glück darin besteht, sich über den Schaden Dritter zu freuen. Schadenfreudige Menschen gibt es aber überall. Sowohl Psychologie als auch Ethnologie oder Linguistik zeigen das:

Keine Ethik, keine Religion, keine in Sprichwörtern niedergeschlagene Volksweisheit, die Moral keiner Fabel, keine Verhaltensregel eines Naturvolkes haben den Neid zur Tugend erhoben,

so der Psychologe, Philosoph und Mediziner Helmut Schoeck.

Dass es sich bei Schadenfreude mitnichten um ein deutsches Phänomen, sondern lediglich um ein Nationalstereotyp handelt, bestätigt auch der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch. Schadenfreude werde im Englischen durchaus korrekt mit gloating übersetzt. Auch malicious joy oder andere Zusammensetzungen ermöglichen es, diese Emotion anders als auf Deutsch auszudrücken.

Aber manchmal finden wir es schick, Dinge anders zu benennen – wir Deutschen sagen ja auch gerne Job statt Arbeit.

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Schadenfreude ist ein Indiz für mangelndes Selbstwertgefühl

Freude über den Schaden anderer deutet in vielen Fällen auf heimliche (oder auch offensichtliche) Neidgefühle hin.

Was wäre denn, wenn die Person nicht ins Straucheln geraten, nicht hingefallen wäre? Hätten wir uns dann über den Erfolg gefreut? Da hat eine(r) etwas gewagt – und gewinnt auch noch. Wie unerhört! Womöglich hat die Person damit etwas erreicht, was wir uns für uns selbst viel mehr gewünscht hätten…

Schadenfreude ist damit so etwas wie eine Rache im Kleinen: Wir wissen, dass wir niemandem Schaden zufügen dürfen, nur weil er mehr Glück oder Erfolg hat. Wir freuen uns aber dennoch, wenn das Schicksal zuschlägt und den (aus unserer Sicht) ungerechten Vorteil ausgleicht.

So ist übermäßige Schadenfreude ein Indiz für geringes Selbstwertgefühl. Denn nur das braucht eine externe Bestätigung.

Schadenfreude hilft den Betroffenen dabei, sich selbst aufzuwerten, indem sie beobachten wie jemand anderem etwas Schlechtes zustößt, Motto: Relativ betrachtet, bin ich jetzt besser dran.

Wie können Sie mit Schadenfreude umgehen?

Das Opfer von Schadenfreude zu werden ist erst einmal nie schön. Jemand macht sich auf Ihre Kosten lustig und freut sich darüber, dass Ihnen etwas missglückt ist. Doch bringt es Ihnen nichts und macht die Situation auch nicht besser, wenn Sie in Wut verfallen, eingeschnappt reagieren oder sich von der Schadenfreude runterziehen lassen. Aber was dann tun und wie reagieren, wenn ein Kollege oder auch Freund seine Schadenfreude zeigt?

Zunächst einmal: Nehmen Sie es dem anderen nicht gleich übel und fühlen Sie sich auch nicht persönlich angegriffen. Schadenfreude ist oftmals ein erster Impuls, dem viele Menschen nicht widerstehen können, wenn etwas zwar anderen schadet, aber gleichzeitig eine gewisse Komik besitzt. Klassische Beispiele sind hier etwa ein Stolperer oder auch der Kaffee, den Sie sich über das weiße Hemd kippen. Sie können das zwar nicht verstehen, doch für Außenstehende haben solche Momente durchaus lustige Seiten.

In diesem Fall ist einfach mitlachen und sich selbst und die Situation nicht so ernst nehmen meist die beste Strategie. Eine solche Reaktion wirkt sehr sympathisch und zeigt, dass Sie auch über sich selbst lachen können, wenn etwas schief läuft.

Ist die Schadenfreude eher heimtückischer Natur, etwa weil Sie gescheitert sind, ein Projekt nicht geklappt hat oder ein Vorhaben nicht so ausgegangen ist, wie Sie es sich vorgenommen haben, ist es schon schwerer, ruhig zu bleiben und sich nicht auf das Negative zu konzentrieren. Hier hilft: Denken Sie an das Motiv der Schadenfreude, also vermutlich den Neid bei Ihrem Gegenüber und schöpfen Sie daraus Kraft.

Sie müssen im Vorfeld also schon einiges richtig gemacht haben, wenn andere mit so viel Schadenfreude reagieren, nur weil es einmal nicht geklappt hat.

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Vorsicht: Schadenfreude ist auf Dauer destruktiv

Natürlich ist es nichts Schlimmes, wenn wir gelegentlich Schadenfreude empfinden und uns amüsieren, wenn anderen ein kleines Unglück geschieht. Irgendwann trifft es schließlich jeden mal – dann sollten Sie am besten auch über sich selbst lachen können.

Problematisch wird die Schadenfreude allerdings, wenn jemand die Schadenfreude forciert und damit einen einem bestimmten Zweck verfolgt – dem etwa, sich daran zu ergötzen und danach besser (vielleicht sogar überlegen) zu fühlen. Ein solches Verhalten deutet eher auf mangelnde charakterliche und emotionale Reife hin.

Auch im zwischenmenschlichen Umgang wirkt Schadenfreude, wenn sie gehäuft vorkommt, zerstörerisch. Sie lebt und ernährt sich nicht vom Leid anderer, sie frisst einen von innen auf. Aus dem ursprünglich empfundenen Triumph wird ein Pyrrhussieg: Nicht wer den Schaden hat, sondern wer Freude dabei empfindet, spottet jeder Beschreibung.

Klüger ist da schon die Haltung eines anderen Sprichwortes:

Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freud ist doppelte Freud.

[Bildnachweis: Karrierebibel.de]

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