Shit happens: Mehr als eine gesunde Einstellung

Es ist zum Mäusemelken! Obwohl Sie eine Sache gründlich vorbereitet haben, ist Ihnen ein Fehler unterlaufen. Da kann man nur sagen: Shit happens. Was im Deutschen etwas unflätig daherkommt, klingt im Englischen doch gleich viel harmloser. Und so ist es ja auch – manche Missgeschicke sind ärgerlich, häufig sogar vermeidbar, aber keineswegs unauslöschbar. Kurskorrekturen mögen eine zusätzliche Anstrengung bedeuten, aber es hilft Ihnen nicht weiter, wenn Sie sich den ganzen Tag über etwas ärgern, das nun einmal passiert ist. Wie Sie zu einer besseren Fehlerkultur gelangen und mit Fehlern umgehen können…

Shit Happens

Übersetzung: Shit happens für mehr Gelassenheit

Shit happens, zu Deutsch: „Scheiße passiert“, ist eine englische Redewendung. Wer es weniger drastisch ausdrücken möchte, sagt: „dumm gelaufen.“ Auf Englisch wird „shit happens“ gerne noch ergänzt mit: „So what?!“ oder „Keep calm.“ Auf Deutsch etwa: „Na und?“ beziehungsweise „Nur die Ruhe!“

Hinter dem Fäkalausdruck „shit happens“ steckt die Erkenntnis, dass Fehler gemacht werden, Pannen passieren und falsche Entscheidungen getroffen werden. Der „Shit“ ist etwas Alltägliches. Unglücke und Rückschläge gehören zum Leben dazu, niemand bleibt verschont. Immerhin: Die Franzosen drücken es etwas philosophischer aus: „C’est la vie“ – so ist das Leben…

Die Kunst besteht allerdings darin, auf solche Missgeschicke mit Gelassenheit zu reagieren. Und genau daran erinnert der Satz oder Fäkalausdruck ebenfalls.

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Warum reagieren wir so selten gelassen?

Das Problem an Pleiten, Pech und Pannen: In den meisten Fällen reagieren wir (und andere) so gar nicht gelassen darauf oder mit einem nonchalanten „Shit happens“. Wer Zeuge eines Versagens wird, ist eher ziemlich alert, ärgert sich oder rastet gar völlig aus. Manche reagieren auch mit Schadenfreude oder treten verbal noch nach: „Hab ich dir gleich gesagt: Das klappt nicht!“

Zugegeben, im Arbeitsalltag steht mitunter viel auf dem Spiel. Fehler kosten und können richtig teuer werden. Dass Chefs darauf nicht unbedingt gelassen reagieren, ist verständlich. Der Grund für die mangelnde Fehlerkultur liegt aber auch in der oft geförderten Fassade. Perfektionismus und Selbstdarstellung wirken auf viele – noch immer – souveräner als ein ehrlicher Umgang mit Malheurs.

Fehler haben Konsequenzen

Kein Wunder! Fehler kratzen immer auch am Selbstwertgefühl. Erst recht, wenn jemand zum Perfektionismus neigt. Hinzu kommt die Scham vor den Kollegen oder gar die Angst, dass der Fehler Konsequenzen für die eigene Karriere hat. Womöglich droht der Entzug wichtiger oder prestigeträchtiger Aufgaben oder eine Degradierung…

Nicht selten ärgern wir uns uns auch einfach über uns selbst. Unser schärfster Kritiker – das sind wir oft selbst. Mit uns gehen wir besonders streng ins Gericht. Etwa wegen Unachtsamkeit oder Naivität. Sich dann auf die Redewendung „Shit happens“ zu besinnen, fällt vielen entsprechend schwer. Gerade in Deutschland und der für uns typischen Erfolgs- und Leistungsgesellschaft. Wer Fehler macht, fühlt sich dann schnell wie ein Versager, der endgültig gescheitert ist.

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Shit happens: Das Verhalten als Führungskraft

Wie Unternehmen mit Fehlern umgehen, wirkt sich unmittelbar auf das Verhalten der Mitarbeiter aus. Der Führungskraft kommt hierbei eine zentrale Funktion zu: Wer nur die Schuld sucht und delegiert und keine Verantwortung übernimmt, fördert ein Klima der Angst und der Denunziation. Entsprechend werden die Mitarbeiter versuchen, Fehler zu vertuschen, herunterzuspielen oder aber andere dafür verantwortlich zu machen. Dem Unternehmen droht Stillstand, keine(r) wagt mehr was…

In einer solchen Unternehmenskultur lässt sich weder motiviert noch innovativ arbeiten. Sie wird dominiert von Vorwürfen wie:

  • „Das war ja klar, das sowas von Ihnen kommen muss!“
  • „Immer das Gleiche, wenn man es nicht selbst macht…“
  • „Wie kann man nur so dämlich sein!“
  • „Ich habe Ihnen doch lang und breit erklärt, dass…“
  • „Wieso muss bin ich nur von unfähigen Mitarbeitern umgeben?“
  • „Kann man Sie nicht einmal alleine lassen?!“

Solche Vorwürfe sind echte Killerphrasen. Sie tragen weder zu einem konstruktiven, klärenden Gespräch bei, noch helfen Sie die Ursachen zu analysieren und Fehler in Zukunft zu vermeiden. Die Folgen: Fehler werden verschleiert und richten so womöglich noch größeren Schaden an.

Mehr Einfühlungsvermögen zeigen

Natürlich geht es auch nicht darum, auf jeden Fehler mit einem saloppen „Shit happens!“ zu antworten. Aber gerade Führungskräfte haben hier die Chance, unsichere Mitarbeiter erst einmal emotional abzuholen und zu signalisieren: Das Lernen und Lösen des Problems ist wichtiger als die Schuldfrage. Lösungsorientierte Reaktionen könnten zum Beispiel sein: „Beruhigen Sie sich erst einmal. Dann erzählen Sie mir in Ruhe, was passiert ist…“ Oder: „Gut, dass Sie mir das zügig gemeldet haben. So finden wir eine Lösung…“

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Shit happens: Analyse oder Ad acta?

Auch wenn der Umgang mit Fehlern im Berufsleben nachhaltig von der Unternehmenskultur beeinflusst wird: Sie können genauso an Ihrer eigenen Einstellung zu Fehlern arbeiten. Oft sind die Reaktionen vom Chef oder den Kollegen gar nicht so schlimm, vielmehr machen wir uns das Leben selbst schwer, kritisieren und viel zu hart und verurteilen uns selbst.

Selbstvorwürfe sind ebenso destruktiv und wenig zielführend. Wichtiger ist ein offener, lösungsorientierter Ansatz. Vertuschen kann keine Option sein, denn so ändern Sie nichts. Voraussetzung ist vielmehr, dass Sie reflektieren. Nicht umsonst heißt es: Aus Fehlern lernt man! Wer häufiger Shit happens denkt und ruhiger auf Rückschläge reagiert, kann wichtige Lektionen mitnehmen und es in Zukunft besser machen. Das kann Ihnen mit diesen Fragen gelingen:

  • Was genau war der Fehler?
  • Wie konnte der Fehler passieren?
  • Kann ein ähnlicher Fehler erneut vorkommen?
  • Welche Lehre sollte man daraus ziehen?
  • Welche konkreten Handlungen und Veränderungen sind notwendig?

Wer sich diese Fragen stellt, schafft es ehrlich die Situation zu analysieren und gewinnt daraus die Erkenntnis, wie sich zukünftig solche Fehler vermeiden lassen. Und wer zu der Erkenntnis kommt, dass es lediglich ein Missgeschick war, das so vermutlich kein zweites Mal passiert, der braucht sich nicht das Hirn zu zermartern, sondern kann den Vorfall zu den Akten legen, denn: „Shit happens!“

So gehen Sie entspannter mit Fehlern um

Abschließend haben wir noch einige Tipps, die Ihnen dabei helfen, entspannter mit Ihren Fehlern umzugehen und sich eine Shit-happens-Attitüde anzueignen:

  • Gehen Sie nicht vom Worst Case aus

    Nicht jeder Fehler kommt einer Katastrophe gleich. Wer in jedem Fehler das absolute Worst Case sieht und sich die schlimmsten Konsequenzen ausmalt, bauscht diesen unnötig auf. Auch im Job wird Ihnen nicht jedes Mal der Kopf abgerissen und eine Abmahnung erteilt, wenn etwas schief läuft. Denken Sie sich „Shit happens“ und konzentrieren Sie sich darauf, eine Lösung zu finden.

  • Beurteilen Sie sich nicht nur nach Leistungen

    Eine wichtige Erkenntnis: Ihr Selbstwertgefühl sollte nicht ausschließlich an Ihre Leistungen gekoppelt sein. Wer sich selbst nur dann schätzt, wenn Leistungen erbracht werden, hat ein falsches Selbstbild und wird abhängig von der Meinung und Bewertung anderer.

  • Sehen Sie Rückschläge nicht als endgültig an

    Ja, Shit happens – aber danach geht es weiter. Machen Sie sich bewusst: Nur in absoluten Ausnahmefällen ist ein Fehler wirklich endgültig. Meist handelt es sich um vergleichsweise kleine Rückschläge, die vielleicht Zeit und Nerven kosten, aber den Fortschritt und das große Ziel nur kurzfristig beeinflussen. Deshalb gilt: Shit happens, kurz durchatmen und weitermachen!


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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]