Karrierestillstand erkennen: Typische Anzeichen
Wann genau das Gefühl eines Karrierestillstands aufkommt, ist sehr individuell. Ausschlaggebend sind die eigenen Erwartungen an den Verlauf des beruflichen Werdegangs. Manche wollen es schnellstmöglich an die Spitze der Karriereleiter schaffen. Alle anderen Positionen sind idealerweise nur kurzfristige Zwischenstationen auf dem Weg. Andere haben weniger hohe Ziele oder mehr Geduld. Sie geben sich mit kleineren und langsameren Fortschritten zufrieden.
Für alle gilt jedoch gleichermaßen: Sie müssen einen Karrierestillstand erkennen, um darauf zu reagieren. Es muss nicht jährlich eine Beförderung geben, damit Sie nach ein paar Jahren in der Chefetage sitzen. Um nicht langfristig stecken zu bleiben, müssen Sie aber auf einige Anzeichen achten:
- Ihre Aufgaben verändern sich nicht
Über Monate oder gar Jahre die immer gleichen Aufgaben? Dann können Sie davon ausgehen, dass Ihre Karriere stagniert. Natürlich bringt jeder Job gewisse Kernaufgaben mit, doch mit der Zeit sollte sich das Aufgabenfeld erweitern und auch ein wenig verändern. - Ihnen wird keine Verantwortung übertragen
Verantwortung an Mitarbeiter abzugeben ist ein Zeichen von Respekt, Wertschätzung der Leistungen sowie Vertrauen in die Fähigkeiten. Dürfen Sie trotz langer Betriebszugehörigkeit keine wichtigen Projekte betreuen und auch sonst keine Verantwortung tragen, kann dies für einen Karrierestillstand sprechen. - Sie erlernen keine neuen Fähigkeiten
Im Job sollen Sie nicht nur Fähigkeiten und Kenntnisse anwenden, sondern diese erweitern und neue Kompetenzen erwerben. Bleibt Ihr Kenntnisstand über längere Zeit unverändert, scheint auch Ihre Karriere sich nicht zu entwickeln. Erst wenn Sie mehr können, qualifizieren Sie sich auch für höhere Bereiche. - Ihnen fehlt die Perspektive
Worauf arbeiten Sie hin? Was wollen Sie erreichen? Fehlt Ihrem Job die Perspektive, steigt die Gefahr, dass Sie in einen Karrierestillstand geraten. Sie wissen nicht, in welche Richtung Sie sich entwickeln wollen und welche Schritte dafür notwendig sind.
Karrierestillstand hat nichts mit Langeweile zu tun
Stillstand wird oft automatisch mit Langeweile assoziiert. Das ist jedoch schlicht falsch. Langeweile im Job ist selten die Ursache und kein verlässliches Warnzeichen für einen Karrierestillstand. Im Gegenteil! Bestimmte Formen der Langeweile sind sogar positiv, nützlich und ganz normal. Eine Forschergruppe der Universität Konstanz hat fünf Formen der Langeweile ermittelt:
- Indifferente Langeweile
Die Person fühlt sich entspannt und ist in sich zurückgezogen. Diese Art kommt dem allgemein als Langeweile bezeichneten Zustand am nächsten. Er ist völlig normal und in seiner Wirkung meist neutral. - Kalibrierende Langeweile
Die Gedanken schweifen umher, die Aufmerksamkeit gilt keinem bestimmten Thema und ist offen für Neues. Diese Form der Langeweile kann durchaus Neugier ähneln und sich – gerade in kreativen Prozessen – positiv auswirken. - Suchende Langeweile
Rastloses und beständiges Suchen nach neuen Reizen und Aufgaben. Manche lenken sich mit Aktivität von ihrer Ruhelosigkeit ab. Das kann positiv wie negativ sein. Sie kann auch bei Stillstand auftreten, wenn dieser langsam – bewusst oder unbewusst – wahrgenommen wird. - Reaktante Langeweile
Betroffene wehren sich gegen die Situation und versuchen alles, um der Lage zu entfliehen. Diese Form der Langeweile kann sich stark negativ auswirken und zur impulsiven Kündigung oder einem wenig durchdachten Jobwechsel führen. Sie kann auftreten, wenn der Stillstand als Belastung empfunden wird. - Apathische Langeweile
Eine neu entdeckte Form der Langeweile: Sie ähnelt dem Zustand der erlernten Depression oder Hilflosigkeit und hat meist negative Auswirkungen. Bei einem Stillstand kann sie vor allem dann auftreten, wenn dieser unumkehrbar scheint. Es setzen Resignation und Frustration ein.
Ob Langeweile und Karrierestillstand zusammenhängen, muss deshalb geprüft werden. Gerade apathische und reaktante Langeweile sollten als Warnzeichen gesehen werden. Sie sind Konsequenz einer für Sie inakzeptablen Situation, die zeitnah geändert werden muss.
Karrierestillstand: Schnelle Soforthilfe
Ist er erst da, löst sich der Karrierestillstand nicht mehr von alleine auf. Heißt: Sie müssen selbst handeln, um beruflich weiter zu kommen und Ihrer Karriere neuen Antrieb zu verleihen. Der einfachste und schnellste Weg funktioniert über drei Schritte:
- Soll-Ist-Vergleich
Vergleichen Sie Ihre aktuelle Situation mit dem Szenario, das Sie sich vorgestellt haben. Haben Sie erwartet, mehr zu verdienen oder eine höhere Position zu vertreten? Ein solcher Vergleich des Ist-Zustands mit dem Soll-Zustand macht die Unterschiede deutlich und kann Ihnen die eigenen Ziele klar machen. - Schritte ableiten
Überlegen Sie, was nötig ist, um den angestrebten Zustand zu erreichen. Manchmal kann eine neue Gehaltsverhandlung mit dem Chef ausreichen, in anderen Fällen kann vielleicht eine Fortbildung oder auch ein Arbeitgeberwechsel nötig sein. - Setzen Sie um
Theorie allein bringt Sie nicht weiter. Sie sehen die Diskrepanz, kennen die nötigen Schritte – also beginnen Sie sofort mit der Umsetzung! Nur so überwinden Sie den Karrierestillstand. Das mag je nach identifiziertem Handlungsbedarf etwas dauern, doch bringt neue Entwicklung in Ihre Karriere.
Karrierestillstand: Vorbeugen und vermeiden
Im besten Fall kommt es gar nicht erst zu einem Karrierestillstand. Sie haben frühzeitig gegensteuert und Ihren beruflichen Fortschritt gezielt vorangetrieben. Der Grundsatz: Karriere ist kein Zufall, sie wird gemacht und gestaltet. So treiben Sie Ihren beruflichen Werdegang voran und steigern Ihre Zufriedenheit, weil Sie erreichen, was Sie sich vorgenommen haben.
Zugegeben: Mancher Arbeitgeber kann es schwer machen, einen Karrierestillstand zu vermeiden. Doch mit den richtigen Methoden erkennen Sie frühzeitig, wenn Sie auf eine Sackgasse zusteuern und können die Richtung ändern:
Machen Sie einen Karriereplan
Die Karriere lässt sich nicht bis ins letzte Detail planen, doch ein individueller Karriereplan gibt eine gute Orientierung. Dazu müssen Sie nicht jede Variable kennen oder die Zukunft vorhersagen können. Überlegen Sie sich, was Sie bis wann erreichen wollen und wo genau Ihre Ziele und Prioritäten liegen. Dann können Sie in regelmäßigen Abständen prüfen, ob Sie Fortschritte in die angestrebte Richtung machen.
Bilden Sie sich weiter
Selbst wenn Ihr Arbeitgeber keine Fort- und Weiterbildungen anbietet, können Sie diese Entwicklung selbst in die Hand nehmen. Denken Sie daran: Sie arbeiten an sich und Ihrem Erfolg – warten Sie nicht nur darauf, dass andere für Sie tätig werden. Es gibt unzählige berufliche Weiterbildungen, Kurse, Tagungen, Seminare und Trainings, mit denen Sie Ihre Fähigkeiten erweitern können. Das beugt einem Karrierestillstand effektiv vor und ermöglicht Ihnen eine gezielte Gestaltung Ihrer Karriere.
Halten Sie Ihre Erfolge fest
Leider ist es leicht, die eigenen Erfolge und Leistungen zu übersehen und sich selbst die Schuld am Karrierestillstand zu geben. Wenn Sie Ihre Erfolge festhalten, steigern Sie Ihre Motivation und haben immer die Erinnerung, dass Sie zu mehr in der Lage sind. Dies kann Ihnen auch den Mut geben, Entscheidungen zu treffen, die Ihre Karriere verändern können. Unser Tipp: Beginnen Sie noch heute damit, ein Erfolgstagebuch zu verfassen:
Eine Übersicht über Erfolge ist zugleich ein Warnsignal. Ihre Einträge ins Erfolgstagebuch werden weniger und seit geraumer Zeit können Sie nur noch kleine oder gar keine Erfolge verbuchen? Suchen Sie nach den Ursachen und punkten Sie wieder mit guten Ergebnissen. Leistungsträger haben keine Probleme mit einem Karrierestillstand.
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